Zitat von Zetteln rumänischen Dörfern wird noch Paparuda, die Regengöttin beschworen. Ein junges Mädchen bewegt sich tanzend von Haus zu Haus und wird von den Einwohnern mit Wasser bespritzt.
Ähnliche Rituale gibt es auch in westlichen Ländern. Wenn dort junge Mädchen mit Wasser bespritzt werden, handelt es sich allerdings eher um einen Fruchtbarkeitsritus: http://en.wikipedia.org/wiki/Wet_t-shirt_contest
Tut mir leid, ich konnte nicht anders...
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von ZettelIn rumänischen Dörfern wird noch Paparuda, die Regengöttin beschworen. Ein junges Mädchen bewegt sich tanzend von Haus zu Haus und wird von den Einwohnern mit Wasser bespritzt.
Ähnliche Rituale gibt es auch in westlichen Ländern. Wenn dort junge Mädchen mit Wasser bespritzt werden, handelt es sich allerdings eher um einen Fruchtbarkeitsritus:
Kein Grund, sich zu entschuldigen, lieber Gorgasal.
Im Gegenteil, ich danke Ihnen für diesen Hinweis. Wird hier doch einmal wieder sichtbar, wie eine ehrwürdige, uralte Volkssitte, wenn man sie in die kulturlosen USA verpflanzt, nicht nur ihres eigentlichen Inhalts beraubt wird - wer denkt beim Wet T-Shirt Contest überhaupt noch an die Göttin Paparuda? -, sondern auch zur schamlosen Schaustellung herabsinkt.
Kulturvergleichende Untersuchungen zeigen dieses Phänomen immer wieder. Erst jüngst hat Professor Athanaxagourakinsky vom Little Big Horn Junior College darauf hingewiesen, daß die ehrwürdige illyrische Sitte, dem frisch gekrönten Häuptling einen schwarzen, reich und bunt geschmückten Hirtenhund als Zeichen seiner neuen Würde zu schenken, sich bei den Sinti Transsylvaniens und der benachbarten Walachei bis in unsere Tage erhalten hat.
Dann aber wurde sie durch Einwanderer in die USA verpflanzt - und was dort daraus geworden ist, kann man hier sehen. Urteilen Sie selbst, lieber Gorgasal - kann man Kulturverfalls sinnfälliger illustrieren?
Nun, meinem Empfinden nach hat die Geschichte der Parteien in der BRD eine Sache gezeigt: Einmal gewählt, orientieren sich sowohl SPD wie auch Union an Realitäten und Notwendigkeiten, die sie, jeder auf seine Art, zielgruppengerecht verkaufen. Bei den Klientelparteien sieht die Sache, meiner Meinung nach, ein wenig anders aus. Mir wäre ein ganzes Dutzend symbolschwangerer Gesetze, die bestenfalls noch vom BVG kassiert werden, weitaus lieber, als etwa Symbolpolitik vom Schlage eines EEG.
Überhaupt stellt sich einem doch die Frage, ob die deutsche Politik nicht ohnehin, in weiten Teilen wenigstens, eine Art Sozialdemokratische Einheitspartei ist, die sich bestenfalls noch anhand von Symbolen und Rhetorik differenziert. Ich bin mir nichtmal sicher, ob es denn sonderlich schlecht wäre, wenn es denn so wäre. Die Technokratie, die sich aus einer solchen Konstellation ergeben müsste, wäre sicherlich nicht die schlechteste Form eine Gesellschaft zu organisieren...
Zitat von HajoNun, meinem Empfinden nach hat die Geschichte der Parteien in der BRD eine Sache gezeigt: Einmal gewählt, orientieren sich sowohl SPD wie auch Union an Realitäten und Notwendigkeiten, die sie, jeder auf seine Art, zielgruppengerecht verkaufen.
Für die CDU trifft das, lieber Hajo, sicher zu. Sie bejaht ja seit 1949 die Bundesrepublik, so wie sie ist. Wie auch die FDP.
Aber nur diese beiden Parteien - die beiden in diesem Sinn staatsbejahenden, staatstragenden Parteien - tun das.
Die SPD hatte auch im Godesberger Programm noch stehen, daß sie eine "neue Wirtschafts- und Sozialordnung" anstrebt. Dieses Ziel hat sie nie aufgegeben; auch im aktuellen Hamburger Programm kommt der "Demokratische Sozialismus" wieder vor. Ebenso streben die Grünen eine andere Gesellschaft an, nämlich den "ökologischen Umbau der Industriegesellschaft".
Wenn diese Parteien an der Macht sind, dann geht es also primär nicht um das Regieren, um die Führung der Geschäfte; das, was Sie Technokratie nennen. Sondern es geht darum, die Regierungsmacht dazu zu nutzen (man könnte auch sagen, zu mißbrauchen), um die Gesellschaft nach den eigenen ideologischen Vorstellungen umzugestalten.
Daß daraus noch nicht so sehr viel geworden ist, hatte historische Gründe.
In den siebziger Jahren regierte zum Glück die meiste Zeit Helmut Schmidt, mit dem keine Gesellschaftsveränderung zu machen war; außerdem saß ja der Graf Lambsdorff in der Regierung.
Beim zweiten Anlauf, 1998, hat man es volle Pulle versucht - und hat damit die Wirtschaft derart vor die Wand gefahren, daß am Ende nur die "Agenda 2010" blieb.
Man wird es wieder versuchen. Die SPD und die Grünen werden es versuchen, sobald erst einmal Wowereit und Nahles das Sagen haben. Und man wird es versuchen, egal, ob der Steigbügelhalter nun FDP oder "Die Linke" heißt.
Nun, wie ich schon sagte: Die Geschichte hatte sich so gezeigt, daß die SPD bisher, wenn sie an der Regierung war, immer erstaunlich nüchterne Politik gemacht hat. Das muß natürlich nicht so bleiben, und ich stimme Ihnen zu, wenn sie die Stirn bei Leuten wie Wowerei und Nahles in tiefe Sorgenfalten legen.
Zitat von ZettelWenn diese Parteien an der Macht sind, dann geht es also primär nicht um das Regierung, um die Führung der Geschäfte; das, was Sie Technokratie nennen. Sondern es geht darum, die Regierungsmacht dazu zu nutzen (man könnte auch sagen, zu mißbrauchen), um die Gesellschaft nach den eigenen ideologischen Vorstellungen umzugestalten.
Manchmal wäre es mir lieber, eine Partei würde die Gesellschaft nach einem Programm umgestaltet, als dies diesen ewig plappernden und im Endeffekt nichtswissenden Journalisten und Verlagen zu überlassen, die dies heute de facto unternehmen. Schlimmer könnte das auch kaum mehr sein...
Zitat von HajoManchmal wäre es mir lieber, eine Partei würde die Gesellschaft nach einem Programm umgestaltet, als dies diesen ewig plappernden und im Endeffekt nichtswissenden Journalisten und Verlagen zu überlassen, die dies heute de facto unternehmen.
Und mir, lieber Hajo, wäre es lieber, wenn Regierungen sich aufs Regieren beschränken würden, wofür sie ja gewählt werden.
Eine freie, kapitalistische Gesellschaft verändert sich schon aus sich selbst heraus. Da brauchen wir keine Parteien und erst recht keine Regierung, die uns vorschreibt, wie und wohin wir uns denn entwickeln sollen.
Zitat von ZettelWird hier doch einmal wieder sichtbar, wie eine ehrwürdige, uralte Volkssitte, wenn man sie in die kulturlosen USA verpflanzt, nicht nur ihres eigentlichen Inhalts beraubt wird - wer denkt beim Wet T-Shirt Contest überhaupt noch an die Göttin Paparuda? -, sondern auch zur schamlosen Schaustellung herabsinkt.
Kulturvergleichende Untersuchungen zeigen dieses Phänomen immer wieder.
Werter Zettel,
ich muss Ihnen hier aufs Schärfste widersprechen. Ihre Interpretation dieser Brauchtümer als "schamlose Schaustellung" spricht allen Erkenntnissen der komparativen Religionskunde Hohn, die Legionen kümmerlich bezahlter Feldforscher in jahrelanger selbstaufopfernder Arbeit zusammengetragen haben.
Die Religiosität der Volksgruppen, die in den letzten Jahrhunderten in den Norden des amerikanischen Kontinents eingewandert sind, ist weithin bekannt [1], ebenso die reiche Diversität der zugewanderten Ethnien [2]. Wenig überraschend ist daher der Synkretismus [3], der in einem solchen Nährboden der kulturellen und religiösen Vielfalt reichhaltig gedeihen kann. Dass jedoch die mannigfaltigen Ausdrucksformen originärer Volksfrömmigkeit [4-8] - hierzu gehört selbstverständlich auch das gleichberechtigte Hinzutreten des Symbolhaften, des Zeichens zum platonisch-weltimmanenten Diskurs [9] -, die dem vergleichenden Anthropologen immer wieder die Vielfältigkeit menschlichen religiösen Erlebens vor Augen stellt, in keinster Weise als Ausdruck tiefen menschlichen Sehnens nach Transzendenz gewürdigt wird, zeigt nur einmal wieder, wie verengt, wie verarmt die akademische Forschung zur Seele außereuropäischer Kulturen ist.
Motiviert durch diese offensichtlich dringlich vermisste Lücke in unserem Wissen, werde ich demnächst einen Projektantrag bei der DFG einreichen: "Paparuda, Paparazzi und Popcorn - transkontinentale Rezeption religiöser Brauchtümer". Was tut man nicht alles für die Wissenschaft!
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Ungenügender Forschungsansatz. Da fehlt die Wechselwirkung mit Klimawandel und postmodernem Identitätsverlust.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von califaxUngenügender Forschungsansatz. Da fehlt die Wechselwirkung mit Klimawandel und postmodernem Identitätsverlust.
Vielleicht brauche ich noch einen Medienwissenschaftler zur Kooperation. Seriöse Zuschriften bitte per PN!
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Lieber Zettel Voodoo und grenzenlose Gier Kommt mir so vor, als hätten Sie von Dir das Wort im Kontext Politik abgekupfert. Ich kann mich auf jeden Fall nicht erinnern es früher schon mal in dem Zusammenhang gelesen zu haben.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Naja, was für ein Voodoo haben denn die in dem Artikel genannten Größen betrieben, als sie als Aufsichtsräte Millionenüberweisungen an die Bank tätigten, die bereits insolvent war? Und welche Folgen soll jetzt das Riesentamtam haben? Grüßchen, Inger
Zitat von KaaLieber Zettel Voodoo und grenzenlose Gier Kommt mir so vor, als hätten Sie von Dir das Wort im Kontext Politik abgekupfert. Ich kann mich auf jeden Fall nicht erinnern es früher schon mal in dem Zusammenhang gelesen zu haben.
Hört sich ganz so an, liebe Kaa.
Aber das hier alle mitlesen, wissen wir ja. Mir wäre lieber, sie würden selbst ihre Hausaufgaben machen und das Gehirn endlich einschalten, statt ein Fazit unserer Diskussionen als ihr eigenes verkaufen. Aber auch so erkennen sie wenigstens das "Licht am Ende des Tunnels".
Zitat von KaaVoodoo und grenzenlose Gier Kommt mir so vor, als hätten Sie von Dir das Wort im Kontext Politik abgekupfert. Ich kann mich auf jeden Fall nicht erinnern es früher schon mal in dem Zusammenhang gelesen zu haben.
Vielleicht, liebe Kaa. Andererseits ist ein solcher Vergleich ja geläufig.
Bei zwischen 600 und 1000 Aufrufen am Tag kann ich mir den Referer nur stichprobenartig ansehen. Es sind ziemlich viele Medien gelegentlich dabei, auch Ministerien und der Bundestag. Meine Frau meint allerdings, das sei vermutlich der dortige Pförtner, der sich langweilt.
Den DGB habe ich unter den Lesern allerdings noch nicht gesehen.
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