An jeder Universität kennt man sie: Die Wissenschaftler, die keine Karriere gemacht haben - also nach der Habilitation keinen Ruf bekommen haben und irgendwann "verappelt" wurden, also nach dem Ablau einer bestimmten Frist den Titel "apl. Prof" verliehen bekamen.
Das sind manchmal hervorragende Wissenschaftler, die so in ihrer Forschung aufgehen, daß sie das Karrieremachen versäumen. Es sind aber auch solche darunter, die an der mangelnden Anerkennung leiden und die mehr oder weniger eigenbrötlerische, im Grenzfall abwegige Theorien basteln. Manchmal in einem einsamen Kampf gegen die etablierte Wissenschaft, die ihr Talent nicht zu würdigen wußte.
Otto E. Rössler gibt als seine Forschungsgebiete "Theoretische Biologie, Theoretische Physik, Mathematik, Philosophie der Naturwissenschaften, Verfahrenstechnik" an.
Wer einen so breiten Bereich behauptet beherrschen zu können, ist entweder ein Genie oder einer, der sich seiner Grenzen nicht bewußt ist.
Und nun also glaubt er etwas herausgefunden zu haben, was der gesamten Fachwelt entgangen sei: Daß ein im Forschungszentrum CERN geplantes Experiment "mit einer Wahrscheinlichkeit von 16 Prozent" zum Weltuntergang führen werde.
Nun gut. Es gehört zur Freiheit der Forschung, daß ein Wissenschaftler so etwas behaupten darf, auch wenn er fachfremd ist.
Aber was veranlaßt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, solchen offensichtlich unseriösen Behauptungen eine öffentliche Plattform zu geben? Das frage ich in diesem Artikel
Übrigens wurde gestern Nachmittag in einer Nachrichtensendung von WDR 4 gesagt, mit dem Urknall sei "die Erde entstanden". Ich vermute seit langem, daß ein Teil der Misere darin liegt, daß an unseren Gymnasien nur noch eine Minderheit der Schüler überhaupt Physik lernt.
nach einer "Abschätzung" bei 16% zu landen ist schon recht verwegen. Da wird eine Präzision suggeriert, die nicht zu einer Abschätzung paßt. Eine Angabe wie "zwischen 10 und 20 Prozent" wäre viel unverdächtiger. Mir scheint aber, daß es dem guten Mann genau um die Suggestion von Genauigkeit geht - schon für sich ein schlechtes zeichen!
Werter Zettel, Ich sehe seid Jahren keine Nachrichtensendungen mehr im Fernsehen. Und jedesmal, wenn ich etwas über diese Popveranstaltungen mitbekomme, schüttelt es mich auf´s neue. Ich zahle Fernseh- und Rundfunkgebühren, nutze aber lediglich das Radio. Zum Musikhören. Meine Kinder (7) sehen auch nur selten Fernsehen; und wenn, dann ein paar Kindersendungen auf den Privaten.
In so weit kann ich also auf das gebührenfinazierte öffentlich-rechtliche Fernsehen verzichten. Aber ich bin ja nur ein bedauerliches Einzelschicksal. Die Masse der Menschen scheint diese intellektuellen schwarzen Löcher genannt "Nachrichtensendung" zu lieben. Schließlich haben die ihr Publikum. MfG Frank
jedesmal wenn ich's nicht vermeiden kann und vor dem Fernseher hocke, wundere ich mich darüber, was dort als Information verkauft wird. Meist flach, ohne Hintergrund und von Leuten vorgetragen, denen man ansieht, daß sie in einem Alter sind, in dem man noch viel zu viel einfach glaubt. Un wenn man's ihnen mal nicht ansieht, hört man's wenig später, etwa wenn man wieder ein offensichtlicher Irrtum um drei Zehnerpotenzen im Brustton der Überzeugung verkündet wird oder ein Quadrat mit 10 Km Kantenlänge 10 Quadratkilometer groß sein soll u.s.w. Richtig satt habe ich die Sendungen, die mit einem erhobenen Zeigefinger enden - manche beginnen auch damit und nehmen ihn die ganze Zeit nicht runter! Darauf kann ich glatt verzichten und tu's auch.
Zitat von Frank2000Die Masse der Menschen scheint diese intellektuellen schwarzen Löcher genannt "Nachrichtensendung" zu lieben.
"Intellektuelle schwarze Löcher" - das gefällt mir, lieber Frank.
Ich bin a bisserl ein süchtiger Nachrichtenkonsument; schon seit meiner Kindheit, als ich mit ungefähr acht Jahren angefangen habe, jeden "Spiegel" von vorn bis hinten durchzulesen (was damals noch nicht schwer war - da hatte er vielleicht 32 oder 48 Seiten ).
Was mich an den Öffentlich-Rechtlichen immer wieder irritiert, das ist das Maß an Inkompetenz.
Kann denn nicht jemand erst mal recherchieren, wer dieser Rössler ist, bevor man ihm ein öffentliches Forum bietet? Hat denn die Wissenschaftsredaktion keine Liste von Fachleuten zu jedem wissenschaftlichen Thema, die man erst einmal anruft und um ihre Urteil bittet, ob der Betreffende überhaupt in der Scientific Community ernst genommen wird?
Bezeichnend war, wie gestern der sehr kompetente Harald Lesch im zdf-Mittagsmagazin zu dem Thema befragt wurde. Er wollte das eine oder andere erklären, aber die Moderatorin unterbrach ihn mit allen Anzeichen des Nichtverstehens.
Oder, ein anderes Beispiel: In der Kerner-Sendung, zu der Ypsilanti zugeschaltet war, wollte der ebenfalls sehr kompetente Claus Kleber erklären, daß es in den USA nicht nur auf die Wählerstimmen ankommt, sondern auf die der Wahlmänner. Aber er kam gar nicht dazu, das zu Ende zu sagen; denn offenbar interessierte das niemanden.
Der Mangel an Neugier, am Wunsch nach konkreten, detaillierten Informationen - das scheint mir ein Teil des Problems zu sein. Es wird gleich bewertet, statt daß man erst mal informiert.
In Antwort auf:Ich vermute seit langem, daß ein Teil der Misere darin liegt, daß an unseren Gymnasien nur noch eine Minderheit der Schüler überhaupt Physik lernt.
Zitat von Thomas Paulinach einer "Abschätzung" bei 16% zu landen ist schon recht verwegen. Da wird eine Präzision suggeriert, die nicht zu einer Abschätzung paßt. Eine Angabe wie "zwischen 10 und 20 Prozent" wäre viel unverdächtiger. Mir scheint aber, daß es dem guten Mann genau um die Suggestion von Genauigkeit geht - schon für sich ein schlechtes zeichen!
Er wird das irgendwie ausgerechnet haben. Und genau das ist das Problem, lieber Thomas.
Die Teilchenphysik ist nun wahrlich ein komplexes Gebiet; nicht zufällig ist ja CERN eine riesige Arbeitsgruppe von fast 10.000 Menschen, davon fast 8000 Wissenschaftler von 80 Universitäten. Die leistungsfähigsten Rechner werden benötigt, um die Modelle durchzurechnen, mit denen dort gearbeitet wird.
Und dann stellt sich ein Mediziner hin, der offenbar mal in diese, mal in jene Disziplin geguckt hat (nur offenbar nicht in seine eigene, die Chemie, denn eine Einführungsvorlesung in Chemie traute er sich nicht zu) - also, da stellt sich der hin und rechnet ein bißchen und behauptet dann, es sei alles ganz anders, als sämtliche Fachleute meinten. Ein Mann, der nie einen Ruf auf einen Lehrstuhl bekommen hat, sondern der sich eine Zeitlang in einer etwas halbseidenen Disziplin namens "Chaostheorie" getummelt hat.
Der also "rechnet" auf seinem PC oder vielleicht Institutsrechner und weist dann den 10.000 besten Spezialisten weltweit der Teilchenforschung nach, daß sie alle leider schief liegen.
Und ganz nebenbei hebelt er auch noch die Relativitätstheorie aus mit der Behauptung einer variablen Lichtgeschwindigkeit!
Lieber Thomas, wer nicht Unis von innen kennt, der glaubt oft, wenn ein Professor etwas behauptet, dann müsse das doch Hand und Fuß haben.
Das ist ein grober Irrtum. Wenn man über die Jahrzehnte miterlebt hat, wer sich alles mit viel, viel Fleiß und den richtigen Förderern habilitiert und dann irgendwann verappelt wird oder auch eine Professur ergattert, dann hat man diesen Kinderglauben nicht mehr.
Bei Rössler ist der Fall so offensichtlich, daß es meines Erachtens wirklich sträflich ist, ihn öffentlich auftreten und seine Hirngespinste vortragen zu lassen.
In Antwort auf:Zitat Zettel Bezeichnend war, wie gestern der sehr kompetente Harald Lesch im zdf-Mittagsmagazin zu dem Thema befragt wurde. Er wollte das eine oder andere erklären, aber die Moderatorin unterbrach ihn mit allen Anzeichen des Nichtverstehens.
Das lieber Zettel war mein erster Gedanke auch. Zumal Prof. Lesch ja - statt wie vorher mitten in der Nacht auf BR, jetzt im ZDF zu guter Abendsendezeit eine Platz bekommen hat. Man hätte also auch morgens Harald Lesch im eigenen Sender zu Worte kommen lassen können. Und dieses unsägliche unterbrechen einer vorher abgefragten Meinung, scheint eine neue Mode in allen Diskussionen und Talk-Runden und Gesprächen überhaupt zu werden. Eine Wohltat auf 3Sat kompetente Gespräche zu verfolgen, deren Inhalt man auch hört.
Die Tatsache, dass ich hier kommentieren kann, zeigt, dass das Schwarze Loch gestern nicht stattgefunden hat. Ich wohne nur wenige Kilometer vom CERN entfernt und fast direkt über einem der unter der Erde vergrabenen Beschleunigerringe. Es gab weder Lichtblitze noch Erbeben. Dass es etwas regnerisch war, hängt wohl eher mit einem anderen virtuellen Phänomen zusammen, dem anthropogenen Global Warming.
Zitat von Zettel[quote="Frank2000"]Kann denn nicht jemand erst mal recherchieren, wer dieser Rössler ist, bevor man ihm ein öffentliches Forum bietet? Hat denn die Wissenschaftsredaktion keine Liste von Fachleuten zu jedem wissenschaftlichen Thema, die man erst einmal anruft und um ihre Urteil bittet, ob der Betreffende überhaupt in der Scientific Community ernst genommen wird?
Lieber Zettel, ich hoffe nicht, sie erliegen dem Fehler Fachleute und Experten in den gleichen Topf zu werfen. Die Redaktionen werden sehr wohl Listen mit Experten haben, leider decken die sich nur im (zugegeben subjektiv gefühltem) Ausnahmefall mit den eigentlich passenden Fachleuten. Wenn man sich die Experten anschaut, die einem da begegnen, egal in welchem Fach, dann passt ein Herr Rössler da problemlos mit hinein.
Mir erscheint die 16% nicht nur verwegen, ich frage mich was für eine Einheit das sein soll. 16% beim ersten Experiment, 16% bei jedem Experiment, 16% im ersten jahr, 16% bei einer angenommenen Betriebszeit von 100 Jahren ? 16% dass es überhaupt möglich ist ein schwarzes Loch künstlich zu erschaffen ?
Im Zusammenhang mit Gregor Gysi, den er so bewundert fällt mir auch ein schwarzes Loch mit 16% ein. Nennt sich SED. Ist aber gemeinhin eher rot.
Zitat von Kallias 16% war seinerzeit die Wahrscheinlichkeit, mit der Gott beim Würfeln eine 1 bekam und sich somit der Urknall ereignete.
Nicht ganz, sondern:
Zu wie viel Prozent befürchten Sie, dass am 10. September etwas Bedrohliches passiert?
darauf sagt Rössler: Ich bemühe das Bild des Russischen Roulettes. Da sind sechs Patronen im Revolver. Und so denke ich, die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 16,667 Prozent.
In Antwort auf:Ich bemühe das Bild des Russischen Roulettes. Da sind sechs Patronen im Revolver. Und so denke ich, die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 16,667 Prozent. Ewig dieser Ärger mit den Russen.
Bei 6 Patronen im Revolver haben die Russen den guten Professor aber gehörig verladen. :)
Also wirklich. Wir wissen doch von unserem chaostheoretischen Einstein, daß das Loch zunächst nur winzig ist, und sich die Auswirkungen erst nach etwa 5 Monaten zeigen. Dann geht aber alles sehr schnell.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von LlarianBei 6 Patronen im Revolver haben die Russen den guten Professor aber gehörig verladen. :)
War da nicht was mit Kugeln?
die Betonung von Llarian war wohl ungünstig: Falls tatsächlich alle 6 (!) Kammern gefüllt sein sollten, sähe die Wahrscheinlichkeit anders aus als bei nur einer wie beim Russischen Roulette.
Zitat von RexCramerFalls tatsächlich alle 6 (!) Kammern gefüllt sein sollten, sähe die Wahrscheinlichkeit anders aus als bei nur einer wie beim Russischen Roulette.
Lieber RexCramer,
und mit sechs Patronen ohne Kugeln sieht's schon wieder dramatisch anders aus!
Das kommt halt raus, wenn man Gleichnisse ohne nachzudenken auf die Spitze des Eisberges treibt!
Die Wahrscheinlichkeit hat er sich aus den Fingern gesagt, denn ob sich Schwarze Löcher am LHC bilden hängt davon ab ob es Extra Dimensionen des Raumes gibt oder nicht; eine Wahrscheinlichkeit kann man für diese Frage nicht angeben. Wenn Schwarze Löcher entsteht, werden sie nicht stabil sein, denn dann würden wir wegen der kosmischen Höhenstrahlung (mit Energien bis 10^20 eV, LHC nur 10^12 eV) mit Schwarzen Löchern bombardiert werden. Wäre es stabil wäre es zunächst kleiner als ein Proton, genauer es wäre je nach Masse 10^-27 m pro Kilogramm groß, wie es mit der Größe überhaupt wachsen soll ist, schon mal nicht trivial. Würde es zufällig eine positive Ladung ab bekommen würde es sich sehr ähnlich wie ein Atomkern verhalten, also eine Elektronenhülle bilden, die Materie abschirmt. Es laufen Fahndungen nach schwarzen Löchern in gewöhnlicher Materie, bisher erfolglos.
Zitat von Thomas Pauliund mit sechs Patronen ohne Kugeln sieht's schon wieder dramatisch anders aus! Das kommt halt raus, wenn man Gleichnisse ohne nachzudenken auf die Spitze des Eisberges treibt!
apropos dramatisch und ohne nachzudenken: Wenn die Wahrscheinlichkeit für den Weltuntergang nur am 10. September, wie M.Schneider angemerkt hat, schon bei satten 16 % lag, obwohl da ja nur "LH" - also nichts - stattgefunden hat, wie hoch ist sie wohl erst, wenn "C" dazukommt und tatsächlich was passiert? Wir sollten dringend beim Experten - und nicht Fachleuten - nachfragen. Persönlich habe ich dazu eine ganz krasse Theorie entwickelt: Wir werden alle sterben!
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