In der "Süddeutschen Zeitung" von morgen steht ein sehr lesenswertes Interview mit dem Schiitenführer Ammar al-Hakim, Sohn des Chefs der größten Schiitenpartei.
Al-Hakim beschreibt die Lage im Irak ähnlich optimistisch wie Condoleezza Rice. Bemerkenswert auch sein Bekenntnis zur pluralistischen Demokratie und zur Frauenempanzipation.
Aber etwas Ärgerliches, man könnte auch sagen Strohdummes findet sich in dem Artikel auch. Nicht im Interview selbst, sondern im Vorspann.
Und drum gibt es gleich zum zweiten Mal nacheinander in ZR einen Artikel zum Irak; wenn auch nur ein KKK.
Für die Anhänger des reinen Idealismus ist es halt ein Skandal und völlig unbegreiflich, wenn jemand gegen das Dogma der Gewaltspirale und des verderblichen Einflusses der USA argumentiert. Das ist normal. Daher das Trotzdem. Es ist ein trotziges Aufstampfen mit dem Fuß gegen die Realität. Unterstützt wird das durch idealistisch motivierte Ignoranz. Es gab mal, wenn ich mich recht erinnere, auf 3SAT einen Beitrag über eine Schulung der Bundeswehr für Journalisten, die in Krisengebieten und über Krisengebiete berichten. Da gab es etwas elementare Waffenkunde (Kalaschnikow, MG, Panzerfaust, etc.), Sicherheitshinweise (Durchschlagskraft von Schusswaffen durch verschiedenes Mauerwerk), etc. Also wichtiges, lebenswichtiges, Handwerkszeug für Journalisten. Die teilweise ängstlich-angeekelten Kommentare interviewter Teilnehmer waren für mich schockierend. Sie wollten das alles eigentlich gar nicht wissen. Manche waren nur da, um zu sehen, wie die Militärs versuchen würden, sie zu manipulieren. Eine sagte, daß sie extra gar nicht zugehört hätte, weil sie Angst davor hätte, das Wissen über Waffen und den Schutz vor ihnen könnte sie militaristisch beeinflussen. Das ist selbstgewählte Dummheit ausgerechnet bei einem Thema, bei dem es nicht nur um wichtige Berichterstattung sondern um das nackte Leben des Berichterstatters geht. Man will sich nicht mit "sowas" beschäftigen, weil das schlecht ist. Als ob man einen verfluchten Gegenstand berühren sollte, der jeden, der ihn anfasst quasi-infektiös verhext. Davor hat man Angst. Es ist eine Art infektiöse Übertragung zugeschriebener schlechter Eigenschaften, die man sonst so ausgeformt nur bei archaischer Magie findet. Militär, Gewalt, Amerika, Waffen - das alles konzentriert sich beim Thema Irak und Afghanistan. Davor hat man Angst, das sind teuflische Dinge. Früher hätte man dreimal über die Schulter gespuckt, den Rosenkranz befingert, drei Vaterunser runtergerasselt und den Beichtvater um Rat angefleht. Heute sagt man "und trotzdem!", malt Plakate, schreibt Kommentare, etc. Es geht eigentlich nicht um die Lösung von Problemen der wirklichen Welt, es geht auch nicht so sehr um die Berichterstattung über die Welt, es geht um die Abwehr der "teuflischen" Einflüsse der realen Welt. Man möchte rein im Herzen bleiben. Ganz rein und immer auf der Seite des reinen Guten. Da ist alles, was mit Waffen zu tun hat, das Böse schlechthin.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
ich sehe das sehr ähnlich und deute es als so etwas wie eine Reaktionsbildung auf die Schuld, die durch die Nazizeit auf uns Deutschen lastet.
Viele haben das zu bewältigen versucht, indem sie (schon wieder!) wollten, daß am deutschen Wesen die Welt genesen soll. Nur jetzt an einem Wesen, das aus schierer Liebe, Freude, Friede, Geduld, Lieblichkeit, Freundlichkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit besteht.
(Wenn Sie sich wundern sollten, lieber Califax, wieso ich das so bibelfest zitiere - es war mein Konfirmationsspruch. Ich war dem Pfarrer als kleiner Intellektueller verdächtig, und zur Strafe mußte ich das als meinen Konfirmationsspruch auswendig lernen).
Zitat von califaxDa gab es etwas elementare Waffenkunde (Kalaschnikow, MG, Panzerfaust, etc.), Sicherheitshinweise (Durchschlagskraft von Schusswaffen durch verschiedenes Mauerwerk), etc. Also wichtiges, lebenswichtiges, Handwerkszeug für Journalisten. Die teilweise ängstlich-angeekelten Kommentare interviewter Teilnehmer waren für mich schockierend. Sie wollten das alles eigentlich gar nicht wissen. Manche waren nur da, um zu sehen, wie die Militärs versuchen würden, sie zu manipulieren. Eine sagte, daß sie extra gar nicht zugehört hätte, weil sie Angst davor hätte, das Wissen über Waffen und den Schutz vor ihnen könnte sie militaristisch beeinflussen.
Ich glaube, diese Sendung habe ich nicht gesehen, aber Ähnliches gelesen: Daß man zB im Irak nicht "embedded" unterwegs sein wollte aus Angst, man könne die GIs am Ende sympathisch und ihren Auftrag sinnvoll finden. (So wurde das natürlich nicht gesagt).
Zitat von califaxMan will sich nicht mit "sowas" beschäftigen, weil das schlecht ist. Als ob man einen verfluchten Gegenstand berühren sollte, der jeden, der ihn anfasst quasi-infektiös verhext. Davor hat man Angst. Es ist eine Art infektiöse Übertragung zugeschriebener schlechter Eigenschaften, die man sonst so ausgeformt nur bei archaischer Magie findet.
Das würde vielleicht zu meiner obigen Vermutung passen und sie ergänzen. Da ist ein heftiges ego involvement im Spiel, weil es ums Eingemachte geht - um das eigene Selbstverständnis, um Moral, um "Grundwerte".
Zitat von califaxEs geht eigentlich nicht um die Lösung von Problemen der wirklichen Welt, es geht auch nicht so sehr um die Berichterstattung über die Welt, es geht um die Abwehr der "teuflischen" Einflüsse der realen Welt. Man möchte rein im Herzen bleiben. Ganz rein und immer auf der Seite des reinen Guten. Da ist alles, was mit Waffen zu tun hat, das Böse schlechthin.
Und das wird dann gern mit Webers Begriffspaar "Gesinnungsethik-Verantwortungsethik" etikettiert. Wobei man Weber kräftig mißversteht. Ich habe mir mal die Stelle angesehen; sie befindet sich in einem Vortrag zum, wenn ich mich recht erinnere, Berufsbild des Politikers. Und am Ende sagt Weber sinngemäß, daß man seiner Gesinnungsethik nur gerecht werden könne, wenn man auch Verantwortungsethik zeige.
Kann sein, daß ich das hier schon einmal zitiert habe.
Zitat von califaxEine sagte, daß sie extra gar nicht zugehört hätte, weil sie Angst davor hätte, das Wissen über Waffen und den Schutz vor ihnen könnte sie militaristisch beeinflussen.
Da wundert es mich nicht mehr wenn Journalisten mal wieder unter Feuer geraten.
____________________________________________________ ..., people ignored the fact that democracy cannot be permanently maintained when free enterprise, free trade, and economic freedom do not exist. Ludwig von Mises
Zitat von ZettelUnd das wird dann gern mit Webers Begriffspaar "Gesinnungsethik-Verantwortungsethik" etikettiert. Wobei man Weber kräftig mißversteht. Ich habe mir mal die Stelle angesehen; sie befindet sich in einem Vortrag zum, wenn ich mich recht erinnere, Berufsbild des Politikers. Und am Ende sagt Weber sinngemäß, daß man seiner Gesinnungsethik nur gerecht werden könne, wenn man auch Verantwortungsethik zeige.
Kann sein, daß ich das hier schon einmal zitiert habe.
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