Zu den Seltsamkeiten in der deutschen Politik gehört es, daß viele - gerade auch intelligente - Menschen es Bisky, Gysi und Co. abnehmen, daß sie keine Kommunisten mehr sind und daß ihre aktuell "Die Linke" genannte Partei etwas anderes ist als die SED.
Ob diejenigen, die auf diese Propaganda hereinfallen, wenigstens dem Bundesschatzmeister dieser Partei glauben, wenn er "Die Linke" für rechtsidentisch mit der SED erklärt?
ansonsten bin ich ja sehr mit Ihnen auf einer Linie - die Linke ist die SED und inhaltlich immer noch kommunistisch.
Aber ich würde hier auch sagen, daß eine juristische Betrachtung nicht automatische eine politische Folgerung zuläßt.
Beispiel: Die Bundesrepublik ist m. W. auch rechtsidentisch mit dem deutschen Reich - aber trotzdem ist sie politisch in keiner Weise mit der Nazi-Diktatur gleichzusetzen.
Es würde mich übrigens mehr interessieren, wie das mit den verschwundenen 6 Milliarden war und mit welchen Argumenten die SED das jetzt bestreiten will.
Zitat von R.A.Aber ich würde hier auch sagen, daß eine juristische Betrachtung nicht automatische eine politische Folgerung zuläßt.
Beispiel: Die Bundesrepublik ist m. W. auch rechtsidentisch mit dem deutschen Reich - aber trotzdem ist sie politisch in keiner Weise mit der Nazi-Diktatur gleichzusetzen.
Ich habe, lieber R.A., eben zu ergoogeln versucht, ob "rechtsidentisch" dasselbe ist wie "Rechtsnachfolger", bin aber nicht fündig geworden.
Aber davon abgesehen - die Bundesrepublik ist natürlich der Rechtsnachfolger nicht des Dritten Reichs, sondern des Deutschen Reichs, das seit 1871 besteht.
Daß die Bundesrepublik diesen Anspruch erhebt, drückt, soweit ich sehe, einfach aus, daß es eine staatliche Kontinuität gibt; daß nicht 1945 Deutschland als Staat verschwunden ist.
Was ja eine bare Selbstverständlichkeit ist. Der französische Staat ist weder mit der Revolution, noch mit der Wiederkehr der Bourbonen, noch mit der Gründung des Kaiserreichs usw. untergegangen.
Staatsformen ändern sich; Staaten bleiben bestehen. Bei Parteien ist das aber anders. Sie definieren sich ja nicht durch Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt, sondern durch ein politisches Programm. Es ist ein Widersinn, daß eine Partei bestehen bleibt, wenn sie ihr bisheriges politisches Wollen aufgibt; ich kenne auch keinen solchen Fall in irgendeinem Land.
Zitat von ZettelInsofern sehe ich da eigentlich keine Analogie.
Ich hätte es wohl klarer sagen müssen: Die Analogie bezieht sich nur darauf, daß eine juristische Feststellung nicht automatisch eine politische impliziert (d.h. der Geschäftsführer hat formal recht).
Ansonsten stimme ich allen Ihren Ausführungen zu, natürlich gibt es zwischen dem Staat und einer Partei und in der konkreten Interpretation von Rechtsnachfolge ganz wichtig Unterschiede.
str1977
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30.04.2009 20:56
#5 RE: Zitat des Tages: "'Die Linke' ist mit der SED identisch"
In Antwort auf:Kommunistische Parteien haben bekanntlich eine Kaderlinie und eine Massenlinie.
Wer von vermeintlichen Gewissheiten ausgeht, die aber weder Hand noch Fuß haben, kann auch keine richtigen Schlußfolgerungen ziehen.
Kaderparteien jedweder Couleur mögen zwischen einer Kaderlinien und einer Massenlinie unterscheiden.
Und jedwede Partei mag zwischen Sonntagsreden und Grundsatzprogrammen und praktischer Politik unterscheiden. (Und bei solchen Vereinigungen wie der FDP... bin ich dafür sogar dankbar.)
Mit Kommunismus hat das erstmal grundsätzlich nichts zu tun.
Die SED war bis 1989 eine Kaderpartei, seitdem ist sie nur noch eine Partei mit Altkadern. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sicher - es ist möglich, daß die Altkader immer noch insgeheim sich treffen und die Linien abstimmen - es könnte aber auch eine ressentimentgeladene Verschwörungstheorie sein.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)
Verfassungsfeinde ... in den Tschad!!!
str1977
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30.04.2009 21:02
#6 RE: Zitat des Tages: "'Die Linke' ist mit der SED identisch"
Zitat von ZettelIch habe, lieber R.A., eben zu ergoogeln versucht, ob "rechtsidentisch" dasselbe ist wie "Rechtsnachfolger", bin aber nicht fündig geworden.
Aber davon abgesehen - die Bundesrepublik ist natürlich der Rechtsnachfolger nicht des Dritten Reichs, sondern des Deutschen Reichs, das seit 1871 besteht.
"Rechtsnachfolger" und "rechtsindentisch" schließen sich sogar aus.
Ersteres ist etwas neues, welches aber in alle Rechte und Pflichten etwas alten eintritt.
Letzteres braucht nicht eintreten, weil es sich um dasselbe Individuum handelt.
Laut Rechtsprechung des BVG ist die Bundesrepublik rechtsidentisch mit dem Deutschen Reich - wozu auch die Nazi-Diktatur gehört.
(Rechtsnachfolger ist z.B. zumindest teilweise Rußland gegenüber der Sowjetunion.)
Ein Selbstverständlichkeit ist das nicht, war und ist der deutsche Nationalstaat doch ein Zusammenschluß einzelner Länder - auch wenn das die Weimarer Republik und das Dritte Reich (und leider auch zunehmend die BRD) das mißachten. 1918 hätte das ganze auch auseinanderfallen können (wäre vielleicht gar nicht so schlecht gewesen).
Staatsformen gehen und auch Staaten gehen. Und das ist auch gut so! Und selbst Nationen vergehen, so wie sie ja auch entstanden sind!
In Antwort auf:Es ist ein Widersinn, daß eine Partei bestehen bleibt, wenn sie ihr bisheriges politisches Wollen aufgibt; ich kenne auch keinen solchen Fall in irgendeinem Land.
Dann waren Westerwelle und Heuß also nicht in der gleichen Partei?
Aber wer hätte obiges denn behauptet? Sie haben das Gegenteil behauptet: einmal Kaderpartei, immer Kaderpartei.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)
Zitat von R.A. Beispiel: Die Bundesrepublik ist m. W. auch rechtsidentisch mit dem deutschen Reich - aber trotzdem ist sie politisch in keiner Weise mit der Nazi-Diktatur gleichzusetzen.
Zitat von str1977Zitat:Die SED war bis 1989 eine Kaderpartei, seitdem ist sie nur noch eine Partei mit Altkadern. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sicher - es ist möglich, daß die Altkader immer noch insgeheim sich treffen und die Linien abstimmen - es könnte aber auch eine ressentimentgeladene Verschwörungstheorie sein.
Nun, zumindest im Osten Deutschlands ist das wohl keine "Verschwörungstheorie". Hier gibt es inhaltlich und programmatisch eine weitgehende Übereinstimmung nicht nur zwischen Alt- und Neugenossen der LINKEN bzw. SED, sondern bis weit in andere Parteien wie SPD und Bündnisgrüne hinein (siehe Frau Zais in der Causa "Wandbildskandal"), die schon heute zur Wiederauferstehung der "Nationalen Front" unseligen Angedenkens führt. Der Chemnitzer Wandbildskandal ist hier nur die Spitze eines Eisbergs:
Zitat von R.A. Beispiel: Die Bundesrepublik ist m. W. auch rechtsidentisch mit dem deutschen Reich - aber trotzdem ist sie politisch in keiner Weise mit der Nazi-Diktatur gleichzusetzen.
Mir fällt an diesem Beispiel wieder einmal auf, liebe Dagny, wie weitgehend unabhängig in der Wikipedia die Länge eines Artikels von der Bedeutung seines Gegenstands ist.
Ein paar Rechtsextremisten spinnen herum - und das wird nun in einem langen Artikel abgehandelt.
Ich glaube, einige hier im Forum schreiben auch an der Wikipedia mit. Mich würde interessieren: Gibt es da eigentlich gar keine Richtlinien, wie lang jeweils ein Artikel sein sollte?
Meine ersten Artikel als hoffnungsvoller Jungwissenschaftler habe ich für ein Lexikon geschrieben. Da war für jeden Artikel genau vorgegeben, wieviele Zeilen er haben sollte; sauber gewichtet nach der Bedeutung des Themas.
Zitat von frankhNun, zumindest im Osten Deutschlands ist das wohl keine "Verschwörungstheorie". Hier gibt es inhaltlich und programmatisch eine weitgehende Übereinstimmung nicht nur zwischen Alt- und Neugenossen der LINKEN bzw. SED, sondern bis weit in andere Parteien wie SPD und Bündnisgrüne hinein (siehe Frau Zais in der Causa "Wandbildskandal"), die schon heute zur Wiederauferstehung der "Nationalen Front" unseligen Angedenkens führt.
Es ist eine Verschwörungstheorie.
Wohlgemerkt, es geht um die Organisation nach dem Kaderprinzip - nicht um programmatisch-inhaltliche Fragen.
Eine solche Organisation müßte aus zwei Gründen die Form einer Verschwörung haben:
1. weil sich die SED/PDS von einer Kader- in eine Massenpartei gewandelt hat.
2. weil in Deutschland Parteien nach demokratischen Grundsätzen strukturiert sein müssen. Kaderparteien sind nicht erlaubt.
Und da keinerleit Belege vorgebracht werden, daß die SED/PDS insgeheim doch nach Kaderprinzipien funktioniert (und das auf das Fusionsprodukt Linkspartei zu übertragen wäre noch ein weiter Schritt) und bisweilen sogar immunisierende "Argumente" vorgebracht werden (Kommunisten lügen immer), muß man leider von einer Verschwörungstheorie sprechen.
Das heißt ja nicht, daß die PDS/SED/Linkspartei ungefährlich sei, aber was zuviel ist ist zuviel.
PS. Eine Nationale Front ist ja nirgendswo in Sicht!
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)
Zitat von ZettelIch glaube, einige hier im Forum schreiben auch an der Wikipedia mit. Mich würde interessieren: Gibt es da eigentlich gar keine Richtlinien, wie lang jeweils ein Artikel sein sollte?
Ich fische eher in den Wassern der englischen WP und kenne daher die Regularien der deutschen nicht so gut. Teilweise wird da mit seltsamsten (und nichtssagendsten) Neologismen operiert und ganz anders operiert als in der englischen - so ist die deutsche sehr viel schneller dabei, etwas wegzulassen. Was aber auch an stärkeren Editorenklüngeln liegt.
Aber ich glaube es gibt generell keine Begrenzungen der Größe (außer dem technischen Hinweis, daß manche Browser Problem mit zu langen Artikeln haben und man sie doch besser aufteilen sollte). Da WP nicht aus Papier besteht, steht ja theoretisch unbegrenzt viel Platz bereit. Und gewisse seltsame Größenordnungen können auch daher kommen, daß wichtigere Artikel noch nicht ausreichend geschrieben worden sind, unwichtigere aber einen "Experten" gefunden haben.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
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