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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.05.2008 23:57
Marginalie: Lebensmittelpreise und Reglementierung Antworten

Warum sind Lebensmittel in Frankreich Frankreich teuerer als in Deutschland? Weil in Frankreich mehr reglementiert wird.

Staatliche Eingriffe in den Markt schaden immer nur dem Verbraucher. Manchmal nutzen sie den Anbietern, wenn sie diese, wie in Frankreich, vor Konkurrenz schützen und dadurch hohe Profite garantieren.

Deshalb stoßen zaghafte Versuche zur Liberalisierung in Frankreich auch keineswegs auf Zustimmung der großen Handelsketten; ganz im Gegenteil.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 1.997

14.05.2008 05:33
#2 RE: Marginalie: Lebensmittelpreise und Reglementierung Antworten

Sehr geehrter Zettel,

der Meinung bzgl. Reglementierung kann ich mich nicht anschließen; reglementiert wird in der EU überall, selbstverständlich nicht identisch...

Ich habe da einen anderen Erklärungsansatz, entsprechend dem zweiten Argument Ihres Beitrags: Konkurrenz.

Konkurrenz zwischen Lebensmittel-Discountern gibt es europaweit; Deutschland ist da aber nochmal ein Ausnahmebeispiel.
Ich habe Verwandte in Spanien, die auch bei Discountern einkaufen, aber selbst für lokal produzierte Grundnahrungsmittel (geschweige denn Importe) wesentlich mehr zahlen.
Das liegt vermutlich daran, dass dort in Spanien die Dichte an Discountern wesentlich niedriger ist; man hat als Einkäufer nur die Entscheidungsfreiheit zwischen 4 Supermatktketten, die ihre Fillialen so rar gestreut haben, dass die Leute, wollen sie nicht 30-40 Kilometer fahren, einfach beim nächstgelegenen Discounter einkaufen; dieser verfügt dort natürlich dann über entsprechende Marktmacht und setzt die Preise so, dass er seinen Gewinn macht.

Gegenbeispiel: Meine Wohnung in München.
Ich habe hier im Umkreis von ca. 1km (15 Minuten zu Fuß) 2 Lidls, einen Aldi, einen REWE, einen Tengelmann, einen Plus und einen Penny; hätte ich ein Auto, käme bei geschätzer Fahrtzeit von 15 Minuten noch der Groß-Discounter Real dazu, und jede Menge anderer Märkte, von denen ich vermutlich nicht mal etwas ahne.

OK, mag von der Bevölkerungsdichte abhängen (München ist nicht gleichzusetzen mit einer Region in Spanien, in der es nur Dörfer gibt).

Interessant fände ich da grundsätzlich nicht einen nationalen Vergleich, sondern einen, der die Gegebenheiten der Region mit berücksichtigt, wie z.B. durchschnittliches Einkommen, Bevölkerungsdichte (die in Frankreich übrigens wesentlich niedriger sein dürfte als in Deutschland, siehe meinen Spanien-Vergleich), Konkurrenz auf einem Markt, Konkurrenz insgesamt, usw...

Grüße,
F.Alfonzo

FTT Offline



Beiträge: 30

14.05.2008 11:41
#3 RE: Marginalie: Lebensmittelpreise und Reglementierung Antworten

Lieber Zettel,

danke für das Auftun des Artikels, der großenteils meine Erfahrungen als (ebenfalls) in Frankreich wohnhafter Deutscher bestätigt! Symptomatisch für französische Diskussionen zu Liberalisierungen finde ich allerdings den letzten Absatz, in dem die Autorin etwas die Gefahr einer verödeten Supermarktlandschaft ohne Produktvielfalt an die Wand malt.

In Antwort auf:

Contrepartie, la palette des produits distribués par les Allemands est beaucoup plus limitée que dans les hypermarchés français style Carrefour ou Auchan puisque les discounters germaniques ne proposent que 500 à 650 produits alimentaires de base. Ce qui n'empêche pas Lidl de vouloir appliquer ce système dans notre pays, en imposant notamment ses produits maison, où les marges sont généralement les plus fortes.
Les consommateurs français, qui réclament des prix moins élevés mais demeurent, à la différence des Allemands, très attachés aux marques des produits alimentaires, sont-ils prêts à jouer ce jeu ? Profitant des nouveaux seuils d'autorisation d'ouverture, Aldi et Lidl sauront-ils modifier les goûts français ?


Dabei übersieht Madame Benyahia-Kouider nicht nur, dass es neben den Prozent "hard discounters" noch 60 Prozent Rest von Kaufland bis Edeka gibt, die in Sachen Produktvielfalt nicht zwangsläufig hinter Auchan, Simply und Co. zurückstehen. Und wenn sie wissen will, ob der französische Konsument bereit sei, dieses (vermeintliche) "Spiel zu spielen", sollte sie sich einmal an einem x-beliebigen Tag in die deutsche Grenzstadt zu Straßburg, Kehl, begeben. Da würde sie dann sehen, dass ihre Mitbürger aus allen sozialen Schichten und jeden Alters sich nicht nur in Discountern und Supermärkten eindecken, sondern von Heimwerkerbedarf, Drogerieartikeln hin zu Schuhen in "outre-Rhin" einkaufen. Abgehalten werden die zunehmend weniger deutschsprechenden Elsässer vielleicht von der Sprache oder vom Mangel an Rheinbrücken, aber meines Erachtens bestimmt nicht vom Mangel an Markenvielfalt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.05.2008 19:07
#4 RE: Marginalie: Lebensmittelpreise und Reglementierung Antworten

Zitat von F.Alfonzo
der Meinung bzgl. Reglementierung kann ich mich nicht anschließen; reglementiert wird in der EU überall, selbstverständlich nicht identisch...

ich wollte, lieber F. Alfonzo, um Gottes Willen nicht die Reglementierung in Deutschland verniedlichen, die ja wahrlich schlimm genug ist.
Nur gibt es eben Steigerungsmöglichkeiten.

In dem Artikel im Obs werden drei Gesetze genannt.

Das Loi Galland schützt kleine Krämer gegen die Konkurrenz der großen Ketten, indem sie diese zwingt, Rabatte, die sie beim Großeinkauf erhalten, nicht an den Verbraucher weiterzugeben. Es gibt eine komplizierte Formel, nach der berechnet wird, wie teuer ein Produkt mindestens angeboten werden muß, egal, wie billig es eingekauft wird.

Das Loi Royer verbietet die Einrichtung von Supermärkten ab einer bestimmten Fläche, es sei denn, die Behörden stimmen ausdrücklich zu. Das Loi Raffarin verschärfte 1996 noch einmal dieses Gesetz aus den siebziger Jahren, indem es Verkaufsflächen ab bereits 300 Quadratmetern von einer behördlichen Genehmigung abhängig machte.
Zitat von F.Alfonzo
Ich habe Verwandte in Spanien, die auch bei Discountern einkaufen, aber selbst für lokal produzierte Grundnahrungsmittel (geschweige denn Importe) wesentlich mehr zahlen.
Das liegt vermutlich daran, dass dort in Spanien die Dichte an Discountern wesentlich niedriger ist; man hat als Einkäufer nur die Entscheidungsfreiheit zwischen 4 Supermatktketten, die ihre Fillialen so rar gestreut haben, dass die Leute, wollen sie nicht 30-40 Kilometer fahren, einfach beim nächstgelegenen Discounter einkaufen; dieser verfügt dort natürlich dann über entsprechende Marktmacht und setzt die Preise so, dass er seinen Gewinn macht.

Stimmt. Und das ist auch in Frankreich so. Man kann natürlich auch argumentieren, daß es ein Verlust ist, wenn die Discounter die kleinen Krämer aus dem Markt drängen. Hier bei uns auf dem Dorf hat das einzige Lebensmittelgeschäft vor ein paar Jahren geschlossen. Wer kein Auto hat, muß jetzt zum Einkaufen eine Busreise unternehmen. Ich habe aber auch schon Leute gesehen, die sechs Kilometer zu Fuß zum nächsten Laden gelaufen sind.
Zitat von F.Alfonzo
Interessant fände ich da grundsätzlich nicht einen nationalen Vergleich, sondern einen, der die Gegebenheiten der Region mit berücksichtigt, wie z.B. durchschnittliches Einkommen, Bevölkerungsdichte (die in Frankreich übrigens wesentlich niedriger sein dürfte als in Deutschland, siehe meinen Spanien-Vergleich), Konkurrenz auf einem Markt, Konkurrenz insgesamt, usw...

Dem stimme ich zu. Aber die speziell französische Tradition des Schutzes für die petits commerçants ist eben auch ein Faktor.

Zum Beispiel ist auch die Steuer für kleine Restaurants größer als für die großen, gemessen in Quadratmetern. Deshalb gibt es in Frankreich so viele Bistrots, in denen man in gemütlicher Enge sitzt.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.05.2008 19:18
#5 RE: Marginalie: Lebensmittelpreise und Reglementierung Antworten

Zitat von FTT
Dabei übersieht Madame Benyahia-Kouider nicht nur, dass es neben den Prozent "hard discounters" noch 60 Prozent Rest von Kaufland bis Edeka gibt, die in Sachen Produktvielfalt nicht zwangsläufig hinter Auchan, Simply und Co. zurückstehen. Und wenn sie wissen will, ob der französische Konsument bereit sei, dieses (vermeintliche) "Spiel zu spielen", sollte sie sich einmal an einem x-beliebigen Tag in die deutsche Grenzstadt zu Straßburg, Kehl, begeben.

Ja, lieber FTT, an der Grenze wird halt mit den Füßen abgestimmt.

Wenn sie gut essen gehen wollen, werden umgekehrt vermutlich viele aus Kehl nach Straßburg oder in dessen Umgebung fahren (obwohl die badische Küche ja auch nicht zu verachten ist).

Das Argument mit der Produktvielfalt träfe zu, wenn die Discounter marktbeherrschend würden. Aber das ist ja nicht so. Aldi und Lidl siedeln sich oft gerade neben oder gegenüber von einem großen Supermarkt an. Die Leute kaufen dann beim Discounter die Grundausstattung und gehen anschließend rüber zu Real, um dort den Rest einzukaufen.

Übrigens wirkt sich Aldi nicht nur günstig auf die Preise aus, sondern auch auf die Qualität. Wer bei Aldi kauft, weiß, daß er grundsätzlich keine schlechte Qualität bekommt. Die anderen mußten da mitziehen.

Als ich in den achtziger Jahren in Holland gearbeitet habe, ist mir das sehr aufgefallen: Wie viel schlechter die Qualität vieler Lebensmittel war als in Deutschland.

Herzlich, Zettel

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 1.997

17.05.2008 05:06
#6 RE: Marginalie: Lebensmittelpreise und Reglementierung Antworten

@Zettel:

Ich vermute die Regulierungswut dient (wie üblich) dem Zweck der Wählerstimmenmaximierung.

Ich war zwar noch nie länger in Frankreich (max. 1 Tag auf Durchreise); allerdings weiss ich, dass Regulierung im Lebensmittelbereich mit dem Ziel, die nationale Produktion zu schützen, unnötig ist (wahrscheinlich wird sie deshalb von der Politik propagiert: Kein negativer Effekt, aber ein bisschen Nationalstolz).
Frankreich ist lebensmitteltechnisch vor Allem ein Produzent von Luxusgütern; nicht nur Champagner, auch die diversen Wein- und Käsesorten (und vieles anderes mehr) werden weltweit so stark nachgefragt, dass die Produzenten nicht hinterherkommen (daher auch die hohen Preise).

Was es da zu regulieren gibt, wissen wohl nur die Götter.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.05.2008 14:03
#7 Einkaufen und Essengehen in Frankreich Antworten

Zitat von F.Alfonzo
Frankreich ist lebensmitteltechnisch vor Allem ein Produzent von Luxusgütern; nicht nur Champagner, auch die diversen Wein- und Käsesorten (und vieles anderes mehr) werden weltweit so stark nachgefragt, dass die Produzenten nicht hinterherkommen (daher auch die hohen Preise).

Was es da zu regulieren gibt, wissen wohl nur die Götter.

Was den Export angeht, lieber F. Alfonzo, stimmt sicherlich, daß Frankreich bei hochwertigen Lebensmitteln gut dasteht.

Aber generell ist die Qualität der Lebensmittel, die man in Frankreich in den Supermärkten kauft, keineswegs besser als in Deutschland (vielleicht kann FTT dazu etwas sagen?). Der Wein, das Fleisch, auch Obst und Käse sind dort ebenso Massenware wie bei uns auch.

Manches ist halt anders; ich ziehe zB die Pâtés, die es in riesiger Vielfalt gibt, der deutschen Wurst vor.

Aber wenn Sie Ihren Einkaufswagen bei Auchan oder Carrefour füllen, haben Sie bestimmt nicht mehr Qualität gekauft als bei Real oder Edeka. Nur eben teurer.

Der wirkliche Unterschied liegt nicht in den Lebensmitteln selbst, sondern in der Zubereitung. Und da wieder mehr bei den Restaurants als - nach meiner begrenzeten Erfahrung - beim privaten Kochen zu Hause.

Wenn Sie durch Paris oder sonst eine Großstadt gehen, dann finden sie immer noch massenhaft kleine Restaurants, in denen Sie weit besser essen können als in deutschen Restaurants, und auch keineswegs unbedingt teurer. Erst recht gilt das in der Provinz, wo oft das Essengehen das Hauptvergnügen ist, das man sich leistet.

Leider sind in den unteren und mittleren Preislagen allerdings die umfangreicheren Menüs selten geworden. Ich habe das hier schon einmal geschrieben, wie mir das die Wirtin meines Stammlokals in Paris erklärt hat: Menüs mit vier oder fünf Gängen sind personalkostenintensiv, sowohl in der Küche als vor allem im Service. Wenn man die Leute mit zwei opulenten Gängen abfüttert, statt daß sie wie früher Hors d'ouevre, Entrée, Plat garni, Fromage, Dessert, Café bekommen, dann hat die Küche, dann hat der Ober weniger zu tun.

Und Personalkosten müssen die Wirte in Frankreich sparen, seit die sozialistische Regierung Jospin die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich verordnet hatte. Eine der größten Dummheiten dieser an Dummheiten so reichen Regierung Jospin, die jetzt erst allmählich wieder rückgängig gemacht wird.

Herzlich, Zettel

FTT Offline



Beiträge: 30

18.05.2008 22:45
#8 RE: Einkaufen und Essengehen in Frankreich Antworten

Zitat von F.Alfonzo
Frankreich ist lebensmitteltechnisch vor Allem ein Produzent von Luxusgütern; nicht nur Champagner, auch die diversen Wein- und Käsesorten (und vieles anderes mehr) werden weltweit so stark nachgefragt, dass die Produzenten nicht hinterherkommen (daher auch die hohen Preise).



Was den Wein angeht, meine ich vernommen zu haben, dass das Geschaeft seit einigen Jahren nicht mehr so gut laeuft, u.a. weil sie offenbar etwas am Geschmack / Markt vorbei produzieren.

Zitat von Zettel

Aber generell ist die Qualität der Lebensmittel, die man in Frankreich in den Supermärkten kauft, keineswegs besser als in Deutschland (vielleicht kann FTT dazu etwas sagen?). Der Wein, das Fleisch, auch Obst und Käse sind dort ebenso Massenware wie bei uns auch.

Manches ist halt anders; ich ziehe zB die Pâtés, die es in riesiger Vielfalt gibt, der deutschen Wurst vor.

Aber wenn Sie Ihren Einkaufswagen bei Auchan oder Carrefour füllen, haben Sie bestimmt nicht mehr Qualität gekauft als bei Real oder Edeka. Nur eben teurer.


So aehnlich wuerde ich das auch beschreiben: Das Angebot ist meiner Beobachtung nach in der Regel vielleicht etwas, der Preis dagegen deutlich groesser.

 Sprung  



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