Keine Frau unter den Helden, die am Ende fürs große Showdown übriggeblieben sind; so wird es wohl nach dem kommenden Dienstag sein. Aber auch für Hillary eine große Rolle. Zwischen der Vienna in "Johnny Guitar" und einer Queen Lear, sozusagen.
Hallo Zettel, wie der Showdown ausgeht, ist wirklich spannend. Ich hab gehört, dass sich 195.000 Leute in irgendeiner Form bei Obamas Kampagne beteiligen. Demgegenüber ist McCain bei der republikanischen Basis recht unbeliebt und wird von einigen mit dem 96er Kandidaten Bob Dole verglichen. Er wird also wahrscheinlich bei weitem nicht so viel praktische Unterstützung erfahren und nicht so viel Geld sammeln wie Obama. Demgegenüber sind seine inhaltlichen Positionen viel mehrheitsfähiger als die des für US-Maßstäbe sehr linken Obama. In der "Zeit" gibt es diese Woche Porträts von einigen seiner Unterstützer, alle sehr links und aus der oberen Mittelschicht. In einem Wahlkampfbüro hing sogar ein Poster von Ché Guevara an der Wand. Ich kann mir im Ergebnis nicht vorstellen, dass so jemand wirklich Präsident der Vereinigten Staaten wird. Es wirft aber schon ein interessantes, wenn auch nicht positives Schlaglicht auf die politische Landschaft der USA, dass eine solche Person in den führenden Medien als große Erlösergestalt dargestellt wird. Herzlich, Chripa
Zitat von Chripawie der Showdown ausgeht, ist wirklich spannend. Ich hab gehört, dass sich 195.000 Leute in irgendeiner Form bei Obamas Kampagne beteiligen. Demgegenüber ist McCain bei der republikanischen Basis recht unbeliebt und wird von einigen mit dem 96er Kandidaten Bob Dole verglichen. Er wird also wahrscheinlich bei weitem nicht so viel praktische Unterstützung erfahren und nicht so viel Geld sammeln wie Obama.
Das ist, lieber Chripa, leider zu befürchten. Obama begeistert die Demokraten, McCaine wird gerade von den aktivisten Republikanern, die überwiegend die konservativsten sind, als halber Demokrat angesehen (nicht konservativ genug bei key issues wie Einwanderung, Homosexualität, Abtreibung).
Das ist deswegen gefährlich für McCain, weil in den heutigen US-Wahlkämpfen die "Mund-zu-Mund-Beatmung" eine wichtigere Rolle spielt als die TV-Werbung. Man ruft Freunde und versucht sie zu überzeugen. Man veranstaltet sogar Partys für einen Kandidaten. Wer nur lauwarm für McCain ist, der macht so etwas nicht.
Zitat von ChripaDemgegenüber sind seine inhaltlichen Positionen viel mehrheitsfähiger als die des für US-Maßstäbe sehr linken Obama.
Seltsamerweise wirkt sich das in den bisherigen Umfragen kaum aus. Obama war der - ich habe das kürzlich geschrieben - gemessen an seinem Abstimmungsverhalten überhaupt am meisten links stehende aller 100 Senatoren. Er hat - heute schwächt er das ab - angekündigt, als gewählter Präsident werde er alsbald den persönlichen Kontakt mit Castro und Ahmadinedschad suchen.
Bisher hat noch nie in der Geschichte der USA jemand, der so weit links steht, eine Chance gehabt, Präsident zu werden. Obama nehmen viele das alles nicht übel. Er gießt seine Sauce der Volksgemeinschaft, des "Wechsels" darüber, und alles Inhaltliche verschwindet darunter.
Zitat von ChripaIn der "Zeit" gibt es diese Woche Porträts von einigen seiner Unterstützer, alle sehr links und aus der oberen Mittelschicht. In einem Wahlkampfbüro hing sogar ein Poster von Ché Guevara an der Wand.
Pipifax, hat dazu heute in CNN ein Vertreter der Demokratischen Partei gesagt. Als es bekannt wurde, hätte die Parteizentrale sofort angeordnet, das zu entfernen (Es war übrigens vor allem die Flagge des kommunistischen Cuba, die da hing).
Zitat von ChripaIch kann mir im Ergebnis nicht vorstellen, dass so jemand wirklich Präsident der Vereinigten Staaten wird. Es wirft aber schon ein interessantes, wenn auch nicht positives Schlaglicht auf die politische Landschaft der USA, dass eine solche Person in den führenden Medien als große Erlösergestalt dargestellt wird.
Diese Medien sind tief frustriert davon, daß acht Jahre lang ein Konservativer Präsident war. Ich habe manchmal den Eindruck, daß es in vielen Köpfen ungefähr diesen Gedanken gibt: Ihr Republikaner habt uns diesen Bush aufgedrückt. Jetzt müßt ihr unseren Obama ertragen.
Hallo Zettel, ich habe in den letzten Monaten ziemlich viel Zeit mit Leuten aus den USA verbracht und dabei auch über Politik diskutiert. Ich habe den Eindruck, dass sich bei vielen ein sozusagen romantisches Staatsverständnis herausgebildet hat, das Politik vor allem nach ästhetischen Kriterien beurteilt. Auch der Trotz spielt, wie sie schreiben, sicher eine Rolle. Auch die Politik von Bush hat Obama zum Teil den Boden bereitet. Er hat vor allem verdammt viel Geld ausgegeben. Das macht es für die Republikaner nun schwieriger, sozialistische Tendenzen oder Ausgabenpläne der Demokraten zu thematisieren. Die dennoch oft hysterische Kritik an Bush hat viele Leute über die Jahre wohl tatsächlich davon überzeugt, es könne nicht mehr schlimmer kommen. Zusammen mit dieser Euphorie (Yes, we can!...), die sich manchmal wie eine Glorifizierung des Irrationalen ausnimmt, ist das schon ziemlich beängstigend. Es wurde hier ja schon darüber gesprochen, dass Kurt Beck sozusagen der deutsche Obama wäre. Wie immer man zum deutschen und amerikanischen politischen System insgesamt steht, mir sind unsere langweiligen und biederen Politiker in letzter Zeit wieder mehr ans Herz gewachsen. Herzlich, Chripa
Zitat von ChripaIch habe den Eindruck, dass sich bei vielen ein sozusagen romantisches Staatsverständnis herausgebildet hat, das Politik vor allem nach ästhetischen Kriterien beurteilt.
Nicht wahr, das paßt gar nicht zu dem vorherrschenden Klischee von den pragmatischen Amerikanern.
Ich habe auch, schon vor Jahrzehnten, Vertreter dieses anderen, romantischen Amerika kennengelernt. Die Umweltbewegung stammt schließlich aus den USA. Auch Bushs Politik hat ja etwas Romantisches, wenn er der Welt Frieden und Demokratie bringen will.
Ich bin der Meinung, lieber Chripa, daß man das, was wir "Nationalcharakter" nennen, besser durch Dimensionen mit ihren Polen fassen kann als durch einzelne Merkmale. Und für die Amerikaner charakterisierend ist meines Erachtens die Dimension "Romantischer Idealismus - Egoistischer Pragmatismus".
Präsidenten wie Nixon, Johnson und Clinton haben den egoistischen Pragmatismus in Reinkultur verkörpert.
Dem romantischen Idealismus am nächsten kam von den letzten Präsidenten vermutlich Ronald Reagan, der dafür jetzt quer durch die Parteien verehrt wird. (Als er regierte, wurde er in Deutschland als halber Faschist dargestellt). Zu den romantischen Idealisten gehörten aber auch Linke, die es nicht bis zur Präsidentschaft brachten: Eugene McCarthy, George McGovern.
Ein linker romantischer Idealist ist bisher noch nie Präsident geworden. Obama könnte der erste sein. (Wobei man nicht weiß, ob sich hinter dem romantischen Idealisten nicht ein knallharter egoistischer Pragmatiker verbirgt).
Zitat von Chripa Auch die Politik von Bush hat Obama zum Teil den Boden bereitet. Er hat vor allem verdammt viel Geld ausgegeben. Das macht es für die Republikaner nun schwieriger, sozialistische Tendenzen oder Ausgabenpläne der Demokraten zu thematisieren.
Das stimmt. Bush war u.a. wegen seines Eintretens für einen schlanken Staat gewählt worden. Daß er in dieser Hinsicht die Konservativen enttäuscht hat, ist einer der Gründe für seinen Popularitätsverlust. Nicht nur der Irak.
Zitat von ChripaDie dennoch oft hysterische Kritik an Bush hat viele Leute über die Jahre wohl tatsächlich davon überzeugt, es könne nicht mehr schlimmer kommen. Zusammen mit dieser Euphorie (Yes, we can!...), die sich manchmal wie eine Glorifizierung des Irrationalen ausnimmt, ist das schon ziemlich beängstigend.
Finde ich auch. Und wenn es mit "rechten" politischen Inhalten einherginge, dann würde man ihn bei uns einen Demagogen und Populisten nennen. Gegen Obama ist Berlusconi ja geradezu ein Muster an Bescheidenheit und Solidität.
Gestern habe ich zufällig diesen Redeausschnitt von Obama noch einmal gehört: "We will change America! We will change the world!" Das sagt er tatsächlich, daß er die Welt ändern will. Und kaum jemand hier sagt: Was ist das eigentlich für ein Großkotz?
Zitat von ChripaEs wurde hier ja schon darüber gesprochen, dass Kurt Beck sozusagen der deutsche Obama wäre. Wie immer man zum deutschen und amerikanischen politischen System insgesamt steht, mir sind unsere langweiligen und biederen Politiker in letzter Zeit wieder mehr ans Herz gewachsen.
Tja. Andererseits hat das amerikanische System ja bisher nicht einen Typ wie Obama als Präsidenten hervorgebracht. Und unseres den Schaumschläger Schröder als Kanzler.
Jedenfalls wird der Wahlkampf zwischen McCain und Obama einer werden, den man schon historisch nennen darf: Erfahrung gegen Versprechungen. Nüchternheit gegen Verstiegenheit. Appell an die Vernunft gegen Appell an das Bauchgefühl. Ein Berufssoldat aus einer alten Soldatenfamilie gegen den Sohn von Eltern, die ihr Leben lang auf dem Selbsterfahrungstrip gewesen sind.
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