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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 38 Antworten
und wurde 1.648 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 02:17
Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein Atavismus. Darüber haben wir hier vergangenes Jahr schon einmal diskutiert. Ich habe mich gefreut, daß jetzt in der FAZ Claudius Seidl ins selbe Horn stößt.
Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

17.06.2008 07:56
#2 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Lieber Zettel,

ich stehe immer wieder fassungslos vor der Erkenntnis, welch riesige Apparate wir mit Zwangsgeldern geschaffen haben; der ÖR ist ja nur einer von vielen! Da hätten wir das Gesundheitswesen, das nur zu einem winzigkleinen Teil privat organisiert ist, da hätten wir die zahllosen Organisationen, die sich mit Arbeitslosen, Betreuungsbedürftigen und Benachteiligten beschäftigen, die zumindest teilweise von der öffentlichen Hand alimentiert werden.
Aber obwohl die Definition von "Betreuungsbedürftig" und "Benachteiligt" zumindest zweifelhaft ist, sind die Verdienste dieser Organisatioen nicht von der Hand zu weisen.
Nichts jedoch gilt davon für den ÖR - der ist so überflüssig wie ein Kropf!

Herzlich, Thomas

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 09:12
#3 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Aber obwohl die Definition von "Betreuungsbedürftig" und "Benachteiligt" zumindest zweifelhaft ist, sind die Verdienste dieser Organisatioen nicht von der Hand zu weisen. Nichts jedoch gilt davon für den ÖR - der ist so überflüssig wie ein Kropf!

Der Krieg, lieber Thomas, ist halt der Vater aller Dinge. Das gilt hier in einem anderen als dem üblichen Sinn: Die technische Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert war begleitet von der Sorge der Regierungen, diese Technik könne ihnen im Kriegs- oder Revolutionsfall nicht zur Verfügung stehen oder gar gegen sie eingesetzt werden.

Deshalb hat man die Eisenbahn (die ja privat begann) verstaatlicht, ebenso die Post (auch die war teils in privaten Händen gewesen; siehe Thurn und Taxis). Und man hat zur Sicherheit deren Mitarbeiter, die damit als Beamte der unmittelbaren Befehlsgewalt des Staats unterstanden, noch zusätzlich in quasi-militärische Uniformen gesteckt. (Noch in den fünfziger Jahren sah ein Bahnbeamter kaum anders aus als ein Polizist, und selbst am Schalter trugen sie alle ihre martialische Uniform; dito der Postbote, auch er in Uniform samt militärischer Mütze).

Und so war es eben auch mit dem Rundfunk. Da wurden die Mitarbeiter zwar nicht uniformiert, weil man sie ja eh nicht bei der Ausübung ihres Dienstes sehen konnte. Aber in den zwanziger Jahren sahen die Regierungen dasselbe Problem mit dem Funk wie ihre Vorgänger mit Post und Bahn: Der Staat brauchte die Kontrolle über ihn.

Das war in den meisten Ländern so. Die deutsche Besonderheit war, daß Goebbels sofort das Propaganda-Potential des Rundfunks erkannte und die Deutschen mit Volksempfängern ausstattete. (Meine Großmutter besaß noch einen, komplett mit Hakenkreus vorn drauf).

Die zweite deutsche Diktatur hat ja dann auch wieder das Radio und dann auch das TV voll für ihre Propaganda eingetzt; auch darin eifrige Schüler der Nazis. (Übrigens nicht nur in der DDR selbst; in den Westen strahlten gleich zwei Propagandasender aus - der "Freiheitssender 904" und der Soldatensender). Der Westen hatte den Rias, der freilich nie ein Propagandasender war; und das TV-Programm wurde gemeinschaftlich von ARD und ZDF vormittags in Richtung DDR ausgestrahlt (davon ist die Kuriosität geblieben, daß noch immer ARD und ZDF das Mittagsmagazin gemeinsam senden).

Ganz abgesehen von der Eigendynamik dieses monströsen Apparats, der von einer Sondersteuer namens "Gebühren" finanziert wird. hat der Staat also auch ein Machtinteresse an der Erhaltung dieses Systems.

Dank der Kulturhoheit der Länder spielt sich der staatliche Einfluß glücklicherweise überwiegend auf der Ebene der Länder ab, so daß es eine gewisse politische Balance gibt.

Wie nahezu vollständig ein Sender aber zum Instrument staatlicher Machtausübung werden kann, zeigt der WDR. Dieser Sender wurde in Jahrzehnten roter und rotgrüner Regierungen auf allen Etagen mit Parteileuten besetzt. CDU- oder FDP-freundliche Berichte oder Kommentare kann man dort nach wie vor mit der Lupe suchen; denn ein Regierungswechsel bringt ja diese Leute auf ihren Lebenszeit-Positionen nicht weg.

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

17.06.2008 09:31
#4 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Hm, ja, der Krieg. Aber warum haben wir dann so ein erkennbar mißbrauchtes Monster in die junge Bundesrepublik übernommen? Hat man damals schon entdeckt, daß man es wunderbar zur Ver-(Ent-)sorgung von verdientem politischen Personal brauchen kann?
Gut, die Alliierten waren damals für die Genehmigungen zuständig, und denen war ein staatlich kontrollierter Rundfunk wohl lieber als etas Unkontrolliertes mir Wehrwolfgefahr. Und als es dann erstmal lief, war's schon geschehen. Wie Alles in diesem Land haben sich die Parteien die Institution unter den Nagel gerissen.
Und so einen schönen Versorgungsapparat zu demontieren kann man wohl nicht von ihnen verlangen, oder?

Herzlich, Thomas

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 10:19
#5 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Gut, die Alliierten waren damals für die Genehmigungen zuständig, und denen war ein staatlich kontrollierter Rundfunk wohl lieber als etas Unkontrolliertes mir Wehrwolfgefahr. Und als es dann erstmal lief, war's schon geschehen. Wie Alles in diesem Land haben sich die Parteien die Institution unter den Nagel gerissen.

Ja, so war es wohl. Man sah es als einen demokratischen Erfolg an, daß an die Stelle der Reichssender die Sender der einzelnen Länder traten.

Anfangs auch nach Besatzungszonen gegliedert. Das war der Ursprung des Südwestfunks, der aus einem rheinland-pfälzischen (Mainz) und einem badischen (Baden-Baden) Sender bestand. Einzige Gemeinsamkeit: Die beiden Versorgungsgebiete bildeten die französische Besatzungszone.



(Kleine Erinnerung: Ende der fünfziger Jahre wohnten wir in Baden-Baden, und meine Eltern hatten Kontakte zu Rundfunk-Leuten. Das verschaffte mir meinen ersten Auftritt im Radio: Ich mußte - ich glaube, ich war damals fünfzehn - für eine Sendung, in der es um Nachkriegsschicksale ging, den Satz sprechen: "Es ist schwer, wenn man ohne Vater aufwächst". Nachdem ich das vielleicht zehnmal unter dem kritischen Auge und Ohr eines Redakteurs gesagt hatte, war ich entlassen und durfte mir an der Kasse sofort das fürstliche Honorar von fünf Mark abholen.)



Die Herrschaft der Parteien hat sich übrigens erst allmählich etabliert. In den ersten Jahren der Bundesrepublik waren die Sender tatsächlich wahre Horte der Freiheit. In den politischen Redaktionen herrschte bunte Vielfalt, und in den Kulturredaktionen saßen oft erstklassige Leute - beim NDR zum Beispiel Axel Eggebrecht, beim Süddeutschen Rundfunk Martin Walser und Alfred Andersch. (Das waren die angeblich so "reaktionären" Adenauer-Jahre!).

Dadurch war der Rundfunk in den fünfziger Jahren auch ein wichtiges kritisches Medium. Viele Schriftsteller (allen voran Arno Schmidt) konnten sich dank der zahlreichen "Nachtprogramme" über Wasser halten. Enzensberger veröffentlichte seinen ersten großen Essay "Die Sprache des Spiegel" zuerst als Funk-Essay im Süddeutschen Rundfunk.

Die Herrschaft der Parteien (und Verbände! In den Rundfunkräten sitzen ja "gesellschaftlich relevante Gruppen") entstand allmählich, mehr wohl durch die Personalpolitik als durch direkte Eingriffe der Rundfunkräte. Wobei durchweg die Linken sehr viel rabiater vorgingen als die Rechten.

Im Bayrischen Rundfunk und TV gibt es trotz der betonierten politischen Macht der CSU noch immer jeder Menge liberale und linke Redakteure. Beim WDR haben, wie schon gesagt, die linken Seilschaften nach und nach den gesamten Sender durchdrungen.

Herzlich, Zettel

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

17.06.2008 10:57
#6 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Ich bin nicht der absoluten Überzeugung, dass der ÖR nicht abwählbar ist, denn wie bei jedem Produkt gibt es immer auch eine Abstimmung mit den Füssen. Bereits heute sieht nur noch ein Bruchteil der Zuschauer die öffentlich rechtlichen Propagandaschleudern. Und entsprechend mies ist die Legitimation heute schon. Mit dem Einzug des Internets und der zunehmenden Marginalisierung des Fernsehens selber wird diese Legitimation noch weiter schrumpfen (entsprechend panikhaft versuchen die ÖR im Internet Fuß zu fassen).

Ich für meinen Teil konsumiere aus prinzipiellen Erwägungen kein öffentlich rechtliches Fernsehen (okay, bei der letzten WM habe ich ein Spiel in einem Biergarten gesehen, dass wohl von diesen übertragen wurde). Und ich kann auch nur jedem raten, dass nicht zu tun. Mit jedem Zuschauer weniger haben die ein Problem mehr. Oft höre ich dabei, ja, den Mutantenstadel würde man nicht schauen, aber auf Arte und Phoenix kämen schon interessante Dinge. Mag sein. Aber wenn ich diese konsumiere, dann legitimiere ich die Gebührenerpressung. Ich für meinen Teil tu das nicht.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 11:08
#7 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten
Zitat von Llarian
Mit jedem Zuschauer weniger haben die ein Problem mehr. Oft höre ich dabei, ja, den Mutantenstadel würde man nicht schauen, aber auf Arte und Phoenix kämen schon interessante Dinge. Mag sein. Aber wenn ich diese konsumiere, dann legitimiere ich die Gebührenerpressung. Ich für meinen Teil tu das nicht.

Eine heroische Entscheidung, lieber Llarian. Ich könnte sie für mich nicht treffen, denn Phoenix ist für mich tägliche Pflicht (schon wegen der Pressekonferenzen), und auf den Bayrischen Rundfunk (vor allem Bayern Alpha) möchte ich auch nicht verzichten.

Arte sehe ich auf französisch, es sei denn, es läuft eine Sendung mit deutschem Originalton.Dafür müßte ich eigentlich den Franzosen Gebühren zahlen.

Das Fatale ist ja, daß laut Rechtsprechung es völlig unerheblich ist, ob man die Öffentlich-Rechtlichen Programme hört/sieht oder nicht. Die "Rundfunkgebühr" ist rechtlich eine Gebühr dafür, daß man überhaupt fernsehen und Radio hören darf. Auch wer seine Geräte so manipuliert, daß ein Empfang der ÖRs ausgeschlossen ist, muß diese Gebühr dafür bezahlen, daß der Staat es den Privaten erlaubt, überhaupt zu senden.

Und noch etwas, lieber Llarian: Was juckt es die ÖRs, wenn ihnen die Zuschauer wegbleiben? Es gibt schon jetzt Programme, deren Sehbeteiligung so gering ist, daß man sie gar nicht mehr messen kann.

Herzlich, Zettel
Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

17.06.2008 11:14
#8 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Lieber Llarian,

das Gebührenaufkommen des ÖR ist völlig unabhängig von der Zuschauerzahl! Im Gegenteil, wahrscheilich wird man eher noch mit der Qualität der Programme protzen, die so hoch ist, daß sie von uns Dösbaddeln garnicht verstanden werden können!

Herzlich, Thomas

P.S.: Ich habe diesen Avatar gefunden - der ist doch fetzig, oder?

Elmar Offline



Beiträge: 282

17.06.2008 11:14
#9 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten
Das Problem ist leider, dass die "Abstimmung mit den Füßen" nicht funktioniert, da man damit seinen Fernsehe- und Radiokonsum komplett einstellen muss. Die Gebühr hängt ja am Besitz von Empfangsgeräten und nicht am Einschaltverhalten. Der ÖR kann letztlich auch auf Zuschauer und Zuhörer komplett verzichten und müsste nur den sowieso geringen Anteil an Werbeeinnahmen verschmerzen.
(Wenn man sich das Programm der ÖR so anschaut, scheint das auch ihr Ziel zu sein)
Gruss,
Elmar
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.06.2008 11:41
#10 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

In Antwort auf:
Ich für meinen Teil konsumiere aus prinzipiellen Erwägungen kein öffentlich rechtliches Fernsehen

Das nutzt leider überhaupt nichts, da es nicht gemessen wird.
Die Sendequoten werden alleine aus den "repräsentativ ausgewählten" Haushalten ermittelt - wenn der Rest der Bevölkerung ARD/ZDF boykottieren würde, bekäme das keiner mit.

In Antwort auf:
aber auf Arte und Phoenix kämen schon interessante Dinge.

Ich finde es amüsant, wie viele Leute sich in GEZ-Diskussionen als arte-Zuschauer outen.
Das ist für die meisten der letzte Strohhalm, um die ansonsten miese Qualität der Staatssender wegzuargumentieren.
Und natürlich kann man sich damit politisch korrekt als gebildeten Zuschauer outen und von der vulgären Masse absetzen. Soviel elitärer Snobismus ist für einen Linken ja schon Minimum.

Wenn arte wirklich so viele Zuschauer hätte, wäre das eines der erfolgreichsten Programme ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 11:42
#11 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Zitat von Thomas Pauli
P.S.: Ich habe diesen Avatar gefunden - der ist doch fetzig, oder?

Erinnert mich irgendwie an Monsieur Hulot.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.06.2008 11:48
#12 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

In Antwort auf:
Die technische Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert war begleitet von der Sorge der Regierungen, diese Technik könne ihnen im Kriegs- oder Revolutionsfall nicht zur Verfügung stehen oder gar gegen sie eingesetzt werden.

Das ist natürlich richtig und war ein Hauptbeweggrund für die Verstaatlichung der Sender.
Es gab aber auch einen validen technischen Grund: Die Zahl der möglichen Kanäle war begrenzt, und irgendwie mußte das ja verteilt werden (ein rein private Lösung, in der jeder Sender einfach nur losfunkt und die anderen stört wäre ja auch nicht gut gewesen).

Man kann durchaus argumentieren, daß eine Verwaltung dieses natürlichen Monopols "Sendefrequenzen" durch den Staat und die Verteilung an die "gesellschaftlichen Gruppen" damals sinnvoll und gerecht war.

Für die aktuelle Diskussion finde ich es auch viel praktischer, auf diesen Aspekt abzuheben, und nicht die grundsätzliche Machtdiskussion zu führen.

Dann kann man nämlich auch sehr schön begründen, warum Reformbedarf besteht: Man gesteht zu, daß das ÖR-System früher gut und richtig war - aber jetzt durch die technische Entwicklung die alten Restriktionen entfallen sind.
Es gibt durch Digitalisierung und Internet de facto beliebig viele Kanäle, und damit keinerlei Notwendigkeit mehr für staatliche Eingriffe.

Man kann und sollte jetzt Rundfunk und Fernsehen nach dem bewährten Modell des völlig privaten Druckmedien-Bereichs organisieren.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

17.06.2008 12:03
#13 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten
Nönö, das soll John Cleese in "Ministry of Silly Walks" ( -> http://www.youtube.com/watch?v=IqhlQfXUk7w ) sein!
Elmar Offline



Beiträge: 282

17.06.2008 12:05
#14 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Zitat von R.A.
Ich finde es amüsant, wie viele Leute sich in GEZ-Diskussionen als arte-Zuschauer outen.
Das ist für die meisten der letzte Strohhalm, um die ansonsten miese Qualität der Staatssender wegzuargumentieren.
Und natürlich kann man sich damit politisch korrekt als gebildeten Zuschauer outen und von der vulgären Masse absetzen. Soviel elitärer Snobismus ist für einen Linken ja schon Minimum.

Wenn arte wirklich so viele Zuschauer hätte, wäre das eines der erfolgreichsten Programme ...

Aus ÖR Sicht bin ich dann auch ein derartiger arte Zuschauer. (Lieber als arte sind mir aber 3sat und die digitalen Spartenkanäle) Der Vergleich hinkt aber heftigst, wenn man das Verhältnis ÖR <-> private Sender berücksichtigt. Qualitativ ist da praktisch kaum ein Unterschied feststellbar, zum Teil dank besserer Sendungen der Privaten, leider aber zum überwiegenden Teil "dank" des Verzichts der ÖR auf qualitativ Hochwertiges. Aus diesem Grund schaue ich fast nur noch das private Original und nicht die ÖR Kopie. Sollte ich tatsächlich über qualitativ Hochwertiges im ÖR stolpern, dann sicher nicht im Hauptprogramm sondern in den Spartenkanälen. Leider ist es auch dort nur noch eine Marginalie.

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

17.06.2008 12:15
#15 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Zitat von Elmar
Das Problem ist leider, dass die "Abstimmung mit den Füßen" nicht funktioniert, da man damit seinen Fernsehe- und Radiokonsum komplett einstellen muss.

Ich zahle Radio- aber keine Fernsehgebühr. Die 5,50 EUR im Monat sind für mich ok für die Gegenleistung. Das öffentlich-rechtliche Musikangebot ist unvergleichlich.

Vermutlich wären die Sender, die ich höre, wesentlich teurer bei Privatfinanzierung, die wohl nur mittels Nutzer-Gebühren möglich wäre; somit bin ich wohl ein Netto-GEZ-Gewinnler.

Hier ringt die Pflicht des Liberalen mit der Neigung des Barockmusikliebhabers.

Gruß,
Kallias

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

17.06.2008 12:41
#16 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Lieber Zettel

Mein Kommentar.

Ein GEZ Mann erklärt einer Dame, die sich darüber ärgert Gebühren zahlen zu müssen, obwohl sie gar kein öffentlich rechtliches Fernsehen sieht, warum das so ist.
Seine Aussage, alle Fernseher sind mit den notwendigen Instrumenten ausgestattet, das man das öffentlich rechtliche Fernsehen empfangen kann und deshalb gehe man davon aus, dass der Zuschauer das auch tut.
Darauf schreit die Frau laut Sie Vergewaltiger, Sie Vergewaltiger.
Völlig verdattert sagt der GEZ Mann aber ich habe Ihnen doch gar nichts getan.

Noch nicht, sagt die Frau, Sie sind aber mit allen Instrumenten die man dazu braucht ausgestattet und deshalb gehe ich davon aus, dass sie es tun werden.



Herzlich M.Schneider

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 12:44
#17 Arte Antworten

Zitat von R.A.
Zitat:Wenn arte wirklich so viele Zuschauer hätte, wäre das eines der erfolgreichsten Programme ...

Die Quote, lieber R.A., liegt in Frankreich über drei Prozent, in Deutschland in einem fast schon nicht mehr meßbaren Bereich von unter einem Prozent. In diesem Unterschied dürfte sich das generell größere kulturelle Interesse in Frankreich, die ungleich bessere Bildung der Mehrheit der Bevölkerung niederschlagen, aber auch die größere Zahl konkurrierender Sender in Deutschland.

Mir gefallen zwei Sendereihen, die ich mehr oder weniger regelmäßig sehe: Mit offenen Karten (Le dessous des cartes) und Karambolage.

Beide kurz und intelligent gemacht. "Le dessous des cartes" leider nur mit deutsch drübergebrabbelt, wenn man nicht auf einem anderen Programmplatz das französische Arte hat (nach meiner Erfahrung ein Muß, wenn man Französisch versteht). "Karambolage" wird in einer deutschen Version ausgestrahlt.

In "Le dessous des cartes" erläutert Jean-Christophe auf eine sehr informative Weise historische und geographisch-politische Zusammenhänge anhand von Karten. Glänzend gemacht.

"Karambolage" nimmt Deutsches und Französisches auf witzige und informative Weise auf die Schippe. Man lernt viel über den jeweils Anderen. Auch mir war, obwohl ich oft in Frankreich bin, Vieles nicht aufgefallen - zum Beispiel, daß es in Frankreich nicht diese Eierstecher gibt, mit denen man vor dem Kochen ein kleines Loch ins Ei macht.



Was mich immer wieder ärgert, ist die Unsitte des Drüberbrabbelns. Zum Glück werden immer häufiger (das ist jedenfalls mein Eindruck) stattdessen Untertitel eingesetzt. Aber die Nachrichten zB sehe ich so gut wie nie, weil da ständig drübergebrabbelt wird, egal, ob man den deutschen oder den französischen Sender eingeschaltet hat. Man kann hin- und herzappen, je nachdem, ob gerade ein deutscher oder ein französischer Politiker auftritt. Aber das ist mir die Sache dann doch nicht wert.

Wenn ein solcherh Sender Sinn hat, dann doch wohl den, Verständnis für die Kultur der Anderen zu wecken und zu pflegen. Wie soll das gehen, wenn die Sendungen nicht in der Originalsprache ausgestrahlt werden?

Herzlich, Zettel

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.06.2008 12:58
#18 RE: Arte Antworten

In Antwort auf:
In diesem Unterschied dürfte sich das generell größere kulturelle Interesse in Frankreich, die ungleich bessere Bildung der Mehrheit der Bevölkerung niederschlagen, ...

Ist das wirklich so?
Leider weiß ich zu wenig von Frankreich, um das beurteilen zu können.
Vielleicht wüßte ich mehr, wenn ich arte auf französisch empfangen könnte ;-)

Grundsätzlich würde ich ja ein gewisses Bildungsniveau für mich in Anspruch nehmen - aber vielleicht sind ja deutsche Freizeitgewohnheiten generell anders als französische.
Ich sehe eigentlich fast nie Fernsehen (außer jetzt Fußball ...), darunter leidet natürlich auch arte. Dafür nutze ich das sehr reichliche live-Kulturangebot vor Ort.

Generell sollte mein Beitrag natürlich nicht arte kritisieren - die wenigen Male, wo ich es gesehen habe, war ich sehr zufrieden.
Es soll auch ein vergleichsweise preiswerter Kanal sein und würde wohl problemlos von seinen Nutzern zu finanzieren sein.

Ich finde es halt nur putzig, wie viele Linke arte als Argument vorschieben, die in Wahrheit weit schlichteres Glotzverhalten haben.
Da kann man schöne Effekte erzielen, wenn man sie spontan fragt, was sie denn zuletzt in arte gesehen hätten - übliche Reaktionen sind Stottern, Ablenken oder irgendeine Reisesendung im letzen Jahr als Antwort.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.06.2008 13:20
#19 RE: Arte Antworten
Zitat von R.A.
In Antwort auf:
In diesem Unterschied dürfte sich das generell größere kulturelle Interesse in Frankreich, die ungleich bessere Bildung der Mehrheit der Bevölkerung niederschlagen, ...

Ist das wirklich so?

Nach meinen ziemlich länglichen Erfahrungen schon, lieber R.A. (ich war das erste Mal 1957 in Frankreich).

Stellen Sie sich ein Land vor, in dem die Intelligentesten jedes Jahrgangs darum kämpfen ("Concours" heißt das, Wettkampf), einen Platz in einer der Eliteuniversitäten, den "Grandes Ècoles" zu bekommen. Eine solche "Schule" nimmt pro Jahrgang vielleicht zweihundert Studenten auf. Wer sie durchlaufen hat, braucht sich um seine Karriere keine Sorgen mehr zu machen.

Auf den Gymnasien wird ungleich mehr gelernt als bei uns; was auch daran liegt, daß es meist Ganztagsschulen sind. Philosophie ist ein Kernfach; der Aufsatz in Philosophie gehört zum Wichtigsten im Abitur (jedenfalls im geisteswissenschaftlichen Bereich; das Abitur gibt es in verschiedenen Ausrichtungen). Ich habe beim Trampen als Student mit einem Schneider, der mich mitnahm, über Gehirn und Erkenntnistheorie diskutiert, in einer Bar in Paris kürzlich mit einem Geschäftsmann über Friedrich II und die Zarin Elisabeth. Sie finden in Frankreich ein Interesse an Wissen, an Kultur, von dem wir in Deutschland nur träumen können.

Von dem freilich die meisten Deutschen gar nicht träumen.

Herzlich, Zettel
Llarian Offline



Beiträge: 6.919

17.06.2008 13:24
#20 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Lieber Zettel,

ich finde das nicht besonders heroisch, sondern nur folgerichtig. Für mich wäre das Schauen öffentliche rechtlicher Programme gleichbedeutend mit einer Legitimation ihrer Existenz. Die ich ja gerade bestreite. Anders gesagt: Ich bestreite grundsätzlich ihre Legitimation, nicht nur die Umsetzung.

In Antwort auf:
Das Fatale ist ja, daß laut Rechtsprechung es völlig unerheblich ist, ob man die Öffentlich-Rechtlichen Programme hört/sieht oder nicht.


Für die Rechtssprechnung ja, nicht aber für die politische Legitimation. Der öffentlich rechtliche Rundfunk kostet mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr, Tendenz satt steigend. Haben Sie mal im Kino erlebt, was passiert, wenn die GEZ mal wieder einen ihrer Werbespotts untergebracht hat ? Gelächter. Ich glaube zwar nicht, dass die meisten Menschen die ÖR als das Propagandaministerium sehen, was sie tatsächlich sind, aber doch als ordentliches Loch im Geldbeutel. Und mit jedem Euro mehr für eine Sache, die keiner haben will, steigt die Wut.

In Antwort auf:
Was juckt es die ÖRs, wenn ihnen die Zuschauer wegbleiben?

Das möchte ich auf jeden Fall beantworten, lieber Zettel, die haben die helle Panik. Dafür kann ich auch zwei sehr gute Argumente anführen: Zum einen versuchen die ÖR mit größter Verzweifelung im Internet Fuß zu fassen. Vor nichts haben die mehr Angst, als das durch die Marginalisierung des Fernsehens, sie selber marginalisiert werden. Zum anderen haben die ebensolche Panikreaktionen gezeigt, als die Privaten laut mit dem Gedanken gespielt haben ihr Programm grundzuverschlüsseln. Weil es dann nämlich technisch sehr simpel wäre, Geräte ohne Emfangsteil auf den Markt zu bringen (die übrigens gebührenfrei sind, wenn sie verbrieft kein Emfangsteil besitzen).
Die juckt das alles sehr, weil es an dem Ast sägt, auf dem sie sitzen. Natürlich ist die rechtliche Seite zur Zeit sehr zum Vorteil der ÖR festgelegt. Das kann sich aber sehr schnell ändern, wenn sich politische Mehrheiten dagegen ergeben.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

17.06.2008 13:31
#21 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Zwei Argumente dagegen:

Zum einen kann man seinen Fernsehkonsum komplett einstellen, in einer Welt des Internets nach meinem Dafürhalten kein Problem. Wenn meine Glotze irgendwann durchbrennt war es die letzte.
Zum anderen bekommt ein Sender, den wirklich keiner mehr schaut, ein Problem seine Gebühren zu rechtfertigen.

Und vielleicht noch ein drittes, kleines, das man aber nicht so recht sagen darf (aber wie jemand neulich hier so klasse schrieb, ich muss unbedingt damit winken): Es hängt auch davon ab, ob man bereit ist den netten GEZ Hanswurst über seine Türschwelle zu lassen. Umso weniger Legitimation der ÖR hat, umso mehr Leute werden irgendwann auch realisieren, dass der allenfalls die Straße wärmen darf.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

17.06.2008 13:35
#22 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

In Antwort auf:
Das nutzt leider überhaupt nichts, da es nicht gemessen wird.
Die Sendequoten werden alleine aus den "repräsentativ ausgewählten" Haushalten ermittelt

Wir sind gerade in der Phase wo sich das ändert. Die Telekomiker verkaufen bereits jetzt in ausgewählten Städten Fernsehen per VDSL. Damit wäre auch die Ermittlung von Einschaltquoten vollkommen unproblematisch. Und da sich die ÖR zur Zeit aufs Internet ausdehnen (müssen) ist es auch bisweilen unproblematisch dort Statistiken nach Zugriff zu führen.

Eloman Offline



Beiträge: 239

17.06.2008 13:39
#23 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Bei der Bundespost gab es früher sogar Waffenträger!

Eloman Offline



Beiträge: 239

17.06.2008 13:43
#24 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Monty Python's "Ministry of Silly Walks"?

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

17.06.2008 13:57
#25 RE: Zitat des Tages; "Unkündbar, unabwählbar" Antworten

Jaha!

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