Das heutige Zitat des Tages stammt von dem Kolumnisten Richard Cohen. Er sieht Barack Obama bedeutend freundlicher als ich, aber irgendwie sieht er ihn dann doch wieder fast genauso.
Von einer höheren Warte aus betrachet sozusagen ganz genauso.
Zitat von MPHAber ich bin da ehrlich gesagt immer noch optimistischer. Obama wird kein zweiter Clinton, auch kein zweiter Carter. Warten wir es einfach mal ab.
Ich muss ja zugeben, dass ich mit einem zweiten Clinton schon ganz glücklich wäre. In Anbetracht der Welterlösungsrhetorik im Vorwahlkampf (die ja, wie Zettel regelmäßig belegt, abrupt umschlug, nachdem Clinton raus war) hätte man von Obama ganz was anderes erwarten können.
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El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
Ich freue mich, lieber Gorgasal, daß Sie jetzt eine Signatur haben. Ob Avatar, ob Signatur - wenn jemand sich das einrichtet, dann deutet mir das darauf hin, daß er sich auch im kleinen Zimmer einrichtet, und gerade bei Ihnen freut mich das besonders.
Dies gesagt: Also, mein Spanisch hat auch schon bessere Tage gesehen, und bei Dávila kommt es ja wohl auf jede Nuance an.
El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. Die mir plausibelste, hoffentlich nicht allzu stümperhafte Übersetzung wäre: "Dem Christen bleibt nur, in einer Katastrophe unterzugehen".
Dabei setze ich voraus, daß no tener nada que, also wörtlich "nichts haben als", auch mit "einem bleibt nichts anderes als" übersetzt werden kann. Und daß perder wie das französische perdre nicht nur transitiv, sondern auch intransitiv verwendet werden kann.
Nur, lieber Gorgasal, macht mir der Satz mit meiner Übersetzung keinen rechten Sinn, zumal für einen konservativen Christen.
Zitat von ZettelIch freue mich, lieber Gorgasal, daß Sie jetzt eine Signatur haben. Ob Avatar, ob Signatur - wenn jemand sich das einrichtet, dann deutet mir das darauf hin, daß er sich auch im kleinen Zimmer einrichtet, und gerade bei Ihnen freut mich das besonders.
Danke schön! Ich fühle mich hier auch pudelwohl!
Zitat von ZettelDies gesagt: Also, mein Spanisch hat auch schon bessere Tage gesehen, und bei Dávila kommt es ja wohl auf jede Nuance an.
O ja. Ich habe die Escolios auch zu Hause auf meinem Schreibtisch liegen, und eine Seite daraus, während mein Rechner hochfährt, genügt völlig als Tagesdosis. Sozusagen mein geistiger Energieriegel.
Damit will ich allerdings nicht sagen, dass mein Spanisch besonders gut wäre. Vielleicht findet sich hier jemand mit robusteren Spanischkenntnissen als wir?
Zitat von ZettelEl cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. Die mir plausibelste, hoffentlich nicht allzu stümperhafte Übersetzung wäre: "Dem Christen bleibt nur, in einer Katastrophe unterzugehen".
Dabei setze ich voraus, daß no tener nada que, also wörtlich "nichts haben als", auch mit "einem bleibt nichts anderes als" übersetzt werden kann. Und daß perder wie das französische perdre nicht nur transitiv, sondern auch intransitiv verwendet werden kann.
Nur, lieber Gorgasal, macht mir der Satz mit meiner Übersetzung keinen rechten Sinn, zumal für einen konservativen Christen.
Laut LEO kann perder zwar durchaus auch intransitiv verwendet werden, mir scheint das aber doch sehr ungebräuchlich. Andererseits ist ein sozusagen impersonaler Relativsatz im Spanischen recht üblich, so dass man wohl problemlos "Der Christ hat nichts, was er in einer Katastrophe verlieren könnte" übersetzen kann. In nur dieser Bedeutung könnte Dávila dann allerdings auch poseer für das eigentliche "besitzen" verwenden. Deswegen sollte man auch die (recht wörtlich erscheinende, aber meines Erachtens völlig legitime) Übersetzung "Der Christ hat in einer Katastrophe nichts zu verlieren" beachten.
Und bei Dávila kann man dann auch die Etymologie von "Katastrophe" im Hinterkopf behalten, die ihm auf jeden Fall geläufig war:
Zitat von WikipediaEine Katastrophe (altgriechisch καταστροφή, Komposition aus katá – „herab-“, „nieder-“ und stréphein „wenden“, also eigentlich „Wendung zum Niedergang“)...
Die "Katastrophe" muss also nicht unbedingt etwas Abruptes sein wie im modernen Sprachgebrauch, sondern kann für jemanden wie Dávila durchaus auch etwas Langsames, Schrittweises konnotieren.
Sehen Sie, darum mag ich Dávila so
"Nichts (übrig) bleiben als" würde ich eher als no hay más remedio que oder vielleicht auch no tener más remedio que übersetzen.
Wenn ich übrigens noch andere interessante Aphorismen finde, werde ich mir erlauben, auch meine Signatur zu ändern...
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El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
Ich habe Richard Cohens Kolumne in der Washington Post auch gelesen und wollte sie hier hereinstellen. Zettel ist mir zuvorgekommen. Da er aber nur eine Passage daraus zitiert, werde ich mir trotzdem erlauben, im Folder "Aus der Amerikanischen Presse" darauf hinzuweisen, denn im Ganzen gelesen kann man sich meiner Meinung nach ein besseres Bild davon machen, worauf Cohen hinaus wollte.
ich wollte übrigens diesen Satz zitieren: "A presidential campaign is really a government looking for a parking space." How true!
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Was nun die Übersetzung anbelangt, lieber Zettel, kann ich deiner Version nicht zustimmen. "El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe" heißt wortwörtlich "Ein Christ besitzt nichts was er in einer Katastrophe verlieren könnte". Es sind also nicht weltliche Güter, die den Reichtum eines Christen ausmachen. Ich nehme an, dafür gibt es irgendwo schon eine schöne Übertragung ins Deutsche und versuche erst gar nicht, selber eine zu formulieren.
Zitat von Reader- Was nun die Übersetzung anbelangt, lieber Zettel, kann ich deiner Version nicht zustimmen. "El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe" heißt wortwörtlich "Ein Christ besitzt nichts was er in einer Katastrophe verlieren könnte". Es sind also nicht weltliche Güter, die den Reichtum eines Christen ausmachen. Ich nehme an, dafür gibt es irgendwo schon eine schöne Übertragung ins Deutsche und versuche erst gar nicht, selber eine zu formulieren.
In meinen Ohren klingt das schon sehr viel mehr nach Davila als die erste Uebersetzung.
Und nein, ich fuehle mich zwar Pudelwohl, mag aber keine Signatur und keinen Avatar.
Zitat von ReaderIch habe Richard Cohens Kolumne in der Washington Post auch gelesen und wollte sie hier hereinstellen. Zettel ist mir zuvorgekommen. Da er aber nur eine Passage daraus zitiert, werde ich mir trotzdem erlauben, im Folder "Aus der Amerikanischen Presse" darauf hinzuweisen, denn im Ganzen gelesen kann man sich meiner Meinung nach ein besseres Bild davon machen, worauf Cohen hinaus wollte.
Du hast Recht, dear Reader, daß Cohen das alles positiver sieht als ich. Das habe ich auch in der Erläuterung am Anfang dieses Threads zu sagen versucht. Aber mir scheint, es läuft in der Sache auf dasselbe hinaus, was ich zu Obama geschrieben habe und schreibe: Sein Wahlkampf war Show. Er wollte nie die Welt heilen, glaubte nie an einen Wandel in den USA, wollte nie alles anders machen. Er hatte nur verstanden, daß das gut ankommt. Er hat so gepredigt wie ein Pfarrer, der selbst längst zum Atheisten geworden ist.
Ich, dear Reader, sehe das als Demagogie und Opportunismus. Richard Cohen sieht es eher so, daß Obama alles von einer höheren Warte betrachtet.
Jedenfalls hat es John McCain und auch Hillary Clinton nicht so gemacht. Sie haben im Wahlkampf das angekündigt, was sie auch als Präsident gemacht hätten, und dafür haben sie verloren.
Zitat von Readerich wollte übrigens diesen Satz zitieren: "A presidential campaign is really a government looking for a parking space."
How true!
Du wirst lachen, dear Reader - dieser Satz stand ursprünglich auch in der Passage, die ich zitiert habe (sogar ganz kurz in der publizierten Fassung, die ich manchmal noch einmal überarbeite). Ich habe ihn dann gestrichen, weil mir das Zitat ohne ihn griffiger zu sein schien.
Was Cohen genau damit meint, daß ein Wahlkampf in Wahrheit eine Regierung auf der Suche nach einem Parkplatz sei, das war mir auch immer unklarer geworden, je mehr ich nach der treffenden Übersetzung gesucht habe.
Was will uns der Autor genau mit dieser Metapher sagen? Und, dear Reader, wo siehst du die Wahrheit darin?
Zitat von ReaderWas nun die Übersetzung anbelangt, lieber Zettel, kann ich deiner Version nicht zustimmen. "El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe" heißt wortwörtlich "Ein Christ besitzt nichts was er in einer Katastrophe verlieren könnte". Es sind also nicht weltliche Güter, die den Reichtum eines Christen ausmachen. Ich nehme an, dafür gibt es irgendwo schon eine schöne Übertragung ins Deutsche und versuche erst gar nicht, selber eine zu formulieren.
Danke! Das macht wirklich erheblich mehr Sinn. Daß ich nicht selbst darauf gekommen bin, zeigt, wie eingerostet mein Spanisch schon ist.
Ich lese fast nix mehr auf Spanisch, noch nicht mal Tageszeitungen im Web. Allenfalls mal Verlautbaurngen der Prensa Latina, und dafür allerdings reicht mein bißchen.
Zitat von ReaderWas nun die Übersetzung anbelangt, lieber Zettel, kann ich deiner Version nicht zustimmen. "El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe" heißt wortwörtlich "Ein Christ besitzt nichts was er in einer Katastrophe verlieren könnte". Es sind also nicht weltliche Güter, die den Reichtum eines Christen ausmachen. Ich nehme an, dafür gibt es irgendwo schon eine schöne Übertragung ins Deutsche und versuche erst gar nicht, selber eine zu formulieren.
Danke! Das macht wirklich erheblich mehr Sinn. Daß ich nicht selbst darauf gekommen bin, zeigt, wie eingerostet mein Spanisch schon ist.
Nochmal zur Übersetzung: Verstanden hätte ich es vermutlich, wenn es gelautet hätte: ""El cristiano no tiene nada que puede perder en una catástrofe".
Hat Davíla da eine Verkürzung vorgenommen? Oder, lieber Gorgasal, fehlt in dem Zitat vielleicht ein Wort?
Zitat von ZettelHat Davíla da eine Verkürzung vorgenommen? Oder, lieber Gorgasal, fehlt in dem Zitat vielleicht ein Wort?
Das Zitat, bedaure, ist richtig. Escolios a un Texto Implícito - Selección. Bogotá: Villegas Editores, 2001. p. 97. Auf der gleichen Seite wie "Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre." Ich könnte gerade wieder anfangen...
Bei Dávila schwingt da meines Erachtens mit, dass es ihm nicht nur um Dinge geht, die man in Katastrophen verlieren kann, sondern auch um solche, die man in Katastrophen verlieren wird.
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El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
Zitat von GorgasalAuf der gleichen Seite wie "Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre."
Ein schöner Satz, den man freilich auch mißverstehen kann. Nämlich als "Schutz von" statt als "Schutz vor".
Als Kennedy seine Alianza para el Progreso vorschlug, ein Bündnis für den Fortschritt in Lateinamerika, da brauchten dessen Gegner nur ein Wort hervorzuheben, um die Sache ins Gegenteil zu verkehren: para.
Zitat von GorgasalBei Dávila schwingt da meines Erachtens mit, dass es ihm nicht nur um Dinge geht, die man in Katastrophen verlieren kann, sondern auch um solche, die man in Katastrophen verlieren wird.
Trotzdem, lieber Gorgasol, ist mir die Satzkonstruktion nicht klar. Der Infinitiv scheint mir ein gebeugtes Hilfsverb zu verlangen. Im Lateinischen freilich wird oft allein der Infinitiv verwendet. Im Französischen gibt es etwas Ähnliches: "Et lui de riposter" - und der entgegnete.
Zitat von Zettel Nochmal zur Übersetzung: Verstanden hätte ich es vermutlich, wenn es gelautet hätte: ""El cristiano no tiene nada que puede perder en una catástrofe".
Hat Davíla da eine Verkürzung vorgenommen? Oder, lieber Gorgasal, fehlt in dem Zitat vielleicht ein Wort?
Warum, lieber Zettel? Sie können ja auch im D sagen: "Der Christ hat nix zu verlieren, in einer Katastrophe." Das versteht man auch ohne das "puede" (o mejor: ¿"pudiera/podía?) ;-) ... Ansonsten weiß ich auch nicht. Lesen Sie hier alle den Davila? Ich glaube, daß mir seine Gedankengänge zu kompliziert sind.
Zitat von Zettel Nochmal zur Übersetzung: Verstanden hätte ich es vermutlich, wenn es gelautet hätte: ""El cristiano no tiene nada que puede perder en una catástrofe". Hat Davíla da eine Verkürzung vorgenommen? Oder, lieber Gorgasal, fehlt in dem Zitat vielleicht ein Wort?
Warum, lieber Zettel? Sie können ja auch im D sagen: "Der Christ hat nix zu verlieren, in einer Katastrophe."
Ja da haben Sie recht. Ich hatte die Tiefenstruktur falsch verstanden:
Den mit "que" beginnenden Satztail hatte ich als einen Relativsatz aufgefaßt, das "que" also mit dem Relativpronomen "das" (="welches") übersetzt. "Der Christ besitzt nichts, welches ..." und da müßte dann im Relativsatz ein gebeugtes Verb (oder eben Hilfsverb plus Infinitiv) kommen.
Tatsächlich aber gehören "nada que perder" zusammen. "Nichts zu verlieren". Und das "tener" wäre dann auch nicht mit "besitzen" zu übersetzen, sondern mit "haben".
Der Unterschied wird vielleicht deutlicher, wenn man sich die französischen Analogien ansieht. "Le chrétien ne possède rien qu'il puisse perdre dans ..." vs "Le chrétien n'a rien à perdre dans ...".
Womit wir beim Konjunktiv wären :
Zitat von janaDas versteht man auch ohne das "puede" (o mejor: ¿"pudiera/podía?) ;-) ...
Bis zu den Feinheiten des spanischen Konjunktivs bin ich leider nie vorgedrungen, liebe Jana. Den französischen subjonctif hingegen beherrsche ich aus dem ff. Und habe ihn auch anfangs brav im Gespräch angewandt, bis ich merkte, wie seltsam das meist für einen Franzosen klingt.
So à la "Je crains que le train ne soit en retard", wo ein geistig gesunder Franzose sagen würde: "Il est en retard, le train, eh? Zut!"
Zitat von jana Lesen Sie hier alle den Davila? Ich glaube, daß mir seine Gedankengänge zu kompliziert sind.
Kompliziert finde ich sie eigentlich nicht unbedingt. Ich sehe ihn in der Tradition der großen Aphoristiker - Lichtenberg, Schopenhauer, Nietzsche, Valéry, Lec. Seine für meinen Geschmack a bisserl sehr elitäre Attitüde mag ich weniger.
Davila: Hab die Sammlung mit seinen kleinen Sprüchen, Zitaten, etc. im Schrank stehen. ISt nichts, das man an einem Stück lesen würde. Zynisch, reaktionär, politisch uncorrekt ohne unhöflich zu sein.
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