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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 23 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2008 00:28
Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Es ist ein sehr sorgfältiges Ranking, das das QS Jahr für Jahr für das Times Higher Education Supplement erstellt. Erhoben werden fünf Scores (z.B. die Beurteilung durch Fachkollegen, die Häufigkeit, mit der Publikationen zitiert werden), die man hier im einzelnen erläutert findet. Daraus wird nach einem Punktesystem der Rangplatz berechnet.

In der Marginalie habe ich ein wenig Farbe ins Bild gebracht.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

12.10.2008 00:39
#2 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten
Müsste Trinity College, Dublin, nicht auch blau eingefärbt sein?

Ich bin versucht, die Staette meiner akademischen Ausbildung besser zu reden. Aber ich lasse es. Den Mehltau der Bildungsbürokratie möchte ich nicht schönreden.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2008 02:06
#3 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Zitat von Dagny
Müsste Trinity College, Dublin, nicht auch blau eingefärbt sein?

Sie werden lachen, liebe Dagny - das war es, und dann habe ich es im Entwurf wieder schwarz gemacht.

Weil ich irgendwie den Eindruck hatte, Irland gehöre nicht wirklich zur angelsächsischen Welt, trotz der langen Besatzung.

Deshalb ist es oben im Artikel auch nicht aufgeführt. Aber wenn Sie finden, es sollte doch rein ... I am ready to change my mind.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

12.10.2008 12:07
#4 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Ach, ob blau oder nicht - es ist eine der bekanntesten und berühmtesten Bildungseinrichtungen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2008 12:37
#5 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Zitat von Dagny
Ach, ob blau oder nicht - es ist eine der bekanntesten und berühmtesten Bildungseinrichtungen.

Ja, das ist das Trinity College. Als ich überlegt habe, woher ich es eigentlich kenne, fiel mir Beckett ein, und richtig, er hat dort gelehrt.

Es sind sogar Mitschriften seiner Vorlesungen über französische Literatur erhalten geblieben. Und ich habe mich gefreut, zu lesen, daß Beckett meine Vorurteile teilte. Ich bin ein Fan von Flaubert und halte Balzac für einen schlechten Vielschreiber. Beckett sah das genauso.

Herzlich, Zettel

john j Offline




Beiträge: 591

12.10.2008 22:23
#6 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Ziemlich bezeichnend: Heidelberg liegt rund 20 Plaetze vor der ersten (per Regierungsdekret dazu erklaerten) deutschen Elite-Uni, und Karlsruhe und die RWTH sind nicht mal vertreten. Wo liegt da eigentlich der Bankrott, Herr Nie-da-Ruemelin - beim Umbau auf Bachelor/Master, dem System dem mehr als 80 der 100 Unis die hier aufgefuehrt sind, folgen, oder dem deutschen Uni-Modell das gerade mal 3 Kandidaten in die ersten 100 bringt? Und nicht mal alle sogenannten Elite-unis?

Omni Offline



Beiträge: 255

12.10.2008 22:33
#7 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Ich seh Rankings kritsch. Was hat man damit für eine nutzbare Erkenntnis gewonnen, dass man willkürlich 5 quantitative Maße rausgreift, sie auf eine natürliche Zahl abbildet und der Größte nach ordnet? Jede Gruppe, die in der Hochschulpolitik ihr eigenes kleines Interesse verfolgt, missbraucht das Ranking als pauschale Argumentationshilfe für die eigene Position indem sie daraus herausliest, was ihr grade gefällt. So wars bei Pisa, bei isses beim vom Bertelsmannkonzern gesponsorten CHE-Ranking. Manche Dinge sind einfach zu unterschiedlich, als dass man sie quantitativ mit einer simplen Liste vergleichen könnte. Dazu zähl ich zum Beispiel Bildungssysteme.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2008 22:50
#8 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Zitat von Omni
Ich seh Rankings kritsch. Was hat man damit für eine nutzbare Erkenntnis gewonnen, dass man willkürlich 5 quantitative Maße rausgreift, sie auf eine natürliche Zahl abbildet und der Größte nach ordnet? Jede Gruppe, die in der Hochschulpolitik ihr eigenes kleines Interesse verfolgt, missbraucht das Ranking als pauschale Argumentationshilfe für die eigene Position indem sie daraus herausliest, was ihr grade gefällt. So wars bei Pisa, bei isses beim vom Bertelsmannkonzern gesponsorten CHE-Ranking. Manche Dinge sind einfach zu unterschiedlich, als dass man sie quantitativ mit einer simplen Liste vergleichen könnte. Dazu zähl ich zum Beispiel Bildungssysteme.

Lieber Omni,

Ihre Kritik ist berechtigt für die Rankings, die eine Zeitlang mal ständig in "Spiegel", "Stern" und "Focus" erschienen (in letzter Zeit habe ich sie seltener gesehen, aber vielleicht ist mir das auch nur entgangen). Da wurden zB "Studenten befragt" - und das sah so aus, daß für ein Fach vielleicht 5 oder 10 von ein paar hundert Studenten herausgegriffen wurden. (Das hat man damit gerechtfertigt, daß es keine "Stichprobe" sei, für die die Gesetze der Statistik gelten, sondern "Beurteiler" oder "Auskunftspersonen").

Weil das, wie Sie zu Recht anmerken, methodisch so kritisch ist, habe ich mir die Methodik von QS genau angesehen und ja auch verlinkt. Vielleicht sehen Sie sich einmal an, mit welchem Aufwand allein die Werte für die Skala Peer Review erhoben wurden?

Sie schreiben, lieber Omni: "Manche Dinge sind einfach zu unterschiedlich, als dass man sie quantitativ mit einer simplen Liste vergleichen könnte."

Mich würde interessieren, was Sie damit meinen.

Herzlich, Zettel

Omni Offline



Beiträge: 255

12.10.2008 23:27
#9 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten
Was ich mit "nicht in einer Liste vergleichbar" meine, ist, dass man nicht für alles die Frage beantworten kann, was "besser" ist.
In Antwort auf:

Designing a ranking on a single index - such as a rich list - is relatively straightforward. Compiling a multi-index ranking is a little more complex. In combining the indices for the Times Higher - QS World University Rankings the following guiding principles have been followed.

* Fair and even application of weighting across the whole range for each indicator
* Intuitive and comparable scores for each of the five indicators
* Great strengths in particular broad subject fields should contribute to the overall position of an institution


Zitat von http://www.topuniversities.com/worlduniv.../normalization/

Neben diesen Vorannahmen kommen z.bsp. solche dazu
In Antwort auf:

International reputation is an undeniable component of today's world class universities.


Zitat von http://www.topuniversities.com/worlduniv.../international/

Und aus diesen Richtlinien schlussfolgern die Autoren dann willkürlich ihre Gewichtsfaktoren zwischen 0.1 und 0.4

Was fangen wir normalen Menschen dann mit dieser Liste an? Zum Beispiel wir benutzen sie, um unsere schon vorher getroffene Meinung zu bestätigen, dass Bachelor/Master Mist ist. Ergebnisoffen fällt es mir aber schwer überhaupt irgendwas aus der Liste rauszulesen außer, dass Harvard offensichtlich bei allen von den Autoren gewählten Themengebieten auf Platz 1 gelandet ist. Aber wieso liegt Universität X jetzt auf Platz Y?
Nichts dagegen dass man 6000 Akademiker fragt, was sie an einer bestimmten Hochschule gut/schlecht finden. Aber was bringt dieses Umrechnen auf einen eindimensionalen Begriff von "besser"?
john j Offline




Beiträge: 591

13.10.2008 01:09
#10 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

"Zum Beispiel wir benutzen sie, um unsere schon vorher getroffene Meinung zu bestätigen, dass Bachelor/Master Mist ist."

Was meinen sie damit? Wie gesagt, rund 80 der 100 Unis hier haben Bachelor/Master - ich kann aus dieser Liste auch bei der noch so vorgefertigten Meinung nicht objektiv rauslesen dass "Bachelor/Master Mist ist." Sie schon?

"Ergebnisoffen fällt es mir aber schwer überhaupt irgendwas aus der Liste rauszulesen..."

Nicht mal dass offenbar angelsaechsische Unis im weltweiten Vergleich vorne liegen? Nicht mal dass Deutschland weniger Unis unter den ersten 100 hat als bspw Kanada oder Australien? Hm...wenn man absolut nicht will dann gehts halt eben auch nicht...

Und ja, wir koennen und den ganzen Tag streiten ob das ranking hier oder auch andere rankings fair sind etc - aber macht es einen Unterschied in dieser Liste wenn Harvard auf Platz 10 waere und das MIT auf Platz 1, gefolgt von U of Penn und UCLA at Davis? Es geht um den generellen Trend - und der denke ich ist klar. Ausser man will ihn bewusst nicht sehen.

Omni Offline



Beiträge: 255

13.10.2008 03:44
#11 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten
In Antwort auf:

ich kann aus dieser Liste auch bei der noch so vorgefertigten Meinung nicht objektiv rauslesen dass "Bachelor/Master Mist ist." Sie schon?


Ich habe Ihr erstes Statement nochmal gelesen und gemerkt, dass ich Sie wohl genau falschrum verstanden habe, Entschuldigung.

Natürlich kann man herauslesen wer wo auf der Liste steht. Aber wichtig ist doch, was das dann bedeutet? Heißt es ""Je höher eine Uni auf der Liste steht, umso eher sollte man dort studieren"?. Oder heißt es "Je höher eine Uni auf der Liste steht, umso mehr Nutzen zieht die angrenzende Gesellschaft aus ihr"?
Kallias Offline




Beiträge: 2.310

13.10.2008 10:03
#12 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Zitat von Omni
Aber wichtig ist doch, was das dann bedeutet? Heißt es ""Je höher eine Uni auf der Liste steht, umso eher sollte man dort studieren"?. Oder heißt es "Je höher eine Uni auf der Liste steht, umso mehr Nutzen zieht die angrenzende Gesellschaft aus ihr"?

Ranglisten, die mehrere Ranglisten mit Hilfe von Gewichten zusammenfassen, halte ich auch für etwas dubios. Zudem sieht man bei vielen Unis große Veränderungen zum Vorjahr. Die ETH Zürich sprang von Platz 42 auf Platz 24; dazu müsste sie sich um etwa 8 Punkte in allen Kategorien verbessert haben: das spricht nicht sehr für die Solidität der Daten. Eine Uni kann nicht innerhalb eines Jahres um so viel besser werden, wie immer man das "besser" verstehen will.

Die einzelnen Listen sagen aber schon mehr aus.

Wo soll man studieren:

Die Stanford University hat zum Beispiel nur 67 Punkte beim Betreuungsverhältnis, dafür 100 Punkte bei der Zitationshäufigkeit, dort wird also mehr geforscht als gelehrt. Ähnliches gilt für Princeton (75 Punkte). Für das Grundstudium eignen sich daher andere Unis besser, Heidelberg (81 Punkte) zum Beispiel.

Die amerikanischen Unis haben überhaupt meist mehr Punkte bei den Zitationen als bei der Betreuung, während bei den britischen die Verhältnisse umgekehrt liegen: Studis also lieber auf die Insel! Oder nach Kopenhagen (100 Punkte).

Wer nach dem Studium in der Wirtschaft Karriere machen möchte, für den ist der "Employer Review Score" natürlich besonders wichtig. Das California Institute of Technology ist z.B. der Harvard University in jeder Hinsicht klar überlegen, nur bei den Arbeitgebern hat es keinen besonderen Ruf; man kennt es wohl einfach nicht so. Also eher meiden.

Wer jedoch in die akademische Forschung will, muß in Zitationskartelle reinkommen, und dann ist eine Uni natürlich am wertvollsten, die in dieser Hinsicht bestens aufgestellt und vernetzt ist. Die ETH Zürich und die Ecole Normale Supérieure Paris sind dabei den besten amerikanischen Einrichtungen gleichwertig. Die FU Berlin sieht mit ihren 72 Punkten auch gar nicht mal so schlecht aus, das Betreuungsverhältnis ist mit 24 Punkten jedoch lausig.

An dieser Stelle zeigt sich noch ein weiteres Problem mit dieser Liste: sie fasst sämtliche Fachbereiche zusammen. An der FU Berlin gibt es offenbar in vielen Fächern Massenveranstaltungen, während im Mathematik-Hauptstudium -wie der Kenner weiß- Vorlesungen vor zwei oder drei Hörern üblich sind. Mit dem Durchschnittswert ist unter diesen Umständen natürlich niemandem gedient.

Den Nutzen, den die angrenzende Gesellschaft aus einer Uni zieht, erkennt man wohl am klarsten aus den Listen "International Staff Score" und v.a. "International Students Score". Intelligente junge Ausländer anzuziehen wird vermutlich eine der wesentlichen Aufgaben jeder modernen, d.h. kinderarmen, Gesellschaft werden.

Die besten amerikanischen Unis stehen dabei überraschenderweise gar nicht so gut da, schlechter als die britischen und die besten asiatischen Unis. (Der geringere Ausländeranteil kann allerdings auch daran liegen, daß weniger Amerikaner ins Ausland gehen, als etwa Singapurer. Die Fähigkeit, die Abwanderung von Inländern zu begrenzen, ist wahrscheinlich genauso wichtig wie die Attraktivität für Ausländer.)


Gruß,
Kallias

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

13.10.2008 11:22
#13 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Im Shanghai-Ranking hat auch die unterschiedliche Zuordnung der Nobelpreisträger aus den 30er Jahren auf die jeweiligen Berliner Unis (gehört Einstein, Planck, etc. zur HU oder zur FU?) 20-30 Plätze Unterschied ausgemacht.

Dabei sind tote Nobelpreisträger für die Qualitaet der Lehre nicht mehr relevant, aber eben für die Reputation der Universität.

RAnkings finde ich richtig und wichtig, aber man muss aufpassen, was miteinander verglichen wird. Dennoch halte ich nichts davon, das Ergebnis des Ranking schönzureden. DIe Deutschen (Elite)Unis sind da einfach nicht dabei.

In der Physik läuft es so, dass man bei der Promotion in einer guten Community sein muss, sprich bei einem der bekannten Namen promovieren muss, will man akademisch weiterkommen. Ranking hin oder her.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

13.10.2008 11:44
#14 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Ich bin ja gerne dabei, wenn über Reformbedarf deutscher Unis diskutiert wird.
Und es gibt auch wohl keinen Zweifel, daß eine Reihe von angelsächsischen Unis Weltspitze sind.

Aber diese Top-100-Liste kann ich nur bedingt ernst nehmen.
Wobei man es ja schon als Indiz nehmen könnte, daß das die erstellende "Qualitätsinstitut" es nicht schafft, seine Internetseiten ordentlich zu verwalten und immer leere Seiten kommen, wo man die spannenden Details lesen will.

Es bleibt aber, daß dies ein Ranking von Angelsachsen für Angelsachsen ist.
Entsprechend sind die Zitierkartelle ausgerichtet, entsprechend werden die Bewertungen der Arbeitgeber sein.

Wenn ich studiere, um hinterher bei GM oder Disney zu arbeiten, dann sollte es mich vielleicht interessieren, daß die gerade mal was von Heidelberg gehört haben, aber nichts von Aachen, Darmstadt oder Karlsruhe.
Aber ich würde nicht unbedingt schließen, daß ich in der University of Minnesota wirklich besser ausgebildet werde oder bei europäischen Arbeitgebern bessere Chancen hätte ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.10.2008 19:05
#15 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Lieber Omni,

was Sie schreiben, erinnert mich an viele Diskussion, die ich mit angloamerikanischen Kollegen hatte, als ich noch jung war und dachte, unsere deutsche Wissenschaftstradition sei doch dieser Fliegenbeinzählerei der Amis und Brits sehr überlegen.

Da habe ich auch oft gesagt: Sie machen da aber diese und jene Vorannahmen. Das muß man differenzierter sehen. Das kann man nicht so einfach quantifizieren usw.

Und die Antwort war im Prinzip immer dieselbe: Ja klar, Sie haben mit allem Recht. So what? Sagen Sie uns, wie wir es besser machen sollen, und wir werden interessiert zuhören.

Ich habe dann so allmählich gelernt, wie steril, wie unproduktiv diese deutsche Neigung des "Hinterfragens" ist. Es kommt einfach nicht viel dabei raus.

Konkrete Kritik an konkreten Details, das bringt was. Hier also, sagen wir, der Vorschlag, aus diesen und jenen Gründen eine der Skalen höher oder geringer zu gewichten, andere Skalen zu verwenden, die Datenerhebung oder -auswertung in dieser und jener Weise zu verändern.

Zitat von Omni
Was ich mit "nicht in einer Liste vergleichbar" meine, ist, dass man nicht für alles die Frage beantworten kann, was "besser" ist.

Für was, lieber Omni, kann man das nicht beantworten? Und sind das dann relevante Dimensionen?
Zitat von Omni
Aber was bringt dieses Umrechnen auf einen eindimensionalen Begriff von "besser"?

Das ist ja nur der letzte Schritt. Für jede einzelne Dimension werden Punktwerte erhoben. Kallias hat ausgezeichnet gezeigt, was man daraus für Folgerungen ziehen kann.

Daß das dann alles am Ende in ein generelles Ranking gebracht wird - nun ja, das erwartet eben das geehrte Publikum. Wer sich interessiert, der macht das, was Sie und ich, was Kallias gemacht hat - man guckt sich die Einzeldaten an.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.10.2008 19:24
#16 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Zitat von R.A.
Es bleibt aber, daß dies ein Ranking von Angelsachsen für Angelsachsen ist. Entsprechend sind die Zitierkartelle ausgerichtet, entsprechend werden die Bewertungen der Arbeitgeber sein.

So herum würde ich das nicht sehen, lieber R.A., obwohl ich in gewisser Weise auch wieder Ihre Sicht teile.

Nur sehe ich es anders herum: Die Wissenschaft hat sich schon früher globalisiert als die Wirtschaft und die Politik. Seit ungefähr den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts publiziert - jedenfalls in den Sciences - niemand, der etwas kann, mehr in nationalen Fachzeitschriften.

Er publiziert international, und die besten Zeitschriften erscheinen in vielen Wissenschaften in den USA oder im UK. Und er publiziert selbstverständlich auf Englisch. Der große deutsche Wissenschaftsverlag Julius Springer publiziert wissenschaftliche Zeitschriften und Monographien fast nur noch auf Englisch; nur Lehrbücher erscheinen noch deutsch.

Das gibt den Angelsachsen einen natürlichen Vorsprung. Man spürt das zB auf jedem Kongreß. Mein Englisch ist nicht schlecht, aber es ist eben nicht das eines Native Speaker. Nicht jede Nuance, nicht jeden Witz und jede Anspielung verstehe ich. In Diskussionen muß ich mehr Aufmerksamkeit auf das Formulieren verwenden als der Ami oder Australier, mit dem ich diskutiere. Also bleibt weniger Aufmerksamkeit für's Inhaltliche.

Ähnlich ist es in der Publikationspolitik. Gute Manuskripte werden auch angenommen, wenn sie aus Deutschland kommen. Aber ein US-Autorenteam hat auch schon mal eine Chance, mit einem schlechteren Ms zu landen, wenn man zB mit dem Herausgeber oder den Gutachern gut befreundet ist.

Ebenso dürfte es bei solch einem Ranking sein, wie wir es jetzt diskutieren. Natürlich spielt eine Rolle, wie bekannt ein Autor in der Scientific Community ist. Und da sind die Amis eindeutig im Vorteil.

Nur, lieber R.A., ist das ja alles nicht gottgegeben.

Englisch - das muß man halt lernen. Ich trete seit langem dafür ein, daß jedes deutsche Kind schon in der Vorschule mit dem Englischlernen beginnt. Da geht das mühelos, denn ein Kind lernt zwei Sprachen so leicht wie eine. Wir müssen in Europa alle so bilingual werden, wie das viele Holländer und Dänen schon sind.

Und dann müssen wir eben die bestehenden europäischen Fachzeitschriften zu ersten Adressen machen. Viele im UK, dann folgt Holland; Deutschland dürfte auf Platz drei sein. Weit abgeschlagen die Franzosen, weil die vom Staat behindert werden. Es gibt zB in Frankreich ein Gesetz, laut dem in jeder auf französischem Boden stattfindenden Konferenz Französisch Konferenzsprache sein muß!

Das ist Hinterwäldlerei. Und wer mit einer solchen Politik hinten runterfällt, ist selbst schuld.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.093

13.10.2008 20:08
#17 RE: Marginalie: Die besten Hochschulen Antworten

Zitat von Zettel
Es gibt zB in Frankreich ein Gesetz, laut dem in jeder auf französischem Boden stattfindenden Konferenz Französisch Konferenzsprache sein muß!

Ich war letzten Juni auf einer Konferenz in Frankreich, und die Sprache war selbstverständlich Englisch. Das einzige Französisch während der ganzen Woche war die Ansprache der stellvertretenden Bürgermeisterin (vom Organisator auf Englisch übersetzt) - leider! Sind Sie sich sicher?

Nicht dass ich den Franzosen so etwas nicht zutrauen würde... manche glauben da tatsächlich noch zu Zeiten der Encyclopédie zu leben...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.10.2008 00:10
#18 Französisch als Konferenzsprache Antworten

Zitat von Gorgasal
Zitat von Zettel
Es gibt zB in Frankreich ein Gesetz, laut dem in jeder auf französischem Boden stattfindenden Konferenz Französisch Konferenzsprache sein muß!

Ich war letzten Juni auf einer Konferenz in Frankreich, und die Sprache war selbstverständlich Englisch. Das einzige Französisch während der ganzen Woche war die Ansprache der stellvertretenden Bürgermeisterin (vom Organisator auf Englisch übersetzt) - leider! Sind Sie sich sicher?

Ehrlich gesagt, lieber Gorgasal, ich war mir nicht sicher gewesen. Ich glaubte es zu wissen.

(Das ist bei mir beim Schreiben sozusagen ein ständiger, im Hintergrund laufender Entscheidungsprozeß: Weiß ich X sicher genug, um es einfach zu schreiben? Oder sollte ich es verifizieren?)

Also, in diesem Fall hatte ich es nicht verifiziert, weil ich es selbst erlebt hatte (was natürlich kein Beweis ist) und weil Kollegen es mir von anderen Kongressen erzählt hatten (was auch keiner ist).

Also habe ich jetzt nachgesehen. Und siehe, ich hatte Recht.

Es handelt sich um das Gesetz vom 4. August 1994, das folgendes festlegt:
Zitat von Loi du 4 Août 1994
L'article 6 de la loi impose aux organisateurs français de manifestations, congrès ou colloques internationaux se tenant en France, trois obligations: - tout participant doit pouvoir s'exprimer en français; - les documents de présentation du programme doivent exister en français; - les documents préparatoires ou de travail remis aux participants doivent faire au moins l'objet d'un résumé en français, ainsi que les textes ou interventions figurant dans les actes ou comptes-rendus de travaux publiés postérieurement à la manifestation. En outre, lorsque ce sont des personnes publiques qui ont l'initiative de ces manifestations, un dispositif de traduction, simultanée ou consécutive, doit être mis en place. Cette disposition correspond à la volonté d'offrir à tous les participants d'une manifestation organisée en France par une personne publique la possibilité de s'exprimer en français tout en étant pleinement compris de l'assistance.

Allerdings wird in dem verlinkten Bericht des französischen Kultusministeriums auch darauf hingewiesen, daß die gesetzlichen Vorschriften oft nicht eingehalten werden würden, u.a. wegen des Mangels an Anlagen zur Simultanübersetzung und des Mangels an Übersetzern.

Das Ganze ist sehr französisch - dieser seltsame Nationalstolz, das Vernarrtsein in die französische Sprache, aber auch die Nachlässigkeit, mit der das Gesetz befolgt wird.

Herzlich, Zettel

PS: Grundsätzlich wäre natürlich auch denkbar, daß das Gestz inzwischen aufgehoben wurde. Aber das glaube ich, der ich Frankreich seit ziemlich genau fünfzig Jahren ganz gut kenne, eher nicht.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

14.10.2008 00:48
#19 RE: Französisch als Konferenzsprache Antworten
Ich kann mich, lieber Zettel, an einen TV-Bericht auf Arte erinnern, in welchem berichtet wurde, daß man in Frankreich seine Läden und Geschäfte in der französischen Sprache bezeichnen soll oder muß? Also auch darauf wird geachtet. Ich möchte nicht wissen, was son "altes Mütterlein" manchmal von den neudenglischen Bezeichnungen, wie es auf jedem Produkt zu finden ist, halten soll.

Also ich finde den Mut zur eigenen Sprache im eigenen Land ganz OK. Was Sie aber vorher schon mal erwähnten, daß Kinder im Vorschulalter als zweite Sprache Englisch lernen sollten, ist genau meine Meinung auch.

♥lich Nola

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.10.2008 01:04
#20 RE: Französisch als Konferenzsprache Antworten

Zitat von Nola
Also ich finde den Mut zur eigenen Sprache im eigenen Land ganz OK.

Ich auch, liebe Nola. Vor allem finde ich auch, daß man gegen dumme und unbeholfene Anglizismen angehen sollte. Wenn die Deutsche Bahn ihre Schalter jetzt Counter nennt, dann ist das einfach nur albern.

Aber beim Englischen als Wissenschaftssprache ist es etwas anderes. Das hat halt dieselbe Funktion wie im Mittelalter das Lateinische (und im 17./18. Jahrhundert das Französische - Leibniz hat noch seine Hauptwerke auf Französisch geschrieben, einige auch Lateinisch und nur sehr wenig auf Deutsch).

Zum Glück gibt es diese einheitliche Sprache der Wissenschaft. Nur dadurch ist der freie Austausch von Daten und Theorien möglich.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.093

14.10.2008 08:17
#21 RE: Französisch als Konferenzsprache Antworten

Zitat von Zettel
Es handelt sich um das Gesetz vom 4. August 1994, das folgendes festlegt:

Oh je, dann hoffe ich mal, dass keiner unseren Organisatoren (Professoren an einer französischen Universität) auf die Schliche kommt, denn nichts davon war vorhanden...

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

14.10.2008 12:12
#22 RE: Französisch als Konferenzsprache Antworten

Die international bekannten franzoeischen Physiker, die ich kennengelernt habe, sprechen selbstverstaendlich fliessend und perfekt, mit unterhaltsamen Akzent English. Auch in europaerischen Magazinen wird english veroeffentlicht und auch auf der DPG-Tagung, der groessen Physikertagung in D. wird selbstredend english gesprochen.

Zur Studie noch: In der gedruckten Version (war versucht Printausgabe zu schrieben) wird nach dem Uni-Ranking ein Laenderraenking veroeffentlicht, das angeben soll, welche Laender am besten in der Lage sind, Gute Hochschulen zu unterhalten.

1 USA
2 UK
3 Australien
4 Deutschland

Sooo schlecht kommt der Bildungsstandort D. in der Studie also nicht weg.

john j Offline




Beiträge: 591

14.10.2008 14:09
#23 RE: Französisch als Konferenzsprache Antworten

Naja, ich hab noch mal nachgeschaut: Kanada bspw hat 6 Unis in der Liste und Deutschland 3 - also irgendwie kann ich die Liste der 100 Top-Unis mit dem Laenderranking nicht ganz in Uebereinstimmung bringen.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

14.10.2008 14:50
#24 RE: Französisch als Konferenzsprache Antworten


Mich würde mal interessieren, wie es in anderen Ländern mit den Studiengebühren aussieht. Derzeit sollen hier 7 % Zinsen von der KfW verlangt werden, für Kredite, zur Finanzierung der Studiengebühr. Experten melden sich zu Wort und können wohl sogar bei Sparkassen preiswertere Kredite für die Studenten aushandeln. Tja, das ist die KfW, die Bank, die eben genau für dieser Art Finanzierungen da sein sollte und deshalb preiswert und günstig. Aber das hat sie vorher nicht getan und jetzt erst recht nicht. Wo ist jetzt der Bildungsminister mit dem "Däumchen drauf"?

♥lich Nola

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