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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 16 Antworten
und wurde 920 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.11.2008 08:35
Chávez' Doppelstrategie Antworten

Bei den Wahlen hat es in Venezuela gehapert. Rußland demonstriert militärische Unterstützung. Früher oder später - behaupte ich in diesem Artikel - wird Chávez' Strategie des vorsichtigen Abwürgens der Freiheit zu einer Konfrontation führen.

Am Ende wird die Macht eben doch, wie Mao wußte, aus den Gewehrläufen kommen. Und dann werden seine beiden Unterstützer China und Rußland für Chávez überlebenswichtig sein. Zusammen mit Cuba; falls bis dahin dort der Kommunismus noch existiert.

PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

26.11.2008 11:47
#2 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

nimmt man die pessimistischen Wirtschaftsprognosen wörtlich, so hat Chavez schon eine Chance den Prozess der Entdemokratisierung hin zum Sozialismus zu beschleunigen. Abgelenkt durch das wirtschaftliche Fiasko würde die noch freie Welt gar nicht recht begreifen, was in Venezuela geschieht.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

26.11.2008 12:53
#3 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Wenn der Ölpreis weiterhin unter 50-60 bleibt, ist Chavez früher pleite als ihm lieb ist. Die Krise säubert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik, in dem die schwarzen Schafe benannt werden. Das schlimme ist hier nur, dass die Mittelschicht unter dem Missmanagement zu leiden hat und zerstört wird.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

26.11.2008 13:17
#4 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten
Zitat von Dagny
Die Krise säubert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik...


Liebe Dagny,

das kann ich leider weder hier noch sonst irgendwo erkennen! Mir scheint eher, daß die Krise den Demagogen nützt und den Verantwortlichen einen prima Vorwand liefert, von den eigenen Fehlern abzulenken. Nachdem man etwa Energie jahrelang künstlich verteuert hat, ist sie jetzt halt, äh, teuer. Nachdem man jahrelang den Diesel gefördert hat und ihm plötzlich ohne teure Umrüstung etliche Innenstädte sperrt, ist der Neuwagenkäufer halt etwas verunsichert. Das ständige Hin und Her mit Altersversorgung, Erbschaftssteuer, Pendlerpauschale und was sost noch trägt nicht zur Vertrauensbildung bei. Wenn es dann noch Banken gelingt, windige Finanzprodukte aus ihrer Risikoberechnung herauszuoperieren, allen voran die Landesbanken, dann hat unser BaFin wohl seine Zeit mit der Aufweichung des Bankgeheimnisses verplempert statt für Transparenz zu sorgen. Und wer fliegt deswegen raus?
Immerhin könnte die neue Krise dazu benutzt werden, zu vermeiden, weiterhin Reisensummen in den Popanz "Klimarettung" zu buttern. Das wäre doch was Positives!

Herzlich, Thomas
Dagny Offline



Beiträge: 1.096

26.11.2008 13:35
#5 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten
Ja, du hast recht. Die schlechte Politik wird zwar in sinkendem Wohlstand deutlich, aber deswegen noch nicht geändert.

Nachtrag:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...#When:13:04:00Z

Vielleicht hat die Krise doch was gutes.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.11.2008 15:27
#6 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Zitat von PeterCoyote
nimmt man die pessimistischen Wirtschaftsprognosen wörtlich, so hat Chavez schon eine Chance den Prozess der Entdemokratisierung hin zum Sozialismus zu beschleunigen. Abgelenkt durch das wirtschaftliche Fiasko würde die noch freie Welt gar nicht recht begreifen, was in Venezuela geschieht.

Das ist in der Tat zu befürchten, lieber PeterCoyote. Mir scheint, daß die Entwicklung in Venezuela schon lange viel zu wenig beachtet wird; ein Grund, warum ich immer wieder in ZR darüber schreibe.

Vor allem wird nicht gesehen, daß Chávez eben kein aufschneiderischer "Populist" ist, sondern daß sein Regime, in enger Kooperation mit Cuba, systematisch auf die Errichtung des Sozialismus hin ausgerichtet ist. Eines Sozialismus nach dem Vorbild Cubas, nur reicher.

Wenn jetzt, wie Sie schreiben, eine Weltwirtschaftskrise hinzukommt, dann wird es vor allem auch für die Regierung Obama andere Prioritäten geben.

Es erscheint mir richtig, daß er schon jetzt mit dem Aufbau seiner Administration anfängt, früher als jemals ein gewählter Präsident. Denn er wird im Januar vor einer Flut vor Problemen stehen wie ebenfalls kaum jemals ein Präsident vor ihm. Ob er es aber schafft, neben der Wirtschaftskrise, neben dem Irak, Osteuropa, Afghanistan, dem Iran, Nordkorea ... auch noch Venezuela genügend Augenmerk zu widmen - da habe ich auch meine Zweifel.

Herzlich, Zettel

PS: Willkommen im "kleinen Zimmer"! (Doppelt willkommen, Sie wissen schon ... )

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.11.2008 15:37
#7 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Zitat von Dagny
Wenn der Ölpreis weiterhin unter 50-60 bleibt, ist Chavez früher pleite als ihm lieb ist. Die Krise säubert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik, in dem die schwarzen Schafe benannt werden.

Die Öleinnahmen, liebe Dagny, waren bisher in der Tat das, mit dem Chávez die üblichen Begleiterscheinungen auf dem Weg zum Sozialismus sozusagen übertünchen konnte - Kapitalflucht, sinkende Produktivität, Inflation, eine Desorganisation der Gesellschaft, wie sie sich in Venezuela zB im Anstieg der Kriminalität zeigt (die Zahl der Morde pro Einwohner ist inzwischen in Caracas höher als in Medellin!).

Gegen das alles half mehr oder weniger, daß Chávez allerlei aus den Öleinnahmen finanzierte Wohltaten über dem Volk ausgeschüttet hat. Wenn das jetzt nicht mehr geht, dann wird es zur Krise kommen. Und damit irgendwann zum Showdown.

Über dessen Ausgang ich pessimistisch bin. Ich sehe nicht, wie dann eine endgültige Machtergreifung von Chávez verhindert werden könnte.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

26.11.2008 17:56
#8 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Zitat von Zettel

Über dessen Ausgang ich pessimistisch bin. Ich sehe nicht, wie dann eine endgültige Machtergreifung von Chávez verhindert werden könnte.



Sofern Obama im Hinterhof der USA nicht militärisch / geheimdienstlich aufräumen will, lässt sich das nicht verhindern. Leider. Ich möchte aber unsere Intelligentsia auf die Knie gehen sehen und einsehen, dass auch der Öl-Sozialismus eines Chavez zu Mord, Totschlag, Knappheit und einem Niedergang der Moral führt. Aber ich mache mir da auch kaum Illussionen, denn die Intelligentsia wird den Weltmarkt, Bush, die CIA, die Amerikaner, etc. pp. beschuldigen. Alle, aber nicht den Sozialismus. Obama werden sie auch nicht beschuldigen, aber das Beraterumfeld, welches es Obama nicht ermöglicht hat, seinen Change umzusetzen. Oder so in der Art.

PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

26.11.2008 19:03
#9 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

ich lesen den Blog nun schon länger und habe mich -trotz meiner chronischen Zeitknappheit entschieden mich ab und an aktiv zu beteiligen. Kompliment übrigens an Macher und Diskutanten für das sehr hohe Niveau der Berichte und Diskussionen und ebenfalls Kompliment für die aktive Moderation.

Nun zum Thema. Stichwort "Populist". Der Begriff findet mittlerweile eine derartig inflationäre Verwendung das er nichtssagend und verharmlosend zugleich wirkt. Eine derartig in die Tiefe gehende Berichterstattung wie die ihrige findet sich in den Massenmedien kaum. Dieselben sind eher an Auflagesteigernden Skandalen interessiert. Schon von daher wird Venezuelas Schicksal in dem von mir befüchteten GAU Fall untergehen.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

26.11.2008 19:52
#10 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Zitat von PeterCoyote

Nun zum Thema. Stichwort "Populist". Der Begriff findet mittlerweile eine derartig inflationäre Verwendung das er nichtssagend und verharmlosend zugleich wirkt.


Populisten sind immer die anderen. Man selber ist bürgernah.
(So ein politischer Analyst im Gespräch zu mir).

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

26.11.2008 23:50
#11 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

In Antwort auf:
Wo im Zwanzigsten Jahrhundert der Sozialismus siegte, da tat er das auf eine von zwei Weisen: Entweder durch einen Putsch oder durch einen Bürgerkrieg.


War das in Chile 1970 ein Putsch oder ein Bürgerkrieg?

Oder Atlees Wahlsieg 1945 - Putsch oder Bürgerkrieg?

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon.
Aber beide sind aus Stein gemacht.

Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

01.12.2008 09:33
#12 Chávez will bis 2021 an der Macht bleiben Antworten

Zitat von NZZ
Durch eine Verfassungsänderung will der venezolanische Präsident Hugo Chávez seine Wiederwahl ermöglichen. Er sei bereit, bis 2019 oder 2021 im Amt zu bleiben, sagte Chávez auf einer Veranstaltung seiner Vereinigten Sozialistischen Partei in Caracas.

http://www.nzz.ch/nachrichten/internatio..._1.1335294.html

--

El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila

Omni Offline



Beiträge: 255

01.12.2008 09:36
#13 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Und wie ist in der Theorie einer angestrebten "Machtergreifung" Chavez einzuordnen, dass dieser die vor einigen Monaten erlittene Niederlage beim Verfassungsreferendum akzeptiert hat?

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

01.12.2008 09:52
#14 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Zitat von Omni
Und wie ist in der Theorie einer angestrebten "Machtergreifung" Chavez einzuordnen, dass dieser die vor einigen Monaten erlittene Niederlage beim Verfassungsreferendum akzeptiert hat?

Zettel schreibt oben vom "vorsichtigen Abwürgen der Freiheit". Ich nenne das "zwei Schritte vor, einen zurück". Wenn ein Vorstoß nicht funktioniert, dann "akzeptiert" man das, gibt sich staatsmännisch und leitet ein Umgehungsmanöver ein. Beispielsweise so wie es heute in der NZZ berichtet wird.

Vorausgesetzt, Chávez plane weiterhin den Weg zum Sozialismus, mit sich selbst als Speerspitze der Arbeiterklasse, was hätte er dann nach dem Referendum tun sollen? Gleich die Karten auf den Tisch legen und das Ergebnis nicht anerkennen? Meiner Ansicht nach hat er diesen Schritt seinerzeit nicht getan, weil das Umgehungsmanöver zwar länger dauert, aber vielleicht vielversprechender ist. Nicht immer ist die Brechstange das beste Instrument.

Und dass Chávez' grundsätzlicher Plan in diese Richtung geht, dafür hat Zettel dankenswerterweise in den letzten Jahren genügend Belege gesammelt.

--

El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.12.2008 10:51
#15 RE: Chávez' Doppelstrategie Antworten

Zitat von Omni
Und wie ist in der Theorie einer angestrebten "Machtergreifung" Chavez einzuordnen, dass dieser die vor einigen Monaten erlittene Niederlage beim Verfassungsreferendum akzeptiert hat?

Hat er ja nicht, lieber Omni. Er hat diese Niederlage so kommentiert:
Zitat von Hugo Chávez
"... sólo los soldados bisoños creen la causa perdida ante los primeros obstáculos", nur die noch nicht kampferprobten Soldaten glauben die Sache schon verloren, wenn die ersten Hindernisse auftauchen.

Zahlreiche der in dem Referendum abgelehnten Bestimmungen hat Chávez später als Notverordnungen durchgesetzt; zum Teil einen Tag, bevor sein Sonderrecht auf solche Notverordnungen auslief.

Man muß halt sehen, daß er - was sicherlich nicht seine eigene Strategie ist, sondern die seiner kommunistischen Berater - konsequent den legalen Weg zur Machtergreifung zu gehen versucht. Auf ein gescheitertes Referendum reagiert er nicht mit einem Putsch, sondern er versucht, dasselbe Ziel auf anderem Weg zu erreichen.

Es ist eine schleichende Machtübernahme; mal mehr auf politischem, mal mehr auf wirtschaftlichem Gebiet. Ich denke, ich habe das in ZR einigermaßen verfolgt. Wenn Sie dort "Chávez" in die Suchfunktion eingeben, bekommen sie diese Artikel.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.12.2008 10:56
#16 RE: Chávez will bis 2021 an der Macht bleiben Antworten

Zitat von Gorgasal
Zitat von NZZ
Durch eine Verfassungsänderung will der venezolanische Präsident Hugo Chávez seine Wiederwahl ermöglichen. Er sei bereit, bis 2019 oder 2021 im Amt zu bleiben, sagte Chávez auf einer Veranstaltung seiner Vereinigten Sozialistischen Partei in Caracas.

http://www.nzz.ch/nachrichten/internatio..._1.1335294.html


Tja, seit Castros Rücktritt ist ja der Thron des "dienstältesten Staatsmanns" vakant.

(Naja, einer sitzt natürlich immer drauf; aber mir fällt keiner ein. Halt, doch: Mugabe?)

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

01.12.2008 11:00
#17 RE: Chávez will bis 2021 an der Macht bleiben Antworten

Zitat von Zettel
Tja, seit Castros Rücktritt ist ja der Thron des "dienstältesten Staatsmanns" vakant.

(Naja, einer sitzt natürlich immer drauf; aber mir fällt keiner ein. Halt, doch: Mugabe?)

WIYF (Wikipedia Is Your Friend):
Zitat von Wikipedia
* World's longest serving current head of state: King Rama IX of Thailand (since 9 June 1946.)
* World's longest serving current republican head of state: President Omar Bongo of Gabon (since 28 November 1967).

http://en.wikipedia.org/wiki/Head_of_state#Current

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