Der Artikel enthält ein paar Anmerkungen für diejenigen, die heute Nacht aufbleiben, um zu verfolgen, wie es nach Schließung der ersten Wahllokale aussieht - oder die vielleicht sogar durchhalten wollen, bis Obama als Sieger feststeht.
So spannend wie vor acht und vor vier Jahren wird es wohl nicht werden. Aber a bisserl Spannung liegt für mich darin, darauf zu warten, wer denn wohl mit seinen Vorhersagen gut und wer weniger gut liegt.
Aus meiner Sicht sensationelle, allerdings gegenläufige Vorhersagen haben zwei von mir für ihre scharfsinnigen politischen Analysen sehr geschätzte Personen gemacht:
So scharfsinnig ist es diesmal gar nicht, sondern ein Resultat aus eher beiläufigen Beobachtungen, die ich an anderen Plätzen des Internets meist schläfrig mitgenommen habe: etwa 90 % der US-Amerikaner afrikanischer Herkunft werden Obama wählen, wenn sie zur Wahl gehen. Die Kunst bestand also darin diese zur Wahlurne zu bringen, was anscheinend gelungen ist. McCain wird von Ihnen nicht etwa nicht gewählt, weil er weiß ist, sondern Obama wird von ihnen gewählt, weil er schwarz ist. Alleine das ist noch nicht wahlentscheidend, aber es ist ein wesentlicher Aspekt, warum der Wahlsieg Obamas höher ausfallen wird als erwartet.
Zitat von C.So scharfsinnig ist es diesmal gar nicht, sondern ein Resultat aus eher beiläufigen Beobachtungen, die ich an anderen Plätzen des Internets meist schläfrig mitgenommen habe: etwa 90 % der US-Amerikaner afrikanischer Herkunft werden Obama wählen, wenn sie zur Wahl gehen. Die Kunst bestand also darin diese zur Wahlurne zu bringen, was anscheinend gelungen ist. McCain wird von Ihnen nicht etwa nicht gewählt, weil er weiß ist, sondern Obama wird von ihnen gewählt, weil er schwarz ist. Alleine das ist noch nicht wahlentscheidend, aber es ist ein wesentlicher Aspekt, warum der Wahlsieg Obamas höher ausfallen wird als erwartet.
Darüber, dear C., gibt es ja eine große Diskussion: Was likely voters sind. So gut wie alle seriösen Institute basieren ihre Umfragewerte nur noch auf likely voters, LV. (Die Alternative sind RV, registered voters).
Nun gibt es eine Faustregel bei den Demoskopen: Ein LV ist nicht nur, wer sagt, daß er zur Wahl geht, sondern wer es auch das letzte Mal getan hat. The eating is the proof of the pudding.
Das könnte diesmal aber vielleicht nicht hinhauen, weil diesmal die Mobilisierung besonders hoch ist. Deshalb bietet Gallup seit einigen Wochen zwei Vorhersagen an: Das Traditional Model mit der Definition von LV wie bisher, und das Expanded Model, bei dem die Angabe, ob man diesmal zu Wahl geht, stärker gewichtet wird.
Die letzten Werte bei Gallup sind für das Traditional Model 53 - 42, für das Expanded Model ebenfalls. Und die Prognose von Gallup lautet 55 - 44, kommt also deiner ziemlich nahe . (Für die Prognose sind die Unentschiedenen aufgeteilt worden).
Glaubt man Gallup, dann hat es in den letzten Tagen eine kräftige Bewegung Richtung Obama gegeben; noch heute vor einer Woche hatte es im Traditional Model 49 zu 46 und im Expanded Model 51 zu 44 gestanden. Das mathematisch sehr viel aufwendigere Modell von FiveThirtyEight, in das auch sehr viel mehr Daten eingehen (nämlich die aller seriöser Institute) hat in der vergangenen Woche hingegen ein Abflachen des Trends zugunsten von Obama gezeigt.
Eine wesentliche Rolle könnte spielen, ob bei den Umfragen auch Handys angerufen werden, und dort wieder spielt möglicherweise der Wochentag eine Rolle. Institute, die auch Handys anrufen, erfassen natürlich mehr Jugendliche. In den USA sind Flat Rates noch nicht so verbreitet wie hier, sondern es gibt meist günstige Wochenend-Tarife. Da telefonieren die Kids ständig, sind also für Anrufe schlechter erreichbar. In der Woche andererseits sind auch Erwachsene oft besser über ihr Handy als über das Festnetz zu erreichen, weil sie beruflich unterwegs sind.
Nate Silver von FiveThirtyEight hat einmal die Werte der Institute danach untersucht, ob sie Handys anrufen oder nicht. Ergebnis: Bei denjenigen, die das tun, liegt Obama stärker vorn als bei den anderen.
Gut möglich also, dear C., daß du richtig liegst. Andererseits moblisiert die jetzige Lage auch McCain-Wähler, die das Schlimmste verhindern wollen.
Dabei geht es nicht nur um den Präsidenten (daß der Obama heißen wird, glauben vermutlich inzwischen auch die meisten Anhänger von McCain), sondern auch um den Kongreß. Je größer dort die Mehrheit der Demokraten, umso mehr steht zu befürchten, daß Obama seinen Traum von einem Neuen Amerika wahr machen könnte. Und davor haben viele Angst. Ich übrigens auch.
Ich konnte unter denjenigen meiner Bekannten, die meist konservativ wählen, nur einen einzigen finden, der nicht für Obama gestimmt hat! In Virginia geht wohl auch John Warners Senatorenposten der GOP verloren, was ein schmachvoller Verlust wäre.
Ich würde sagen, dass Obama über die 55% Marke hinaus kommen wird, 57% halte ich für möglich.
Zu den übrigen Meinungen hier enthalte ich mich der Stimme.
Zitat von ReaderIch konnte unter denjenigen meiner Bekannten, die meist konservativ wählen, nur einen einzigen finden, der nicht für Obama gestimmt hat!
Was mögen die Gründe dafür sein, dear Reader?
Mir geht immer einmal wieder dies durch den Kopf: Angenommen, in Deutschland stünde ein Jude zur Wahl, mit politischen Auffassungen, die mir weniger sympathisch sind als die seines Gegenkandidaten. Ich würde dann sehr überlegen, ob ich ihn nicht trotzdem wähle - weil es für Deutschland ein ungeheurer Fortschritt wäre, einen jüdischen, sagen wir, Bundespräsidenten zu bekommen (einmal angenommen, man könnte ihn direkt wählen). Dann wäre der Antisemitismus in Deutschland endgültig besiegt.
Ich könnte mir vorstellen, daß das in den USA in Bezug auf den Rassismus ähnlich ist.
Zitat von ReaderIch konnte unter denjenigen meiner Bekannten, die meist konservativ wählen, nur einen einzigen finden, der nicht für Obama gestimmt hat!
Was mögen die Gründe dafür sein, dear Reader?
Obama. Acht Jahre Bush. Desillusionierung mit der derzeitigen GOP.
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P.S.: Virginias neuer Senator heisst Mark R. Warner, ein früherer Governeur und Demokrat.
Zitat von ReaderVirginias neuer Senator heisst Mark R. Warner, ein früherer Governeur und Demokrat. -
Ja, mit 55 zu 41 Prozent. Sieht nicht gut aus für Virginia (naja, from my standpoint, dear Reader ). Auch wenn McCain in der Auszählung im Augenblick vorn liegt; aber diese hat ja erst begonnen.
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