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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 1.187 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.08.2008 05:40
Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten
In dieser Folge der Serie über den US-Wahlkampf gibt es eine kleine Analyse von Umfrageergebnissen zu der Frage, wer warum zu dem einen oder zu dem anderen Kandidaten tendiert.

Was mich am meisten verwundert hat, als ich mir diese Daten angesehen habe, ist der deutliche Unterschied zwischen den Geschlechtern. Der frühere Vorsprung Obamas (im Augenblick scheint er verschwunden zu sein) ging ausschließlich auf die Meinungen der Frauen unter den Befragten zurück.

Zu den möglichen (ziemlich klischeehaften) möglichen Gründen dafür, die ich am Ende des Artikels nenne, könnte noch einer hinzukommen, der möglicherweise für die Entwicklung des Wahlkampfs interessant sein wird: Obama ist als ausgesprochener Friedenskandidat aufgetreten, McCain als Befürworter des Irak-Kriegs.

Inzwischen beginnen sich in diesem Punkt die Fronten zu verschieben.

Zum einen, weil jeder sehen kann, daß im Irak die von McCain befürwortete Strategie dabei ist, einen leidlichen Frieden zu schaffen, während der von Obama vor einem Jahr verlangte Rückzug der USA ein Schlachtfeld hinterlassen hätte.

Andererseits beginnt Obama in dem Maß, in dem seine mögliche Präsidentschaft näherrückt, in Bezug auf Afghanistan eine Kriegsrethorik zu entfalten. Wenn Anfang November gewählt wird, dann könnte sehr gut McCain als der glaubwürdigere Friedenskandidat erscheinen.
Abraham Offline



Beiträge: 174

03.08.2008 09:38
#2 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Lieber Zettel,

ich finde Ihre Zusammenfassung ausgezeichnet. Einen Aspekt sollte man vielleicht noch genauer unter die Lupe nehmen, nämlich den Einfluss politischer Differenzen auf die Distanz der Wähler zu "ihrem" Kandidaten. Bekanntlich sind viele Religiös-Konservative keine begeisterten Anhänger von McCain, weil er ihnen zu liberal (im europäischen Sinne) ist. Das trägt wohl zum Gesamtbild bei, dass die McCain-Anhänger insgesamt weniger enthusiastisch sind als die Jünger Obamas. Auf der anderen Seite gibt es auch politische Differenzen zwischen Obama-Anhängern und ihrem Kandidaten, z.B. durch den Bruch Obamas mit Jeremiah Wright, der den Anhängern des Pastors nicht gefallen haben dürfte. Auf welcher Seite wirken sich die politischen Differenzen stärker aus?

Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen sehr herzlich für Ihre täglichen Analysen danken, aus denen ich oft wichtigere Informationen bekomme als aus meiner ganzen FAZ-Lektüre. Mit Ihren Beurteilungen stimme ich meistens überein. Die einzige deutliche Ausnahme ist Ihre Ansicht über das Rauchverbot in Gaststätten.

Mit besten Grüßen,

Abraham

Pelle ( Gast )
Beiträge:

03.08.2008 10:56
#3 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Ja, das Frauenwahlrecht ....

Das war ja auch bei uns im Lande der Grund für die Wiederwahl des Genossen Schröders (der anschließend sofort in den Dienst einer ausländischen Macht abtrat).

Interessieren würde mich mal eine kurze Übersicht, wann wo jeweils das Frauenwahlrecht eingeführt wurde.

Zivilisierte Länder gibt es heute ja wohl nicht mehr, wo Frauen nicht wählen dürfen.

Tobias Offline



Beiträge: 7

03.08.2008 12:07
#4 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Die Phrase "Democrats fall in love, Republicans fall in line" trifft es diesmal besonders stark.

Anonymity Offline



Beiträge: 6

03.08.2008 12:37
#5 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten
Llarian Offline



Beiträge: 7.120

03.08.2008 13:06
#6 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Eine kleine Randnotiz, die mir beim Lesen ihrer Analyse auffiel: Wenn ein weisser Wähler seine Präferenz an der Hautfarbe des Kandidaten festmachte, dann ist er ein Rassist. Das umgekehrte ist kein Problem. Nicht, dass es wichtig wäre, aber es fiel mir gerade so auf.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.08.2008 16:16
#7 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Zitat von Abraham
Einen Aspekt sollte man vielleicht noch genauer unter die Lupe nehmen, nämlich den Einfluss politischer Differenzen auf die Distanz der Wähler zu "ihrem" Kandidaten. Bekanntlich sind viele Religiös-Konservative keine begeisterten Anhänger von McCain, weil er ihnen zu liberal (im europäischen Sinne) ist. Das trägt wohl zum Gesamtbild bei, dass die McCain-Anhänger insgesamt weniger enthusiastisch sind als die Jünger Obamas. Auf der anderen Seite gibt es auch politische Differenzen zwischen Obama-Anhängern und ihrem Kandidaten, z.B. durch den Bruch Obamas mit Jeremiah Wright, der den Anhängern des Pastors nicht gefallen haben dürfte. Auf welcher Seite wirken sich die politischen Differenzen stärker aus?

Sie haben Recht, lieber Abraham. Diesen Gesichtspunkt habe ich ausgelassen. Er könnte, neben der größeren Begeisterung, die Obama durch seinen Stil auslöst, den Unterschied erklären.

McCain galt immer als der "Maverick"; im Deutschen nennen wir so jemanden "Paradiesvogel". Gerade das macht ihn jetzt zum geeigneten Kandidaten der Republikaner, weil viele Amerikaner im Augenblick nicht gut auf Bush zu sprechen sind. (Im Rückblick wird man ihn einmal anders sehen, denke ich. Aber das ist ein anderes Thema). Die Religious Right mag ihn gar nicht. Wählen werden ihn die meisten vermutlich zähneknirschend. Aber was ihm wirklich schadet, das ist, daß diese oft sehr aktiven Leute ihn nicht aktiv im Wahlkampf unterstützen. Das spielt ja in den USA eine große Rolle - daß man Freunde anruft, sogar private Parties für seinen Kandidaten veranstaltet. In diesem Punkt ist Obama weit überlegen.

Was nun diesen selbst angeht, hat er wohl in der Tat ein ähnliches Problem, aber in viel geringerem Maßstab. Als Jesse Jackson kürzlich eine abwertende Bemerkung über Obama herausrutschte, die versehentlich von einem Mikrophon aufgenommen wurde, gab es dazu im American Thinker einen Artikel über die Haltung des schwarzen Estalishment zu Obama. Diese sei überwiegend sehr kritisch, weil er als nur halb zur Black Community gehörend gerechnet wird (zu hellhäutig, zu intellektuell, mit einem ausländischen Vater, teils im Ausland aufgewachsen). Aber das gilt eben mehr für Leute wie Jesse Jackson; die Masse der schwarzen Wähler mag ihn offensichtlich. Und ist stolz auf ihn.
Zitat von Abraham
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen sehr herzlich für Ihre täglichen Analysen danken, aus denen ich oft wichtigere Informationen bekomme als aus meiner ganzen FAZ-Lektüre.

Danke, lieber Abrahahm! Leider kann ich bei der Leser-Reichweite noch nicht ganz mit der FAZ konkurrieren.
Zitat von Abraham
Mit Ihren Beurteilungen stimme ich meistens überein. Die einzige deutliche Ausnahme ist Ihre Ansicht über das Rauchverbot in Gaststätten.

Ich sehe es halt als Teil eines antiliberalen Trends. Gäbe es so etwas isoliert, dann würde ich es zwar auch falsch finden, aber nicht so darauf herumhacken.

Übrigens gebe ich gern zu, daß die Nichtraucher früher schlecht behandelt wurden. Ich kann mich an meine Zeit als frischgebackener Uni-Assistent erinnern, als wir einen Pfeife rauchenden Chef hatten. Wir haben es ihm alle nachgemacht; in unseren Besprechungen ging es also zu wie im Tabakskollegium des Alten Fritzen. Und mittendrin eine nichtrauchende Kollegin, die immer wieder das Fenster aufriß. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, ihretwegen das Rauchen auch nur zu reduzieren.

Als ich meine ersten selbständigen Seminare halten durfte, bin ich mit schmauchender Pfeife hineingegangen. Pfeiferauchen in solchen Situationen war sehr praktisch: Während ich mir eine Antwort überlegte, konnte ich mich erst einmal mit dem Stopfen, Wiederanzünden, Putzen der Pfeife befassen. Und vermittelte dabei auch noch Gelassenheit.

Nicht mehr Zigarette zu rauchen hat mich nie sehr gestört; da gab es Entzugssymptome, und das war's. Aber eine Brasil nach einem guten Abendessen und vor allem die Pfeife - das fehlt mir immer noch.

Sie sehen, lieber Abrahahm, zum militanten Nichtraucher (auch wenn ich Nichtraucher seit Mitte der siebziger Jahre aus Vernunft bin) werde ich es wohl nie bringen.

Herzlich, Zettel

PS: Willkommen als Autor im "kleinen Zimmer"!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.08.2008 16:27
#8 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten
Zitat von Llarian
Eine kleine Randnotiz, die mir beim Lesen ihrer Analyse auffiel: Wenn ein weisser Wähler seine Präferenz an der Hautfarbe des Kandidaten festmachte, dann ist er ein Rassist. Das umgekehrte ist kein Problem. Nicht, dass es wichtig wäre, aber es fiel mir gerade so auf.

Dieses Thema wird in den USA oft diskutiert, lieber Llarian. Die Ansicht ist weit verbreitet, daß das nicht dasselbe sei: Weißer Rassismus ziele auf Überlegenheit (supremacy), schwarzer dagegen hätte das Ziel, überhaupt erst einmal Gleichheit zu erlangen.

Die Amerikaner haben ja viel Sympathie für den underdog. Und die Schwarzen werden eben immer noch als der underdog gesehen.

Spätestens mit der Kandidatur Obamas stimmt das ja aber nicht mehr. Wie überhaupt, bei aller Kritik an Obama, diese zeigt, wie erfolgreich die USA im Kampf gegen den Rassismus im vergangenen halben Jahrhundert gewesen sind.

Als sich Leute wie Robert Kennedy gegen den Rassismus engagierten, als der Marsch von Selma in Richtung Montgomery stattfand, mit dem Obama zu Unrecht seine Existenz in Zusammenhang zu bringen versucht - da hätte sich wohl niemand vorstellen können, daß weniger als fünfzig Jahre später ein Schwarzer für die Präsidentschaft würde kandidieren können.

Auch das ist etwas, das nur in einer freien Gesellschaft, also nur im Kapitalismus möglich ist.

Cuba hat einen weit höheren schwarzen Bevölkerungsanteil als die USA (definiert man "Schwarze" in dem Sinn, in dem Obama ein Schwarzer ist, ziemlich genau ein Drittel). Aber in der Führung kommen keine Schwarzen vor. In CubaVision habe ich noch nie einen schwarzen Moderator gesehen. Wie in den USA der fünfziger Jahre wimmelt es aber von Schwarzen, wenn Musik gemacht und getanzt wird.

Herzlich, Zettel
Abraham Offline



Beiträge: 174

03.08.2008 20:52
#9 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Vielen Dank für die freundliche Aufnahme, lieber Zettel. Ich fühle mich in Ihrem kleinen Zimmer schon wie zu Hause (), zumal es überhaupt nicht verräuchert ( ist.

Abraham

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.08.2008 21:40
#10 RE: Der 44. Präsident der USA (9): McCain und Obama, die Frauen usw. Antworten

Zitat von Abraham
Ich fühle mich in Ihrem kleinen Zimmer schon wie zu Hause (), zumal es überhaupt nicht verräuchert ( ist.

Das erstere freut mich, lieber Abraham. Das letzere ist erstaunlich, da hier ja die Köpfe nur so rauchen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.08.2008 10:16
#11 AKTUELLE ERGÄNZUNG: Poll of Polls Antworten

Der Poll of Polls bei Pollster macht zweierlei deutlich: Die Reise hat Obama zumindest nicht genutzt. Nach Gallup sieht jetzt auch Rasmussen die beiden tageweise gleichauf; an manchen Tagen sogar McCain vorn. Zweitens hat aber Obama im Trend immer noch deutlich die Nase vorn.

Wie sehr, das wird in dieser Grafik deutlich.

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

06.08.2008 10:36
#12 RE: AKTUELLE ERGÄNZUNG: Poll of Polls Antworten

Lieber Zettel

Dennoch sollte McCain das Thema Wirtschaft besetzen.
Ich glaube, dass er sich damit den entscheidenden Vorteil verschaffen könnte.


Herzlich
M.Schneider

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.08.2008 10:42
#13 RE: AKTUELLE ERGÄNZUNG: Poll of Polls Antworten

Zitat von M.Schneider
Dennoch sollte McCain das Thema Wirtschaft besetzen.
Ich glaube, dass er sich damit den entscheidenden Vorteil verschaffen könnte.

Keine Frage. Denn die Rezession bzw. ihre Gefahr wird das Haupt-Wahlkampfthema sein.

Nur - woher nehmen und nicht stehlen?, wie meine Oma immer sagte. McCain ist nun einmal bisher nicht als wirtschaftspolitisch kompetent hervorgetreten (Obama auch nicht, aber wenn es nach Kompetenz ginge, hätte dieser ja eh keine Chance).

Vielleicht versucht es McCain über die Wahl seines Vize. Es wäre sicher keine schlechte Idee, jemanden mit hoher ökonomischer Kompetenz zu nehmen.

Andererseits hat McCain auch das Problem, daß er den rechten Flügel der Republikaner nicht mobilisieren kann. Von daher wäre ein Konservativer der richtige Running Mate.

Ideal wäre also sozusagen Romneybee oder Huckney.

Herzlich, Zettel

 Sprung  



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