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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 16 Antworten
und wurde 2.232 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.09.2008 19:12
Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Sarah Palin und kein Ende? Der Haß, den diese Frau offensichtlich auf sich zieht, scheint schon bemerkenswert zu sein. Das interessiert mich, also schreibe ich darüber.

Jetzt über eine Autorin, der das ungemein intelligente Wortspiel eingefallen ist, "Palin" mit "paläolithisch" in Zusammenhang zu bringen.

Wow, welch eine intellektuelle Leistung!

Auslaender Offline



Beiträge: 56

12.09.2008 19:30
#2 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Genau solch ein verhalten und Gedankengut von US Journalisten, Politikern und Kommentatoren wird Obama letztendlich vermutlich die Wahl kosten.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

12.09.2008 20:22
#3 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

von Mises hat das meines Wissens perfekt auf den Punkt gebracht.

Die Intellektuellen verachten die Handwerker und (klein-) Unternehmer, weil diese im Kapitalismus (den die Intellektuellen auch verachten) ohne Studium, ohne klassisch-griechische Bildung Erfolg (=hohes Einkommen, dicke Autos, schoene Frauen) haben.

(Mises hat sich gewaehlter ausgedrueckt, aber ich such das Zitat jetzt nicht raus)

Nichts anderes ist der Hass auf Palin. Da kommt eine daher, die sich nicht durch Unis gequaelt hat, die nicht bis 30 warten musste, ehe sie ein geringes Salaer bekam und die wird dann Vizepraesidentenkandidatin?

Allein deshaln wuerde ich McCain waehlen, wenn ich duerfte. Nur um die linken Soziologen mit Taxischein zu aergern.

Diskus Offline



Beiträge: 206

12.09.2008 20:44
#4 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Zitat von Dagny
... Allein deshaln wuerde ich McCain waehlen, wenn ich duerfte. Nur um die linken Soziologen mit Taxischein zu aergern.

Da kommen mir ne Menge Fragen: Haben Sie was gegen Soziologen oder gegen Taxifahrer oder nur die Kombination aus den beiden? Haben Sie auch was gegen rechte Soziologen mit Taxischein? Hegen Sie auch eine Abneigung gegen jemanden, der zuerst Taxifahrer war und in den Pausen seine Fernuniunterlagen der Sozialwissenschaften aus Interesse durchgearbeitet hat?

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

12.09.2008 21:06
#5 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Zitat von Diskus

Da kommen mir ne Menge Fragen: Haben Sie was gegen Soziologen oder gegen Taxifahrer oder nur die Kombination aus den beiden? Haben Sie auch was gegen rechte Soziologen mit Taxischein? Hegen Sie auch eine Abneigung gegen jemanden, der zuerst Taxifahrer war und in den Pausen seine Fernuniunterlagen der Sozialwissenschaften aus Interesse durchgearbeitet hat?


Leider hab ich nichts (was hilft) gegen Soziologen.

Nein, Ernsthafte, Methodische Kritik: Die Naturwissenschaften sind mit ihrer Methodik extrem erfolgreich und mein Eindruck ist, dass in vielen Disziplinen der Geisteswissenschaften versucht wird, ebenfalls quantifizierbare Aussagen zy treffen. Das artet dann in allerlei Korrelationsfunktionen aus, die natuerlich nichts uber Kausalitaeten aussagen, aber dennoch wie eine Monstranz vor sich hergetragen werden.

Den arroganten Habitus, allein aus der Tatsache Spziologie, Politik, Neueundneuestegeschichte etc. studiert zu haben, eine leitende Funktion in Staat und Gesellschaft einnehmen zu muessen, habe ich bei Politologen, Soziologen und nicht zuletzt den zugehoerigen Professoren (professorInnen oder so aehnlichInnen) oft genug erlebt.

Selbstverstaendlich ist das eine Pauschalisierung.

john j Offline




Beiträge: 591

12.09.2008 22:06
#6 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz - Rechte Arroganz Antworten

Naja, Sarah Palin hat sich durch 5 Colleges "gequaelt" bis sie ihr Diplom in der Tasche hatte - in communications. Hoert sich schon ein bisschen nach "Soziologin mit Taxischein" an - ich nehme an dass das so viel wie "Geisteswissenschaftler ohne Perspektive" heissen soll.

Und auch wenn ich im Zweifelsfall ebenfalls Naturwissenschaften vorziehe und den Geisteswissenschaften ein bisschen skeptisch gegenueberstehe (zumindest wie sie an manchen deutschen Unis praktiziert werden), dann verstehe ich immer noch nicht warum man sie und ihre Mitglieder so abqualifizieren muss. Ich kenne einige Juristen, Historiker, Journalisten und auch Soziologen die ich fuer aeusserst intelligent halte - und einige Chemiker, Biologen, Physiker etc die einfach ziemlich beschraenkt zu sein scheinen.

Manchmal hilft es im Leben nicht immer alles in Kategorien von Schwarz und Weisss zu sehen (mein Wort zum Sonntag am Freitag).

Und das folgende Zitat trifft m.E. zumnidest auf die USA im Allgemeinen nicht zu:

"Die Intellektuellen verachten die Handwerker und (klein-) Unternehmer, weil diese im Kapitalismus (den die Intellektuellen auch verachten) ohne Studium, ohne klassisch-griechische Bildung Erfolg (=hohes Einkommen, dicke Autos, schoene Frauen) haben."

Ich habe die Erfahrung gemacht dass hier harte Arbeit, Fleiss, Einsatz und Erfolg ungemein anerkannt werden - und je weiter "unten" man angefangen hat umso besser. Mein Chef hier hat nix mehr als einen highschool-Abschluss und dann sofort angefangen zu arbeiten, und als ich ihn traf schon ueber 30 Jahre Erfahrung hinter sich und eine Managementstelle in einem multinationalen Konzern. Es ist weder mir noch irgendeinem Kollegen, business partner oder stakeholder jemals eingefallen ihn deswegen geringer einzuschaetzen (was auch ein grosser Fehler waere)...obwohl natuerlich viele von uns einen oder auch zwei Uniabschluesse in der Tasche haben.


Dagny Offline



Beiträge: 1.096

12.09.2008 23:56
#7 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz - Rechte Arroganz Antworten

Man sollte aber bitte auch noch erwähnen, dass im Angelsaechsichen man ja schon mit dem Bachelor einen Abschluss machen kann und danach oft anfängt zu arbeiten. Die Bachelors haben oft auch noch seltsame Titel und man erwirbt dann später im Job erst so richtig viel Wissen - das Humboldtsche Dauerstudiumsideal hat sich da nicht durchgesetzt.

Ich verstehe auch ganz ehrlich nicht, warum das Studieren an 5 Unis von Hawai bis Alaska etwas negatives sein soll -

mal sehen: wikipedia schreibt:

Palin spent her first college semester at Hawaii Pacific College, transferring in 1983 to North Idaho College and then to the University of Idaho. She attended Matanuska-Susitna College in Alaska for one term, returning to the University of Idaho to complete her Bachelor of Science degree in communications-journalism, graduating in 1987.

und weiter: In 1988, she worked as a sports reporter for KTUU-TV in Anchorage, Alaska.

Finde das jetzt nicht untypisch. Gut, es ist nicht Ivy-Leage.

john j Offline




Beiträge: 591

13.09.2008 02:13
#8 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz - Rechte Arroganz Antworten

Untypisch ist ein bisschen denn normalerweise macht man seinen BA an einer Uni (dauert ja auch nicht lang) und geht dann oft fuer den Master's und den PhD an eine andere.

Aber ich will Sarah Palin da gar nichts wegnehmen - Ivy League oder nicht, sie hat ihren Abschluss und es dann zu etwas gebracht. Ist doch schoen dass es nicht nur Joschka Fischer, Hubertus Heil und Andrea Nahles als Beispiele dafuer gibt dass man nicht die besten akademischen Qualifikationen haben musss um weit zu kommen...

Rainer Offline



Beiträge: 69

13.09.2008 07:21
#9 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Lieber Zettel,
wie wahr, wie wahr! Erstaunlicherweise greifen gerade jene Menschen, die anderen Oberflächlichkeiten vorwerfen, genau auf diese zurück, wenn es um die Diffamierung eines "Andersdenkenden" geht. Nehmen wir doch ein anderes Beispiel her, Arnold Schwarzenegger. Ein Bodybuilder. Ganz klar: viele Muckis = null Verstand. Und dann auch noch eher konservativ! Das ist ja quasi die Doppelstrafe! Nein, ein solcher hirnloser Gorilla kann nur ein verachtenswerter Trottel sein, zumindest in den Augen der lieben Linken, die es sich in Österreich auf die Fahnen heften dürfen, den mit Abstand berühmtesten Österreicher der Gegenwart dergestalt zu vergraulen, dass er die Ehrenbürgerschaft zurückgab und es untersagte, ein neu errichtetes Fußballstadion weiterhin nach ihm zu benennen.

Denn, nicht wahr, nur ein hirnloser, rechtsradikaler Gorilla schafft es, eine Sportart zu dominieren, in einem fremden Land ein Studium zu absolieren, mit Immobiliengeschäften Millionär zu werden, zum erfolgreichsten Actionstar und später zum Gouverneur des wichtigsten am. Bundesstaates gewählt zu werden.

Hui: Was man erst alles schaffen könnte, wenn man ein linker, blitzgescheiter Intellektueller wäre ...

http://rainer.over-blog.de/

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.09.2008 08:21
#10 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Zitat von Dagny
von Mises hat das meines Wissens perfekt auf den Punkt gebracht.
Die Intellektuellen verachten die Handwerker und (klein-) Unternehmer, weil diese im Kapitalismus (den die Intellektuellen auch verachten) ohne Studium, ohne klassisch-griechische Bildung Erfolg (=hohes Einkommen, dicke Autos, schoene Frauen) haben.
(Mises hat sich gewaehlter ausgedrueckt, aber ich such das Zitat jetzt nicht raus)

Wenn ich sowas lese, liebe Dagny, dann bewegt sich meine Maus reflektorisch in Richtung Google Toolbar.

Hier:
Zitat von Ludwig von Mises, Human Action
It is certain that many intellectuals envy the higher income of prosperous businessmen and that these feelings drive them toward socialism. They believe that the authorities of a socialist commonwealth would pay them higher salaries than those that they earn under capitalism.

Wohl gesprochen! Die linken Intellektuellen treten scheinbar für die Interessen der Benachteiligten, der Schlechtverdienenden usw. ein. In Wahrheit treten sie damit für ihre eigenen Interessen ein. Aus eigener Kraft, mit eigener Arbeit können sie nicht zu Macht und Reichtum kommen. Das geht nur, wenn sie sich als Sachwalter der Unterprivilegierten geben.

Herzlich, Zettel





Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.09.2008 08:55
#11 Zwei Soziologien Antworten
Zitat von Dagny
Nein, Ernsthafte, Methodische Kritik: Die Naturwissenschaften sind mit ihrer Methodik extrem erfolgreich und mein Eindruck ist, dass in vielen Disziplinen der Geisteswissenschaften versucht wird, ebenfalls quantifizierbare Aussagen zy treffen. Das artet dann in allerlei Korrelationsfunktionen aus, die natuerlich nichts uber Kausalitaeten aussagen, aber dennoch wie eine Monstranz vor sich hergetragen werden.

Ich habe, liebe Dagny, die Entwicklung der Soziologie seit meinen Studentenzeiten nicht sehr aufmerksam verfolgt, habe aber den Eindruck, daß sich seither nichts daran geändert hat, daß sich unter diesem Etikett im Grunde zwei ganz verschiedene Disziplinen befinden:

Zum einen die empirische Sozialwissenschaft, wie Sie sie beschreiben. Eine methodisch gar nicht mal so schlechte Disziplin, die sich von den experimentellen Wissenschaften vor allem dadurch unterscheidet, daß sie das System, das sie untersuchen möchte, nicht physisch vereinfachen kann (wie, sagen wir, der Physiologe, der die Reizleitung in vitro am Nerv-Muskel-Präparat eines Froschs untersucht).

Der Soziologe kann sich nicht solch eine vereinfachte Laborwelt basteln, sondern er muß das System in der Komplexität angehen, in der es nun einmal existiert. (Auch der Experimentalpsychologe kann zwar aus dem Hirn nicht die Teile herausschneiden, deren Funktionen ihn interessieren; aber er kann doch das System Mensch vereinfachten, kontrollierten Laborbedingungen aussetzen).

Also, weil sie es nun mal mit dieser Komplexität zu tun haben, forschen die empirischen Soziologen anders als experimentelle Wissenschaftler: Sie untersuchen an zum Teil riesigen Datenmengen zahlreiche Variablen. Was man bei der Analyse dieser Daten bekommt, das sind - wie Sie schreiben - im Prinzip Korrelationen. Darauf basieren ja letztlich auch Verfahren wie Varianzanalyse, Faktorenanalyse und lineare Regressionsanalyse.

Also hat man das Problem, das Sie ansprechen - man muß von Korrelationen auf Kausalitäten schließen. Aber problematischer ist das, glaube ich, auch nicht, als wenn andere Wissenschaftler ihre Daten interpretieren. Man muß immer von empirischen Datenmustern auf zugrundeliegende Faktoren schließen.

Diese empirische Soziologie wurde zu meinen Studienzeiten in den frühen sechziger Jahren in Deutschland durch René König repräsentiert; der war deren unangefochtener Papst. Seine Richtung war ganz entschieden in der Minderheit. Das Sagen hatten diejenigen, die diese Art von Soziologie als "Fliegenbeinzählererei" verspotteten. Die Vertreter einer geisteswissenschaftlichen Soziologie.

Für diese Jünger von Adorno, Horkheimer und Habermas, von Foucault, Deleuze und Guattari war die Soziologie einerseits ein Zweig der Philosophie und andererseits ein Instrument des Klassenkampfs.



Also, liebe Dagny, mein Eindruck ist, daß es diese beiden Arten von Soziologie nach wie vor gibt; die zweite in Frankreich zB repräsentiert durch den vor ein paar Jahren verstorbenen Pierre Bourdieu.

Aber ich fürchte, sie sind doch teilweise zusammengewachsen, vor allem in Deutschland,

Ich fürchte es deshalb, weil nach meinem Einruck immer mehr eine empirische Sozialforschung um sich greift, die zugleich ideologisch gefärbt ist.

Beispiel Extremismusforschung. Es ist legitim, ja notwendig, den Extremismus zu erforschen. Aber wieviele Forschungsprojekte befassen sich mit Rechts- und wieviele mit Linksextremismus?

Überall wird untersucht, wie Fremdenfeindlichkeit entsteht. Wer untersucht, wie Kapitalismusfeindlichkeit entsteht? Wer erforscht den familiären Hintergrund und psychische Defekte bei Leuten, die als Angehörige von Greenpeace oder ATTAC Straftaten begehen?

Ich kann allerdings nicht beurteilen, wie repräsentativ diese parteiliche Sozialwissenschaft für die deutsche Soziologie ist. Vielleicht kann jemand etwas dazu schreiben, der sich auskennt.

Herzlich, Zettel
Chripa Offline



Beiträge: 132

13.09.2008 08:55
#12 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Was man kritisieren muss, ist, dass die Linken
eigentlich keine Prinzipien haben. George Bush hat
immerhin einen MBA aus Yale, trotzdem gilt er als
totaler Trottel. Franz Müntefering muss sich solche
Kritik nicht gefallen lassen, obwohl er oft sogar
grammatikalisch falsch spricht ("Der kann Partei",
"Das ist das schönste Amt nach Papst"). Von Kurt
Beck ganz zu schweigen. Würde Palin für die Demokraten kandidieren,
liefen ständig herzergreifende Reportagen über die einfachen
Leute (ihr Mann ist Arbeiter und in der Gewerkschaft),
die es den Bonzen in Washington mal richtig zeigen werden.
Ich für meinen Teil möchte nicht die Gegendummheit begehen und Palin
nur deshalb toll finden, weil sie von den Linken abgelehnt wird.
Ich wünsche mir weiterhin, dass umfassend gebildete und mit reicher
Erfahrung ausgestattete Leute in die Regierung kommen. Und da hat
sie nunmal nicht allzu viel vorzuweisen.
Herzlich,
Chripa

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.09.2008 10:46
#13 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Zitat von Chripa
Ich wünsche mir weiterhin, dass umfassend gebildete und mit reicher
Erfahrung ausgestattete Leute in die Regierung kommen. Und da hat
sie nunmal nicht allzu viel vorzuweisen.

Es gab, lieber Chripa, sicherlich einmal diesen Typus des umfassend gebildeten Staatsmanns. Bismarck, Churchill, de Gaulle, Mitterand, Helmut Schmidt. Alle auch glänzende Schriftsteller. Oder - in der zweiten Reihe - Politiker wie Walter Rathenau, Theodor Heuß, Carlo Schmid, Richard von Weizsäcker, Roman Herzog.

Aber waren das auch die besten Politiker oder Staatsmänner? Adenauer war (obwohl in seiner Intelligenz wohl oft weit unterschätzt) kein umfassend gebildeter Mann; in seiner Freizeit ja Tüftler, Erfinder, Rosenzüchter. Helmut Kohl, auch er ein großer Kanzler, war es nicht.

Ich habe den Eindruck, daß dieser Typus des umfassend gebildeten Staatsmanns im Aussterben ist. Es gibt halt auch hier einen Trend zur Professionalisierung. Früher einmal konnte man als Amateur im Sport Erfolge ernten; heute muß man das schon full time betreiben, wenn man erfolgreich sein will. Auch Politiker können sich nicht mehr leisten, einen Teil ihrer Zeit auf Außerpolitisches zu verwenden.



Zurück zu Sarah Palin: Ich hatte versucht, meinen Eindruck von ihrem Aufritt ungefähr so zusammenzufassen: Sie hat Präsenz. Sie wirkt selbstsicher und authentisch. Sie wirkt gerade dadurch, daß sie es nicht mit den Mitteln der Rhetorik versucht.

Es gab im Vorwahlkampf diesen erfolgreich Clinton-Spot: Nachts um drei klingelt im Weißen Haus das Telefon. Eine Krise ist ausgebrochen. Wen wünschen Sie sich dann im Weißen Haus?

Man sollte sagen oder denken: Hillary Clinton und nicht Barack Obama.

Ich habe schon damals gedacht: Warum in aller Welt Hillary Clinton? Diese übersteuerte, perfektionistische Frau, die alles vorausplanen und kontrollieren muß? Würde ausgerechnet sie den Common Sense, die praktische Intelligenz, das ruhige Urteil haben, auf eine unerwartete Situation richtig zu reagieren?

Ich traue das viel eher einer Frau wie Sarah Palin zu. Auch wenn ich sie mir so wenig wie Obama auf dem Stuhl des Präsidenten wünsche. Aber da will sie ja auch nicht hin.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

13.09.2008 11:49
#14 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

In Antwort auf:
Ich habe schon damals gedacht: Warum in aller Welt Hillary Clinton? Diese übersteuerte, perfektionistische Frau, die alles vorausplanen und kontrollieren muß? Würde ausgerechnet sie den Common Sense, die praktische Intelligenz, das ruhige Urteil haben, auf eine unerwartete Situation richtig zu reagieren?



Von einem (An-)Führer erwartet man mitunter ja nicht, dass er hochakademisch entscheidungen trifft. Ein Anführer hat dazu seinen Staab, seine Berater, seine Graue Eminenz, die Nummer 2. Stattdessen greift der Anführer das auf, motiviert die Mitarbeiter, läuft mit lauten Hurra voran.

Im Fussball ist der Kapitän ja auch nicht der Trainer. Fürs Nachdenken, für die Taktik ist der Trainer zuständig und fürs umsetzen der Kapitän aufm Platz, der auch schon mal Madrid nach Italien verlegen darf.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.09.2008 12:04
#15 Sarah Palins Studentenzeit Antworten

Zitat von Dagny
mal sehen: wikipedia schreibt:

Palin spent her first college semester at Hawaii Pacific College, transferring in 1983 to North Idaho College and then to the University of Idaho. She attended Matanuska-Susitna College in Alaska for one term, returning to the University of Idaho to complete her Bachelor of Science degree in communications-journalism, graduating in 1987.

Ich habe, liebe Dagny, jetzt versucht, das genauer zu recherchieren. Das Ausführlichste, was ich über Palins College-Karriere gefunden haben, ist dieser Text. Der Autor hat aber auch nicht mehr gemacht, als die Daten aus der Wikipedia mit Informationen über das jeweilige College zu verknüpfen, die er sich aus dem Web geholt hat.

Warum sie so oft das College gewechselt hat, habe ich nicht recherchieren können. Im einen Extrem könnte es bedeuten, daß sie nirgendwo zurechtgekommen ist; im anderen, daß sie neugierig war, Neues kennenzulernen, und sich den Wechsel aufgrund ihrer Leistungen erlauben konnte.

Über diese scheint überhaupt nichts bekannt zu sein. Und eben auch nicht über die Motive für den wiederholten Wechsel. Warum ist sie ausgerechnet nach Hawaii gegangen und dann ausgerechnet nach Idaho? Das College in Hawaii war ausgesprochen multikulti, das erste in Idaho ausgesprochen christlich-fundamentalistisch. In Hawaii hat sie Business Administration studiert, dann in Idaho Journalistik.

Mir kommt das alles, liebe Dagny, ein wenig Maverick-haft vor. Es würde zu meinem Bild von Palin passen, daß sie mal dies, mal jenes ausprobieren wollte.

Beim Suchen bin ich übrigens auf einen ausgezeichneten Artikel in Newsweek mit vielen Details über Palins Leben gestoßen. Nur über die College-Zeit steht da auch nix.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.09.2008 00:03
#16 AKTUELLE ERGÄNZUNG: Die Bush-Doktrin Antworten

Wie unisono die linke US-Presse hat natürlich auch Pitzke darüber gehämt, daß Palin nicht gewußt hätte, was denn die "Bush-Doktrin" sei:

Zitat von Spiegel-Online
Als Gibson sie nach der Bush-Doktrin (mehr auf SPIEGEL WISSEN...) fragt, kann Palin damit nichts anfangen.

Ob Pitzke etwas "damit anfangen" kann? Jedenfalls konnte es der Interviewer Charles Gibson nicht, der Palin darüber belehren wollte.

"Do you agree with the Bush doctrine?" hatte Gibson Palin gefragt, worauf diese mit der Gegenfrage antwortete: "In what respect, Charlie?"

Also wußte sie offenbar nicht, was das ist; und nach einigem Hin und Her klärte Gibson sie auf, die Bush-Doktrin sei "that we have the right of anticipatory self-defense".



Pustekuchen. Heute hat Charles Krauthammer seine Kolumne in der "Washington Post" diesem Thema gewidmet.

Er kann die Sache ein wenig beurteilen, denn er selbst war es, der den Begriff "Bush-Doktrin" erfunden hatte. Und er weist nach, daß dieses Etikett sich auf vier verschiedene Dinge beziehen kann. Die Gegenfrage von Palin sei also vollkommen vernünftig gewesen.

Das, was Gibson belehrend von sich gab, ist aber, schreibt Krauhthammer, keineswegs die aktuelle Beddeutung dieses Begriffs. Gibson hätte das offenbar geglaubt. Aber:
Zitat von Charles Krauthammer
It's not. It's the third in a series and was superseded by the fourth and current definition of the Bush doctrine, the most sweeping formulation of the Bush approach to foreign policy and the one that most clearly and distinctively defines the Bush years: the idea that the fundamental mission of American foreign policy is to spread democracy throughout the world. It was most dramatically enunciated in Bush's second inaugural address: "The survival of liberty in our land increasingly depends on the success of liberty in other lands. The best hope for peace in our world is the expansion of freedom in all the world."

So ungefähr der älteste Trick, um jemanden bloßzustellen, besteht darin, diesem einen Begriff an den Kopf zu knallen in der Erwartung, daß er ihn nicht kennt und ergo ins Trudeln gerät.

Das wollte Gibson offensichtlich (denn er hätte ja gleich sagen können, was er meinte). Nur ist dieser Schuß nach hinten losgegangen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.09.2008 16:05
#17 RE: Zettels Meckerecke: Linke Arroganz Antworten

Zitat von Auslaender
Genau solch ein verhalten und Gedankengut von US Journalisten, Politikern und Kommentatoren wird Obama letztendlich vermutlich die Wahl kosten.

Das glaube ich auch immer mehr, lieber Auslaender. Jüngstes Beispiel: Dieser Artikel in der NYT.

Es ist alles exakt so, wie es zu erwarten war: Die Kampagne mit dem Ziel, Palin persönlich fertigzumachen, läuft auf vollen Touren. Negative Campaigning.

Das wird denen gefallen, die ohnehin nie McCain wählen würden. Die Independents dürfe es eher abstoßen.

Herzlich, Zettel

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