Zitat von R.A.
Die Formulierung: "Nennen Sie mir andere Abgeordnete des Bundestages, die ..." ist eine nackte Frechheit.
Natürlich hat außer Gysi kein MdB eine solche Position in der DDR gehabt, daher konnte auch keiner Havemann "besser helfen".
Ich glaube, lieber R.A., wie diese ganze Rede - die für Gysis Verhältnisse ja grottenschlecht war - ist auch diese Formulierung unter Gysis Niveau. Vielleicht stand ja ursprünglich im Ms "Nennen Sie mir jemanden ...", und dann merkte er, daß das doch allzu dick aufgetragen wäre, und da hat er in der Eile das mit dem Bundestag hineinredigiert. Es macht ja überhaupt keinen Sinn.
Zitat von R.A.
Ich mache ja nicht gerne solche Nazi-Vergleiche, aber diese üble Tour des Honecker-Schergen kann man nicht ruhig hinnehmen.
Was mich am meisten wütend macht, das ist diese Attitüde der verfolgten Unschuld. Diese Taktik, alles abzustreiten und die Kritiker, wenn irgend möglich, per Gericht mundtot zu machen, ist schon übel. Das ist wirklich Goethes "Reineke Fuchs", wie er leibt und lebt.
Daß er sich in der DDR so verhalten hat, wie er es tat, kann ich ihm im Grunde weniger übelnehmen. Er ist halt ein überzeugter Kommunist, aus einer alten kommunistischen Familie.
Kommunisten sind nun mal so. Sie sehen Ehrlichkeit und Moral als Zeichen kleinbürgerlicher Dummheit an. Wer seinen Lenin verstanden hat, der weiß, daß allein die Macht zählt. "Wer wen?", darum geht es für sie in der Politik. Wenn ein Kommunist sich einmal ehrlich oder anständig verhält, wenn er Regeln einhält, wenn er fair ist - dann immer aus taktischem Kalkül, nicht aus Überzeugung. So, wie die Hinwendung Gysis zu Israel, die von vielen auch in der Blogokugelzone begrüßt wurde, meines Erachtens ein reicn taktisches Manöver war.
Havemann war aus der Sicht
aller Kommunisten ein feindlich-negatives Element, eine Bedrohung für die DDR. Man konnte ihn nicht einfach hinter Gitter bringen, weil das international ein zu negatives Echo ausgelöst hätte. Also brauchte man eine differenzierte Taktik im Kampf gegen ihn.
Als Gysi in der Rede sagte: "Vom Leben eines Anwalts in der DDR haben Sie schlicht und einfach keine Ahnung", da sagte er ja etwas Wahres. Er hatte einen Parteiauftrag auszuführen, als er Havemann, Bahro und dann Bohley, Kliehr und die anderen "verteidigte".
Nur wer vom Rechtssystem der DDR keine Ahnung hat, kann glauben, Gysi hätte auch nur auf den Gedanken kommen können, im Interesse seiner Mandanten zu handeln. Das wäre aus seiner Sicht "Parteiverrat" gewesen, und nicht "Parteienverrat" im Sinn eines Rechtsstaats. Ich habe ja den alten Thread aus dem Politikforum mit dem Beitrag von Hanfried aus Jena zitiert, der das - wie mir schien, aus einer sehr konkreten Kenntnis heraus - so geschildert hat.
Also, lieber R.A., der Vorwurf aus meiner Sicht ist weniger, daß Gysi in der DDR das gemacht hat, was er tat, sondern daß er überhaupt Kommunist ist.
Wer das ist, der muß zwangsläufig so handeln wie Gysi, oder er fliegt raus oder geht freiwillig, wie das zahllose Anständige wie Arthur Koestler, Manès-Sperber, Ernst Reuter, Wolfgang Leonhard getan haben.
Als Kommunist ein anständiger Mensch zu sein, ist als wollte man als Hai Vegetarier sein.
Herzlich, Zettel