In ZR ist es in letzter Zeit a bisserl still um Barack Obama geworden; ich hatte den Eindruck, eigentlich das zu ihm geschrieben zu haben, was ich gern sagen wollte. Aber auf einen interessanten Kommentar von William Kristol wollte ich doch gern mit diesem Zitat des Tages aufmerksam machen.
Zitat von ZettelIn ZR ist es in letzter Zeit a bisserl still um Barack Obama geworden; ich hatte den Eindruck, eigentlich das zu ihm geschrieben zu haben, was ich gern sagen wollte. Aber auf einen interessanten Kommentar von William Kristol wollte ich doch gern mit diesem Zitat des Tages aufmerksam machen.
Mein Eindruck war ein Ahnlicher, wenngleich ich nur die deutschen Blogger uber den Wahlkampf lese: Obama wird offenbar von der 'Intelligentsia' getragen und nicht von den Arbeitern selbst. Naja, ist nicht das erste mal, dass die Arbeiter den Wechsel garnicht wollen, den die Wohlstandskinder fuer die Arbeiter herbeisehnen.
Ich will damit nicht nerven und bitte, lieber Zettel, sage mir, wenn ich das Thema Dennis Prager zukünftig nicht mehr anbringen soll!
Dies vorausgeschickt würde ich gerne an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass Dennis Prager sich dieses Obama-Zitats ausführlich angenommen hat und in seinen Radiosendungen geradezu seziert hat - Dennis Prager at his best, möchte ich sagen und dringend jedem empfehlen, sich diese Sendungen auf den MP3-Player herunterzuladen und mal anzuhören:
Das Ganze ist auch ein hervorragender Beitrag zur Frage: was ist 'rechtes' und 'linkes' Denken, kann man / darf man davon überhaupt reden oder ist das nicht viel zu pauschal gedacht?
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Danke für den Link, lieber Califax. Ja, das ist mal wieder ein guter, kenntnisreicher und informativer Artikel in "USA erklärt". Jedenfalls sehe ich das alles sehr ähnlich.
Nur das, worauf es mir in dem Artikel ankam, kommt mir ein wenig zu kurz: Obama ist eben nicht nur einer von diesen Leuten aus der politischen Klasse, die weit weg von "den Leuten" sind.
Das ist er zwar auch; wie Clinton, wie McCain, wie selbst Edwards, der ja den Kumpel gibt wie kein anderer.
Aber es gibt bei ihm zwei Besonderheiten, die miteinander zusammenhängen: Er erhebt sich über die einfachen Amerikaner, wie das kein anderer tut (übrigens ist es lehrreich, seine Mimik und Gestik zu studieren - diese herrischen Gesten, dieses Recken des Kinns - er signalisiert den geborenen Führer). Und zugleich verspricht er ihnen das Heil. In einer Weise, wie das kein Präsidentschaftskandidat vor ihm gemacht hat, jedenfalls nicht in den letzten hundert Jahren. Auch nicht Kennedy, der zwar zukunftsweisend auftrat, aber nicht in dieser Pose des Heilsbringers.
Das, lieber Califax, geht meines Erachtens doch sehr über die übliche Kluft zwischen Politikern und "dem Volk" hinaus.
Und vielleicht noch eine Bemerkung zu den beiden Flügeln der Demokratischen Partei. Auch da hat "USA erklärt" völlig Recht, aber auch da fehlt mir etwas in Bezug auf Obama:
Meist hat der eher populäre Flügel (in dem übrigens neben den blue collar workers noch die alten Südstaaten-Demokraten stecken, die freilich heute schwach sind) den Präsidentschaftskandidaten gestellt - Lyndon Johnson, Jimmy Carter, Bill Clinton sind bekannte Vertreter.
Wenn einmal der intellektuelle Flügel einen Vertreter im Rennen hatte, dann schaffte dieser das entweder gar nicht bis zur Kandidatur, wie Adlai Stevenson und Eugene McCarthy, oder er ging kläglich unter, wie George McGovern.
Obama ist der erste, der von Herkunft und Ideologie her diesem linksintellektuellen Flügel angehört und der zugleich auch eine breite Anhängerschaft anspricht - erstens, weil er die Schwarzen hinter sich hat, zweitens, weil er mit dieser Pose des Heilsbringers operiert, die Leuten wie Stevenson, McCarthy, McGovern ein Greuel gewesen wäre.
Zitat von DagnyNaja, ist nicht das erste mal, dass die Arbeiter den Wechsel garnicht wollen, den die Wohlstandskinder fuer die Arbeiter herbeisehnen.
Sie stellen sich, liebe Dagny, ja auch was ganz anderes unter "Wechsel" vor.
Für die Arbeiter bedeutet das weniger Angst vor Arbeitslosigkeit, besseres Einkommen, Aufstiegsmöglichkeiten. In den heutigen USA vor allem Schutz vor der chinesischen Konkurrenz, die ihre Arbeitsplätze bedroht; vor den Folgen der Häuser-Krise.
Für die linken Intellektuellen bedeutet Wechsel das "ganz Andere", das "richtige Leben", von dem Adorno gepredigt, nein geraunt hat. (Das Wort hätte ihn geärgert, aber genau das tat er).
Obama hat die Begabung, diese linke Sehnsucht nach dem "Reich der Freiheit" mit einer religiösen Formensprache zu versehen, die er offenbar seinem Vorbild Wright abgeguckt hat.
Diese Verbindung aus linker Welterlösungsrhetorik und dem Ansprechen quasi-religiöser Empfindungen macht das "Charisma" Obamas aus. Plus - ich habe das gerade in Antwort an Califax geschrieben - ein herrisches Auftreten.
Wenn das alles nicht links, sondern rechts wäre, dann wären unsere Medien voll mit Warnungen vor diesem "Populisten". Aber als Linker genießt er Artenschutz.
Zitat von ex-blondIch will damit nicht nerven und bitte, lieber Zettel, sage mir, wenn ich das Thema Dennis Prager zukünftig nicht mehr anbringen soll!
Neinein, liebe Ex-Blond, das ist schon in Ordnung.
Zitat von ex-blondDas Ganze ist auch ein hervorragender Beitrag zur Frage: was ist 'rechtes' und 'linkes' Denken, kann man / darf man davon überhaupt reden oder ist das nicht viel zu pauschal gedacht?
Das ist ein Thema, das mich auch sehr beschäftigt. Vielleicht sollte man wirklich einmal hier eine Diskussion darüber führen?
Zitat von Zettel Für die linken Intellektuellen bedeutet Wechsel das "ganz Andere", das "richtige Leben", von dem Adorno gepredigt, nein geraunt hat. (Das Wort hätte ihn geärgert, aber genau das tat er).
Diese Verbindung aus linker Welterlösungsrhetorik und dem Ansprechen quasi-religiöser Empfindungen macht das "Charisma" Obamas aus. Plus - ich habe das gerade in Antwort an Califax geschrieben - ein herrisches Auftreten.
Wenn das alles nicht links, sondern rechts wäre, dann wären unsere Medien voll mit Warnungen vor diesem "Populisten". Aber als Linker genießt er Artenschutz.
Haha, Im Zusammenhang mit den genannten Sudstaaten-Demokraten, die so wie ich das verstanden habe, auf die Sklavenhalter-Aristokratie zurueckgehen, klingt das doch ein wenig grotesk, wenn Obama sich darauf beruft, ein 'Schwarzer' zu sein und die beschriebene Herrenmenschengestik zeigt.
Haha, Im Zusammenhang mit den genannten Sudstaaten-Demokraten, die so wie ich das verstanden habe, auf die Sklavenhalter-Aristokratie zurueckgehen, klingt das doch ein wenig grotesk, wenn Obama sich darauf beruft, ein 'Schwarzer' zu sein und die beschriebene Herrenmenschengestik zeigt.
Stellen Sie sich meine riesengroße Überraschung als ich das Standardwerk zum amerikanischen Bürgerkrieg vom James M. McPherson gelesen haben. Bis da wusste ich nicht, dass die Demokraten für die Sklavereistaaten waren. Sie stellten auch fast die nächsten 100 Jahre nach dem Bürgerkrieg die Macht im Süden. Die Wahlerfolge der Republikaner im Süden sind ja ein relativ neues Phänomen.
Zitat von DagnyHaha, Im Zusammenhang mit den genannten Sudstaaten-Demokraten, die so wie ich das verstanden habe, auf die Sklavenhalter-Aristokratie zurueckgehen, klingt das doch ein wenig grotesk, wenn Obama sich darauf beruft, ein 'Schwarzer' zu sein und die beschriebene Herrenmenschengestik zeigt.
Er versucht auf beiden Hochzeiten zu tanzen. Für die Schwarzen ist er ein Schwarzer, für die Ostküsten-Demokraten ein linker Intellektueller. Und für alle will er der Heilsbringer sein.
Was diese Südstaaten-Demokraten angeht: Die Demokratische Partei war halt ein Zusammenschluß aller derer, die nicht mit dem Mainstream der USA übereinstimmten. Das waren zum einen die im Bürgerkrieg geschlagenen Südstaatler, zum anderen die Armen unter den Einwanderern, drittens auch die Juden und die Katholiken.
Bis ungefähr Ende der sechziger Jahre waren die Demokraten dadurch wirklich eine seltsame Partei. Ein liberaler Ostküstler wie Adlai Stevenson hatte im Grunde nichts gemeinsam mit einem Gewerkschaftsboß, und beide nichts mit einem Südstaaten-Rassisten wie dem Gouverneur George Wallace von Alabama.
Das hat sich dann alles umsortiert, und jetzt sind die Demokraten wohl eine Partei sehr ähnlich der SPD, mit einem linken und einem pragmatischen Flügel.
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