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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 460 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.03.2009 23:01
Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Dies ist wieder einmal Artikel, den ich einem Hinweis von Gorgasal verdanke. Einem schon aus dem vergangenen Dezember, der sich jetzt als goldrichtig erwiesen hat. Nein, das ist nicht der richtige Ausdruck: als deprimierend richtig.

Libero Offline



Beiträge: 393

08.03.2009 09:56
#2 RE: Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Zitat von Zettel
Dies ist wieder einmal Artikel, den ich einem Hinweis von Gorgasal verdanke. Einem schon aus dem vergangenen Dezember, der sich jetzt als goldrichtig erwiesen hat. Nein, das ist nicht der richtige Ausdruck: als deprimierend richtig.


Lieber Herr Zettel

halten wir doch einmal die zeitliche Abfolge fest.

Produzenten in China haben eine laxe Auffassung von der Produktion von Waren. Sie produzieren Waren, die der Gesundheit abträgliche Chemikalien enthalten und ihre Produktion gibt diese Chemikalien in die Umwelt ab, die andere lebenswichtige Güter wie saubere Luft und sauberes Trinkwasser zerstören. Das führt auch in China zu erheblichen Skandalen, die sie in Ihrer europäischen Entrückheit nicht mitbekommen. Diese Waren mit Beiwerk werden exportiert.

Die Exporteure dieses Waren, die sie selber früher produzierten, vernachlässigen ihre Erfahrungen aus dieser Produktion und geben diesen weder an ihre neuen Produzenten weiter noch verpflichten sie sie, sie einzuhalten. Verpflichtung ist etwas anderes als Sonntagsreden. Dann gelangen diese Waren an die Verbraucher. An den Waren fällt auf, das sie der Gesundheit abträgliche Chemikalien enthalten.

Es wird Vertrauen zerstört, das die Verbraucher den Produzenten und dem Vertrieb entgegengebracht haben.

Vertrauen, daß die Produzenten und die Vertriebsunternehmen hätten aufbauen müssen. Anscheinend waren beide Gruppen der Meinung, daß es reicht, billige Waren zu liefern. Das war ein Irrtum, Vertrauen ist das wichtigste Handelsgut in einer globalisierten Wirtschaft zwischen anonymen Handelspartnern, die einandervertrauen müssen.

All das kritisieren Sie nicht. Sie haben in ihren großzügigen Art schlicht und einfach darüber hinweggedacht, um es einmal nett zu formulieren.

Nun erfolgt der Gegenschlag. Ein übermäßiger zermalmender Gegenschlag.

Durch ein Gesetz. Weil einige wenig denkende Produzenten und Vertriebler meinten, Vertrauen wäre eine unwichtige Ware in einer globalen Wirtschaft.

Auch für den alles zermalmenden Gegenschlag gibt es Beispiele aus uns selbst. Wenn Menschen an der Vogelgrippe sterben, sterben sie eben nicht an den Viren, sondern an der übermässigen Antwort des Immunsystem. Das Immunsystem flutet die Lunge regelrecht mit ihren Kampfbattallione, die nicht etwa die eingedrungenden Viren, sondern den zu schützenden Lungenzellen den Garaus machen.

Es ist also keineswegs einzigartig, wie Sie glauben, daß eine übermässige Gegenreaktion auftritt und das sie Unbeteiligte schädigt.

Was ist das Immunsystem einer Gesellschaft?

Eigentlich sollten das seine wachen und bewußten Bürger sein.

Eigentlich

Es waren Bürger, die diese zu beanstandenden Waren bestellten, importierten und verkauften. Bürger, die glaubten, das die Bürger, durch deren Hände vor ihnen diese Waren gingen, sie prüfen würden. Das ist offensichtlich nicht passiert. Das war und ist verantwortungslos. Findet das Ihre Kritik? Noch nicht, wahrscheinlich nie.

Was bleibt dann als Immunsystem der Gesellschaft, wenn der Bürger nicht wahrnimmt, was seine Pflicht IST.

Leider nur noch staatliche Regeln und Gesetze. Die sind wie häufig übermässig und nicht die Folgen bedenkend.

Es wäre einfacher gewesen, viel viel einfacher, zu prüfen, wie diese importierte Waren hergestellt werden. Richtlinien festzusetzen. Das passiert bei anderen Importgüter aus China ja auch. Halten die sich nicht an die Richtlinien, die die Importeure festsetzen, geht die Waren zurück. Solange, bis sie es gelernt haben, die Richtlinien einzuhalten. Dann wäre das entstanden, was den Handel blühen und gedeihen lässt.

VERTRAUEN

Es ist einfach Vertrauen zu zerstören, es ist sehr schwierig, es wieder herzustellen, es ist schwer, Vertrauen aufzubauen.

Leider ist diese harte Arbeit unvermeidlich, sonst bricht jeder Handel zusammen.

Sie sind für den Kapitalismus. Das ist gut und richtig. Leider reicht es nicht aus, nur zu sagen, ich bin für den Kapitalismus. Man muß ihn durchdenken und verstehen, was ihn eigentlich ausmacht, was ihn blühen und gedeihen lässt.

Was sagte der lehrende einst deutsche dann israelische Arzt Hermann Zondek. Man erzieht Menschen zu Ärzte und Ärzte zu Menschen. Ich habe immer mehr den Eindruck, viele Lehrende in Deutschland haben den tieferen Sinn dieses Satzes einfach nicht verstanden. Das zum Menschen erziehen bedeutet unter anderem, jedem Schüler bewußt zu machen, daß es auch von ihm und seinem Handeln abhängt, wieviel Vertrauen die globale Wirtschaft am Leben erhält.

Herzliche Grüße
Libero

Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2009 10:16
#3 RE: Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Lieber Libero

In Antwort auf:
Sie produzieren Waren, die der Gesundheit abträgliche Chemikalien enthalten

Die Frage ist, ob diese Chemikalien wirklich schädlich für den Benutzer sind. Wo sind die vielen Kinder mit Bleivergiftung? (Hierzulande wohlgemerkt!)

In Antwort auf:
und ihre Produktion gibt diese Chemikalien in die Umwelt ab, die andere lebenswichtige Güter wie saubere Luft und sauberes Trinkwasser zerstören.

Denn was in China abgeht darf wohl als Schweinerei bezeichnet werden.

In billigen Boulevardblätter wurde die angebliche Schädlichkeit von chinesischen Spielzeug angeprangert. Kein Wort von der Umweltzerstörung in China. Keine quantitativen Angaben des Schadstoffgehaltes. Kein Vergleich zu Schadstoffwerten in älteren heimisch produzierten Spielzeugen.
Blei im Spielzeug. Kinderkram. Ich warte auf "Uran im Mineralwasser", das ohne Zweifel dort vorhanden ist.

Meine Theorie: Vertrauen wurde auch von solch billigen Hetzartikeln zerstört. Und die sind nicht nur auf den mist eines zweitklassigen Schreiberlings gewachsen. Lobby-Gruppen gibt es, die gegen chin. Importe sind, aus welchen Gründen auch immer.



Herzlich, Pentas

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.03.2009 10:21
#4 RE: Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Zitat von Libero
All das kritisieren Sie nicht. Sie haben in ihren großzügigen Art schlicht und einfach darüber hinweggedacht, um es einmal nett zu formulieren.

Danke für die Nettigkeit, lieber Libero.

Warum ich das nicht kritisiere? Weil es die Spatzen von den Dächern pfeifen. Weil jeder es kritisiert. Warum sollte jemand "Zettels Raum" anklicken, wenn dort das steht, was Sie überall lesen können? Aber wenn Sie's gern von mir bestätigt haben wollen: Ja, natürlich ist es eine Schweinerei, wie lax in dieser Hinsicht die Kontrollen in China sind.
Zitat von Libero
Es waren Bürger, die diese zu beanstandenden Waren bestellten, importierten und verkauften. Bürger, die glaubten, das die Bürger, durch deren Hände vor ihnen diese Waren gingen, sie prüfen würden. Das ist offensichtlich nicht passiert. Das war und ist verantwortungslos. Findet das Ihre Kritik? Noch nicht, wahrscheinlich nie.

Ich verstehe nicht ganz, lieber Libero, was ich jetzt kritisieren soll. Ja, diese Waren hätten nicht importiert werden dürfen. Die zuständigen Behörden haben versagt; vielleicht waren auch die Gesetze unzulänglich.
Zitat von Libero
Es wäre einfacher gewesen, viel viel einfacher, zu prüfen, wie diese importierte Waren hergestellt werden. Richtlinien festzusetzen. Das passiert bei anderen Importgüter aus China ja auch. Halten die sich nicht an die Richtlinien, die die Importeure festsetzen, geht die Waren zurück. Solange, bis sie es gelernt haben, die Richtlinien einzuhalten.

So ist es. Die USA hätten die Importrichtlinien und die Kontrollen verschärfen sollen, jedenfalls für Waren aus China. Stattdessen hat der Kongreß ein Gesetz beschlossen, das alle Waren, egal woher stammend, egal, wann hergstellt, einem bürokratischen Prozeß der "Zertifizierung" unterwirft.

Das kritisiere ich.
Zitat von Libero
Das zum Menschen erziehen bedeutet unter anderem, jedem Schüler bewußt zu machen, daß es auch von ihm und seinem Handeln abhängt, wieviel Vertrauen die globale Wirtschaft am Leben erhält.

Das ist genau meine Meinung.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.03.2009 06:26
#5 RE: Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Zitat von Pentas
Meine Theorie: Vertrauen wurde auch von solch billigen Hetzartikeln zerstört. Und die sind nicht nur auf den mist eines zweitklassigen Schreiberlings gewachsen. Lobby-Gruppen gibt es, die gegen chin. Importe sind, aus welchen Gründen auch immer.

Auf die Existenz einer anderen Lobbygruppe bin ich jetzt gestoßen: Diejenigen, deren Existenz von diesem Gesetz bedroht sind, haben sich zu einer Allianz zusammengeschlossen, deren Ziel eine Änderung des Gesetzes ist.

Und noch ein Artikel im National Review, der deutlich macht, wie dieses Gesetz aus der damaligen Hysterie heraus so unbedacht formuliert wurde, daß es jetzt diese Folgen hat. Die offenbar niemand wollte.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

30.03.2009 16:39
#6 RE: Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Ein Editorial im Wall Street Journal zum Thema, hauptsächlich zu den Auswirkungen auf Büchereien, wo jetzt einiges an Kinderbüchern eingestampft werden muss:
http://online.wsj.com/article/SB123837358752967989.html

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.03.2009 16:50
#7 RE: Zitat des Tages: Leibwächterstaat Antworten

Zitat von Gorgasal
Ein Editorial im Wall Street Journal zum Thema, hauptsächlich zu den Auswirkungen auf Büchereien, wo jetzt einiges an Kinderbüchern eingestampft werden muss:
http://online.wsj.com/article/SB123837358752967989.html

Daraus zwei Zitate:
Zitat von Wall Street Journal
The problem is the ambiguity in a law that leaves businesses facing lawsuits if they can't prove their products are safe. In addition to libraries, thrift stores, church bazaars and small batch toymakers are also unclear what they can and can not sell. Makers of bicycles and ATVs have pulled youth models -- designed to increase safety -- off the showroom floor at a cost of hundreds of millions of dollars.

Das ist der Wahnsinn, daß jedes Produkt (auf Kosten des Verkäufers bzw Herstellers) zertifiziert werden muß - auch ein Kinderbuch von, sagen wir, 1988! Ware für Ware.
Zitat von Wall Street Journal
Nancy Pelosi boasted last summer that the toy safety law would mean products weren't merely made differently in the future but would be removed from the shelves today. That's the real source of this mayhem, as she was amply warned at the time

Halt das Übliche: Vor dem Totschlag-Argument "Aber wir dürfen doch unsere Kinder nicht gefährden" haben alle - erst recht schnöde wirtschaftliche - Argumente zu schweigen.

Es ist exakt wie jetzt beim Thema Schützenvereine: Was angestrebt wird, das ist die absolute Sicherheit. Das Rundum-Sorglos-Paket. Alles andere zählt dagegen nichts.

Herzlich, Zettel

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