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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 651 mal aufgerufen
 Pro und Contra
Enha Offline



Beiträge: 59

17.03.2008 10:02
Was uns so interessiert Antworten

Aus aktuellem Anlass möchte einmal etwas provozierend die Frage nach dem stellen, was uns so alles interessiert
- auch in diesem Forum.
"Wird Ypsilanti, oder wird sie nicht? Wie verhält sich Metzger? Wird oder bleibt Beck der Kandidat?
Und dann die Kommunisten! Und schließlich die ganze Historie! Ich hab das ja schon immer gesagt! Das konnte niemand wissen!"
Welches Ziel steht und stand dahinter? Klarheit zu erlangen über das, was war?
Wir sind Augenzeugen, wie seit langer Zeit das tibetische Volk kulturell und sogar physisch vernichtet wird.
Wir sehen zu oder weg. Andere Themen haben Vorrang. So etwas gab es schon mehrmals.
Und dann fragt der Gutmensch später verwundert, wie so etwas möglich gewesen sei.
Außerdem ist das alles weit weg. Und jetzt die Gewaltausbrüche - so darf man das auch nicht machen
(Pressezitat: "Aber auch die Tibeter kratzen an ihrem Image des gewaltlosen Widerstandes")!
Die Hauptsache ist, dass uns die die Olympiade erhalten bleibt - wenigstens als Idee! Denn ein Geschäft soll das Ganze in keinem Fall sein!?
Übrigens, in wenigen Jahren werden unsere europäischen Gletscher wahrscheinlich nicht mehr existieren.
Woher wird dann unser Trinkwasser kommen? Aber es gibt Wichtigeres:
Zwei Deutsche haben beim Immer-mit dem-Auto-im-Kreis-Fahren gewonnen.
Herzlich
Enha

Kaa Offline




Beiträge: 658

17.03.2008 11:40
#2 RE: Was uns so interessiert Antworten

Und was wird die große Empörung ändern? Gefrieren dann die Gletscher wieder? Sagt Merkel den Chinesen die Meinung? Wird die Hamas friedlich? Dürfen die griechisch Orthodoxen dann in der Türkei Gemeinden haben?

Wir sind hier nur kleine Leute. Wir machen hier Meinungsbildung (ich mache das) und Freundschaftsdiskussionskämpfe (vielleicht ein Hauptanreiz für jemand anderes) und Meinungsverbreitung und Gleichgesinnte finden und ... - aber Politik machen wir nicht. Und ändern tun wir auch nichts.

Wenn ich was ändern wollte, müßte ich a) in die Politik gehn. Einige hier könnten das - ich habe dazu noch zu wenig Ahnung. Und ich müßte b) bereit sein sehr viel Zeit und Energie zu investieren. Ich glaube nicht, daß ich das will. Außerdem glaube ich nicht, daß ich die Frustrationstoleranz habe, die man in der Politik braucht.


Kaa

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. (Wörtlich nicht von mir)

Enha Offline



Beiträge: 59

17.03.2008 14:16
#3 RE: Was uns so interessiert Antworten

In Antwort auf:
Wir sind hier nur kleine Leute. Wir machen hier Meinungsbildung

Liebe Kaa,
diese Meinungsbildung wird doch sicher ein Ziel haben. Wessen Meinung(en) sollen denn gebildet werden? Etwa nur die eigene?
Um etwas zu bewegen und zu ändern, muss man doch nicht unbedingt in die Politik gehen. Wo immer man mit Menschen zu tun hat, besteht die Möglichkeit, deren Bewusstsein in neue Richtungen zu lenken oder es zumindest zu beeinflussen. Die daraus resultierenden Wirkungen sind sicher nicht kurzfristig festzustellen, können sich aber z.B. an einem anderen geistigen Klima zeigen.
Ob Merkel den Chinesen die Meinung sagt, ist unerheblich. Es wäre dann übrigens das erste Mal, dass sie wirklich eine Meinung vertreten hätte. Wichtiger wäre, dazu beizutragen, bei anderen Menschen es erst einmal zu einer wie auch immer gearteten Meinung kommen zu lassen und ihr Denken in neue Richtungen zu lenken.
Herzlich,
Enha


Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.03.2008 16:53
#4 RE: Was uns so interessiert Antworten
Zitat von Enha
Wir sind Augenzeugen, wie seit langer Zeit das tibetische Volk kulturell und sogar physisch vernichtet wird. Wir sehen zu oder weg. Andere Themen haben Vorrang.

Lieber Enha,

ich versuche einmal, das in Bezug auf ZR zu beantworten.

Ich überlege oft, ob ein Thema nicht eigentlich einen Artikel in ZR verlangen würde. Tibet natürlich.

Dann suche ich nach Material. Nach etwas, das man in Deutschland nicht überall liest. Oder nach etwas, das man in einem neuen Licht darstellen kann. Nach Gesichtspunkten, Argumenten, Informationen, die mir einen Artikel wert erscheinen.

Zu Tibet habe ich so etwas bisher nicht gefunden. Also habe ich nicht darüber geschrieben. (Und es ist natürlich auch eine Frage der Zeit, die man investieren kann).

Aber genau dafür gibt es ja dieses Unterforum "Weitere Themen": Daß auch über das diskutiert werden kann, zu dem es keinen Artikel in ZR gibt.



Das ist jetzt nur der triviale, unmittelbare Aspekt dessen, was Sie ansprechen. Eigentlich geht es Ihnen - vermute ich - ja darum, wie überhaupt Prioritäten politischen Interesses gesetzt werden.

Da spielt sicher vieles eine Rolle. Nach meinem Eindruck hängt die Aufmerksamkeit, die ein Theme bei uns in der öffentlichen Diskussion erfährt, wesentlich daran, ob es in bestimmte Klischees paßt.

Eine Folge dieser Klischees ist es, daß alles Negative, das man den USA, dem Kapitalismus usw. zuordnen kann, in den Leitmedien breit dargestellt wird, während es auf vergleichsweise wenig Interesse stößt, wenn Kommunisten oder wenn lokale Herrscher verantwortlich sind.

In Tibet wird seit Jahrzehnten ein Volk brutal unterdrückt, wird eine Kultur bedrängt, vielleicht ausgelöscht. Eine Besatzungsmacht regiert mit eisernem Zwang.

Würde eine von den USA unterstützte Diktatur in Südamerika das machen, dann wäre es ein Dauertheme in unseren Medien. Da es Kommunisten tun, wird es allenfalls dann einmal thematisiert, wenn der Dalai Lama von der Kanzlerin im Kanzleramt empfangen wird.

Herzlich, Zettel
Frankfurter Offline



Beiträge: 233

17.03.2008 18:54
#5 RE: Was uns so interessiert Antworten

SPON hat es sogar geschafft, die Toten in Tibet und die USA in eine Schlagzeile zu bringen:

"TOTE IN TIBET
Entsetzen über Eskalation - Bush attackiert China
"

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,541521,00.html

Was den SPON angeht, da fällt mir manchmal wirklich nichts mehr ein.

Ich lese ihn nur noch, weil er halt mit der aktuellste ist, und auch oft neue Artikel bringt.


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"In times of universal deceit, telling the truth will be a revolutionary act." George Orwell, 1984

Kaa Offline




Beiträge: 658

17.03.2008 21:25
#6 RE: Was uns so interessiert Antworten

Lieber Enha

Ich habe nicht geantwortet, weil ich das Thema sehr interessant finde und hoffte, jemand anders geht auf das ein, was mich interessiert. Und was wie ich vermute auch Sie interessiert. Was wollen wir, wenn wir politisch diskutieren? Was können wir erreichen. Das finde ich erstmal viel interessanter als die konkreten einzelnen weltpolitischen Ereignisse.

Wieso soll ich über Tibet schreiben, mich empören, wenn ich sowieso nichts ändern kann. Dann ist es doch besser, ich empöre mich über irgendeine Kleinigkeit, die bei mir im Ort oder in der Familie passiert. Wieso soll ich mich über Tibet empören? Kurdistan ist doch viel näher. Was im Kosovo passiert ist finde ich auch empörend - er ist auch viel näher. Aber bezüglich Kurdistan und Kosovo kann ich auch nichts erreichen. Schwups die Wups hat meine Bundeskanzlerin den Kosovo anerkannt. Sie hat mich gar nicht gefragt. Und in NullKomma nix ist die Türkei in der EU und wir schauen alle weiter bei Kurdistan weg. Aber da kann ich ganz veilleicht noch was gegen machen, daß die Türkei in die EU kommt. Da bin ich eines der vielen winzigen Rädchen im Getriebe.

Übrigens, die Frau Merkel hat selbstverständlich Meinungen, wie man in den Interviews lesen kann, die mit ihr gemacht werden.

Meine Meinungsbildung hat das Ziel, daß ich eine Meinung habe. Ja, ich bilde hier nur meine eigene Meinung. Allerdings muß ich sagen, daß C. und früher Regina und auch Zettel zu meiner Meinungsbildung beitragen. Ich glaube nicht, daß ich denen ihre Meinung bilden kann, weil sie von Politik viel mehr wissen als ich. Nur - was für alle hier diese politische Debatte für einen Sinn hat, das war die Frage, oder? Ob es praktische Konsequenzen hat? Haben kann. Ich glaube, so direkt kann sie das nicht.

Kaa

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. (Wörtlich nicht von mir)

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