Das kommt selten vor: CNN hatte sich bereits auf Clinton als Siegerin festgelegt, bevor in West Virginia auch nur ein einziger Wahlbezirk ausgezählt war; allein aufgrund der Exit Polls. Als dann die Resultate einliefen, schwankte der Abstand zunächst erheblich, bis sich dann immer mehr der überwältigende Sieg von Hillary Clinton abzeichnete.
Wird dieser Sieg ihr jetzt noch helfen? Das diskutiere ich in dieser Marginalie.
Vor einer dreiviertel Stunde hat CNN gemeldet, daß Obama heute Nacht (1 Uhr MEZ) auf einer Veranstaltung in Grand Rapids einen "Überraschungsgast" ankündigen wird.
Und der wird kein anderer sein als John Edwards, der verkünden wird, daß er ab sofort Obama unterstützt.
Kommentar: Ich hatte schon im Februar, vor dem Super Tuesday erwartet, daß Edwards sich für Clinton oder Obama entscheiden würde, um dafür die Zusage zu erhalten, ihr running mate zu werden.
Edwards hat das damals nicht getan und war danach fast von der Bildfläche verschwunden.
Warum meldet er sich jetzt?
Bill Schneider meinte eben in CNN, weil Edwards jetzt einigermaßen sicher sein könne, aufs richtige Pferd zu setzen. Und weil Obama ihn brauche, nachdem sich in West Virginia wieder gezeigt habe, wie schlecht er, Obama, bei weißen Arbeitern ankomme.
Ob es am Ende doch richtig war, zu vermuten, daß es Edwards darauf ankommt, als Kandidat für die Vizepräsidentschaft nominiert zu werden?
Aktualisierung: Die Veranstaltung ist vorverlegt worden, oder die Angabe bei CNN stimmte nicht. Jedenfalls wird die Bekanntgabe schon in wenigen Minuten (kurz nach Mitternacht MEZ) erfolgen. CNN hat schon nach Grand Rapids,, Michigan geschaltet.
Er hat zu Beginn Clinton das Härteste angetan, was er ihr zufügen konnte: Er hat sie über den grünen Klee gelobt.
Und Obama saß daneben und nickte immer. Als die Zuschauer bei dem Lob Clintons zu buhen anfingen, machte Obama eine Geste, die sagte: Laßt das. Und nickte weiter.
Es war alles, wie immer bei Obama, die perfekte Inszenierung: Als Ort wählte er Grand Rapids im Staat Michigan, in dem gar keine Vorwahl mehr ansteht. Das machte deutlich, daß er gar nicht mehr gegen Clinton, sondern schon gegen McCain Kampagne macht.
Obama sagte, daß er sich schuldig fühle (das hat er tatsächlich gesagt, "feel guilty"!), weil er bei den Vorwahlen in Michigan dort nicht aufgetreten sei. Und um das wieder gutzumachen, hätte er dem Volk von Michigan etwas ganz Besonderes zugedacht. Und dann rief er Edwards ans Rednerpult.
Der dann anhub, Clinton zu loben. Deutlicher kann es Obama nicht machen, daß für ihn der Vorwahlkampf gelaufen ist. Er wird jetzt ruhig zusehen, wie Clinton vielleicht noch (falls sie nicht jetzt doch ausscheidet) Kentucky gewinnt, vielleicht auch noch Montana.
Mit den Delegierten von Edwards (die seinem Rat nicht folgen müssen, das wohl aber tun werden) ist Obama so gut wie durch.
Eben hat auch Bill Schneider in CNN gesagt, daß Obamas Inszenierung perfekt ist. Genau nach Clintons Sieg in West Virginia, die Clinton noch einmal Hoffnung machte,habe Obama ihr den Todesstoß versetzt, den Gnadenstoß (Schneider benutzte das französische Coup de grâce).
Übrigens wirkte Clinton heute im Interview mit Wolf Blitzer, ebenfalls in CNN, schon müde und angeschlagen. Gut möglich, daß sie nach der gestrigen Euphorie schon informiert war, daß Edwards (der ihr inhaltlich viel näher steht als Obama und den sie sehr umworben hatte) zu Obama übergelaufen war.
bisher ist das der beste (allerdings auch langweiligste) Wahlkampf, den die Republikaner je geführt haben und wenn McCain jetzt noch Condi bringen würde, stünde das Schlussergebnis schon vor der Schließung der Wahllokale fest. Hillary Clinton wird sich dann auf Afrika-Charity konzentrieren und Barack Obama geht als Wanderprediger mit Michael Moore und Norman Finkelstein auf Europatournee. (im Vorprogramm - "Wir sind Helden", Schirmherr Oskar Lafontaine).
Zitat von C.und wenn McCain jetzt noch Condi bringen würde, stünde das Schlussergebnis schon vor der Schließung der Wahllokale fest. Hillary Clinton wird sich dann auf Afrika-Charity konzentrieren und Barack Obama geht als Wanderprediger mit Michael Moore und Norman Finkelstein auf Europatournee. (im Vorprogramm - "Wir sind Helden", Schirmherr Oskar Lafontaine).
Schöne Vorstellung, dear C.
Das mit Condi ist allerdings so eine Sache. Mir ist das kürzlich durch den Kopf gegangen: Würde sie Obama wirklich die Stimmen von Schwarzen und von Frauen abspenstig machen?
Die Clintons waren ja vor dem Auftreten von Obama geradezu die Idole der meisten Schwarzen in den USA gewesen. Clinton schienen diese Stimmen so gut wie sicher, sie hatte ja auch die Unterstützung von prominenten Schwarzen. Bei den letzten Vorwahlen bekam sie, wenn ich mich richtig erinnere, nur noch um die 10, 20 Prozent der Stimmen von Schwarzen.
Warum? Obama war ja auch schon ein Schwarzer gewesen (dh wurde von sich und anderen so eingeordnet), als er seinen Wahlkampf begann und die Mehrzahl der Schwarzen noch Clinton zuneigte. Aber er führt einen Wahlkampf mit einem intensiven Appell ans Gefühl, ohne klare politische Aussage. Der Messias-Effekt, der bei den vielen religiösen Schwarzen wirkt. Wahlveranstaltungen als Quasi-Gottesdienste; man fühlt sich manchmal wirklich an Southern Baptists erinnert.
Da kann die kühle, rationale, wie Hillary Clinton ein wenig übersteuerte Condoleezza Rice nicht mit. Stell sie dir mal vor, wie sie eine vor Ergriffenheit stöhnende Menge anheizt: Yes, we can!
Mir geht es um Arithmetik. Diejenigen, die Obama gewählt haben, sind für die Republikaner verloren, um die braucht sich McCain nicht zu kümmern, es geht um die Hälfte der demokratischen Wähler, die Clinton gewählt haben, um die muss sich McCain kümmern.
Die Chance, dass aus dem Pool der eher den Republikanern zugeneigten Wählern mehr zu Obama wandern als umgekehrt, halte ich für sehr unwahrscheinlich und Frau Rice hat das Poential eventuelle Hürden zu überwinden.
P.S. Ich hatte als special guest (aka Vorgruppe, sagt man so auf altdeutsch, auch wenn es nur einer ist) für die Obama-Messe leider Konstantin Wecker vergessen. Ich bitte das nachzutragen und als Moderator Roger Willemsen bitte auch nicht vergessen.
Zitat von C.Mir geht es um Arithmetik. Diejenigen, die Obama gewählt haben, sind für die Republikaner verloren, um die braucht sich McCain nicht zu kümmern, es geht um die Hälfte der demokratischen Wähler, die Clinton gewählt haben, um die muss sich McCain kümmern.
Exakt. Das sind die blue collar workers, das sind die Älteren, das sind diejenigen, die sich von der messianischen Attitüde von Obama abgestoßen fühlen. Das sind vor allem diejenigen, die Angst vor einer Wirtschaftskrise haben und Obama keine wirtschaftspolitische Kompetenz zutrauen. Und es sind natürlich auch diejenigen, die aus Rassismus nicht Obama gewählt haben.
Die werden aber, fürchte ich (denn ich bin ja ein Fan von Rice) von Condoleezza Rice nicht gewonnen.
Ich war, dear C., anfangs auch von diesem Ticket McCain-Rice sehr angetan, weil es zwei Leute sind, von denen beiden ich eine sehr hohe Meinung habe. Aber ich fürchte, die Verhältnisse, sie sind nicht so.
Im Augenblick denke ich, McCain sollte sich einen Wirtschaftsfachmann als running mate suchen. Also vielleicht doch Romney. Oder wie wäre es mit Michael Bloomberg? Der war Demokrat, dann Republikaner, ist im Augenblick ein independent. Bisher ist er eher als Vize von Obama diskutiert worden. Aber Vize von McCain, das wäre doch was!
Naja, den Luxus des Spekulierens wollen wir uns doch nicht nehmen lassen, dear C.
Zitat von C.P.S. Ich hatte als special guest (aka Vorgruppe, sagt man so auf altdeutsch, auch wenn es nur einer ist) für die Obama-Messe leider Konstantin Wecker vergessen. Ich bitte das nachzutragen und als Moderator Roger Willemsen bitte auch nicht vergessen.
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