Spannende Lektüre. Man erfährt dort unter anderem auch, daß in der Ex-DDR die Kommunisten die meisten Anhänger unter den Personen mit Abitur haben und daß von denen, die sich als politisch rechts bezeichnen, 9,7 Prozent zugleich Anhänger von "Die Linke" sind!
Ohne die Studie zu lesen, finde ich es interessant, dass die Nomenklatur, die Pirveligierten der DDR offenbar die Wende gut ueberstanden haben.
Heisst das, dass die alten Seilschaften noch funktionieren oder heisst das, dass diejenigen zur Nomenklatur wurden, die sich auch im Kapitalismus durchgesetzt haetten?
In Antwort auf:Heisst das, dass die alten Seilschaften noch funktionieren oder heisst das, dass diejenigen zur Nomenklatur wurden, die sich auch im Kapitalismus durchgesetzt haetten?
Wahrscheinlich beides. Aber der zweite Effekt dürfte deutlich stärker sein.
Zitat von DagnyOhne die Studie zu lesen, finde ich es interessant, dass die Nomenklatur, die Pirveligierten der DDR offenbar die Wende gut ueberstanden haben.
Heisst das, dass die alten Seilschaften noch funktionieren oder heisst das, dass diejenigen zur Nomenklatur wurden, die sich auch im Kapitalismus durchgesetzt haetten?
In den vierzig Jahren, also fast zwei Generationen, ist ja, liebe Dagny, in der DDR eine herrschende Klasse entstanden; mit allen Merkmalen einer Klasse. Die Kinder wurden in diese Klasse hineingeboren und gehörten ihr qua Geburt an (Gysis Vater war schon ein Spitzenfunktionär; viele Angehörige der heutigen SED/ML-Prominenz entstammen Funktionärsfamilien usw.)
Nach 1990 wurde diese herrschende Klasse nicht entmachtet. Es wurde ja nicht einmal den Versuch dazu unternommen, wie immerhin nach 1945 mit den Entnazifizierungen.
Man hat sich also im Kapitalismus eingerichtet. Ihn nicht akzeptiert, aber sich eingerichtet. Nun wartet man auf bessere Zeiten. Auf Zeiten also, in denen der "gesellschaftliche Reichtum", den der Kapitalismus produziert, erhalten bleibt, es aber endlich wieder vorbei ist mit der "privaten Aneignung".
Um auf Ihre Frage zu kommen: Ich würde das gar nicht nur als Seilschaften sehen. Es ist eben einfach eine Klasse. Man kennt sich, man spricht dieselbe Sprache, hat dieselben politischen Ansichten, pflegt untereinander Freundschaften und heiratet innerhalb der Klasse.
Ein herrschende Klasse rekrutiert sich ja nie aus den Dümmsten; auch der Adel im Feudalismus nicht. Insofern trifft Ihr zweiter Punkt sicher auch zu.
So ungefähr sehe ich es jedenfalls. Vielleicht wird mich jemand korrigieren, der in der DDR aufwuchs und/oder jetzt in Ostdeutschland lebt.
Herzlich, Zettel
PS: Noch ein Gedanke. Kallias hat kürzlich hier Kants treffliche Kennzeichnung der deutschen Mentalität gepostet. Darin war unter anderem von der Treue zur Obrigkeit die Rede.
Ich könnte mir denken, daß das auch jetzt noch in der Ex-DDR eine Rolle spielt. Für einen Teil der Einwohner dürfte die alte Nomenklature, die ja seinerzeit als Obrigkeit an die Stelle der Junker getreten war, immer noch die angestammte Obrigkeit sein.
Ja, Zettel, seit ich 'Farm der Tiere' gelesen hab, bin ich etwas desillusioniert, was eine 'liberale revolution' angeht - zumal in D. auch dazu erstmal Bahnsteigkarten gekauft werden muessen.
Ich werde deshalb wohl die 'innere Emmigration' vorziehen und mich moeglichst unabhaengig von einem einzelnen Staat machen.
In Antwort auf:Das, so sieht Schorlemmer es, ist eng mit den meisten Lehrern in Ostdeutschland verbunden. Die Elite der DDR seien Polizisten, der Staatsapparat und die Lehrer gewesen. Letztere wirkten fort, und das oft verheerend. Sie gäben ihr Bild von der Wirklichkeit weiter: das Bild vom besseren Leben zu DDR-Zeiten und "einer Wolfsrudelmentalität heute".
In Antwort auf:Das, so sieht Schorlemmer es, ist eng mit den meisten Lehrern in Ostdeutschland verbunden. Die Elite der DDR seien Polizisten, der Staatsapparat und die Lehrer gewesen. Letztere wirkten fort, und das oft verheerend. Sie gäben ihr Bild von der Wirklichkeit weiter: das Bild vom besseren Leben zu DDR-Zeiten und "einer Wolfsrudelmentalität heute".
Auch in diesem Punkt, liebe Dagny, hat die DDR den preußischen Obrigkeitsstaat fortgeführt. Auch dort basierte die Staatsmacht ja auf der Treue der Soldaten, der Beamten und der Lehrer. (Allerdings auch noch derjenigen der Pfarrer; das war allerdings ein Unterschied).
Dann kam als weitere Säule noch der Journalismus hinzu. Ich finde, daß beim Blick auf den DDR-Machtapparat oft zu sehr nur das MfS gesehen wird, allenfalls noch die Grenztruppen.
Aber die wären machtlos gewesen, wenn nicht Lehrer und Journalisten den "Überbau" im Sinn des Regimes kontrolliert hätten.
Zitat von Zettel Auch in diesem Punkt, liebe Dagny, hat die DDR den preußischen Obrigkeitsstaat fortgeführt. Auch dort basierte die Staatsmacht ja auf der Treue der Soldaten, der Beamten und der Lehrer. (Allerdings auch noch derjenigen der Pfarrer; das war allerdings ein Unterschied).
Sag ja: Die CSU (oder die bay. FDP) sollte sich den Separatismus auf die Fahren schreiben.
Dann käme aber Strauß in Blitz und Donner vom Himmel gefahren und würde ein Strafgericht halten, daß die Wände wackeln.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Strauss und SToiber haben doch erfahren, dass die einzigen Bayern, die in Berlin was holen, der FC Bayern ist. (Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin gilt eben nicht für die Münchner Politiker).
Nola
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gelöscht
)
Beiträge:
13.10.2008 13:00
#12 RE: Zitat des Tages: Die Partei der Besserverdienenden
Zitat von DagnyStrauss und SToiber haben doch erfahren, dass die einzigen Bayern, die in Berlin was holen, der FC Bayern ist. (Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin gilt eben nicht für die Münchner Politiker).
Was ja eigentlich schon wieder eine Auszeichnung ist. Gelingt die Reise nach Berlin, müßte man schon sehr viele Hände geküßt haben.
Solange es Frauenhände sind, wäre Strauß begeistert bei der Sache.
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Nola
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gelöscht
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13.10.2008 14:02
#14 RE: Zitat des Tages: Die Partei der Besserverdienenden
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