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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 772 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2009 12:47
Marginalie: Gewaltneigung der Friedfertigen Antworten
Eigentlich hatte ich nur einen Kommentar zu dem interessanten Artikel von Califax schreiben wollen, den er hier verlinkt hat.

Dann ist es aber etwas länger geworden, und am Ende zu dieser Marginalie über das seltsame Phänomen, daß man zugleich für und gegen Gewalt eintreten kann.
Dagny Offline



Beiträge: 1.096

23.03.2009 13:19
#2 RE: Marginalie: Gewaltneigung der Friedfertigen Antworten
Zitat von Zettel
Eigentlich hatte ich nur einen Kommentar zu dem interessanten Artikel von Califax schreiben wollen, den er hier verlinkt hat.

Dann ist es aber etwas länger geworden, und am Ende zu dieser Marginalie über das seltsame Phänomen, daß man zugleich für und gegen Gewalt eintreten kann.


Woher kommt dieser innere Widerspruch, diese Freude an der Dialektik? Mir faellt spontan die Romantik als Wurzel ein, in der angesichts der Industrialisierung die Natur, der Edle Wilde, verklaert wurde. - Auf der einen Seite die Annehmlichkeiten des Fortschrittes, des Kapitalismus, geniessen, auf der anderen die Veraenderung nicht akzeptieren und verklaeren.
Eine weitere Zutat vielleicht auch die Intellektualisierung, alles ausdiskutieren zu muessen, immer alles aus allen Perspektiven zu betrachten anstatt zu sagen 'Nein, das nicht' - Eine Eigenschaft die Handwerker eher haben als Akademiker. oder die Feminisierung der Gesellschaft anstatt raufende Jungs machen zu lassen.

Sind das alles Symptome oder ist es schon eine Beschreibung der Ursache?

Nachtrag: Ich stelle bei mir all diese Symptome fest, seit ich aus dem Studium und dem lassunsmaldrueberredensetztdichnimmeinenkeks Elfenbeinturm heraus bin. Es erfordert Disziplin, ein Mass an Arroganz und etwas Blick aufs Grosse (und Hintergrundwissen) um sich nicht in die ellenlangen und laehmenden Detaildiskussionen einzulassen.

"Steh auf und nimms in die Hand anstatt Kekse essen und reden" koennte die Devise sein.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2009 13:33
#3 RE: Marginalie: Gewaltneigung der Friedfertigen Antworten

Zitat von Dagny
Woher kommt dieser innere Widerspruch, diese Freude an der Dialektik? Mir faellt spontan die Romantik als Wurzel ein, in der angesichts der Industrialisierung die Natur, der Edle Wilde, verklaert wurde. - Auf der einen Seite die Annehmlichkeiten des Fortschrittes, des Kapitalismus, geniessen, auf der anderen die Veraenderung nicht akzeptieren und verklaeren.

Das ist mir auch durch den Kopf gegangen, liebe Dagny. Vor allem mit dem Biedermeier hat unsere heutige Idylle ja unübersehbare Ähnlichkeiten, also der Spätromantik.

Eine Zeit relativen Friedens (unsere freilich inzwischen schon länger als damals die zwischen den Napoleonischen Kriegen und 1866). Großer technischer Fortschritt; dabei aber gesellschaftliche Stagnation. Die Wendung zur Innerlichkeit. Auch damals gab es ja Grüne Bewegungen; man turnte in der frischen Luft und kleidete sich "altdeutsch".

Und es gab damals ein Philistertum, das viel Ähnlichkeit mit unseren heutigen Tugendwächtern hat.

Herzlich, Zettel

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

23.03.2009 20:02
#4 RE: Marginalie: Gewaltneigung der Friedfertigen Antworten

http://www.transatlantic-forum.org/index...beleidigtseins/

Passt zum Thema. Religiöse "Toleranz" aus falsch verstandenem Macht- und Dominanzwillen seitens der anderen.

Stefanie Offline



Beiträge: 606

23.03.2009 20:30
#5 RE: Marginalie: Gewaltneigung der Friedfertigen Antworten

Lieber Zettel,

mit diesem Beitrag hast Du etwas in Worte gefasst, was ich auch immer wieder mit Erstaunen, Unverständnis, aber auch Sorge beobachte.

Ich denke, einige dieser Personen verwirklichen sich verbal in einer Rolle, welche sie gern ganz ausleben würden, aber keine Gelegenheit dazu haben. Sie wären hier in Deutschland allem voran gern Widerstandskämpfer unter den Nazis gewesen und sind so voller Träume, dass sie ernsthaft denken, sie hätten einem Hitler, wenn sie nur damals gelebt hätten, allein mit den eigenen Händen den Hals umgedreht und so den schrecklichen Lauf unserer Geschichte zu verhindern gewusst. Wenn sie nun heute verbal mit vermeintlich Schwächeren solidarisieren, geschieht dies in dem sicheren Glauben, auf der guten Seite zu sein. Das Traurige daran, diese Menschen wollen wirklich Gutes tun. Leider sind diese Personen aber häufig so eingefahren in ihrem Denken, dass sie durch ihre gefärbte Brille Widersprüche in ihrem Verhalten nicht erkennen können. Und im schlimmsten Falle sind sie - ohen sich darüber bewusst zu sein - von einem totaltären Denken geprägt, dass nur ihre Auffassung den Menschen Glück bringen kann und sie würden am liebsten die Menschheit zu ihrem Glück zwingen und dulden daher nur schwer andere Auffassung.

Herzlichst
Stefanie


Dagny Offline



Beiträge: 1.096

23.03.2009 21:22
#6 RE: Marginalie: Gewaltneigung der Friedfertigen Antworten

Zitat von Stefanie
Lieber Zettel,

mit diesem Beitrag hast Du etwas in Worte gefasst, was ich auch immer wieder mit Erstaunen, Unverständnis, aber auch Sorge beobachte.

Ich denke, einige dieser Personen verwirklichen sich verbal in einer Rolle, welche sie gern ganz ausleben würden, aber keine Gelegenheit dazu haben. Sie wären hier in Deutschland allem voran gern Widerstandskämpfer unter den Nazis gewesen und sind so voller Träume, dass sie ernsthaft denken, sie hätten einem Hitler, wenn sie nur damals gelebt hätten, allein mit den eigenen Händen den Hals umgedreht und so den schrecklichen Lauf unserer Geschichte zu verhindern gewusst....



Ist das Phänomen denn auf D. beschränkt? Ihre Ausführungen, Stefanie, bringen mich auf eine Idee:

Gedankenexperiment: Sie würden gerne die Rolle des Revolutionärs ausfüllen, ihre Vorstellungen durch- und umsetzen, mit Gegnern nicht zimperlich umgehen, Guerillas unterstützen, Georg Bush im Alleingang besiegen, etc. pp. - Sie fühlen sich dabei persönlich "im Recht". (Quatsch natürlich, aber angenommen) und dann stellen sie aber fest, dass sie gewisse Methoden nicht verwenden dürfen, weil sie ja besser sind, moralisch, als gewisse Ereignisse der Zeitgeschichte?

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