Zitat von conradwas vielleicht der Allgemeinheit nicht so bekannt ist und worüber auch nicht viel geschrieben wurde. Cuba war vor der Machtübernahme durch Castro kein spanischsprechendes Haiti. Im Gegenteil es war das wirtschaftliche Zentrum der spanischsprachigen Karibik. Versicherungen, Banken, Handelsgesellschaften prägten das Stadtbild der Innenstadt Havannas. (...) Auch der Bildungsgrad der Cubaner war im Verhältnis zu anderen lateinamerikanischen Staaten beachtlich. Nicht ohne Grund kommen bzw. jetzt muss man wohl sagen kamen einige der besten lateinamerikanischen Autoren aus Cuba. Neben dem bereits erwähnten Arenas, mein cubanischer Lieblingsautor Alejo Carpentier,Lezama Lima, Cabrera Infante usw.
Ja, das war das alte Cuba, das man auch noch von Graham Greene und Hemingway kennt.
Die Autoren, die Sie nennen, kenne ich leider alle nicht. Können Sie, lieber Conrad, einen davon jemandem empfehlen, der so halbwegs Spanisch liest und es (in dieser Sprache) gern einfach und spannend, vor allem aber realistisch hätte?
Die Bitte richtete sich zwar nicht an mich aber ich wuerde Alejo Carpentier's "El recurso del metodo" als Einstieg empfehlen. Eine grossartige historische Satire aus der man viel uber lateinamerikanische Gesellschaften und Geschichte lernen kann - und relativ einfach geschrieben. Vom gleichen Autor und ebenso gut, wenn auch etwas komplexer: "El reino de este mundo".
Lezama Lima habe ich nie verstanden - und meistens nach rund 100 Seiten aufgegeben.
"Trotzdem existiert eine Trennung zwischen der Weißen und Schwarzen Gesellschaft."
Aha. Und wie genau sieht diese "Trennung" aus?
"Die meisten dollar-nahen Hotelangestellten auf Kuba sind weiß."
Oder was man halt als "weiss" wahrnimmt - die Mehrheit der Cubaner hat in irgendeiner Form schwarzes Blut in den Adern. Und dise Gruppe ist die breite Mehrheit, vor allem im Westen der Insel wo die meisten Resorts liegen. Im Osten sieht es da ganz anders aus.
"nzwischen ist die Mehrheit der nach der offiziellen Diktion des Castro-Regimes "gusanos" ("Würmer") bezeichneten Exil-Kubaners..."
Was so nicht stimmt, als gusanos werden Exilkubaner und Inselkubaner bezeichnet die aktiv gegen das Regime arbeiten. Die uebliche Bezeichnung fuer Exilkubaner ist comunitarios.
"Das machiavellistische Regime konnte die Sanktionen immer für sich propagandistisch nutzen."
Richtig, und dennoch ist das in rund 50 Jahren kaum einem US-Politiker aufgefallen.
Zitat von john jDie Bitte richtete sich zwar nicht an mich aber ich wuerde Alejo Carpentier's "El recurso del metodo" als Einstieg empfehlen. Eine grossartige historische Satire aus der man viel uber lateinamerikanische Gesellschaften und Geschichte lernen kann - und relativ einfach geschrieben. Vom gleichen Autor und ebenso gut, wenn auch etwas komplexer: "El reino de este mundo".
Danke, lieber John. Werde mal sehen, ob ich es auf Spanisch bekomme.
Der Titel jedenfalls gefällt mir; ist ja offensichtlich eine Verballhornung von Descartes' Werk, das auf Spanisch "El discurso del metodo" heißt.
In Antwort auf: Aha. Und wie genau sieht diese "Trennung" aus?
Segregation. In meinem 3 wöchigen Kuba-Aufenthalt war ich zunächst privat untergekommen bei einem damals ca. 50 jährigen Familienvater. Dort verkehrten fast nur Weiße. Später bin ich dann bei Farbigen untergekommen. Dort verkehrten fast nur Farbige. Die meisten Kubaner sind intelektuell gegen Rassismus. Für die meisten weißen Kubaner ist es aber gleichzeitig ausserhalb der Vorstellungswelt, dass seine Tochter einen Farbigen heiraten möchte. Die meisten Mulatten (pardos) entstammten aus nicht-offiziellen Verbindungen.
In Antwort auf: Oder was man halt als "weiss" wahrnimmt - die Mehrheit der Cubaner hat in irgendeiner Form schwarzes Blut in den Adern. Und dise Gruppe ist die breite Mehrheit
Es gibt eine Menge Kubaner, die rein weiß sind. Es gab ja noch im 19. Jahrhundert eine Menge Neu-Einwanderung aus Südeuropa. Kuba ist nicht so vollständig durchmischt. Man schaue sich einfach mal die kubanische Regierung an. Und es existiert eine Segregation nach Hautfarbe.
In Antwort auf: , vor allem im Westen der Insel wo die meisten Resorts liegen. Im Osten sieht es da ganz anders aus.
Umgekehrt. Der Osten ist sicher "schwärzer" als der Westen (Havana).
meine Spanischkenntnisse sind ziemlich begrenzt. Ich kann mich ganz gut unterhalten, und wenn man mir genug Zeit lässt, auch eine Zeitung verstehen. Aber an ein in Spanisch geschriebenes Buch habe ich mich noch nie getraut. Ich habe alle diese Bücher in einer deutschen Übersetzung gelesen.
Wer sich übrigens auch für klassische Musik interessiert wird bei Carpentier vieles finden, dass ihn interessieren könnte. Mein Lieblingsbuch von ihm ist "Die verlorenen Spuren" auf spanisch "Los Pasos perdidos". Auch in Deutsch ein ziemlich komplexes Buch. Das wird in Spanisch nicht anders sein. Dagegen liest sich sich der Roman von Cabrera Infante "Drei traurige Tiger" (tres tristes tigres) deutlich leichter.
Das Problem mit der cubanischen Literatur ist natürlich auch, dass nach der Machtübernahme durch die Kommunisten kaum noch lesenswerte Bücher veröffentlicht wurden. Ab den 70ern wüsste ich abgesehen von den Werken Arenas kaum noch ein Buch, das höhere Ansprüche erfüllt hätte. Nun ja, mehrere Jahr Knast, wie bei Arenas lassen manchen nachdenken, was man schreiben kann und soll.
Zitat von conradmeine Spanischkenntnisse sind ziemlich begrenzt. Ich kann mich ganz gut unterhalten, und wenn man mir genug Zeit lässt, auch eine Zeitung verstehen. Aber an ein in Spanisch geschriebenes Buch habe ich mich noch nie getraut.
Ich habe, lieber Conrad, ein vielleicht etwas skurriles Prinzip: Ich lese in der Belletristik keine Übersetzungen (und sonst nur, wenn es gar nicht anders geht).
Wenn man ein Buch im Original kennt und dann in einer (auch guten) Übersetzung liest, dann merkt man, was alles auf der Strecke bleibt - die spezifische Konnotation der Wörter, der Sprachrhythmus, im Grunde die ganze Kunst. Es ist ungefähr so, wie wenn man von einem Gemälde eine Schwarzweiß-Fotografie anfertigt. Natürlich, man sieht dann auch noch, was abgebildet ist. Gewisse formale Merkmale bleiben auch erhalten. Aber das eigentliche Kunstwerk hat man nicht mehr.
Ich lese deshalb Belletristik überwiegend in den drei Sprachen, die ich einigermaßen beherrsche. Spanisch und Italienisch lese ich hingegen nur mit Mühe und ergo selten; am liebsten in einer zweisprachigen Ausgabe, die mir das Nachschlagen erspart. Die russische Literatur zB kenne ich also überhaupt nicht; außer, daß ich als Jugendlicher mal Tolstoj und Dostojewski gelesen habe.
ich verstehe ihre Einstellung. Nur man sich verschliesst dabei vieler Leseerfahrungen.Ich weiss gar nicht wieviele Stunden vergügliche Lesestunden ich verpasst hätte, wenn ich nur Bücher in der Originalsprache gelesen hätte. In meinem Fall wäre das neben der deutschen nur noch die englischsprachige Literatur gewesen.
Manche Bücher habe ich sowohl in Deutsch als auch in Englisch gelesen. Ihre Einschätzung, dass durch eine Übersetzung vieles auf der Strecke bleibt, und oft etwas ganz anderes herauskommt, gerade was den Sprachrhythmus angeht, teile ich. Aber auch dieses Ergebnis kann bei einer guten Übersetzung durchaus lesenswert sein. Nach meiner unmassgeblichen persönlichen Ansicht bleibt ein gutes Buch auch nach einer Übersetzung ein gutes Buch.
Dagegen sehe es ich es in der Tat als problematisch an, wenn Literatur aus einer ganz fremden Sprachwelt wie z.B. dem Chinesischen übersetzt wird. Da dürfte in der Tat die Übersetzung mit dem Original kaum noch etwas gemein haben. Ausser das die Geschichte korrekt wiedergegeben wird. Ich habe eine Zeitlang in China gearbeitet und auch Sprachkurse besucht. Ich halte es für ein Ding der Unmöglichkeit Literatur aus dem europäischen Sprachraum in das Chinesische zu übersetzen.
Zitat von conradich verstehe ihre Einstellung. Nur man sich verschliesst dabei vieler Leseerfahrungen.Ich weiss gar nicht wieviele Stunden vergügliche Lesestunden ich verpasst hätte, wenn ich nur Bücher in der Originalsprache gelesen hätte.
Bei mir kommt dazu, dass ich außer dem Englischen Fremdsprachen recht langsam lese. Mein letztes diesbezügliches Experiment war der "Graf von Monte Cristo" auf Französisch (ich bin bekennender Trivialliteraturleser). Das war richtig schön, aber ich habe Monate dafür gebraucht. Zum Glück wollte niemand anders diese wunderschöne Ausgabe von 1907 aus der Bibliothek ausleihen, mit Illustrationen von Gavarni: http://images.google.com/images?hl=de&cl...r-Suche&aq=f&oq=
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Es gibt auch Meisterwerke, die sogar wenn man die Landessprache gut beherrscht, für einen nicht Muttersprachler kaum zu verstehen sind.
Ich denke dabei, in meinen Augen, an einen der gössten französischen Romane, die im 20.Jahrhundert geschrieben wurden: "Reise ans Ende der Nacht" (Voyage au debut de la nuit) von Louis Ferdinand Celine. Gemäss den Literaturwissenschaftler benutzt dabei Celine sehr viel Argot, was vermutlich für einen Nichtfranzosen schwer zu verstehen ist.
Zitat von conradich verstehe ihre Einstellung. Nur man sich verschliesst dabei vieler Leseerfahrungen.Ich weiss gar nicht wieviele Stunden vergügliche Lesestunden ich verpasst hätte, wenn ich nur Bücher in der Originalsprache gelesen hätte. In meinem Fall wäre das neben der deutschen nur noch die englischsprachige Literatur gewesen.
Ja, das ist halt der Preis. Wobei ich nie soviel lesen konnte, wie ich wollte. Unser Haus steht voll Bücher, und ich habe ausgerechnet, daß ich es selbst unter der Annahme einer hohen Lebenserwartung nicht mehr schaffen kann, sie alle zu lesen. (Dennoch kann ich es nicht lassen; gestern ist wieder ein Bücherpaket angekommen ).
Also muß ich eh auswählen, und da ist bei Belletristik die Sprache eben ein Kriterium.
Daß ich das so skurril bin, geht auf drei Erlebnisse zurück:
Als Jugendlicher habe ich viel Dostojewski gelesen, so ungefähr alles von ihm. Mich hat das Philosophische interessiert, teils auch die Personen wie der Fürst Myschkin, der "Idiot". Aber ich bin nie mit diesen Büchern "warm" geworden. Und irgendwann wurde mir klar, daß das an der fremden Sprache liegt. Die Sprache paßte nicht zum Erzählten; es kamen Ausdrücke vor wie "die Unsrigen", die man so im Deutschen nicht verwenden würde. Vor Jahrzehnten habe ich mir dann eine Dostojewski-Ausgabe gekauft und bestätigt gefunden, daß ich sprachlich mit der Übersetzung nichts anfangen konnte. Sie ist vermutlich gut, aber nicht Fisch, nicht Fleisch.
Dann habe ich mich während meines Studiums mal mit Rilkes Übersetzungen der Gedichte von Paul Valéry befaßt; speziell dem Cimetière Marin. Mit dem Ergebnis, daß natürlich bei Lyrik keine Übersetzung möglich ist; erweitert aber, daß jede gute Übersetzung nur eine Nachdichtung sein kann.
Das Dritte war in den siebziger Jahren, als Uwe Nettelbeck in seiner Privatzeitschrift "Die Republik" sich den Spaß gemacht hat, sämtliche deutsche Übersetzungen des berühmten ersten Absatzes der "Madame Bovary" zusammenzustellen. Ich habe damals gründlich zu prüfen versucht, welche denn das Orignal trifft - und von ungefähr einem Dutzend war es keine einzige.
Zitat von conrad Aber auch dieses Ergebnis kann bei einer guten Übersetzung durchaus lesenswert sein. Nach meiner unmassgeblichen persönlichen Ansicht bleibt ein gutes Buch auch nach einer Übersetzung ein gutes Buch.
Ich würde sagen, es gibt dann zwei gute Bücher. Es ist durchaus genußvoll, die Arbeiten zB des englischen Übersetzers von Arno Schmidt John E. Woods zu lesen. Aber es sind eben Nachdichtungen. So wie - das große Beispiel - Schlegel und Tieck Shakespeare nachgedichtet haben, nicht übersetzt.
Zitat von conradDagegen sehe es ich es in der Tat als problematisch an, wenn Literatur aus einer ganz fremden Sprachwelt wie z.B. dem Chinesischen übersetzt wird. Da dürfte in der Tat die Übersetzung mit dem Original kaum noch etwas gemein haben. Ausser das die Geschichte korrekt wiedergegeben wird. Ich habe eine Zeitlang in China gearbeitet und auch Sprachkurse besucht. Ich halte es für ein Ding der Unmöglichkeit Literatur aus dem europäischen Sprachraum in das Chinesische zu übersetzen.
Und vermutlich umgekehrt. In der erwähnten Büchersendung waren auch die Werke von Konfuzius, chinesisch-deutsch.
Aber die habe ich mir nur bestellt, um überhaupt eine Ahnung davon zu bekommen, worüber der Mann geschrieben hat. Mich interessiert u.a., ob es Ähnlichkeiten mit Philosophen wie Seneca gibt.
genauso ist es. Und um bei Ihrem Beispiel mit den Schwarzweissfotos zu bleiben. Es gibt Schwarzweissfotos, die deutlich mehr künstlerischen Inhalt haben, als viele Farbfotos.
Aber natürlich haben Sie Recht, es gibt einfach zu viele gute und interessante Bücher, und nicht nur in der Belletristik. Ein Menschenleben ist zu kurz, um auch nur die Wichtigsten zu lesen.
Zitat von ZettelIn der erwähnten Büchersendung waren auch die Werke von Konfuzius, chinesisch-deutsch.
... Mich interessiert u.a., ob es Ähnlichkeiten mit Philosophen wie Seneca gibt.
Und?
Seneca steht in meinem Noch-zu-Lesen-Regal (aber einen Haufen habe ich sogar hinbekommen, auch Lateinisch-Deutsch). Konfuzius habe ich in meiner wilden Jugend auf Deutsch gelesen.
Mein Eindruck: ein himmelweiter Unterschied. Man kann Seneca auch als Robinson Crusoe auf der Insel lesen und "anwenden". Konfuzius nicht.
Aber Ihre Einschätzung würde mich interessieren.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von AbrahamIst es denkbar, dass in den neun Jahren, in denen das Buch nun auf dem Markt ist, eine so skandalöse Äußerung niemandem aufgefallen ist, die ein vernichtend schlechtes Licht auf den vermeintlichen Kämpfer für die "Unterdrückten" werfen würde?
Ja, denkbar ist das, lieber Abraham. Solange wir den Text des Buchs nicht vorliegen haben, können wir mehr nicht sagen. Ich habe das Buch antiquarisch bestellt; allerdings wird in Deutschland nur die deutsche Übersetzung angeboten. (Für 8 Euro habe ich es bestellt; die US-Ausgabe wird international für bis zu über 100 Dollar angeboten!). Wenn ich es gelesen habe, melde ich mich noch einmal.
Jetzt habe ich es gelesen. Sie hatten Recht, lieber Abraham. Das Zitat findet sich nicht in dem Buch; jedenfalls nicht in der deutschen Ausgabe.
Das Buch läßt auch keinen Rassismus von Guevara erkennen. Es ist allerdings nicht das Tagebuch selbst, sondern ein Ms von Guevara, bei dessen Abfassung er sich auf das Tagebuch stützte; gelegentlich zitiert er Passagen daraus.
Die Lektüre war interessant; und zwar unter verschiedenen Aspekten:
-- Guevara und seine cubanischen Kämpfer hielten sich natürlich illegal im Congo auf, aber mit Duldung und teilweise Unterstützung der Regierung von Tansania. Sie waren von Tansania aus über den Tanganyikasee mit sowjetischen Booten in den Kongo gelangt und entfernten sich nie weit von dem See, so daß sie immer eine Rückzugsmöglichkeit hatten. In Tansania regierte damals übrigens Julius Nyerere, der bei uns eine ausgesprochen gute Presse hatte. Er war von Beruf Lehrer, gab sich auch immer so und galt als ein besonders sanfter afrikanischer Regierungschef, der sein Volk vorsichtig zu erziehen versuche.
-- Im Nachwort geht Guevara auf die Gründe für das Scheitern seines Auftrags ein - man wurde vernichtend geschlagen und flüchtete über den Tanganyikasee zurück - und erwähnt u.a., daß die Bauern im Ostkongo überhaupt keinen Grund hatten, mit ihrer Lage unzufrieden zu sein: Sie lebten, so schreibt er, in einer Art Urkommunismus, ohne privaten Landbesitz. Dank der niedrigen Bevölkerungsdichte und des fruchtbaren Bodens konnte jeder anbauen, soviel er wollte, und es gab reichlich Nahrung. Vom Überschuß konnte man sich die benötigten Waren kaufen.
-- Wieso also erhielt die Guerrilla von Mulele, Gizenga und wie sie alle hießen (auch ein Kabila war schon dabei, der Vater des jetzigen kongolesischen Politikers) überhaupt Zulauf? Weil den jungen Männern Abenteuer, eine schöne Uniform, Waffen und damit Macht versprochen wurden. Guevara schreibt das auch ganz offen. Wenn es aber ans Kämpfen ging, dann flohen die meisten. Guevara erzählt u.a. die Geschichte von einem Trupp, der eine feindliche Stellung angreifen sollte und das Hasenpanier ergriff, als man eine Zigarettenschachtel auf der Straße entdeckte, die auf die Anwesenheit weißer Söldner hindeutete.
-- Die Cubaner machten gar nicht erst den Versuch, so etwas wie eine politische Schulung dieser "Revolutionäre" zu veranstalten, die an Geister glaubten und an die schon erwähnte Dawa, die sie kugelfest machen sollte. Auch der Versuch, sie militärisch auszubilden, scheiterte. Die wenigen, die überhaupt militärische Erfahrungen hatten, waren in der belgischen Armee gewesen.
Ein "General" der Guerilleros war Unteroffizier gewesen und suchte Guevara dadurch zu beeindrucken, daß er sich einen Motorradhelm aufsetzte, ein Leopardenfell darüberlegte und seine Kämpfer wie auf dem Kaserenenhof exerzieren ließ. Ein anderer General hatte einen Marsch als Leutnant begonnen, und mit jeder Stadt, durch die man kam, erhöhte er seinen Rang um eine Stufe. Guevara merkt sarkastisch an, daß der Marsch zum Glück in der Stadt XYZ endete - sonst wäre gar kein Rang mehr übrig gewesen, den er sich noch hätte zulegen können.
-- Die rund hundert Cubaner, die Guevara befehligte, waren mehr oder weniger freiwillig mitgekommen. Viele wollten bald zurück, und Guevara verhinderte das auf die eine oder andere Art.
Ich habe mich damals, lieber Abraham, gefragt, wie vielleicht tausend weiße Söldner (berühmt waren damals "Kongo-Müller", Mike Hoare und Bob Denard) den Aufstand in diesem riesigen Gebiet Ostkongo niederschlagen konnten. Jetzt weiß ich es: Es war gar kein Aufstand. Es war der Versuch der UdSSR, von China und Cuba, mit allen Mitteln Afrikaner in einen Bürgerkrieg zu treiben, die das gar nicht wollten.
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