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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.03.2009 06:44
Zitat des Tages: Merkels Stärke, Merkels Schwäche Antworten

In Brüssel hat sich Merkel wieder einmal durchgesetzt. Was sie auf dem internationalen Parkett so erfolgreich macht - just das macht sie zu einer schlechten Wahlkämpferin. Befürchte ich.

MPH Offline



Beiträge: 31

21.03.2009 08:37
#2 RE: Zitat des Tages: Merkels Stärke, Merkels Schwäche Antworten

Das sehe ich genauso, aber wir sind uns ja vermutlich darin einig, daß die schwarz-gelbe Koalition nach den Wahlen durch eine überaus starke FDP ermöglicht werden wird. Die Union wird vermutlich nicht viel stärker abschneiden als 2005.

Aber interessant ist wirklich die Frage, ob Müntefering es Müntefering gelingen wird, die SPD als Partei der sozialen Gerechtigkeit erneut an die "kleinen Leute" zu verkaufen. Das glaube ich nicht. Die sind durch Schröders Agenda 2010 weitestgehend desillusioniert.

http://markphaverkamp.blogspot.com

Florian Offline



Beiträge: 3.180

21.03.2009 11:14
#3 RE: Zitat des Tages: Merkels Stärke, Merkels Schwäche Antworten

Lieber Zettel,
ich glaube, Sie haben da ein zu opimistisches Bild von der internationalen Politik.

In Antwort auf:
Wenn in Parteien, wenn in dem famosen "Koalitionsausschuß" gekungelt und gestritten wird, dann spielt Irrationales eine ungleich größere Rolle als auf der internationalen Ebene. Da geht es auch um persönliche Eitelkeiten, um den kleinen Triumph, vor allem aber auch um die Wirkung auf die "Menschen draußen im Lande".


Das ist doch auf internationaler Ebene ganz genauso.
Thema Eitelkeit:
Ich erinnere mich an einen SpOn-Artikel. Danach hat Sarkozy jüngst bei einem internationalen Treffen auf einer Änderung der Sitzordnung bestanden, die ihm ein schöneres Bild im Fernsehen ermöglichte. Es wurde lange um einen Kompromiss bei der Sitzordnung gerungen (!) - am Ende einigte man sich darauf, dass Sarkozy seinen Willen für das offizielle Shooting bekam. Danach gab es hinter verschlossenen Türen ein Stühlerücken und die offizielle Sitzordnung wurde eingenommen ...

Thema "Menschen draußen im Lande":
Auch bei internationalen Treffen muss jeder Teilnehmer darauf achten, welches Signal er an seine eigenen Wähler sendet. Das "objektiv" beste Ergebnis wird auch da nicht angestrebt (einmal angenommen, es gäbe überhaupt ein solches "objektiv bestes" Ergebnis).

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.03.2009 15:32
#4 RE: Zitat des Tages: Merkels Stärke, Merkels Schwäche Antworten

Zitat von MPH
Das sehe ich genauso, aber wir sind uns ja vermutlich darin einig, daß die schwarz-gelbe Koalition nach den Wahlen durch eine überaus starke FDP ermöglicht werden wird.

Ich hoffe es, liebe MPH. Aber wenn man sich die Umfragen ansieht, dann lag meist in den vergangenen viereinhalb Jahren die Volksfront vor Schwarzgelb. Auch jetzt ist der Vorsprung knapp, ein Swing von wenigen Prozent genügt, um die Volksfront wieder vor Schwarzgelb zu bringen. Weit weniger, als Schröder in den drei Wochen vor den Wahlen 2005 hinbekommen hat.

Und dann wird es um die FDP gehen. Man wird sie drängen, in die Ampel zu gehn. Und ich fürchte, sie könnte es tun und damit ihre Zukunft ruinieren. Westerwelle hat ja bekanntlich eine Koalition mit der SPD ausdrücklich nicht ausgeschlossen; und daß die nicht ohne die Grünen eine Mehrheit haben kann, das kann man sich an den Fingern abzählen.
Zitat von MPH
Aber interessant ist wirklich die Frage, ob Müntefering es Müntefering gelingen wird, die SPD als Partei der sozialen Gerechtigkeit erneut an die "kleinen Leute" zu verkaufen. Das glaube ich nicht. Die sind durch Schröders Agenda 2010 weitestgehend desillusioniert.

Das Gedächtnis der Wähler ist nicht sehr gut. Die SPD hat ja die letzten Jahre über fast nur auf der Klaviatur der sozialen "Gerechtigkeit" gespielt - Mindestlohn, gierige Manager, Reichensteuer usw. Und daß die Agenda 2010 so falsch nicht wahr, haben viele auch inzwischen gemerkt.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.03.2009 15:42
#5 RE: Zitat des Tages: Merkels Stärke, Merkels Schwäche Antworten

Lieber Florian,

Zitat von Florian
Ich erinnere mich an einen SpOn-Artikel. Danach hat Sarkozy jüngst bei einem internationalen Treffen auf einer Änderung der Sitzordnung bestanden, die ihm ein schöneres Bild im Fernsehen ermöglichte. Es wurde lange um einen Kompromiss bei der Sitzordnung gerungen (!) - am Ende einigte man sich darauf, dass Sarkozy seinen Willen für das offizielle Shooting bekam. Danach gab es hinter verschlossenen Türen ein Stühlerücken und die offizielle Sitzordnung wurde eingenommen ...

Zum einen ist Sarkozy ein Sonderfall. Jeder französische Präsident achtet auf Würde; er ist ja der Nachfolger von Ludwig IVX. und Bonaparte. Aber Sarkozy ist ein Sonderfall. Er ist Ludwig IVX. und Bonaparte, gespielt von Louis de Funès. Für die Feiern zum 60. Jahrestag der Nato hat er ja auch schon ein Szenario durchgesetzt, daß ihn und Frankreich so recht ins Bild setzt.

Zweitens, liebe Florian, kommt es in der Diplomatie in der Tat auf Symbolik an. Aber dabei spielt weniger Eitelkeit eine Rolle als die Tradition eines Gewerbes, das nun mal seit Jahrhunderten mit Symbolik arbeitet. Das ist aus meiner Sicht etwas ganz Anderes als Eitelkeit oder das Appellieren an die Emotionen von Wählern.
Zitat von Florian
Thema "Menschen draußen im Lande":
Auch bei internationalen Treffen muss jeder Teilnehmer darauf achten, welches Signal er an seine eigenen Wähler sendet. Das "objektiv" beste Ergebnis wird auch da nicht angestrebt (einmal angenommen, es gäbe überhaupt ein solches "objektiv bestes" Ergebnis).

Stimmt. Aber es muß in der Regel ein Ergebnis herauskommen, mit dem alle leben können. Das eben alle auch ihren Wählern verkaufen können. Und das hinbezubekommen - darin ist Merkel Meister.

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

23.03.2009 13:06
#6 RE: Merkels Stärke Antworten


Gestern Abend bei Anne Will.

Politik-Talk sieht man jetzt im Wahljahr fast täglich. Obwohl es noch 6 Monate hin ist, hat jeden Tag irgendwer irgendwen etwas zu fragen und es plätschert irgendwie so dahin.

Ganz anders die Sendung gestern. Das war keine leichte Sitzung für den Gast, Frau Bundeskanzlerin Merkel. Ich bin ja kein Merkelfreund und habe deshalb gespannt auf Ihre Antworten gelauert.

Sei es der Ruf von Frau Merkel, nicht so schnell aus der Ruhe gebracht zu werden, sei es Ihre breitgefächerte Kenntnis der Themen oder auch nur knallharte Argumentation, Frau Will hatte sich absolut auf Krawall präpariert, wie ich es noch nie in solch einer Sendung gesehen habe. Die heimtückische Hinterlist, mit der die Fragen wohldurchdacht vorbereitet waren, mit dem Ziel, nun wird sie ins offene Messer laufen, haben nicht gefruchtet. Das war der absolute Versuch von Frau Will jemanden zu demontieren, mit, für mein Empfinden bis her nie dagewesener Provokation in dieser Form.

Fragen stellen, präzise, nachfragen wenn keine wirkliche Antwort kommt, Finger auf wunde Stellen legen, alles OK, die gestrige Form des Qualitätsjournalismus, hat jedoch nur den einen Sinn gehabt, nicht nur eine Kanzlerin sondern auch die komplette politische Richtung zu verdammen. Wer nicht ganz ideologisch links verblendet ist, wird das mit Erschrecken festgestellt haben. Das war keine unparteiische Befragung, wie es in solch einer Sendung absolute Voraussetzung sein müßte. Frau Will - 6 - setzen.

♥lich Nola


Die wahre Verantwortung trägt der Mitläufer in jedem von uns.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2009 13:37
#7 RE: Merkels Stärke Antworten

Sie machen mich neugierig, liebe Nola. Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber wir haben sie aufgezeichnet. Nach dem, was Sie schreiben, scheint es sich zu lohnen, sie anzusehen.

Danke für den Hinweis!

Herzlich, Zettel

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

23.03.2009 14:31
#8 RE: Merkels Stärke Antworten

Ja, lieber Zettel, da bin ich gespannt auf Ihr Urteil.
Ich denke nicht, daß diese Sendung so einfach unter "Stutenbissigkeit" zu verbuchen ist.

♥lich Nola


Die wahre Verantwortung trägt der Mitläufer in jedem von uns.

str1977 ( gelöscht )
Beiträge:

23.03.2009 19:27
#9 RE: Zitat des Tages: Merkels Stärke, Merkels Schwäche Antworten

Zitat von Florian
Lieber Zettel,
ich glaube, Sie haben da ein zu opimistisches Bild von der internationalen Politik.

In Antwort auf:
Wenn in Parteien, wenn in dem famosen "Koalitionsausschuß" gekungelt und gestritten wird, dann spielt Irrationales eine ungleich größere Rolle als auf der internationalen Ebene. Da geht es auch um persönliche Eitelkeiten, um den kleinen Triumph, vor allem aber auch um die Wirkung auf die "Menschen draußen im Lande".


Das ist doch auf internationaler Ebene ganz genauso.
Thema Eitelkeit:
Ich erinnere mich an einen SpOn-Artikel. Danach hat Sarkozy jüngst bei einem internationalen Treffen auf einer Änderung der Sitzordnung bestanden, die ihm ein schöneres Bild im Fernsehen ermöglichte. Es wurde lange um einen Kompromiss bei der Sitzordnung gerungen (!) - am Ende einigte man sich darauf, dass Sarkozy seinen Willen für das offizielle Shooting bekam. Danach gab es hinter verschlossenen Türen ein Stühlerücken und die offizielle Sitzordnung wurde eingenommen ...

Thema "Menschen draußen im Lande":
Auch bei internationalen Treffen muss jeder Teilnehmer darauf achten, welches Signal er an seine eigenen Wähler sendet. Das "objektiv" beste Ergebnis wird auch da nicht angestrebt (einmal angenommen, es gäbe überhaupt ein solches "objektiv bestes" Ergebnis).


Das sehe ich auch so.

Es ist zwar viel wahres in dem, was Zettel hier schreibt - daß Merkel innenpolitisch nicht so reussieren kann wie außenpolitisch ist ein Faktum, doch ist die Ursachenforschung durch überwältigende Merkelverehrung getrübt.

Florian schrieb ja schon, daß auf dem internationalen Parkett auch nicht weniger geklüngelt wird als innenpolitisch. Eher sogar noch mehr, würde ich sogar sagen, da hier die Akteure viel unabhängiger voneinander sind und meist die Zustimmung aller erforderlich ist. Außerdem wird außenpolitisch auch weniger erwartet: ist Merkel dort eine von vielen Regierungschefs, ist sie innenpolitisch die eine und alleinige Bundeskanzlerin.

Das andere ist, daß die diagnostizierte Unfähigkeit Merkels zum innenpolitischen Erfolg auf Mängel geschoben werden, die allesamt Merkel schmeicheln. Entweder werden ihr nützliche Laster abgesprochen oder unnütze Tugenden zugesprochen:

1. Schröder (und man müßte immer Kohl mitnennen) war halt ein Lump und ein Demagoge, aber Merkel halt nicht.

2. Merkel kann angeblich argumentieren, aber das bringt nichts. Sicher kann sie argumentieren, aber das konnten Schröder und Kohl auch. Nur wann setzt sie denn mal ihre Argumentationskraft ein? Aber um zu argumentieren, müßte man ja einmal einen Standpunkt einnehmen, was Merkel geflissentlich nur dann wenn die Machtverhältnisse klar sind.

3. Und sie sei kühl, was nicht gut ankomme (obwohl doch damit "vernünftig" mitgemeint sei). Nun, Helmut Schmidt war auch hanseatisch kühl und war doch in seiner achtjährigen Amtszeit überaus populär. Nicht weil Kühle damals angekommen wäre, sondern weil es sich bei ihm mit Mut und Durchsetzungskraft und - dann und wann - eben auch mit Temperament (ich denke zum Beispiel daran, wie er bei einer Bundestagsrede bei Kommentaren zur Nazizeit richtig ausfallend wurde). Oder ist es etwa so, daß bei Merkel die Kühle nicht nur die Schale ist sondern durch und durch geht? Ist sie vielleicht doch kalt? Vielleicht eine Spätfolge ihres Aufwachsens in der DDR? (Allerdings sind doch nicht alle Ostler so.) Ich weiß es nicht.

Man kann Merkel ja gut finden, wie Sie, lieber Zettel, doch Realitätsflucht sollte man nicht begehen.

Ich meine, Merkel reussiert auf dem internationalen Parkett, weil sie dort - solange sie die allergrößtens Patzer vermeidet - nicht ihre Wahlchancen riskieren muß. International tritt sie ein für Frieden (wer wäre dagegen?), Klimaschutze (allgemeiner Jubel), wirtschaftliche Zusammenarbeit (Applaus) und Entwicklung (Juhu!). Ärgert sich ein Sarkozy oder ein Kaczynzki schadet ihr das wahltaktisch nicht, ärgerte sich ein Bush nütze es ihr sogar. Aber innenpolitisch, da ärgert sich wohlmöglich der direkt Konkurrent SPD, oder die meinungsbildende Medienphalanx oder diese oder jene Interessensgruppe. Da hat sie etwas zu verlieren und sie reagiert darauf mit Zurückhaltung. Taktisch verständlich, doch als Bundeskanzlerin nicht ihre Aufgabe.

Gruß,
str1977

Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon.
Aber beide sind aus Stein gemacht.

Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.

Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.

The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)

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