Nicht der Trainer auf seiner Trainerbank weiß am besten, was sich in einem Spiel zuträgt. Sondern wir, Hinz und Kunz, vor dem TV oder der Public Viewing-Wand. Grund zu ein wenig Nachdenken, finde ich.
Hat aber auf dem Abstraktionsniveau nix mit Maschinen zu tun. Der nahe, subjektive, fokussierte Blick ist dem Überblick aus der Entfernung oft unterlegen. Es hat seinen Grund, daß Feldherren schon lange nicht mehr ihren Truppen vorausstürmen, sondern aus der Distanz versuchen, den Überblick zu wahren. Und das liegt nicht nur am Risiko des Enthauptungsschlags, sondern eben am Überblick. Deswegen steht der Trainer ja auch am Rand und nicht auf dem Feld. Und deswegen ist Fußball auch im Fernsehen so spannend. Uns entgeht als Fernsehzuschauer zwar viel von der Atmosphäre und wegen des eingeengten Kamerablicks auch viel Übersicht. Aber wir haben Wiederholungen und Zeitlupen und sehen deshalb wie der Zuschauer eines Dramas das, was den Akteuren oft entgeht. Fußball ist modernes Theater.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxDer nahe, subjektive, fokussierte Blick ist dem Überblick aus der Entfernung oft unterlegen. Es hat seinen Grund, daß Feldherren schon lange nicht mehr ihren Truppen vorausstürmen, sondern aus der Distanz versuchen, den Überblick zu wahren. Und das liegt nicht nur am Risiko des Enthauptungsschlags, sondern eben am Überblick.
Das stimmt. Aber dieser Überblick war eben bis zur Erfindung der Massenmedien dem Feldherren vorbehalten.
Heute ist es nicht mehr der Feldherr, der Trainer also, der den besten Überblick hat, sondern es sind Hinz und Kunz, John Doe und M. Dupont.
Es ist, lieber Califax, ähnlich wie mit Informationen überhaupt: Noch vor drei, vier Jahrzehnten war das, was heute jeder Hansel ergoogeln oder in der Wikipedia nachlesen kann, nur wenigen Privilegierten zugänglich. Als ich mir in den achtziger Jahren die Encyclopedia Britannica geleistet habe, kam ich mir fast schon wie einer von diesen Privilegierten vor. Heute habe ich sie auf dem Computer installiert und benutze sie kaum noch, weil das Web aktueller und informativer ist.
Zitat von califaxUnd deswegen ist Fußball auch im Fernsehen so spannend. Uns entgeht als Fernsehzuschauer zwar viel von der Atmosphäre und wegen des eingeengten Kamerablicks auch viel Übersicht. Aber wir haben Wiederholungen und Zeitlupen und sehen deshalb wie der Zuschauer eines Dramas das, was den Akteuren oft entgeht.
Ein interessanter Vergleich. Bisher guckten ja nur die Götter von höherer Warte auf das Gewimmel und Gemenschel auf der Erde.
Wir sehen dank der vielen Kameras mehr als die Zuschauer vor Ort, das stimmt. Aber wir sehen auch ungleich weniger, denn wir haben keine Wahl, wohin wir unseren Blick richten, wie wir unsere Aufmerksamkeit fokussieren wollen. Das entscheidet für uns die Bildregie.
Und zwar auf eine manchmal nachgerade bescheuerte Art. Ich habe das schon in ZR kritisiert, und in diesen Tagen fällt es mir wieder auf: Wie da einer am Regiepult sitzt und uns seelenrühig einen Trainer, einen Promi oder die Zuschauer zeigt, während uns das Getöse sagt, daß gerade ein Angriff läuft. Gestern wäre fast ein Tor gefallen, während dieser Ignorant im Regieraum irgendwas zeigte, was er offenbar für eine optische Auflockerung hielt.
Oder eine Wiederholung läuft, während das Spiel einen Höhepunkt hat, den wir nur leider nicht sehen.
Warum kann man eigentlich für Rückblenden nicht eine Fenster-Technik einsetzen? Jeder Zuschauer könnte dann selbst entscheiden, ob er die Wiederholung verfolgen oder lieber das aktuelle Geschehen beachten möchte.
In Antwort auf:Das stimmt. Aber dieser Überblick war eben bis zur Erfindung der Massenmedien dem Feldherren vorbehalten. Heute ist es nicht mehr der Feldherr, der Trainer also, der den besten Überblick hat, sondern es sind Hinz und Kunz, John Doe und M. Dupont.
Stimmt, aber, lieber Zettel, Sie vergessen zu erwähnen, daß das keine Hexerei ist. Wenn der Trainer mit mehr Augen sehen will als seinen eigenen zwei, soll er sich halt ein Fernsehgerät an seine Bank stellen. Oder - vermutlich nahezu genauso wirkungsvoll, wenn's um Abseits geht, aber lange nicht so bequem - immer an der Linie hinter dem Linienrichter herlaufen. Wenn man natürlich immer schön in seiner Butze am Spielfeldrand bleiben will, dann wird's auch nichts mit dem Überblick.
Kein Mitleid also. Ich bin ein derartiger Technokrat, mir graut schon vor mir selbst.
Diskus
RexCramer
(
gelöscht
)
Beiträge:
13.06.2008 11:01
#5 RE: Zitat des Tages: Der arme Trainer Leo Beenhakker
Zitat von DiskusOder - vermutlich nahezu genauso wirkungsvoll, wenn's um Abseits geht, aber lange nicht so bequem - immer an der Linie hinter dem Linienrichter herlaufen.
Das haben sich die Herren Trainer freilich selbst eingehandelt. :)
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Zitat von DiskusKein Mitleid also. Ich bin ein derartiger Technokrat, mir graut schon vor mir selbst.
Kein Grund zum Grauen, lieber Diskus.
Jedenfalls nicht, was die techné angeht; da bin jedenfalls ich ganz auf der Seite.
Was Anderes ist es mit dem kratein. Dagegen habe ich generell was, und das wird auch nicht durch die techné aufgewogen.
Was nun den Einzug der Technik ins Fußballspiel angeht, hm, da habe ich bisher keine Meinung.
Die einen sagen, das würde das Spiel zerstören, wenn der Schiri ständig zum Monitor rennen und sich die Aufzeichnung angucken muß, vielleicht auch noch unter drei oder vier Perspektiven. Man könnte natürlich auch einen Monitor-Schiri einführen, der ständig alles beobachtet und dem eigentlichen Referee auf dem Platz dann sagt, wie er entscheiden muß. (Naja, das tun die Schiri-Assistenten ja jetzt auch).
Das Dumme ist, lieber Diskus, daß ja auch das noch nicht perfekt ist. Der nächste logische Schritt wäre es, Sensoren in die Trikots der Spieler einzubauen und Meßgeräte am Spielfeldrand aufzustellen. (Ob man das über Funk macht, oder vielleicht per Laser, das mögen die Techn- nicht okraten, sonder iker entscheiden).
Die anderen sagen, das sei alles nötig, damit es endlich gerecht zugeht auf dem Spielfeld.
Aber, lieber Diskus, ist es wirklich erstrebenswert, auf dem Fußballfeld sozusagen eine Insel der Gerechtigkeit einzurichten, in dieser durch und durch ungerechten Welt?
Mal was anderes: Bin ich der einzige, der beim Namen dieses Trainers immer grinsen muss? :)
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Zitat von ZettelAber, lieber Diskus, ist es wirklich erstrebenswert, auf dem Fußballfeld sozusagen eine Insel der Gerechtigkeit einzurichten, in dieser durch und durch ungerechten Welt?
Vor allem ist es wichtig, dass der Fußball eine Insel des Dezisionismus (Tatsachenentscheidung!) bleibt, in einer Welt, in der immer mehr Entscheidungen an Richtertischen gleich welcher Art getroffen werden!
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