Verschwörungstheorien faszinieren mich schon lange. Wie kommen (manchmal durchaus intelligente) Menschen dazu, an die abstrusesten Verschwörungen zu glauben, vom Moon Hoax bis zur altbekannten Verschwörung der Illuminaten?
Als ich mich entschlossen hatte, dazu etwas zu schreiben, war bald klar, daß das Thema für einen einzigen Blog zu umfangreich ist. Also wird's eine kleine Serien werden.
Jetzt, im ersten Teil, geht es um eine allgemeine Voraussetzung von Verschwörungstheorien: Unsere unsicheren Kenntnis der Welt.
Zu diesem Blog ist eine Antwort von Regina eingegangen, den ich zitieren und kurz kommentieren möchte:
In Antwort auf:"So, wie die meisten uns darauf vertrauen, daß Wissenschaftler und Journalisten die Wahrheit schreiben, daß Regierungen uns nicht belügen, - kurz, daß die Institutionen unserer Gesellschaft vertrauenswürdig sind."
Ich weiß genug, um zu wissen, daß das meiste gelogen ist, zumindest in der Lokalpolitik. Und es spricht nichts dafür, daß es in der Weltpolitik anders sein könnte. "Gelogen" meine ich nicht in dem Sinne, daß es völlig unwahr oder völlig frei erfunden ist. Ich meine damit: Es ist verdreht, unvollständig, die Akzente sind falsch gesetzt - und manchmal ist es wirklich frei erfunden.
Was die Institutionen angeht, liebe Regina, ist es, geschichtlich gesehen, der Normalfall, daß die Mehrheit ihnen vertraut. Und wenn die Mehrheit der Bevölkerung den Priestern, den Richtern, den weltlichen Herrschern nicht mehr vertraut, dann gibt es eine Legitimitätskrise, die früher oder später, falls sie nicht überwunden werden kann, zur Revolution führt.
Was nun die Politiker angeht - ich habe selbst lange genug hineingeschaut (und auch quasi-politische Erfahrungen in einer quasi-demokratisch organisierten Institution gesammelt, nämlich in Universitäten), um dazu auch eine Meinung aus Erfahrung zu haben:
Das politische Geschäft hat nun einmal seine innere Logik: Es geht letztlich um Macht. Es geht darum, wer sich durchsetzt. Es ist nun einmal ein Machtspiel. Keine akaemische Diskussion, kein Selbsterfahrungsunternehmen.
Dieses Spiel findet seit der attischen Polis und der römischen Republik in den demokratischen Rechtsstaaten nach bestimmten Regeln statt. Aber es gibt unterhalb von dem, was nach diesen Regeln stattfindet, nun einmal eine zweite, nicht formell geregelte Ebene - Absprachen, Kungeleien, Scheingefechte, vorgeschobene Argumente.
Interessen, die hinter Sachargumenten versteckt werden. Parteiinteressen, die als Interessen des Gemeinwesens kaschiert werden. Persönliche Karriere-Interessen, die als Parteiinteressen kaschiert werden, und so fort. Gerüchte, die in die Welt gesetzt werden, um dem politischen Gegner zu schaden. Eine negative Darstellung von dessen Absichten und seinem Verhalten.
Kurz, eine argumentative Oberfläche, unter der Interessen verborgen liegen.
So ist dieses Spiel, so war es immer und so wird es sehr wahrscheinlich immer sein. Wer sich in die Politik begibt, der muß dieses Spiel entweder mitspielen, oder er wird erfolglos sein.
Für mich war diese Einsicht, vor Jahrzehnten, ein Grund, nicht in die Politik einzusteigen, auch nicht die Lokalpolitik. Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe.
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