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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.11.2008 19:16
Zitat des Tages: Wird Obama die Botschaft verstehen? Antworten
In diesem Thread von Califax wird es bereits hier im Forum diskutiert: In Georgien scheint sich wieder etwas zusammenzubrauen.

Den Kontext liefert die gestrige Rede Medwedews; und diese wird aus meiner Sicht durch einen Kommentar aus Moskau sehr erhellt, über den ich anhand des Zitats des Tages berichte.
califax Offline




Beiträge: 1.502

07.11.2008 00:33
#2 RE: Zitat des Tages: Wird Obama die Botschaft verstehen? Antworten

Das betrifft genau die Sorgen, die ich mir mache.
Obama wird reagieren müssen, um nicht als Schlappschwanz dazustehen.
Das Problem ist gravierender, als es auf den ersten Blick aussieht.
Es geht eben nicht nur um Einschüchterungsspiele zwischen rationalen Pokerspielern.
Obama ist schwarz. In weiten Teilen der islamistischen Sphäre ist er damit ein gebildeter hochnäsiger Halbaffe.
Ja, die Sklaverei existiert noch.
Er wird jetzt sehr genau beobachtet werden und wird sich Respekt auch unterhalb der obersten Hierarchiestufe der Diktaturen unserer schönen Welt verschaffen müssen.
Ich traue ihm das zu, aber es wird Zeit und Risiko brauchen.

Klug und fleißig - Illusion
Dumm und faul - das eher schon
Klug und faul - der meisten Laster
Dumm und fleißig - ein Desaster

The Outside of the Asylum

C. Offline




Beiträge: 2.639

07.11.2008 00:44
#3 RE: Zitat des Tages: Wird Obama die Botschaft verstehen? Antworten

Mmmmh, wenn er gut beraten ist, wird er erst mal den Sarkozy bei der Ehre packen und ihn vorschicken, Polen gehört nicht nur zur NATO, sondern auch zur EU.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

07.11.2008 13:16
#4 RE: Zitat des Tages: Wird Obama die Botschaft verstehen? Antworten

(Dummerweise ist gestern just mein Rechner abgestuerzt, als ich posten wollte:

Zettel, Sie haben Kennedy vermutlich bewusst miterlebt? Wie war das damals? Kennedy muss den Sovjets auch als Jung, Naiv, Schwach vorgekommen sein?

Obama, so meine Meinung, kann auch nicht grossartig andere Politik machen, als jeder andere US-Praesident vor ihm. - Solange er nicht den Austritt aus NATO und UNO beschliesst, die Flugzeugtraeger an China verschenkt und alle GIs aus aller Welt nach Hause holt, wird die Weltmacht USA immer Weltmacht sein - egal, wer der Praesident ist.
(von Nuancen abgesehen, aber in diese Richtung wird es laufen.)

Die Russen und die Araber werden Obama testen, Biden weiss das, und Obama kann sich darauf vorbereiten und ein Zeichen von Staerke geben? - Interessant, was sie ueber die Wahrnehmung von Schwarzen bei den Muslimen / Arabern schreiben - Aber andererseits ist es fuer den Empoerkoemmling Obama nicht unbekannt, sich gegen solche Vorurteile durchzusetzen, oder nicht??

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.11.2008 13:25
#5 RE: Zitat des Tages: Wird Obama die Botschaft verstehen? Antworten

Zitat von C.
Mmmmh, wenn er gut beraten ist, wird er erst mal den Sarkozy bei der Ehre packen und ihn vorschicken, Polen gehört nicht nur zur NATO, sondern auch zur EU.

Ich versuche mir, dear C., vorzustellen, was jetzt in dem Trakt des Weißen Hauses passiert, der der Obama-Mannschaft zur Verfügung gestellt wird: Da wird um Posten gerangelt, da werden Büros eingeräumt, Sekretärinnen eingestellt usw.

Obama will das Chaos vermeiden, das nach der Amtsaufnahme früherer Präsidenten im Januar herrschte. Vielleicht gelingt ihm das, vielleicht auch nicht. Jedenfalls ist die Transition traditionell eine Zeit, in der die USA schwach sind.

Es wird viel mehr personell ausgetauscht, als das bei uns üblich ist, weil es ja keine beamteten Staatssekretäre usw. gibt. Andererseits kooperiert die scheidende Regierung ungleich besser mit dem Nachfolger.

Bei uns ist es ja üblich, die Aktenschränke zu leeren, soweit das rechtlich zulässig ist. In den USA wird das nicht parteipolitisch gesehen; sondern man tut kooperativ das, was für das Wohl des Landes erforderlich ist. Es ist ein anderes Verständnis von Politik.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.11.2008 14:05
#6 Kennedy; Obama Antworten

Zitat von Dagny
Zettel, Sie haben Kennedy vermutlich bewusst miterlebt? Wie war das damals? Kennedy muss den Sovjets auch als Jung, Naiv, Schwach vorgekommen sein?

Die Wahl von Kennedy wurde damals als ein ähnlicher Umbruch angesehen wie jetzt die Obamas. Bis dahin hatte es als ausgeschlossen gegolten, daß ein Katholik Präsident werden konnte; und zwar mit der Begründung, er würde vom Vatikan abhängen und könne deshalb nicht frei im Interesse der USA handeln!

Sein Gegenkandidat Nixon war ja Eisenhowers Vize gewesen und galt als dessen natürlicher Nachfolger; die Wahl von Kennedy war deshalb eine große Überraschung.

Er startete furios, indem er eine Art Hofstaat einrichtete mit den "besten Köpfen" der Nation; jede Menge junge Intellektuelle. McNamara war der Bekannteste, aber es gab zB Ted Sorensen, McGeorge Bundy, seinen Pressesprecher Pierre Salinger (aus der Erinnerung, misspelling not excluded ). Und natürlich Robert. Dann diese Schönheit Jackie; und es gab wirklich eine Art Hofhaltung, mit Dichtern und Musikern und dergleichen. Man sprach gern von Camelot.

Was der junge Mann für eine Politik machen würde, das war ähnlich unklar wie jetzt bei Obama. Sein Außenminister Rusk war ein verbindlicher Mann, der nicht durch eigene Ansichten aufgefallen war. Der Verteidigungsminister McNamara galt als Superhirn; sonst wußte man auch von ihm wenig.



Das erste außenpolitische Ereignis in Kennedys Präsidentschaft war die Invasion in der Schweinebucht. Er hatte die Pläne dazu von Eisenhower übernommen. Damals, im April 1961, war ich in Paris. Mit "Baie des Cochons", was überall in den Zeitungen auftauchte, wußte ich erst nichts anzufangen und dachte an irgendwelche Schweine, die da in die Kämpfe geraten seien.

Ich habe die Bilder noch deutlich vor Augen: Damals liefen überall noch die Zeitungsverkäufer über die Boulevards und riefen ihr Blatt aus. Die größte Zeitung war damals France-Soir, eine Art Bildzeitung (heute nur noch ein kleines Blättchen). Am meisten Lärm machten aber die Ausrufer der kommunistischen Humanité, die ich mir natürlich kaufte - schon weil es bei uns ja so etwas nicht gab, eine große kommunistische Tageszeitung.

Die Stimmung damals in Paris war antiamerikanisch. Die Niederlage der Amis wurde nicht nur von der Humanité bejubelt. Ich war damals, in den Osterferien, durch Frankreich getrampt und überall auf diese linke Stimmung gestoßen.

Dann kam Kennedys Begegnung mit Chruschtschow in Wien Mitte 1961. Damals drang wenig darüber an die Öffentlichkeit, außer daß es frostig zugegangen sei. Später wurde berichtet, Chruschtschow hätte sich gebrüstet, "den jungen Mann das Fürchten gelehrt" zu haben. Ebenfalls später habe ich dazu gelesen, daß Kennedy damals unter fürchterlichen Rückenschmerzen litt und das Treffen überhaupt nur unter Cortison durchstehen konnte.

Daß Kennedy schon damals Chruschtschow sagte, er sei bereit, um Berlin notfalls einen Krieg zu führen, wurde erst viel später bekannt. Wie überhaupt, daß Kennedy - er war ja im Krieg Offizier gewesen, Kommandeur eines Schnellboots - ein zu jeder Konfrontation entschlossener Mann war. Das wurde eigentlich erst in der Cubakrise deutlich.
Zitat von Dagny
Obama, so meine Meinung, kann auch nicht grossartig andere Politik machen, als jeder andere US-Praesident vor ihm. - Solange er nicht den Austritt aus NATO und UNO beschliesst, die Flugzeugtraeger an China verschenkt und alle GIs aus aller Welt nach Hause holt, wird die Weltmacht USA immer Weltmacht sein - egal, wer der Praesident ist. (von Nuancen abgesehen, aber in diese Richtung wird es laufen.)

Gut möglich. Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich nicht an irgendeinen Politiker erinnern, dessen Auffassungen mir so völlig unbekannt waren wie die Obamas.

Was wird er tun? Sich ohne Vorbedingungen mit Ahmadinedschad treffen, mit Kim und Raoul Castro? Innerhalb von 60 Tagen den Abzug aus dem Irak beginnen? Oder wird er sagen, daß das alles nur sein Geschwätz von gestern war?

Er hat sich schon während des Wahlkampfs gedreht, zB in Sachen NAFTA. Vielleicht betreibt er eine isolationistische Politik, vielleicht setzt er noch eins drauf und gibt sich viel imperialistischer als jemals Bush. Wer will das bei einem Mann wissen, der sich wie ein Chamäleon bisher jeder Situation, jeder Karrierestufe perfekt angepaßt hat?

Herzlich, Zettel

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

09.11.2008 16:55
#7 RE: Zitat des Tages: Wird Obama die Botschaft verstehen? Antworten

Zitat von Zettel
Bei uns ist es ja üblich, die Aktenschränke zu leeren, soweit das rechtlich zulässig ist. In den USA wird das nicht parteipolitisch gesehen; sondern man tut kooperativ das, was für das Wohl des Landes erforderlich ist. Es ist ein anderes Verständnis von Politik.


Ähem. *Hüstel*

In den USA ist die Regierung viel mehr parteipolitisch als bei uns. Es gilt nunmal das Spoils system! Man sollte nicht so tun, als sei nun das große Kooperieren (über das unbedingt notwendige einer Transitionsperiode, die es ja so in Deutschland nicht gibt) ausgebrochen. Das wäre genau so ein Witz wie Obama's Überparteilichkeit. Eine republikanische Schwalbe (etwa der geständige Lügner Powell?) macht noch keinen überparteilichen Sommer.

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon.
Aber beide sind aus Stein gemacht.

Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.

Liberalismus ist die Ideologie, die wenn etwas droht zu verderben, nicht nur nichts unternimmt sondern auch andere von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

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