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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 29 Antworten
und wurde 3.988 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.11.2008 15:50
Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Es ist ein Ritual: Ein Castor-Transport ist unterwegs. Jeder weiß, daß er auch sein Ziel Gorleben erreichen wird. Aber sogenannte Demonstranten versuchen, die Fahrt durch allerlei "Aktionen" zu verzögern.

Warum tun sie das? Sie tun es als eine Propaganda-Aktion. Sie benutzen die Freiheit, die der Rechtsstaat bietet, um durch Mißachtung von dessen Rechtsordnung TV-Sendezeit für ihr Anliegen zu ergattern.

Dieses Anliegen und der Einsatz dafür verdienen Respekt. Jedenfalls haben sie meinen Respekt, auch wenn ich in der Sache radikal anderer Meinung bin. Aber die Mittel, mit denen diese Leute operieren, sind verwerflich.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.11.2008 16:07
#2 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Zitat von Zettel
Dieses Anliegen und der Einsatz dafür verdienen Respekt.

Von meiner Seite aus nicht.
Nicht solange die Blockierer nicht auch die Rechnung für die von ihnen verursachten Mehrkosten bezahlen.

Enha Offline



Beiträge: 59

11.11.2008 16:47
#3 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

In Antwort auf:
Dieses Anliegen und der Einsatz dafür verdienen Respekt. Jedenfalls haben sie meinen Respekt, auch wenn ich in der Sache radikal anderer Meinung bin. Aber die Mittel, mit denen diese Leute operieren, sind verwerflich.

Lieber Zettel,
wenn man etwas verwerflich nennen sollte, dann doch nur den Umstand, dass hier späteren Generationen eine Fracht hinterlassen wird, von der niemand ernsthaft behaupten kann, er wüsste, ob und wie man sich ihrer entledigen könnte.
Die Ungefährlichkeit innerhalb der hochgerechneten, aber nicht bewiesenen Grenzwerte des strahlenden Abfalls ist nur eine Annahme. Die entsprechenden Gutachten wurden von Unternehmen in Auftrag gegeben, deren wirtschaftliches Interesse in eine einzige Richtung zielt.
Diesen Protestierern Respekt zu zollen, ist wohl nicht das, was diese sich erhofft haben. Ihnen wäre es sicher lieber, wenn sich mehr Menschen mehr Gedanken darüber machten, was aus Profitgier zum Schaden unserer Umwelt unternommen wird.
Herzlich
Enha

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

11.11.2008 17:23
#4 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Ist das Argument 'Wir duerfen unseren Kindern keinen Muell hinterlassen' nicht ein Ausverkauf jeglichen Fortschrittsdenken? Eine Bankrotterklaerung des Glaubens an die Innovationsfaehigkeit unserer Kinder? (So wir welche haben?)


F. Hoffmann Offline



Beiträge: 34

11.11.2008 17:37
#5 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

In der hiesigen RHEINPFALZ war ein Artikel über eine junge Dame, die sich bei Wörth an den Schienen festgekettet hatte und deren einer Arm schon ganz taub war. Aber sie hatte ja mehr Angst vor der Zukunft mit dem Atommüll, als vor einem Schaden an ihrem Arm.
Tenor des Artikels: Respekt!
Respekt?
Seit Jahr und Tag spielt sich das gleiche Ritual bei Atomtransporten ab.
Für manche Leute scheint das eine Lösung zu sein: Man protestiert gegen Atommüll. Punkt.
Erinnert fatal an Friedensdemos: Man ist für den Frieden. Punkt.
Man hat, mehr oder weniger martialisch, sein Statement abgegeben und das reicht dann ja auch.
Respekt?
IRGEND JEMAND wird sich dann mit der Problematik befassen müssen, daß Frankreich und England unseren aufgearbeiteten Atommüll auch wieder zurückschicken und NICHT behalten werden.
Daß man Atommüll nicht 100 Jahre lang auf Zügen durch Europa schicken kann.
Daß man irgendwann mal ERNSTHAFT nach einem Endlager suchen muss.
Und daß sich nicht die profitgierige Industrie um eine Entscheidung drückt, sondern die opportunistische Politik.
Wenn man von politischer Seite nicht sogar aktiv die Suche nach einem Endlager behindert oder verzögert hat, mit dem Hintergedanken: "Ohne Endlager auch keine AKW´s" mehr.

Inger Offline



Beiträge: 296

11.11.2008 17:39
#6 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Hi Enha,
Atomstrom ist e i n e Energiequelle, die bis jetzt noch ihre Berechtigung hat. Wir kaufen ohnehin schon von Frankreich Strom. Vielleicht wird er nicht so teuer, weil wir was in Gorleben lagern.
Für den Haushalt brauchen wir nur Kerzen, es gibt ja Herde, die auf Sonnenlicht reagieren, und für den Winter können wir Pullover (Berliner Sarazin-Methode) stricken. - Das alles als Riesenaktion, immerhin sind wir 82 Millionen Einwohner, würde den Energiebedarf etlicher Werke und die Arbeitsplätze sichern.
Ich würde freiwillig den besonderen Kämpfern Kerzen spendieren.
Uff, ich habe auch was gesagt, was Praktisches., ich bin besser als Trittin.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

11.11.2008 17:44
#7 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten
Zitat von F. Hoffmann

Daß man irgendwann mal ERNSTHAFT nach einem Endlager suchen muss.
Und daß sich nicht die profitgierige Industrie um eine Entscheidung drückt, sondern die opportunistische Politik.
Wenn man von politischer Seite nicht sogar aktiv die Suche nach einem Endlager behindert oder verzögert hat, mit dem Hintergedanken: "Ohne Endlager auch keine AKW´s" mehr.



Es sei aber angemerkt, dass sich die Politik gegen die Idee des Recyclings von Kernbrennstoff entschieden hat. Erstaunlicherweise. Sonst ist Recycling doch die heilige Kuh gruener Politik.
Inger Offline



Beiträge: 296

11.11.2008 17:47
#8 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten


Und daß sich nicht die profitgierige Industrie um eine Entscheidung drückt, sondern die opportunistische Politik.
Wenn man von politischer Seite nicht sogar aktiv die Suche nach einem Endlager behindert oder verzögert hat, mit dem Hintergedanken: "Ohne Endlager auch keine AKW´s" mehr.[/quote]

Hi Hoffmann,
hier lese ich wie bei Enha Profitgier.
Irgendwie ist das Quatsch. Klar müssen Betriebe Profit machen, aber alle brauchen Strom - und er soll billig sein,
superbillig. Irgendwie muß jetzt ein Programm her - ein Energieprogramm, das preiswert ist und Sicherheit bietet. Und wovon wird das bezahlt? Ohne Arbeit is nix, und Arbeit braucht Strom.
Grüßchen,
Inger

F. Hoffmann Offline



Beiträge: 34

11.11.2008 18:06
#9 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Hallo Inger,
"Profitgier" habe ich im Kommentar von Enha gelesen.
Und ich meine, wie Sie, daß es beim Problem der Endlagerung von Atommüll NICHT um die gerne im Zusammenhang mit Unternehmen zitierte "Profitgier", sondern ein politisches Problem handelt.
Daß Firmen Profite erwirtschaften müssen, um weiter existieren und auch ihre Mitarbeiter bezahlen zu können, ist mir klar.
Und auch der Staat profitiert durch Einzug von Steuern von den "Profiten".
Das Prinzip der Staatsfinanzierung (später Parteifinanzierung) durch Häftlingsverkäufe können dann wieder Gysi und Lafontaine einführen, wenn sie am Drücker sind.

Inger Offline



Beiträge: 296

11.11.2008 18:39
#10 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten


Das Prinzip der Staatsfinanzierung (später Parteifinanzierung) durch Häftlingsverkäufe können dann wieder Gysi und Lafontaine einführen, wenn sie am Drücker sind.[/quote]
--------------------------------
Lieber Hoffmann,
der Satz bringt mich auf einen anderen Gedanken: Im Augenblick geht es uns ja noch Gold, weil wir Leute haben, die was leisten können, die was gelernt haben. Aber es dauert nicht mehr lange, daß das Wissen bei uns mit den Auswanderungen verschwindet und es auch keinen guten Nachwuchs mehr gibt, weil er nicht gefördert, ja auch nicht unterwiesen wird.
Ich denke mal, daß die Allgemeinheit gar nicht so merken wird, was sie sich mit LinksLafo so anwählt. Der Strom kommt ja noch-aus der Dose, das Wasser aus dem Hahn. Aber dann haben wir wohl nichts weiter verdient.
Grüßchen,
Inger

C. Offline




Beiträge: 2.639

11.11.2008 18:58
#11 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten
Liebe Inger,

richtig ist, dass Deutschland Strom aus Frankreich importiert, richtig ist auch, dass Deutschland in Summe mehr exportiert als importiert Exportüberschuss. Ich möchte das allerdings in keinster Weise bewerten, schon gar nicht wie es Oberschlauberger Gabriel tut:«Obwohl mehrere Atomkraftwerke wegen technischer Probleme still standen, werden die deutschen Energieversorger in diesem Jahr voraussichtlich so viel Strom exportieren wie nie zuvor. Dennoch sind nirgendwo in Deutschland die Lichter ausgegangen. Das zeigt einmal mehr, dass das Gerede von der angeblichen Unverzichtbarkeit der Atomenergie Quatsch ist.»

(Sie ist allerdings unverzichtbar, wenn man das Kyoto-Protokoll einhalten will)

Also sollte Gabriel mal seinen Hintern bewegen und ein paar Lösungsvorschläge machen, wo der Müll hin soll, aber das Thema ist unbedingt wahlkampftauglich und schon deshalb wird er wie sein Vorgänger nichts unternehmen.

Zu den respektablen Helden, die das Ungemach auf sich nehmen ihren Arsch auf kaltem Schotter zu verkühlen: wenn es den Prozess beschleunigt ein geeignetes Endlager zu finden, haben sie meinen Segen. Bisher verzögert es lediglich die Ankunft der Fracht an ihrem vorläufigen Bestimmungsort und das finde ich jetzt paradox, wenn andereseits auf die Gefährlichkeit des Transportgutes hingewiesen wird.
Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2008 19:26
#12 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Würde mal der Zug, wie jeder andere Güterzug auch, einfach mit 100 Sachen fahren, ohne zu schauen ob sich da ein paar Verrückte sich an die Gleise ketten...

Inger Offline



Beiträge: 296

11.11.2008 20:01
#13 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Liebe C.,
drastisch und punktgenau wie in alten Zeiten-;))) (wenn ich das mit dem C. richtig verstanden habe).
Stimmt ja alles. Aber es stimmt auch, daß wir alle bequem sind. Ideen kommen doch auch nur, wenn man sie haben will und wenn soviel Wissen beisammen ist, wie man braucht. Unseren jungen Leuten fehlen richtige Spielwiesen, die aber was kosten. Gabriel habe ich schon nicht mehr auf der Rechnung, seitdem er sich in Hannover über den Tag gelabert hat.
Grüßchen,
Inger

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.11.2008 21:57
#14 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Zitat von R.A.
Zitat von Zettel
Dieses Anliegen und der Einsatz dafür verdienen Respekt.

Von meiner Seite aus nicht.
Nicht solange die Blockierer nicht auch die Rechnung für die von ihnen verursachten Mehrkosten bezahlen.

Dieser Meinung bin ich auch, lieber R.A. Ich wundere mich, daß das nicht längst gängige Praxis ist. Wenn sonst jemand einen Polizeieinsatz mutwillig und unnötig verursacht, muß er doch auch bezahlen, oder?

Aber am Respekt für Menschen, die sich für ihre Überzeugung einsetzen, ändert das bei mir nichs. Ich wünschte mir, daß diejenigen, die vernünftiger sind und die für die Atomenergie eintreten, ebenso viel Engagement zeigten.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.11.2008 22:25
#15 Das Problem des Atommülls Antworten

Zitat von Enha
wenn man etwas verwerflich nennen sollte, dann doch nur den Umstand, dass hier späteren Generationen eine Fracht hinterlassen wird, von der niemand ernsthaft behaupten kann, er wüsste, ob und wie man sich ihrer entledigen könnte.

Das ist, lieber Enha, aus meiner Sicht eine technische Herausforderung, der man ganz sicher nicht durch Demonstrationen gerecht werden kann. Mir ist wirklich völlig unklar, was sich die "Demonstranten" von ihren Aktionen versprechen. Verschwinden denn die nuklearen Abfälle dadurch auf wundersame Weise?

Ich habe eben einmal nachgesehen, was die Wikipedia dazu schreibt. (Natürlich die internationale; die deutsche ist bei fast allen politischen Themen einseitig und unzuverlässig).

Vielleicht lesen Sie das einmal, was dort über die Endlagerung steht, für die zB in Finnland schon eine Anlage gebaut wird; für Kanada existieren Pläne für ein Endlager, das auch die Abfälle aus anderen Teilen der Welt aufnehmen könnte.

Daneben gibt es andere Möglichkeiten, vor allem die Transmutation und Wiederverwendung.

Das sind eben Herausforderungen für die Wissenschaftler und die Ingenieure. Demonstrationen und Aktionen wie jetzt bringen uns der Lösung dieser Probleme um keinen Schritt näher. Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr die Öffentlichkeit wieder gegen die Nuklearenergie aufgewiegelt wird (ein Sprecher der "Demonstranten" hat das ja schon für den Wahlkampf 2009 angekündigt), umso mehr wird die Entscheidung für ein Endlager und dessen Bau hinausgezögert.
Zitat von Enha
Die Ungefährlichkeit innerhalb der hochgerechneten, aber nicht bewiesenen Grenzwerte des strahlenden Abfalls ist nur eine Annahme. Die entsprechenden Gutachten wurden von Unternehmen in Auftrag gegeben, deren wirtschaftliches Interesse in eine einzige Richtung zielt.

Das kann ich nicht beurteilen. Können Sie, lieber Enha, es wirklich beurteilen?

Bis vor einem Jahrzehnt konnte man der Strahlenschutzkommission vertrauen, weil in ihr kompetente Wissenschaftler saßen. Seit der Umweltminister Trittin diese Kommission neu besetzt und an ihre Spizte einen Mann gesetzt hat, der Städteplanung studiert hat, glaube ich dieser Kommission nichts mehr. Die Art, wie sie kürzlich - das wurde ja hier ausgiebig diskutiert - gegen eine ausgewiesene Krebs- Epidemiologin vorgegangen ist, bestätigt mir das.
Zitat von Enha
Diesen Protestierern Respekt zu zollen, ist wohl nicht das, was diese sich erhofft haben. Ihnen wäre es sicher lieber, wenn sich mehr Menschen mehr Gedanken darüber machten, was aus Profitgier zum Schaden unserer Umwelt unternommen wird.

"Profitgier", lieber Enha, motiviert auch den Biobauern. Er will ja Geld verdienen. Dasselbe wollen die Energiekonzerne auch.

Was den Nutzen und Schaden durch Nuklearenergie angeht - ich wundere mich immer wieder darüber, wieviele Menschen sich zutrauen, das alles zu beurteilen. Es ist ja nun wirklich keine einfache Materie.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.11.2008 22:38
#16 ERGÄNZUNG: Die Deutschen und das Atom Antworten

Wie es scheint, entwickelt sich in diesem Thread eine Diskussion zum Thema Atomenergie, über die Beurteilung der aktuellen "Demonstrationen" hinaus.

Vermutlich durchaus aktuell, denn es scheint, daß dieses Thema zu einem Wahlkampfthema 2009 gemacht werden soll.

Dazu möchte ich auf die Serie "Die Deutschen und das Atom" in ZR aufmerksam machen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.11.2008 22:45
#17 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Zitat von F. Hoffmann
Man hat, mehr oder weniger martialisch, sein Statement abgegeben und das reicht dann ja auch. Respekt?

Ja, Respekt vor dem Engagement, vor dem Eintreten für die eigene Überzeugung.
Zitat von F. Hoffmann
Daß man irgendwann mal ERNSTHAFT nach einem Endlager suchen muss. Und daß sich nicht die profitgierige Industrie um eine Entscheidung drückt, sondern die opportunistische Politik. Wenn man von politischer Seite nicht sogar aktiv die Suche nach einem Endlager behindert oder verzögert hat, mit dem Hintergedanken: "Ohne Endlager auch keine AKW´s" mehr.

Das sehe ich wie Sie, lieber F. Hoffmann. Diese Demonstrationen lösen nur nicht das Problem nicht, sondern sie verschärfen es.

So wie - C. hat darauf hingewiesen - es ja an Irrationalität schwer zu überbieten ist, daß diese Leute einerseits behaupten, die Behälter überschritten die zulässigen Strahlungswerte, und andererseits alles tun, damit möglichst viele Menschen - nicht nur sie selbst, sondern auch unschuldige Polizisten - dieser angeblich gefährlichen Strahlung ausgesetzt werden.

Herzlich, Zettel

F. Hoffmann Offline



Beiträge: 34

11.11.2008 23:24
#18 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Mit Verlaub, lieber Herr Zettel, ich habe keinen Respekt vor bornierten Leuten, die für ihre Überzeugung auf die Strasse gehen.
Neonazis tun das nämlich auch.

Omni Offline



Beiträge: 255

12.11.2008 01:43
#19 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten
Meine Güte, das nennt man zivilen Ungehorsam. Wieso überlässt man es nicht jedem Bürger selber, ob er die Sache, die ihn bewegt, für so wichtig hält, dass er bereit ist dafür Ordnungswidrigkeiten zu begehen? Darüber kann man sich gerne lustig machen und man kann es für bescheuert erklären - aber es gibt keinem Grund jemand das moralische Recht abzusprechen, zivilen Ungehorsam auszuüben. Der Einzelne nimmt die rechtlichen Folgen seines Handelns billigend in Kauf. Das gehört zum zivilen Ungehorsam. Was wäre ein "Missbrauch der Rechtsordnung"? Die Benutzung der Rechtsordnung in einem Sinne, der ihrem Grundgedanken zuwiderläuft. Die Blockierer des Castortransportes benutzen die Rechtsordnung insofern, als sie die rechtlichen Folgen ihres Ungehorsams abschätzen können. Was ist daran bitteschön ein Missbrauch?
Im Gegenteil hat jemand, der niemals Ordnungwidrigkeiten zu begehen bereit ist, vielleicht manchmal auch das Nachsehen - denn eine erfolgreiche Interessengruppe versteht es, die (politische) Ordnung für ihre Partikularinteressen zu nutzen. Viele Industriebranchen haben recht viel Geld für Lobbyarbeit übrig. Was am Ende im Gesetz steht repräsentiert also vielleicht nicht selten garnicht das Gemeininteresse einer Gesellschaft sondern die Interessen einer Wirtschaftsbranche. Die Schäden, die dadurch entstehen, sind nicht immer reparabel. Eine Tierart stirbt aus, genetisch veränderte Pflanzen "verunreinigen" das Saatgut herkömmlicher Züchtungen, ein unsicheres Endlager wird in Betrieb genommen...man findet sicher noch weitere Beispiele, wo der "vollkommen korrekte" Weg der Einflussnahme schlicht wegen einem Kräfteungleichgewicht oder der Irreparabilität der Schäden versagt
Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

12.11.2008 09:21
#20 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Lieber Zettel, lieber F. Hoffmann,

diese aufkeimende Diskussion finde ich interessant. Es geht um die Frage, ob das Demonstrieren ein Wert an sich ist.

Ich denke, ein Blick auf die Semantik kann hier hilfreich sein. "Demonstrieren", also das Zeigen der eigenen Überzeugung, wird heute meist sehr ungenau verwendet, nämlich für "Protestieren". Ich sehe da einen Unterschied, der sehr aufschlussreich ist, mit was für einem Publikum wir es hier zu tun haben. Wenn der Begriff "Protestanten" nicht eindeutig konnotiert wäre, würde er viel besser passen. Ich nenne sie also in folgenden "Protestler"

Denn der Protest setzt (im Gegensatz zur Demonstration) überhaupt keine Überzeugung voraus, es genügt die Tatsache, dass mir ein Ereignis nicht in den Kram passt. Und jetzt werfen wir die Frage au, wie hoch der Anteil an solchen Meinungslosen Protestlern beim Castor ist (oder bei G8 oder beim Irakkrieg, wahrscheinlich sind einige dieser Kunden zu allen drei Anlässen unterwegs).

Vor diesen fehlt mir der Respekt, einfach aufgrund der Tatsache, dass ich ihnen unterstelle, dass ihre "Überzeugung" nicht auf gründlicher Reflexion der Themen beruht. Es handelt sich da um eine Mischung von Wichtigtuerei, Happening, Gemeinschaftsgefühl und nicht zuletzt einem Ego-Boost, der daherrührt, sich als Opfer eines allumfassenden Schweinesystems darzustellen, obwohl man in Wirklichkeit nur die sichtbare Vorhut des Mainstreams ist.

Alle tatsächlichen Demonstranten im Wortsinne, denen es wirklich um ihre Überzeugung geht, nehme ich aus, muss ihnen aber bescheinigen, dass sie sich nicht in guter Gesellschaft befinden.

Gruß Petz

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.11.2008 10:30
#21 Darf man die Gesetze brechen? Antworten

Lieber Omni,

Zitat von Omni
Meine Güte, das nennt man zivilen Ungehorsam. Wieso überlässt man es nicht jedem Bürger selber, ob er die Sache, die ihn bewegt, für so wichtig hält, dass er bereit ist dafür Ordnungswidrigkeiten zu begehen?

Es ist ja jedem Bürger überlassen. Jeder kann entscheiden, ob er Geschwindigkeitsbegrenzungen mißachet, ob er er eine rote Ampel überfährt, gegen die 0,5-Promille-Grenze verstößt, Alkohol an Jugendliche verkauft usw. Alles das sind Beispiele für Ordnungswidrigkeiten.

Es ist, liebe Omni, auch jedem überlassen, ob er stiehlt oder mordet. Er muß nur immer bereit sein, die Folgen zu tragen.

Nur bin ich der Meinung, daß eine Gesellschaft nicht lebensfähig ist, in der es von größeren Gruppen, gar von einer Mehrheit toleriert oder gar propagiert wird, gegen die Gesetze zu verstoßen.

Man kann sich ja nicht aussuchen, gegen welche wer verstoßen darf. Wenn Sie der Meinung sind, Atomkraftgegner dürften durch Blockieren eine Ordnungswidrigkeit begehen, dann müssen Sie logischerweis dasselbe auch Moschee-Gegnern zubilligen. Falls diese finden, daß die Sache, die sie bewegt, so wichtig ist, daß sie dafür eben zB den Bau einer Moschee durch eine Sitzblockade zu verhindern versuchen. (Das Beispiel ist fiktiv; meines Wissens hat das noch niemand versucht).
Zitat von Omni
Darüber kann man sich gerne lustig machen und man kann es für bescheuert erklären - aber es gibt keinem Grund jemand das moralische Recht abzusprechen, zivilen Ungehorsam auszuüben. Der Einzelne nimmt die rechtlichen Folgen seines Handelns billigend in Kauf. Das gehört zum zivilen Ungehorsam. Was wäre ein "Missbrauch der Rechtsordnung"? Die Benutzung der Rechtsordnung in einem Sinne, der ihrem Grundgedanken zuwiderläuft. Die Blockierer des Castortransportes benutzen die Rechtsordnung insofern, als sie die rechtlichen Folgen ihres Ungehorsams abschätzen können. Was ist daran bitteschön ein Missbrauch?

Auch der Einbrecher schätzt die rechtlichen Folgen seines Tuns ab.

Mißbrauch liegt deshalb vor, weil die "Demonstranten" sich auf das Demonstrationsrecht berufen, aber gar nicht demonstrieren. Demonstrieren bedeutet, sich friedlich und ohne Waffen unter freiem Himmel zu versammeln. Es bedeutet nicht, andere daran zu hindern, einen Verkehrsweg zu benutzen. Eine Moschee muß gebaut werden können, selbst wenn einige tausend Menschen der heftigen Überzeugung sind, daß das falsch ist. Ein Castor-Transport muß ebenso stattfinden können.
Zitat von Omni
Viele Industriebranchen haben recht viel Geld für Lobbyarbeit übrig. Was am Ende im Gesetz steht repräsentiert also vielleicht nicht selten garnicht das Gemeininteresse einer Gesellschaft sondern die Interessen einer Wirtschaftsbranche.

Dem stimme ich zu.
Zitat von Omni
Die Schäden, die dadurch entstehen, sind nicht immer reparabel. Eine Tierart stirbt aus, genetisch veränderte Pflanzen "verunreinigen" das Saatgut herkömmlicher Züchtungen, ein unsicheres Endlager wird in Betrieb genommen...man findet sicher noch weitere Beispiele, wo der "vollkommen korrekte" Weg der Einflussnahme schlicht wegen einem Kräfteungleichgewicht oder der Irreparabilität der Schäden versagt

Ja, solche Beispiele gibt es. Aber was folgt daraus? Daß man ein Gesetz brechen darf, wenn man es persönlich für schlecht hält?

Würden Sie das auch auf die Umweltgesetzgebung beziehen? Ich halte zB "Umweltzonen" für bescheuert. Also darf ich mit einem alten Auto durch Köln fahren? Ich bin gegen jedes Rauchverbot. Also darf ich in meiner Stammkneipe rauchen? (Dürfte ich; leider bin ich Nichtraucher ).

Lieber Omni, ich widerspreche Ihnen heftig und entschieden. Unser Rechtsstaat steht und fällt damit, daß die Gesetze für alle gelten. Jeder Bürger hat das Recht, sich für schlauer zu halten als den Gesetzgeber. Niemand hat das Recht, deshalb die Gesetze, die er für falsch hält, zu brechen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.11.2008 11:36
#22 Wer "demonstriert"? Antworten

Lieber Meister Petz,

danke für diese Klärung, die ich sehr hilfreich finde.

Zitat von Meister Petz
Alle tatsächlichen Demonstranten im Wortsinne, denen es wirklich um ihre Überzeugung geht, nehme ich aus, muss ihnen aber bescheinigen, dass sie sich nicht in guter Gesellschaft befinden.

Auf diese bezog sich meine Bemerkung über den Respekt. Die Gesellschaft, in der man demonstriert, kann man sich ja nur bedingt aussuchen. Man kann sich distanzieren, und soweit ich das verfolgt habe, haben sich die friedlichen Demonstranten auch von den Politkriminellen distanziert.

Ich würde Ihre Unterscheidung gern noch etwas weiterführen und vier Gruppen unterscheiden:

Erstens die, sagen wir, Müslis. Das sind die Alt-Achtundsechziger, von denen viele in den Berichten zu sehen waren. Leute, die überzeugt sind, daß die Atomkraft des Teufels ist, und die - siehe meine Serie - ihre Wurzeln in der Bewegung "Kampf dem Atomtod" in den Fünfzigern haben. Das sind überwiegend ehrenwerte, wenngleich versponnene Leute.

Zweitens die Jugendlichen Naiven. Jungs und Mädels, die auch die Kirchentage bevölkern. Deren Vorgänger einst die Blaue Blume gesucht haben und mit dem Zupfgeigenhansl im Frühtau zu Berge gezogen sind. Auch sie sehe ich positiv, wenn auch das Wort Respekt nicht ganz trifft. Sagen wir, ich finde sie gut. Wenn sie erwachsen werden, dann werden sie schon auch vernünftig.

Drittens die Radaubrüder. Leute, die dorthin reisen, wo Randale angesagt ist. Sie waren beim G8-Gipfel sehr präsent, beim Castor anscheinend weniger.

Und viertens die Politstrategen. Das waren in der "Blütezeit" der Anti-AKW-Bewegung die diversen K-Gruppen, die DKP, sonstige Linksstrategen wie die vom "Sozialistischen Büro".

Die Anteile dieser vier Gruppen an solchen Aktionen sind sehr unterschiedlich. Gruppe eins ist der harte Kern und immer präsent, bringt es aber nur auf ein paar tausend Leute. Sie kann sich in dem Maß um Gruppe zwei erweitern, in dem das Thema die Öffentlichkeit bewegt. Durch die Wiedereinstiegs-Diskussion ist das jetzt wieder mehr der Fall als vor einigen Jahren.

Gruppe drei reist an, wenn sie auch wirklich mit Randale rechnen kann. Bei den Castor-Transporten war das in letzter Zeit eher wenig der Fall. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, wie es diesmal war. Es gab offenbar Randalierer, aber sie erschienen kaum in der Berichterstattung.

Gruppe vier plant strategisch. In den Siebzigern und Achtzigern ging es darum, möglichst viele Leute via Demos "anzupolitisieren" und sie dann für den eigenen Verein zu keilen. Ideal war es, wenn die Polizei hart einschritt, es vielleicht gar Verletzte gab.

Im Augenblick bemühen die deutschen Kommunisten sich um Tarnung. Man will ja rein in die Volksfront. Also taucht die PDS bei solchen Demos so gut wie nicht auf. Andere kommunistische Gruppen von Belang haben wir ja nicht mehr.

Herzlich, Zettel

Libero Offline



Beiträge: 393

12.11.2008 12:09
#23 RE: Das Problem des Atommülls Antworten

Lieber Herr Zettel

Nehmen wir mal an, es gäbe diese ganze Proteste nicht. Dann gäbe es business as usual und eine gebremste technische Weiterentwicklung der KKW-Technologie. Dann würde in Asse und in Gorleben gelagert und es würde sich später herausstellen, daß es ein Fehler war.

Die KKW-Technologie der ersten Generation ist ja nicht berauschend.

Nicht nur Menschen, auch Werkstoffe werden durch die Strahlung geschädigt. Das nennt man radiation embrittlement. die Werkstoffe der Reaktordruckbehälter der ersten Generation haben eine garantierte Lebensdauer von 40 Jahren. Bei der vierten Generation werden 60 Jahre angestrebt. Das ist ein Fortschritt, zufriedenstellend, mehr nicht. Natürlich kann man die KKW der ersten Generation länger als 40 Jahre betreiben, wenn sie die Veränderungen der Werkstoffe gewissenhaft überwachen.

Was mich vor allem ärgert, daß man vielzulange Ausmaß und Langlebigkeit der Endprodukte hingenommen hat. So nach dem Motto there is no alternative. Jetzt wird intensiv an der Transmutation geforscht. Warum nicht früher.

Meinen sie, man würde über Transmutation nachdenken, wenn Gorleben ohne Demonstrationen existieren würde?

Das meine ich nicht. Manchmal frage ich, wo eigentlich die Feinde des Fortschrittes zu orten sind.

Im Bergbau gibt es Ewigkeitskosten. Bei der Atomkraft ist auch so.

Libero

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.11.2008 12:53
#24 RE: Das Problem des Atommülls Antworten

Zitat von Libero
Was mich vor allem ärgert, daß man vielzulange Ausmaß und Langlebigkeit der Endprodukte hingenommen hat. So nach dem Motto there is no alternative. Jetzt wird intensiv an der Transmutation geforscht. Warum nicht früher. Meinen sie, man würde über Transmutation nachdenken, wenn Gorleben ohne Demonstrationen existieren würde?

Das ist, finde ich, schwer zu beurteilen, lieber Libero.

Es gibt viele Gebiete, auf denen intensiv über die Lösung zukünftiger Probleme nachgedacht wird, ohne daß es einen Druck aus der Öffentlichkeit gibt. Das Problem des Weltraumschrotts ist ein Beispiel, die Möglichkeiten, einem verheerenden Einschlag eines Kometen oder Asteroiden zu entgehen, ein anderes.

Wissenschaftler und Ingenieure kennen im Allgemeinen die Probleme - auch die in ferner Zukunft liegenden - sehr viel genauer als die "besorgte Öffentlichkeit".

Allerdings kann öffentlicher Druck manchmal hilfreich sein, um Forschungsgelder in einen bestimmten Bereich zu lenken. Insofern gebe ich Ihnen Recht.

Was die Endlagerung angeht, habe ich allerdings dezidiert den Eindruck, daß die "Proteste" kontraproduktiv sind. Sie befördern nicht die Lösung des Problems, sondern sie behindern sie.

Herzlich, Zettel

Kallias Offline




Beiträge: 2.300

12.11.2008 13:26
#25 RE: Zitat des Tages: Gorleben Antworten

Zitat von Omni
Meine Güte, das nennt man zivilen Ungehorsam.
Ja, und der ist auch ganz in Ordnung gewesen, solange die politischen Parteien die Kernkraftnutzung unbegrenzt ausbauen und fortsetzen wollten, also bis etwa Mitte der 80er Jahre.

1985 erklärte die SPD den Atom-Ausstieg zu ihrem Ziel, wodurch eine politische Mehrheit dafür in Reichweite kam; seit Frühjahr 1989 sind in Deutschland dann keine Atomkraftwerke mehr im Bau gewesen, und damit ist das Ende der Kernenergienutzung nur noch eine Frage der Zeit. Ziviler Ungehorsam, dieser Tanz am Rande der Rechtsordnung, ist seitdem - aus Gründen seines Erfolges - nicht länger legitim.

Gruß,
Kallias

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