Viele Obama-Anhänger sagen, sie würden nicht Clinton wählen, wenn diese die Nominierung gewinnt. Umgekehrt ist es genauso. Und das, obwohl die beiden sich programmatisch nur in Nuancen unterscheiden.
Woher kommt diese Personalisierung, diese Emotionalisierung innerhalb der Anhängerschaft der Demokraten? Meist wird das Rassenthema vermutet; aber dafür gibt es wenige Anhaltspunkte. Für einen Generationskonflikt aber schon.
Zitat von DagnyInteressanter Aspekt. (Laesst sich dieser Ansatz auch auf das Ende der Weimarer Republik anwenden?). Und wenn ja, welche Lehren daraus ziehen?
Zwei gute Fragen, liebe Dagny. Gute Antworten habe ich nicht; jedenfalls nicht ohne längeres Nachdenken. Aber ein paar Überlegungen:
Weimarer Republik: Hm, das ist kompliziert. Vielleicht konnte man sagen: Es gab zwei Generationen, die aus ganz unterschiedlichen Motiven die Weimarer Republik ablehnten.
Diejenigen, die noch vom Kaiserreiche geprägt gewesen waren - also die, sagen wir, vor 1890 Geborenen - sehnten sich überwiegend nach "dem Frieden" zurück. (Für meine Großmutter, die zu dieser Generation gehörte, war "Frieden" ein fester Begriff, und er bezog sich auf die Zeit vor 1914: Warenangebot "in Friedensqualität", "das ist ja wie im Frieden"). Sie wollten Ruhe und Sicherheit und fanden das nicht in der turbulenten Weimarer Republik. Für sie war Hitler vor allem der Mann der Ordnung.
Diejenigen andererseits, die 1930 unter vierzig Jahren waren, vor allem die unter Dreißigjährigen, hatten den Krieg als prägendes Erlebnis. Für sie zwar zweitens, wenn auch nicht aus eigener unmittelbarer Erfahrung, die Oktoberrevolution von größter Bedeutung, und zwar für Linke wie für Rechte (Ernst Nolte hat das immer wieder betont).
Das war also eine Generation, die das Leben als Kampf erfahren hatte. Für sie war Hitler nicht der Mann der Ordnung, sondern der Nationalrevolutionär, der Mann der Konfrontation. Sie lehnten die Weimarere Republik ab, nicht weil ihnen alles zu unordentlich, sondern weil ihnen vieles zu weich war.
Und lernen? Ich bin da eher pessimistisch. Den Spruch "Jede Generation muß ihre eigenen Erfahrungen machen" halte ich, so platt er ist, schon für richtig.
Meine eigene Erfahrung im "Dialog der Generationen" ist eigentlich, daß es auf Ehrlichkeit ankommt. Ich halte gar nichts davon, vor lauter "Verständnis" die eigene Meinung nicht deutlich zu vertreten.
Mehr kann man als jemand mit a bisserl mehr Lebenserfahrung nicht tun. In der Achtundsechziger Zeit hat es an einem solchen ehrlichen Dialog gefehlt, auf beiden Seiten.
Jetzt hat es auch "Die Welt" entdeckt: "Der Konflikt zwischen Clinton und Obama ist vor allem ein Generationenkonflikt" schreibt Anjana Shrivastav heute in Welt Online. Die Analyse entspricht so ziemlich dem, was ich in dem Artikel geschrieben hatte.
Dazu noch ein kleiner subjektiver Kommentar: Daß Junge die Welt anders sehen als Alte, ist ja naturgegeben und in Ordnung. Wer viele Möglichkeiten hat, aber wenig Erfahrung, hat eben einen anderen Blick, als wessen Handlungsmöglichkeiten enger und Erfahrungen reicher sind.
Nur - muß es unbedingt dieser Populist, dieser falsche Erlöser Obama sein, der nun diese Weltsicht der Jugend offenbar mit Erfolg auf sich zu zentrieren versucht?
Vor ein paar Tagen war, auch in "Welt Online", ein längerer Artikel des amerikanischen Politologen Fred Siegel zu lesen, der erbarmungslos alles Negative zusammengetragen hat, was man über Obama sagen und schreiben kann. Aber ich fürchte, seine Anhänger wird eine solche nüchterne Analyse nicht beeindrucken.
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