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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 38 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.04.2009 12:24
Rassismus in Cuba Antworten

Daß eine Delegation amerikanischer Parlamentarier Cuba besuchte, konnte man in den letzten Tagen lesen. Aber es war keine Delegation des Kongresses, sondern es waren sechs schwarze Abgeordnete des Black Caucus.

Ausgerechnet diese haben sich zum Teil enthusiastisch über Castro geäußert. Daß Cuba einer der schlimmsten rassistischen Staaten der Welt ist, ist ihnen offenbar unbekannt.

Nein, natürlich nicht. Denn sie sind nicht nur Schwarze, sondern auch - jedenfalls zum Teil - extreme Linke. Also Sympthisanten des kommunistischen Cuba.

Mehr in dem Artikel.

conrad Offline



Beiträge: 89

09.04.2009 17:25
#2 RE: Rassismus in Cuba Antworten

In Cuba ist es halt so, wie in allen kommunistischen Staaten, dass die vergleichsweise kleine Gruppe der Angehörigen der Nomenklatura, bei weitem besser lebt, als der Rest der Bevölkerung. Und dazu Privilegien hat, von denen die Anderen nur träumen können. Soviel zur Gleichheit in kommunistischen Staaten.

Was mich immer wieder irritiert und erstaunt, dass die Anhänger dieser Ideologie dies nicht merken bzw. nicht merken wollen. Oder gehen sie davon aus, dass auch sie nach dem Sieg Revolution zu dieser privilegierten Schicht gehören werden?

Was die "...überwiegend schwarzen Bevölkerung..." angeht, so hatte ich bei meinen Cuba-Besuch vor ein paar Jahren nicht diesen Eindruck. Die meisten Cubaner scheinen Mulatten zu sein, ich bin mir jetzt nicht sicher ob man dieses Wort noch benutzen darf , während überwiegend Schwarze eher selten zu sehen waren. Aber ich habe natürlich keine Untersuchungen dieses Sachverhalts betrieben, und gebe nur meinen persönlichen Eindruck wieder, der natürlich falsch sein kann.






Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.04.2009 18:17
#3 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von conrad
In Cuba ist es halt so, wie in allen kommunistischen Staaten, dass die vergleichsweise kleine Gruppe der Angehörigen der Nomenklatura, bei weitem besser lebt, als der Rest der Bevölkerung. Und dazu Privilegien hat, von denen die Anderen nur träumen können. Soviel zur Gleichheit in kommunistischen Staaten.

Was mich immer wieder irritiert und erstaunt, dass die Anhänger dieser Ideologie dies nicht merken bzw. nicht merken wollen. Oder gehen sie davon aus, dass auch sie nach dem Sieg Revolution zu dieser privilegierten Schicht gehören werden?

Tja, das ist die Frage. Die meisten sagen, daß das alles halt nicht der wahre Sozialismus sei. Und dann folgen die üblichen Argumente, warum leider hier und da und dort nicht der richtige, der eigentliche Sozialismus gelungen sei - in der UdSSR wegen der Person Stalin, in China wegen der Feindschaft der USA, in Indochina dito usw. In Cuba natürlich wegen des Boykotts der USA. (Für dessen Aufhebung ich bin, damit diese Ausrede entfällt).

Daß jeder Sozialismus sich so entwickeln muß, weil man Gleichheit immer nur mit Gewalt aufrechterhalten kann und weil mit der Überführung der Produktionsmittel in Staatseigentum zwangsläufig der Staat allmächtig wird - das wollen sie nicht wahrhaben und träumen von einem Sozialismus, in dem alle freiwillig gleich sind und in dem irgendwie ein "Gemeineigentum" existiert, das aber kein Staatseigentum sei soll.
Zitat von conrad
Was die "...überwiegend schwarzen Bevölkerung..." angeht, so hatte ich bei meinen Cuba-Besuch vor ein paar Jahren nicht diesen Eindruck. Die meisten Cubaner scheinen Mulatten zu sein, ich bin mir jetzt nicht sicher ob man dieses Wort noch benutzen darf , während überwiegend Schwarze eher selten zu sehen waren. Aber ich habe natürlich keine Untersuchungen dieses Sachverhalts betrieben, und gebe nur meinen persönlichen Eindruck wieder, der natürlich falsch sein kann.

Ja, das ist wohl in allen Ländern Lateinamerikas so, in denen es einmal schwarze Sklaven gab; Weiße und Schwarze vermischen sich allmählich.

In Brasilien soll - ich habe das mal gelesen, aber fragen Sie mich nicht nach der Quelle - das Spektrum von ganz schwarz bis ganz weiß in Form eines Ziffernblatts gefaßt werden. Wenn jemand also einen bestimmten Braunton hat, dann sagt man: Er ist drei; oder er ist zehn. Ganz praktisch.

Aus dieser weitgehenden Vermischung erklärt sich wohl auch, daß im Fall Cuba die Angaben zum Prozentsatz der schwarzen Bevölkerung sehr differieren. Ich habe die Zahl von 20 bis 35 Prozent Weißen der Wikipedia entnommen: dort steht aber auch, daß laut Angaben des Regimes 65 Prozent Weiße seien. Vermutlich werden also die Mulatten unterschiedlich zugeordnet. ("Mulatto" steht in der Wikipedia; also gehen wir, lieber Conrad, mal davon aus, daß das noch nicht verboten ist ).

Herzlich, Zettel

PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

09.04.2009 18:48
#4 RE: Rassismus in Cuba Antworten
In Antwort auf:

Was mich immer wieder irritiert und erstaunt, dass die Anhänger dieser Ideologie dies nicht merken bzw. nicht merken wollen. Oder gehen sie davon aus, dass auch sie nach dem Sieg Revolution zu dieser privilegierten Schicht gehören werden?


das halte ich nicht für abwegig. Insbesondere wenn man bedenkt, daß der harte Kern der Linken, (früher) auch der Rechten, aus Absolventen irgendwelcher sozial- und geisteswissenschaftlicher Studiengänge besteht, die aufgrund fehlender marktgerechter Qualifikation mit einer Position in Politik und Medien die einzigen Chancen einer "standesgemässen" Existenz verbinden. Nicht wenigen der neuen Propheten gelang es, in manchen Fällen auch ohne Habilitation, zum ordentlichen Professor hoch gehickelt zu werden. Bereits Ende der 1960er und zunehmend im Verlauf der 1970er waren bereits nicht wenige Leerstühle insbesondere, sozial- und geisteswissenschaftlicher Fakultäten, an Extremisten vergeben worden, die nicht einmal das kleine Einmaleins ihrer Disziplin beherrschen.

Es ist noch nicht einmal unbedingt ihr eigenes Verdienst, denn der seltsam unkapitalistische Kapitalismus hat nun einmal die Eigenschaft Opponenten durch friedliche Umarmung, verbunden mit Posten und Pöstchen und nicht selten auch fürstlichem Salär zu befrieden, wenn er es im Sinne der Stabilisierung des Systems für nötig hält. Je lauter sie schreien desto wahrscheinlicher wird es, daß Staat und Politik ihnen die Hände reichen, um sie an den Futtertröge der Nation zu führen. Im Kontext der deutschen Einheit sehen wir den Mechanismus in einem nahezu gigantischen Kontext wirken. Das alles kostet den Steuerzahlern allerdings ziemlich viel Geld und wie Wahlen und Zusammensetzungen von Redaktionen und Parlamenten zeigen, auch noch etwas mehr als Geld.

Für viele Anhänger dieser Ideologie gilt also, daß sie gar nicht auf den Sieg der Revolution warten müssen, um zur privilegierten Schicht zu gehören: Der "Sieg der Revolution" in Gestalt von Privilegien und hochdotierten Jobs findet bereits im Kapitalismus statt!


Ende der 1960er und zunehmend im Verlauf der frühen 1970er übernahmen Staat und Politik aus Gründen politischer Stabilisierung des Aufruhrs die Aufgabe einige der Revoluzzer mit privilegierten Jobs befriedend in das System einzubinden. Spätankömmlinge waren dann Dissidenten wie Fischer&Co in den späten 1970ern und insbesondere den 1980ern. In dem Masse, wie der Impuls der Studentenbewegung abnahm, erwuchs die Aufgane die hochdotierten Jobs selber zu erfinden. In diesem Sinne verweisen wir auf weitere Details der Eigenart des Kapitalismus, seine eigenen Henker selbst zu züchten, auf Roland Baader:

In Antwort auf:
Genau besehen sind die Industriestaaten ­ vermittels ihres Bildungssozialismus ­ dabei, massenhaft die Schlangenbrut heranzuzüchten, die sie selbst zerstören wird. Wo soll sie denn hin, die Hunderttausendschaft an Akademikern, ob gescheitert oder diplomiert, die im staatlichen Bildungswesen auf Kosten der Steuerzahler mit Kenntnissen ausgestattet wird, die im praktischen Leben gar nicht oder nur vereinzelt gebraucht werden: die Philosophen und Soziologen, die Psychologen und Ethnologen, die Politologen und Historiker, die Anthropologen und Literaturwissenschaftler? Sie müssen sich ihre Jobs ­ und zwar möglichst hochdotierte, ihrem Selbstverständnis als Akademiker «angemessen» honorierte Jobs ­ selber erfinden und schaffen. Und das tun sie in geradezu idealer Weise, indem sie «edle» Organisationen gründen und massenweise besetzen, Organisationen, die angeblich unverzichtbar sind, um alle möglichen und unmöglichen apokalyptischen Reiter von der Menschheit abzuhalten, um scheinbar die Bürde der Armen und Unterdrückten der Erde zu erleichtern, und um vorgeblich die Schöpfung vor der Bestie Mensch zu schützen. Wer könnte es wagen, diesen messianischen Engeln mit niederer, ja «weltverbrecherischer» Gesinnung entgegenzutreten und sie zu beurteilen als das, was sie sind, nämlich so überflüssig wie ein Kropf und so parasitär wie eine Mistel, die ihren Wirtsbaum aussaugt und letztlich zerstört. Die «political correctness» ist nicht zuletzt deshalb erfunden worden, um dieses Wagnis zu verhindern.

http://www.schweizerzeit.ch/2201/ngo.htm
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.04.2009 19:42
#5 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von PeterCoyote
Nicht wenigen der neuen Propheten gelang es, in manchen Fällen auch ohne Habilitation, zum ordentlichen Professor hoch gehickelt zu werden.



Haben Sie, lieber PeterCoyote, dieses Verbum "hochhickeln" erfunden, oder gab es das schon?

Ansonsten stimme ich Ihrer Analyse zu. Es handelt sich freilich nicht um ein neues Phänomen. Intellektuelle haben spätestens seit der Herrschaft der Priester im alten Ägypten Wege gefunden, ihre geringe Begabung, was das Geschäftliche und das Kriegerische angeht, dadurch zu kompensieren, daß sie sich als Sinnlieferanten unentbehrlich machen.

Auch das Prophezeien von Unheil gehört zum Standard; siehe die Propheten das Alten Testaments.

Herzlich, Zettel

conrad Offline



Beiträge: 89

09.04.2009 21:12
#6 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Noch ein kurzer Beitrag zum Thema Nomenklatura im Kommunismus. Was mir in den 80ern geholfen hat, das kommunistische System zu verstehen, war das Buch "Nomenklatura" von Michael S. Voslensky. Ich weiss nicht ob es noch erhältlich ist. Ich wusste schon damals, dass mit dem Kommunismus grundsätzlich irgend etwas nicht stimmt, und er nie funktionieren kann und wird. Ich will das jetzt hier nicht weiter ausweiten, da ich davon ausgehe, dass allen die hier schreiben und lesen diese Fakten bekannt sind.

Aber das dieses Systen so bodenlos kaputt war, habe ich mir bis dahin nicht wirklich vorstellen können.

Abraham Offline



Beiträge: 174

09.04.2009 21:39
#7 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Lieber Zettel,

ich halte vom kubanischen Regime ebensowenig wie Sie. Aber wenn man Zitate in der Diskussion mit Andersdenkenden wirkungsvoll einsetzen will, braucht man hieb- und stichfeste Belege für deren Authentizität. Ich werde keinen Guevara-Verehrer davon überzeugen können, dass sich "Che" tatsächlich so abfällig über "die Neger" geäußert hat, wenn ich nur darauf verweisen kann, dass Humberto Fontova ihn so zitiert hat. Wenn Sie einen überzeugenden Beleg haben, bitte ich Sie darum, ihn mir anzugeben. Wenn nicht, wäre es vielleicht besser gewesen, auf dieses Zitat zu verzichten.

Beste Grüße,

Abraham

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.04.2009 23:43
#8 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von Abraham
Ich werde keinen Guevara-Verehrer davon überzeugen können, dass sich "Che" tatsächlich so abfällig über "die Neger" geäußert hat, wenn ich nur darauf verweisen kann, dass Humberto Fontova ihn so zitiert hat. Wenn Sie einen überzeugenden Beleg haben, bitte ich Sie darum, ihn mir anzugeben. Wenn nicht, wäre es vielleicht besser gewesen, auf dieses Zitat zu verzichten.

Lieber Abraham, Ihre Kritik hat mich veranlaßt, nach der Quelle des Zitats zu suchen. Leider muß ich Ihnen Recht geben, daß die Quellenlage unbefriedigend ist.

Fontovas offensichtliche Quelle ist ein Artikel von Justin Stamm in der Epoch Times vom 4. Januar 2009.

Die beiden bei Fontova durch "..." getrennten Teile stammen aus verschiedenen dort zitierten Äußerungen Guevaras. Die erste tat er laut Stamm im Jahr 1965, nachdem er in Afrika Aufstände zu organisieren versucht hatte. Das Zitat lautet bei Stamm vollständig:
Zitat von Guevara
"The blacks, those magnificent examples of the African race who have conserved their racial purity by a lack of affinity with washing, have seen their patch invaded by a different kind of slave: The Portuguese ... the black is indolent and fanciful, he spends his money on frivolity and drink; the European comes from a tradition of working and saving which follows him to this corner of America and drives him to get ahead."

Die Quelle für das Zitat gibt Stamm nicht an.

Das zweite Zitat stammt laut Stamm aus einem Interview mit dem Radiomoderator Louis Pons:
Zitat von Guevara
"We’re going to do for blacks exactly what blacks did for the revolution. By which I mean: nothing."

Beide Quellen konnte ich leider nicht verifizieren.

In jedem Fall hat Fontova ungenau zitiert; sein Zitat lautet:
Zitat von Guevara laut Fontova
The Negro is indolent and spends his money on frivolities, whereas the European is forward- looking, organized and intelligent... We're going to do for blacks exactly what blacks did for the Cuban revolution. By which I mean: NOTHING!

Das entspricht zwar sinngemäß dem, was Stamm zitiert; aber Fontova präsentiert es zu Unrecht als wörtliches Zitat.

Ich habe deshalb die Passage aus meinem Artikel genommen und bedanke mich für Ihre Kritik!

Herzlich, Zettel

conrad Offline



Beiträge: 89

11.04.2009 18:19
#9 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Che Guevara war, bevor er nach Bolivien ging, in Sachen Weltrevolution auch eine Zeitlang in Zentralafrika. Er hat dort übrigens den späteren Präsidenten Kongos Kabila kennengelernt. Über diese Zeit hat er ein Tagebuch geführt: "Der afrikanische Traum: Das wiedergefundene Tagebuch vom revolutionären Kampf im Kongo".

http://www.amazon.de/afrikanische-Traum-..._pr_product_top

Ich weiss nicht ob jemand dieses Buch hat bzw. gelesen hat. Dort müsste an sich seine Einstellung zu den Afrikanern zu erkennen sein.


Gorgasal Online




Beiträge: 4.095

11.04.2009 18:31
#10 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von conrad
Dort müsste an sich seine Einstellung zu den Afrikanern zu erkennen sein.

Naja, Papier ist geduldig. Ich habe mit großem Vergnügen Reagans Tagebuch aus seiner Zeit als Präsident gelesen, aber er hat das offensichtlich im Hinblick auf die Veröffentlichung hin geschrieben. Bei Guevara würde ich auch eher historisch-kritisch herangehen.

--
Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009

john j Offline




Beiträge: 591

11.04.2009 19:57
#11 RE: Rassismus in Cuba Antworten

"Papier ist geduldig."

Vor allem wenn es sich um den Unsinn den Fontova und andere Exilkubaner regelmaessig ueber Cuba verbreiten. Schauen wir halt mal nach Brasilien - wo sind da die Schwarzen in Leitungspositionen? Oder Indios in Leitungspositionen in Chile, Mexico oder Argentinien? Abgesehen davon dass mit Juan Almeida, Esteban Lazo und Pedro Roz immerhin schon mal 3 Schwarze in hohen Positionen in Cuba vetreten sind oder waren. Mehr brachten auch die USA bis zur Wahl Obama nicht zusammen. Und was Leute mit hispanischer Abstammung in Leitungspositionen in den USA betrifft sieht es noch schlechter aus. Ausserdem koennte man ja auch fragen warum in der BRD keine Deutschen tuerkischer Abstammung in hohen Aemtern sind und daraus schliessees dass es sich bei der BRD um ein rassistisches Land handeln muss.

"Schlaechter", "Kriegstreiber" - zu welchem Krieg hat Castro denn "getrieben"? Und in Angola waren regulaeere cubanische Truppen im Einsatz (Soeldner setzten dagegen bspw die USA im Irak ein, siehe Blackwater) und sie waren von der dortigne Regierung ins Land gerufen worden und zogen auch nach Ende des Einsatzes wieder ab. Im Gegensatz zu manch anderen Expeditionstruppen in der juengeren Vergangenheit. Und "Schlaechter" noch dazu einer der grossen des Jhdts? Ohne Castro's Taten zu beschoenigen, aber da fallen mir zu dem Begriff schon ein paar andere Namen ein. Unter anderem ein paar aus Deutschland.

Cuba ist kein Paradies, aber von einer finsteren, blutruenstigen Tyrannei kann ebenfalls keine Rede sein.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.04.2009 23:05
#12 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von conrad
Che Guevara war, bevor er nach Bolivien ging, in Sachen Weltrevolution auch eine Zeitlang in Zentralafrika. Er hat dort übrigens den späteren Präsidenten Kongos Kabila kennengelernt. Über diese Zeit hat er ein Tagebuch geführt: "Der afrikanische Traum: Das wiedergefundene Tagebuch vom revolutionären Kampf im Kongo".
http://www.amazon.de/afrikanische-Traum-..._pr_product_top
Ich weiss nicht ob jemand dieses Buch hat bzw. gelesen hat. Dort müsste an sich seine Einstellung zu den Afrikanern zu erkennen sein.

Vielen Dank für diesen Hinweis! Ich habe ein wenig gegoogelt und bin auf diese Rezension in Reason gestoßen. Auch dort wird Guevara als Rassist bezeichnet. Gut möglich, daß das Zitat über die Neger aus diesem Buch stammt.

Es war offenbar nur ein Tagebuch, nicht zur Veröffentlichung bestimmt, und wurde erst vor wenigen Jahren von Castro freigegeben. Die Rezensentin mutmaßt, um den Ruhm Guevaras zu mindern und damit den Castros in umso hellerem Licht erstrahlen zu lassen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.04.2009 00:23
#13 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von john j
"Papier ist geduldig." Vor allem wenn es sich um den Unsinn den Fontova und andere Exilkubaner regelmaessig ueber Cuba verbreiten.

Ich lese, lieber John, die Artikel Humberto Fontovas im American Thinker seit längerem und kann nicht bestätigen, daß sie Unsinn enthalten. Sie sind im Gegenteil informativ, wenn auch polemisch geschrieben.
Zitat von john j
Schauen wir halt mal nach Brasilien - wo sind da die Schwarzen in Leitungspositionen? Oder Indios in Leitungspositionen in Chile, Mexico oder Argentinien? Abgesehen davon dass mit Juan Almeida, Esteban Lazo und Pedro Roz immerhin schon mal 3 Schwarze in hohen Positionen in Cuba vetreten sind oder waren. Mehr brachten auch die USA bis zur Wahl Obama nicht zusammen.

Ich habe mich in diesem Punkt auf den Artikel Racism in Cuba der Wikipedia gestützt. Wie es mit dem Rassismus in den von Ihnen genannten Ländern steht, kann ich nicht beurteilen. Sie haben, anders als Cuba, jedenfalls nicht den Anspruch, eine kommunistische, also egalitäre Gesellschaft aufzubauen.
Zitat von john j
"Schlaechter", "Kriegstreiber" - zu welchem Krieg hat Castro denn "getrieben"?

Er hat die Bürgerkriege im Kongo, in Angola, in Äthiopien, in Namibia angeheizt, indem er Truppen dorthin schickte. Insgesamt hat Cuba in 17 afrikanischen Ländern militärisch interveniert; mit rund 65.000 Soldaten.

Hätten die USA auch nur annähernd in diesem Umfang in Afrika interveniert, dann stände das in jedem Geschichtsbuch, und es würde so negativ beurteilt wie der Vietnam-Krieg. Cuba aber konnte sich diese Kriegstreiberei leisten, weil es auf der "richtigen" Seite, nämlich der kommunistischen, intervenierte. Zum Glück letztlich ohne Erfolg. Die kommunistischen Regimes in Angola, Mozambique, Äthiopien, die ihren Ländern nichts als Krieg und Armut gebracht haben, sind Vergangenheit. Mugabe hat sich gehalten, der letzte dieser kommunistischen Diktatoren in Afrika.
Zitat von john j
Und in Angola waren regulaeere cubanische Truppen im Einsatz (Soeldner setzten dagegen bspw die USA im Irak ein, siehe Blackwater) und sie waren von der dortigne Regierung ins Land gerufen worden und zogen auch nach Ende des Einsatzes wieder ab.

Das ist nicht ganz richtig. Die Portugiesen übergaben die Regierung an eine Koalitionsregierung aus den drei Gruppen MPLA, FNLA und UNITA. Zwischen diesen brachen alsbald Kämpfe aus, und die kommunistische MPLA rief Cuba zur Hilfe. Cuba kam also nicht einer gewählten Regierung zur Hilfe, sondern es griff in einen Bürgerkrieg ein.

Was "Söldner" angeht, lieber John, haben Sie Recht. Ich habe mir mit dem Begriff a bisserl Polemik geleistet. Denn "Söldner" ist ja nicht nur ein technischer Begriff, sondern er wird auch in herabsetzender Absicht für Soldaten allgemein verwendet. Was formal auch richtig ist, denn sie beziehen Sold.
Zitat von john j
Und "Schlaechter" noch dazu einer der grossen des Jhdts?

Ja. Castro hat eben nicht nur diese Kriege in Afrika geschürt und damit eine militärisch-aggressive Politik betrieben wie wenige andere im Zwanzigsten Jahrhundert, sondern er hat auch im eigenen Land in einem Maß morden lassen wie eben nur die großen Schlächter des Jahrhunderts.

Nach ihrem Sieg richteten die Barbudos ein regelrechtes Blutbad an, dem Tausende zum Opfer fielen (die genauen Zahlen werden wohl nie zu ermitteln sein). Hier sind einige Fotos, die solche Exekutionen zeigen; auf einem ist - noch in der Sierra Maestra - der heutige Präsident Raúl Castro zu sehen, wie er einem zum Tode Verurteilten die Augen verbindet.

Lieber John, ja, ich schildere das drastisch, vielleicht zu drastisch. Ich tue das bewußt, weil ich diese Verehrung des Massenmörders Castro, wie sie auch bei dem Besuch der Delegation des Black Causus zum Ausdruck kam, widerlich finde. Da sollte man schon gegenhalten.

Herzlich, Zettel

Abraham Offline



Beiträge: 174

12.04.2009 14:03
#14 RE: Rassismus in Cuba Antworten

"Gut möglich, daß das Zitat über die Neger aus diesem Buch stammt."

Wirklich, lieber Zettel? Können Sie sich vorstellen, dass die Rezensentin darauf verzichtet hätte, eine solche ganz eindeutig rassistische Äußerung Guevaras ausdrücklich zu erwähnen, wenn sie wirklich in dem Tagebuch zu finden wäre? Übrigens ist das Tagebuch schon im April 2000 auf Deutsch erschienen. Beim Amazon-Angebot findet man in sieben Leser-Rezensionen nicht den kleinsten Hinweis auf eine solche Ansicht "Ches". Ist es denkbar, dass in den neun Jahren, in denen das Buch nun auf dem Markt ist, eine so skandalöse Äußerung niemandem aufgefallen ist, die ein vernichtend schlechtes Licht auf den vermeintlichen Kämpfer für die "Unterdrückten" werfen würde?

Grüße,

Abraham

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.04.2009 14:32
#15 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von Abraham
Ist es denkbar, dass in den neun Jahren, in denen das Buch nun auf dem Markt ist, eine so skandalöse Äußerung niemandem aufgefallen ist, die ein vernichtend schlechtes Licht auf den vermeintlichen Kämpfer für die "Unterdrückten" werfen würde?

Ja, denkbar ist das, lieber Abraham. Solange wir den Text des Buchs nicht vorliegen haben, können wir mehr nicht sagen.

Ich habe das Buch antiquarisch bestellt; allerdings wird in Deutschland nur die deutsche Übersetzung angeboten. (Für 8 Euro habe ich es bestellt; die US-Ausgabe wird international für bis zu über 100 Dollar angeboten!).

Wenn ich es gelesen habe, melde ich mich noch einmal.

Herzlich, Zettel

conrad Offline



Beiträge: 89

12.04.2009 20:28
#16 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Für mich entsteht immer mehr der Eindruck, dass es in der westlichen Welt nur noch zwei Tabus gibt:

1. Sex mit Kindern (Kinderpornografie)

2. Rassismus

Zu 1. möchte ich mich nicht äussern, das wäre dann doch zu ot.

Zu 2. Nach meiner (imho) nichtmassgebenden Meinung ist es doch wirklich so, dass nun nicht alle Menschen gleich sind. Ich weiss dies ist eine extrem nicht pc Ansicht. Auch innerhalb gleicher Ethnien gibt es Unterschiede der Lernfähigkeit und der Intelligenz. Das gilt natürlich auch für ethnisch unterschiedliche Gruppen. Was ist denn so schlimm daran, wenn man sagt, die A*** sind faul, und die D*** sind fleissig.
Ich weiss, das sind Vorurteile. Aber so ist der Mensch nun einmal.

Es gibt Vorurteile, und wird sie immer geben. Aber zwischen der der Ansicht, dass die B*** nett, und die C*** unfreundlich sind, und dem Aufruf sie deshalb umzubringen, liegen wohl Welten.

Es wird wohl nie der Fall sein, dass ein Japaner Schwergewichtsmeister im Boxen wird oder der beste Basketballspieler. Übrigens ich mag Japaner.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.04.2009 10:56
#17 Vorurteile Antworten

Zitat von conrad
Zu 2. Nach meiner (imho) nichtmassgebenden Meinung ist es doch wirklich so, dass nun nicht alle Menschen gleich sind. Ich weiss dies ist eine extrem nicht pc Ansicht.

Es ist, lieber Conrad, die schlicht wissenschaftliche Wahrheit. Nur Ideologen können angesichts der heutigen Forschungslage die Meinung vertreten, der Mensch sei eine Tabula Rasa, und wie er sich entwickle, hänge allein von der Umwelt ab.
Zitat von conrad
Auch innerhalb gleicher Ethnien gibt es Unterschiede der Lernfähigkeit und der Intelligenz. Das gilt natürlich auch für ethnisch unterschiedliche Gruppen. Was ist denn so schlimm daran, wenn man sagt, die A*** sind faul, und die D*** sind fleissig.

Daran ist aus meiner Sicht dreierlei schlimm.

Erstens weisen solche Stereotype den anderen Gruppen in der Regel schlechtere Eigenschaften zu als das Autostereotyp der eigenen ("Wir Franzosen sind kultiviert; ihr Deutschen seid rohe Gesellen". "Wir Deutschen sind ehrlich. Ihr Franzosen seid falsch" usw.).

Zweitens trifft das Stereotyp allenfalls für eine Mehrheit zu, aber nicht den Einzelnen. Dieser wird aber oft aufgrund des Stereotyps falsch wahrgenommen. Ich habe das im Ausland erlebt, wenn man an mir "typisch deutsche" Eigenschaften zu erkennen meinte, die ich zwar überhaupt nicht habe - aber als Deutscher hatte ich sie eben zu haben.

Und drittens stimmen die Stereotype ja häufig noch nicht mal für die Mehrheit. Die Amerikaner sind keine aggressiven Cowboys und religiöse Hinterwäldler, sondern in ihrer Mehrheit so links, daß sie Barack Obama gewählt haben. Wir Deutsche sind längst nicht mehr besonders pünktlich oder ordnungsliebend. Die Engländer sind nicht von viktorianischer Sittenstrenge, sondern in ihrer Mehrheit ganz schön lebenslustig. (Was nun also mein Stereotyp ist )
Zitat von conrad
Ich weiss, das sind Vorurteile. Aber so ist der Mensch nun einmal.

Ja, wir kommen ohne solche kognitiven Schemata nicht aus; wir müssen die Welt ja geordnet und kategoriisert kriegen. Was man tun kann, ist, seine eigenen Schemata kritisch zu betrachten.
Zitat von conrad
Es gibt Vorurteile, und wird sie immer geben. Aber zwischen der der Ansicht, dass die B*** nett, und die C*** unfreundlich sind, und dem Aufruf sie deshalb umzubringen, liegen wohl Welten.

Das stimmt zwar, lieber Conrad. Aber ein solcher Aufruf ist überhaupt erst möglich, wenn es ein negatives Stereotyp gibt. Der Haß vieler Araber auf "die Juden" gründet wesentlich in einer jahrzehntelangen Propaganda, die die Juden als ein arrogantes Herrenvolk hinstellt.

Herzlich, Zettel

john j Offline




Beiträge: 591

13.04.2009 14:58
#18 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Es sieht so aus als werden wir uns ueber Fontova genausowenig einigen konnen wie ueber Krauthammer.

"Sie haben, anders als Cuba, jedenfalls nicht den Anspruch, eine kommunistische, also egalitäre Gesellschaft aufzubauen."

Richtig, sie haben den Anspruch eine demokratische Gesellschaft aufzubauen. Und dennoch sieht es dort auf den ersten Blick, was angeblichen Rassismus betrifft, auch nicht besser aus als im finsteren Cuba.

"Er hat die Bürgerkriege im Kongo, in Angola, in Äthiopien, in Namibia angeheizt,..."

Naja, zusammen mit Suedafrika, den USA, der SU und anderen, wenn man es schon so sehen will. Ich halte die cubanische Intervention in Afrika nicht fuer besonders klug oder sympathisch, aber "anheizen" mussten die Cubaner dort nichts, der Buergerkrieg war schon in vollem Gang. Ironischerweise wurden die cubanischen Truppen bspw von den in Angola taetigen Oelfirmen (vor allem Chevron und Shell) als ordnendes Element im allgemeinen Chaos geschaetzt.

"Was formal auch richtig ist, denn sie beziehen Sold."

Sie sind viel zu gebildet um den Unterschied zwischen Soldat und Soeldner nicht zu kennen.

"Nach ihrem Sieg richteten die Barbudos ein regelrechtes Blutbad an,..."

Naja, sie sagen selber "(die genauen Zahlen werden wohl nie zu ermitteln sein)." - also vllt nicht ganz so freigiebig sein mit Begriffen wie "Blutbad" oder "Tausende". Ohne irgendetwas relativieren zu wollen, die "Barbudos" fuehrten nach ihren Sieg ihre ehemaligen Unterdruecker der Justiz zu, ihrer Vorstellung der Justiz jedenfalls, die man auch vor dem Hintergrund eines mehrjaehrigen Buergerkriegs sehen sollte. Das entschuldigt die oft willkuerlichen Todesurteile natuerlich in keinster Weise.

"Ich tue das bewußt, weil ich diese Verehrung des Massenmörders Castro, wie sie auch bei dem Besuch der Delegation des Black Causus zum Ausdruck kam, widerlich finde."

Nun ja, diese Members of Congress drueckten sich ein bisschen ueberschwaenglich aus. Ich denke auch sie haetten sich hier ein bisschen zurueckhalten sollen und koennen - aber von dort bis zu Cuba als schlimmen rassistischem Staat, komplett mit Schlaechter und Kriegstreiber an der Spitze, ist ein weiter Weg. Zumal man es schwarzen Amerikanern schon noch zugestehen sollte dass sie sich mit Rassismus und Diskriminierung ein wenig auskennen.





Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.04.2009 15:39
#19 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von john j
Es sieht so aus als werden wir uns ueber Fontova genausowenig einigen konnen wie ueber Krauthammer.

Ja, so sieht es aus, lieber John. Wobei mir Fontova reichlich wurscht ist, während ich Krauthammer für einen der schärfsten Analytiker im amerikanischen Journalismus halte.

Auch sonst sind wir, was ja auch schön und gut ist, halt verschiedener Meinung.

Let's leave it there. Ich werde auch weiter den Kommunismus in Cuba anprangern, der eine genauso schändliche Diktatur ist wie der Kommunismus überall und zu allen Zeiten. Und Sie, lieber John, werden - so hoffe ich es wenigstens - gegen mein Zelotentum auch weiter die relativierende Stimme der abwägenden Vernunft hören lassen.

Herzlich, Zettel

john j Offline




Beiträge: 591

13.04.2009 17:26
#20 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Well said.

Und ich hoffe sehr dass demnaechst der Kommunismus (oder was von ihm uebrig ist) in Cuba von einer demokratischen, rechtsstaatlichen und freiheitlichen Verfassung und Gesellschaft abgeloest wird.

conrad Offline



Beiträge: 89

14.04.2009 13:58
#21 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Es gibt zwei grosse Lügen, die von den Linken immer wieder über Cuba erzählt werden:

1. Den Cubanern ging es vor der Revolution sehr schlecht, deswegen war die Revolution so erfolgreich. Tatsache ist, dass noch in den 50ern viele Spanier speziell aus Galizien, woher übrigens auch die Eltern von Castro stammen, nach Cuba ausgewandert sind, weil sie sich in Cuba ein beseres Leben erhofften.

2. Vor der Revolution war Cuba ein einziges Bordell. Das ist mit Sicherheit die Beschreibung des Ist-Zustandes. Aber in den 50ern war das anders. Wobei ich nicht bestreiten will, dass auch damals Prostituion gegeben hat, aber nicht in dem Ausmass wie heute.

Ein guter Einblick in das Leben unter dem Sozialismus in Cuba, gibt die Autobiographie des cubanischen Autors Reinaldo Arenas "Bevor es Nacht wird". Allerdings nicht unbedingt ein Buch für prüde Leser.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.04.2009 14:54
#22 Batista und Castro Antworten

Zitat von conrad
Es gibt zwei grosse Lügen, die von den Linken immer wieder über Cuba erzählt werden:

1. Den Cubanern ging es vor der Revolution sehr schlecht, deswegen war die Revolution so erfolgreich. Tatsache ist, dass noch in den 50ern viele Spanier speziell aus Galizien, woher übrigens auch die Eltern von Castro stammen, nach Cuba ausgewandert sind, weil sie sich in Cuba ein beseres Leben erhofften.

2. Vor der Revolution war Cuba ein einziges Bordell. Das ist mit Sicherheit die Beschreibung des Ist-Zustandes. Aber in den 50ern war das anders. Wobei ich nicht bestreiten will, dass auch damals Prostituion gegeben hat, aber nicht in dem Ausmass wie heute.

Das mit den Spaniern hatte ich nicht gewußt; interessant.

Batista jedenfalls war keinesfalls schlimmer als andere lateinamerikanische Autokraten. Er war als linksdemokratischer Kandidat, aber mit Unterstützung der Kommunisten, 1940 gewählt worden und schuf damals eine demokratische Verfassung mit linken Komponenten wie einem Netz sozialer Sicherheit.

Nachdem er zurückgetreten war, putschte er sich 1952 zurück an die Macht. Danach war er ein vergleichsweise milder Diktator; an Brutalität nicht vergleichbar mit zum Beispield dem "Papa Doc" Duvalier in Haiti. Nur hatte er enge Verbindungen zu den USA, inclusive Mafia.

Das verletzte den Stolz der weißen, spanisch orientierten Oberschicht Cubas, der die Brüder Castro entstammen (Batista entstammte dem Proletariat und war Mulatte). Deren "Revolution" war viel mehr eine nationalistische als eine soziale. Als freilich die USA Castro abblitzen ließen und er um sein Regime fürchten mußte, wandelte sich Fidel Castro vom bürgerlichen Nationalisten zum Kommunisten und erwarb sich damit die Unterstützung der UdSSR, von der sein Regime bis Ende der achtziger Jahre abhing.

Das alles ist leider in Deutschland wenig bekannt; wie auch das, was Sie schreiben, lieber Conrad. Castro wird als eine Art Robin Hood und Georg Büchner in Personalunion gesehen.

Herzlich, Zettel


conrad Offline



Beiträge: 89

14.04.2009 19:17
#23 RE: Batista und Castro Antworten
Lieber Zettel,

was vielleicht der Allgemeinheit nicht so bekannt ist und worüber auch nicht viel geschrieben wurde. Cuba war vor der Machtübernahme durch Castro kein spanischsprechendes Haiti. Im Gegenteil es war das wirtschaftliche Zentrum der spanischsprachigen Karibik. Versicherungen, Banken, Handelsgesellschaften prägten das Stadtbild der Innenstadt Havannas. Dazu kamen noch der Zucker und Rohstoffe. Der heute noch bekannte Rum Baccardi wurde ursprünglich in Cuba hergestellt. Erst nach der Enteignung durch die Kommunisten hat die Familie Baccardi ihre Aktivitäten in ein anderes Land verlagert.

Die koloniale Altstadt von Havanna wurde auf Kosten der Unesco sehr schön restauriert. Das gilt allerdings nicht für das frühere Geschäftszentrum am Malecon. Es sieht dort teilweise aus, wie nach einem Bombenangriff. Viele Häuser sind einfach aufgrund mangelnder Wartung und Pflege zusammengefallen. Aber trotz jahrzehntelanger Vernachlässigung kann man immer noch erahnen, wie es einmal gewesen sein muss.

Auch der Bildungsgrad der Cubaner war im Verhältnis zu anderen lateinamerikanischen Staaten beachtlich. Nicht ohne Grund kommen bzw. jetzt muss man wohl sagen kamen einige der besten lateinamerikanischen Autoren aus Cuba. Neben dem bereits erwähnten Arenas, mein cubanischer Lieblingsautor Alejo Carpentier,Lezama Lima, Cabrera Infante usw.
Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

15.04.2009 12:03
#24 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Es gibt eine geschichtliche Besonderheit der Rolle der Farbigen Kubas: Sie spielten in den Unabhängigkeitskriegen 1868-78 und 1895-98 eine äußerst aktive Rolle. In den lateinamerikanischen Unabhängigkeitskriegen 1808-1821 neigten sie z.T. den Royalisten zu, da sich die Republikaner oft aus ihren Herren zusammensetzten. In Kuba war der Unabhängigkeitskrieg aber deutlich mit der Sklavenbefreiung verknüpft.
Diese positive Rolle für die Bildung der Nation ist den Kubanern sehr bewußt. Deshalb würd ich Kuba auch nicht als extrem rassistischen Staat bezeichnen.
Trotzdem existiert eine Trennung zwischen der Weißen und Schwarzen Gesellschaft. Darin hat die undemokratische Herrschaft des Plantagen-Besitzer-Sohnes, der aufgrund seiner billigen anti-US-Polemik von weiten Teilen der Linken nach wie vor geschätzt wird, nichts geändert. Einige Mulatten fühlen sich der Weißen Gesellschaft zugehörig, andere der Schwarzen. Ich denke, es ist etwa 50-50.

In einer kommunistischen Wirtschaftsordnung spielen natürlich Beziehungen für die wenigen lukrativen Posten eine wichtige Rolle. Die meisten dollar-nahen Hotelangestellten auf Kuba sind weiß. Schwarze Frauen haben ihren Anteil am ungeregelten Prostitutionsgeschäft. Vor allem auch sehr junge. Die übrigen Beschäftigungen auf Kuba lohnen sich überwiegend nicht, es sei denn man ist Politiker, überzeugter Castrist oder verbindet sonstige idealistische Ziele mit der Arbeit. Die paar Marken für die seit 50 Jahren rationierten Lebensmittel erhält man auch ohne Arbeit.

Die Attraktivität Castros für gewisse linke Kreise ist mir völlig unverständlich. War mal 3 Wochen auf Kuba. Nach 2 Tagen und einigen Gesprächen mit Einheimischen war mir klar, dass dieses Regime schwer einen an der Marmel hatte.
Castro ist ein Psychopath, dem es seit nun mehr 50 Jahren mit machiavelistischen Geschick gelingt, an der Macht zu bleiben UND andere Leute irgendwie zu der irrigen Vorstellungen zu verleiten, er hätte irgendeine Bedeutung jenseits der des kleinen karibischen Diktators, der er ist.

Ich find die kubanische Gesellschaft sollte von weltpolitischen Fragen befreit werden. Die Insel ist dafür einfach zu klein. Inzwischen ist die Mehrheit der nach der offiziellen Diktion des Castro-Regimes "gusanos" ("Würmer") bezeichneten Exil-Kubaners für eine Aufhebung der ohnehin schon löchrigen Handelssanktionen der USA. Diese Leute schicken nach konservativen CEPAL Schätzungen (keine rechte Organisation) jährlich 1 Mrd. Dollar an Verwandte auf der Insel. Selbst in Zeiten, in denen das nach der letzten Verhaftungswelle gegen Andersdenkende auf Kuba 2003 erschwert wurde.
Das machiavellistische Regime konnte die Sanktionen immer für sich propagandistisch nutzen. Deshalb macht eine Öffnung der USA Sinn. Vielleicht öffnet dies dann den Kuba-Unterstützern sonstwie die Augen für die sehr profane kubanische Realtität.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.04.2009 13:13
#25 RE: Rassismus in Cuba Antworten

Zitat von Lemmy Caution
Das machiavellistische Regime konnte die Sanktionen immer für sich propagandistisch nutzen. Deshalb macht eine Öffnung der USA Sinn. Vielleicht öffnet dies dann den Kuba-Unterstützern sonstwie die Augen für die sehr profane kubanische Realtität.

Das ist seit langem auch meine Meinung. Die Sanktionspolitik hat dem Regime nur dazu gedient, Mangel und Armut auf die USA zu schieben.

Sehr wirksam scheinen die Sanktionen ohnehin nicht gewesen zu sein. Jedenfalls, wenn man Humberto Fontova glauben kann.

Ansonsten vielen Dank für diesen informativen Beitrag, aus dem ich wieder viel gelernt habe!

Herzlich, Zettel

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