Vor vier Wochen habe ich schon einmal darauf aufmerksam gemacht, daß Obama nicht das romantische Verhältnis zu Europa hat, das sich seine hiesigen Fans offenbar ausmalen; damals anhand einer Analyse von John Vinocour in der International Herald Tribune.
Das jetzige Zitat des Tages stammt nicht von einem Journalisten, sondern von zwei deutsch-amerikanischen Politologen. Die Schlußfolgerungen sind identisch.
In Antwort auf:Es ist mir immer unverständlich gewesen, was europäische Politiker wie Nicolas Sarkozy und Walter Steinmeier sich von einem Präsidenten Obama eigentlich Schönes, Gutes, Positives versprechen, das ihnen bei Präsident Bush fehlte.
freilich steht es mir nicht an Ihnen vorzuschreiben, welche Artikel in der Weltpresse Sie so interessant finden, dass Sie sie kommentieren. Trotzdem fällt mir auf, dass sich Ihre Kommentierung Obamas irgendwie im Kreise dreht, was wohl daran liegt dass Obama nach wie vor nicht amtierender Präsident ist. Stets warnen Sie davor, dass die Erwartungen enttäuscht werden und weisen auf die Diskrepanz zwischen Obamas frühem und spätem Wahlkampf hin. Ich frag mich ob es jetzt noch Sinn macht ein weiteres mal die gleiche Warnung auszusprechen oder ob es nicht doch auch Obama gegenüber fairer wäre, einfach mal bis zum Januar oder sogar bis zum April zu warten, bis der neue Präsident auch wirklich die Amtsgeschäfte übernommen hat und an seinen Taten (bezogen auf April in den ersten 100 Tagen im Amt) bemessen werden kann.
Was mir allgemein auffällt beim Thema "Erwartung der baldigen Ankunft des Messias Obama", ist, dass die USA damit als ein politisches System dargestellt werden, dessen Eigenschaften primär durch seinen Präsidenten bzw. die Handvoll Personen in der Regierung bestimmt werden. Ich kann nicht einschätzen, ob die Effektivität der amerikanischen Präsidialdemokratie wirklich so abhängig ist von der Leistung ihres Präsidenten oder ob die Erwartungen an Obama diesen Effekt (Veränderung des Systems durch Veränderung der Spitze) übertreiben. In jedem Fall wünsche ich mir nicht in einem solchen System zu leben. Als Negativbeispiel für einen Präsidentenzentrismus erinnere ich mich an eine Reportage über russische Umweltschützer am schwarzen Meer, die hilflos der Industrie gegenüberstehen, die dort ihre Abwässer einleitet. Ihre Hoffnung auf eine Veränderung zum Besseren gründeten sie aber nicht auf einen politischen Prozess oder juristisches Vorgehen sondern einzig und allein darauf, dass der russische Präsident persönlich in dieser Sache einschreiten würde.
Zitat von Omnifreilich steht es mir nicht an Ihnen vorzuschreiben, welche Artikel in der Weltpresse Sie so interessant finden, dass Sie sie kommentieren. Trotzdem fällt mir auf, dass sich Ihre Kommentierung Obamas irgendwie im Kreise dreht, was wohl daran liegt dass Obama nach wie vor nicht amtierender Präsident ist. Stets warnen Sie davor, dass die Erwartungen enttäuscht werden und weisen auf die Diskrepanz zwischen Obamas frühem und spätem Wahlkampf hin.
Schauen Sie sich bitte einmal den angehängten Screenshot an, den ich eben gemacht habe? Sie sehen dort die Zahlen der Pageviews, der Besucher und der Neuen Besucher der letzten dreißig Tage.
Neue Besucher sind diejenigen, die in diesem Zeitraum das erste Mal ZR aufgerufen haben, das sind etwas über 9.000.
Sie haben vollkommen recht - man findet in ZR vieles, auf das ich schon früher eingegangen bin, manchmal mehrfach. Ich bemühe mich darum, daß es trotzdem nicht einfach eine Wiederholung ist, daß andere Aspekte sichtbar werden oder - wie hier - ich einfach auf andere Quellen eingehe. Aber die Neuntausend haben das eben früher noch nicht gelesen. Für sie sind diese Artikel gedacht, die Ihnen zu recht a bisserl redundant erscheinen.
Die Stammleser bitte ich um Entschuldigung. Man muß ja nicht alles lesen ...
Zitat von OmniIch frag mich ob es jetzt noch Sinn macht ein weiteres mal die gleiche Warnung auszusprechen oder ob es nicht doch auch Obama gegenüber fairer wäre, einfach mal bis zum Januar oder sogar bis zum April zu warten, bis der neue Präsident auch wirklich die Amtsgeschäfte übernommen hat und an seinen Taten (bezogen auf April in den ersten 100 Tagen im Amt) bemessen werden kann.
Das werde ich dann bestimmt tun. Ich habe auch vor, immer weniger auf die Person Obama und immer mehr auf seine Politik einzugehen. Die ja noch niemand kennt. Und bei der Person, so wie ich sie sehe, ist ja jede Überraschung drin.
Zitat von OmniWas mir allgemein auffällt beim Thema "Erwartung der baldigen Ankunft des Messias Obama", ist, dass die USA damit als ein politisches System dargestellt werden, dessen Eigenschaften primär durch seinen Präsidenten bzw. die Handvoll Personen in der Regierung bestimmt werden. Ich kann nicht einschätzen, ob die Effektivität der amerikanischen Präsidialdemokratie wirklich so abhängig ist von der Leistung ihres Präsidenten oder ob die Erwartungen an Obama diesen Effekt (Veränderung des Systems durch Veränderung der Spitze) übertreiben.
Er ist ja der erste - jedenfalls in der neueren Geschichte -, der das versprochen hat. "We can change America". Auch Kennedy hat das nicht in dieser Weise getan, alle anderen erst recht nicht. Das hat wenig mit dem System zu tun (das freilich eine Wahlmonarchie ist), aber viel mit Obama als Person. Jedenfalls aus meiner Sicht.
Zitat von OmniIn jedem Fall wünsche ich mir nicht in einem solchen System zu leben. Als Negativbeispiel für einen Präsidentenzentrismus erinnere ich mich an eine Reportage über russische Umweltschützer am schwarzen Meer, die hilflos der Industrie gegenüberstehen, die dort ihre Abwässer einleitet. Ihre Hoffnung auf eine Veränderung zum Besseren gründeten sie aber nicht auf einen politischen Prozess oder juristisches Vorgehen sondern einzig und allein darauf, dass der russische Präsident persönlich in dieser Sache einschreiten würde.
Sie haben völlig recht. Aber wie gesagt - Obama ist da untypisch. Von einer Präsidentin Clinton, von einem Präsidenten McCain hätte niemand sich versprochen, daß er das System ändert, daß er alle Gegensätze überbrückt, daß er dafür sorgt, daß die Meere nicht steigen.
In Antwort auf:Es ist mir immer unverständlich gewesen, was europäische Politiker wie Nicolas Sarkozy und Walter Steinmeier sich von einem Präsidenten Obama eigentlich Schönes, Gutes, Positives versprechen, das ihnen bei Präsident Bush fehlte.
Haben die sich solche Dinge von ihm versprochen?
Ich denke kaum, dass sich europäische Politiker so etwas versprochen haben. Aber das ist/war die Hoffnung, die beim europäischen Wahlvolk herrscht(e). Und da wird kein europäischer Politiker sich hinstellen und den eigenen Wählern die Realität der US-Politik erklären, wie Zettel es tut. Damit macht man sich nur unbeliebt und hat höchstens am Ende recht.
Und dass das "am Ende recht haben" nicht viel für die Popularität bringt, sieht man an Reagan, aber damit mache ich womöglich ein ganz anderes Fass auf
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El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
Zitat von OmniAls Negativbeispiel für einen Präsidentenzentrismus erinnere ich mich an eine Reportage über russische Umweltschützer am schwarzen Meer, die hilflos der Industrie gegenüberstehen, die dort ihre Abwässer einleitet. Ihre Hoffnung auf eine Veränderung zum Besseren gründeten sie aber nicht auf einen politischen Prozess oder juristisches Vorgehen sondern einzig und allein darauf, dass der russische Präsident persönlich in dieser Sache einschreiten würde.
Naja, das hat aber nun wirklich nicht mehr viel mit dem noch immer funktionierenden System der Checks & Balances in den USA zu tun. Der Supreme Court springt nun wirklich nicht nach der Pfeife des Präsidenten.
Mit Verlaub: Ihr Vergleich klingt in meinen Ohren nach "als Negativbeispiel für die Existenz einer Justiz führe ich die Zustände in Russland an". Natürlich will wohl keiner hier Zustände wie in Russland, aber Russland taugt nur sehr begrenzt als abschreckendes Beispiel für einzelne Features seines Systems. Nichts für ungut
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El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
Mein Vergleich sollte illustrieren worauf es hinausläuft, wenn man seine Hoffnungen für einen Politikwechsel einzig auf die Person des Präsidenten legt. Die angesprochenen Umweltschützer unterwerfen sich quasi der Gnade ihres Präsidenten. Mit seiner Unterstützung steht oder fällt das ganze. Ich habe hier eine Parallele gesehen zu dem, was jetzt im Vorfeld von manchen Kommentatoren Obama zugeschrieben wird. Mein Vergleich sollte nicht die politische Landschaft Russlands mit der in den USA vergleichen.
Zitat von OmniMein Vergleich sollte illustrieren worauf es hinausläuft, wenn man seine Hoffnungen für einen Politikwechsel einzig auf die Person des Präsidenten legt. Die angesprochenen Umweltschützer unterwerfen sich quasi der Gnade ihres Präsidenten. Mit seiner Unterstützung steht oder fällt das ganze. Ich habe hier eine Parallele gesehen zu dem, was jetzt im Vorfeld von manchen Kommentatoren Obama zugeschrieben wird. Mein Vergleich sollte nicht die politische Landschaft Russlands mit der in den USA vergleichen.
Aha, dann habe ich Sie missverstanden . Bitte um Entschuldigung! Und danke für die Klarifizierung!
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El cristiano no tiene nada que perder en una catástrofe. - Nicolás Gómez Dávila
In Antwort auf:Es ist mir immer unverständlich gewesen, was europäische Politiker wie Nicolas Sarkozy und Walter Steinmeier sich von einem Präsidenten Obama eigentlich Schönes, Gutes, Positives versprechen, das ihnen bei Präsident Bush fehlte.
Haben die sich solche Dinge von ihm versprochen?
Siehe zum Beispiel hier. Es gab auch im gedruckten "Spiegel" kürzlich dazu einen längeren Artikel, in dem stand, wie man sich im Planungsstab des AA schon überlegt, was man jetzt gemeinsam mit Obama alles Tolles machen kann; zB aus der G8 eine G16. Ich habe diesen Artikel aber bei "Spiegel-Wissen" nicht finden können; vielleicht ist er noch nicht im Archiv.
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