Ach, dieser Westerwelle ist ohnehin nur schwer zu ertragen. Wann immer sich dieser Mann mit einer Wortmeldung ins Rampenlicht drängt, wirken diese so unendlich aufgesetzt, daß wohl selbst Mitglieder der Linkspartei liberale Positionen besser als Herzenssache verkaufen könnten. Da war mir ein Wolfgang Gerhard viel lieber, mit seiner trockenen Authenzität.
In Antwort auf: Woher wollen wir das wissen, lieber Dirk?
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Weil es nicht passt und ich Westerwelle vertraue, dass er die Erwartungen seiner Wähler nicht missbraucht. Die FDP kann sich das auch gar nicht leisten. Öffentlicher Druck hin oder her. Es wäre, das haben Sie ja ausgeführt, auch dann unsinnig wenn man rein machtpolitische Ziele verfolgt.
Ich kann im übrigen auch kein Herumeiern erkennen. Im Welt Interview sagt er:
"Das Programm von SPD und Grünen unterscheidet sich, von einigen sprachästhetischen Unterschieden abgesehen, nur noch in zwei Punkten von dem der Linken: Auslandseinsätze und Lafontaine. Sonst sind sie praktisch inhaltsgleich. Deshalb wird es keine Ampel geben. "
Damit schliesst er die Ampel ja nicht aus sondern macht die Prophezeiung, dass die Wahlprogramme zu verschieden sind als das sie Grundlage einer Koalition sein können, es ist eine deskriptive Aussage - keine normative Festlegung. Etwas neues behauptet er jetzt auch nicht.
In Antwort auf: Ich sehe, lieber Dirk, einen Unterschied zwischen einer Koalitionsaussage und einem Lagerwahlkampf.
Aus meiner Sicht spricht überhaupt nichts dagegen, daß die FDP gegen die CDU Wahlkampf macht.
Aus Ihrer Sicht nicht. Theoretisch ist das möglich und wenn alle Menschen so intelligent wären wie Sie, wäre das auch möglich. Aber die Praxis sieht leider anders aus. Wenn zwei Parteien schon vorab zusammen, als ein Lager, oder gar als die künftige Regierung wahrgenommen werden, dürfen die sich nicht streiten. Was macht denn das für ein Bild und ausserdem frisst es viel zu viele Ressourcen, die man sich besser gegen den Gegner einsetzt. Abgesehen davon ist dann ein rationaler Wahlkampf nicht mehr möglich. Es ist heisst dann "neoliberalismus" gegen "soziale Gerechtigkeit". Viel geschickter ist es, die Ampel nicht ganz auszuschliessen um dann in jeder Talkshow X mal gefragt zu werden, unter welchen Bedingungen man sich eine Ampel vorstellen könne. Antwort: Bei dem gegenwärtigen Programm ist das unvorstellbar, die wollen... wir wollen... . Eine bessere Gelegenheit sich am Programm der Linksparteien abzuwetzen, kann es gar nicht geben.
In Antwort auf: Woher wollen wir das wissen, lieber Dirk?
Weil es nicht passt und ich Westerwelle vertraue, dass er die Erwartungen seiner Wähler nicht missbraucht.
Aber wenn die FDP die Möglichkeit einer Ampel vor der Wahl offenläßt, dann haben die Wähler doch die Erwarung, daß sie ggf. nach der Wahl auch kommt. Meine Erwarung jedenfalls wäre das dann.
Würde ich dennoch die FDP wählen (was ich, wie gesagt, dann nicht tun werde), dann würde ich meine Erwarung doch nur bestätigt sehen, wenn die FDP das tut, was sie für den Fall eines Scheiterns einer schwarzgelben Mehrheit ausdrücklich als Möglichkeit vorgesehen hat.
Zitat von dirkDie FDP kann sich das auch gar nicht leisten. Öffentlicher Druck hin oder her. Es wäre, das haben Sie ja ausgeführt, auch dann unsinnig wenn man rein machtpolitische Ziele verfolgt.
Meine Wette steht. Die FDP wird dem Druck nicht standhalten, und viele, die endlich ein Regierungsamt wollen, werden ihm nur allzu gern nachgeben.
Das einzige, das das verhindern kann, ist eine bindende Festlegung vor der Wahl. Dann muß die FDP zu ihrem Wort stehen; sie will ja nicht auf das Niveau der hessichen SPD herabsinken.
Zitat von dirkIch kann im übrigen auch kein Herumeiern erkennen. Im Welt Interview sagt er: "Das Programm von SPD und Grünen unterscheidet sich, von einigen sprachästhetischen Unterschieden abgesehen, nur noch in zwei Punkten von dem der Linken: Auslandseinsätze und Lafontaine. Sonst sind sie praktisch inhaltsgleich. Deshalb wird es keine Ampel geben. " Damit schliesst er die Ampel ja nicht aus sondern macht die Prophezeiung, dass die Wahlprogramme zu verschieden sind als das sie Grundlage einer Koalition sein können, es ist eine deskriptive Aussage - keine normative Festlegung. Etwas neues behauptet er jetzt auch nicht.
Hm, lieber Dirk, das klingt mir, seien Sie nicht böse, aber a bisserl rabulistisch. Wenn der Vorsitzende der FDP sagt: Es wird keine Ampel geben, dann wird das jeder als eine Festlegung verstehen. Aber es mag ja sein, daß diese Rabulistik tatsächlich Westerwelles Abslcht war; daß er da schon ein Hintertürchen geöffnet hat.
Zitat von dirk
In Antwort auf: Ich sehe, lieber Dirk, einen Unterschied zwischen einer Koalitionsaussage und einem Lagerwahlkampf. Aus meiner Sicht spricht überhaupt nichts dagegen, daß die FDP gegen die CDU Wahlkampf macht.
Aus Ihrer Sicht nicht. Theoretisch ist das möglich und wenn alle Menschen so intelligent wären wie Sie, wäre das auch möglich. Aber die Praxis sieht leider anders aus. Wenn zwei Parteien schon vorab zusammen, als ein Lager, oder gar als die künftige Regierung wahrgenommen werden, dürfen die sich nicht streiten. Was macht denn das für ein Bild und ausserdem frisst es viel zu viele Ressourcen, die man sich besser gegen den Gegner einsetzt.
Auch spätere Koalitionspartner sind ja politische Gegner. Jeder will dem anderen Stimmen abjagen.
Ich habe schon mehrfach den Bundestagswahlkampf 1961 zitiert. Damals ist die FDP gegen Adenauer zu Felde gezogen, hat aber keinen Zweifel daran gelassen, daß sie mit der CDU regieren will. Sie erhielt mehr als 12 Prozent. Heuer bietet es sich an, daß die FDP gegen die etatistischen, gegen die sozialdemokratischen Tendenzen in der CDU Wahlkampf macht und sagt: Wählen Sie FDP, damit diese Tendenzen nicht bestimmend werden.
Zitat von dirk Viel geschickter ist es, die Ampel nicht ganz auszuschliessen um dann in jeder Talkshow X mal gefragt zu werden, unter welchen Bedingungen man sich eine Ampel vorstellen könne. Antwort: Bei dem gegenwärtigen Programm ist das unvorstellbar, die wollen... wir wollen... . Eine bessere Gelegenheit sich am Programm der Linksparteien abzuwetzen, kann es gar nicht geben.
Für mich, lieber Dirk, kann es keinen besseren Grund geben, die FDP nicht zu wählen. Ich wähle keine Partei, die derart herumeiert.
Vielleicht haben Sie recht; vielleicht projiziere ich meine eigene Reaktion zu sehr auf die Wählerschaft. Aber wenn Sie meine Prognose interessiert: Falls die FDP tatsächlich im Wahlkampf so verfahren sollte, wie Sie es skizzieren, dann sehe ich sie näher bei 8 als bei 18 Prozent.
Zitat von ZettelIch habe schon mehrfach den Bundestagswahlkampf 1961 zitiert. Damals ist die FDP gegen Adenauer zu Felde gezogen, hat aber keinen Zweifel daran gelassen, daß sie mit der CDU regieren will.
Ich war nicht dabei, aber kann es sein, dass die FDP die CDU damals eher von der links-liberalen Seite angegriffen hat, so dass es der Koalitionsaussage bedurfte um nicht den Eindruck zu erwecken, man möchte mit der SPD?(Und um sich so auch von der SPD abgrenzen zu können) Während es heute umgekehrt ist, man kritisiert die CDU als zu sozialdemokratisch, so dass jede Kritik an der CDU für die SPD erst recht gilt?
Zitat von NolaUmfrageergebnis 15.05.09 - 12.30 Uhr - Welt-Online - 9495 Stimmabgaben Welcher Partei werden Sie bei der Bundestagswahl Ihre Stimme geben? 19% CDU bzw. CSU 17% SPD 17% FDP 12% Grüne 17% Linke
Ich habe diese oder eine ähnliche Umfrage kürzlich auch gesehen, liebe Nola. Ich glaube immer mehr, daß das Ergebnis davon abhängt, wieviele Leute der betreffenden Couleur sich die Mühe machen, an einer solchen "Abstimmung" teilzunehmen.
Die Kommunisten und die Grünen sind immer überrepräsentiert, weil sie viele Leute haben, die dieses Instrument der Propaganda nutzen. Übrigens ist das nach meinem Eindruck auch in politischen Foren und bei den Kommentaren bei "Spiegel-Online" etc. der Fall.
Ich hatte es nicht geglaubt, daß die Kommunisten da gezielt vorgehen, bis ich seinerzeit von der Kampagne des "Neuen Deutschland" erfahren habe, in der Umfrage "Unsere Besten" für Marx zu stimmen.
Lieber Zettel, bei dieser Umfrage kommt aber die SPD dann auch ganz schlecht weg. Vorausgesetzt, die Stimmenabgaben sind hauptsächlich linksorientiert. Wobei gestern Abend noch die FDP bei 18 % lag. Vielleicht sollte man 1 x wöchentlich die Umfrageergebnisse seriöser Institute hier einstellen, mal so zum Vergleich gemessen an politischen Aussagen die diese Werte wohl täglich beeinflussen. In einem halben Jahr werden wir vermutlich den Kopf schütteln über unsere Anstrengungen die politischen Verhaltensweisen und Aussagen zu ergründen und zu deuten.
Dann werden wir die Ampel wieder als das sehen, was sie ist, eine Regel im Straßenverkehr und nichts weiter.
Zitat von ZettelIch habe schon mehrfach den Bundestagswahlkampf 1961 zitiert. Damals ist die FDP gegen Adenauer zu Felde gezogen, hat aber keinen Zweifel daran gelassen, daß sie mit der CDU regieren will.
Ich war nicht dabei, aber kann es sein, dass die FDP die CDU damals eher von der links-liberalen Seite angegriffen hat, so dass es der Koalitionsaussage bedurfte um nicht den Eindruck zu erwecken, man möchte mit der SPD?(Und um sich so auch von der SPD abgrenzen zu können) Während es heute umgekehrt ist, man kritisiert die CDU als zu sozialdemokratisch, so dass jede Kritik an der CDU für die SPD erst recht gilt?
Nein, lieber Dirk. Ich war dabei (die Gnade der frühen Geburt ); hatte damals gerade mit dem Studium begonnen.
Die FDP war damals im Gegenteil mehrheitlich so nationalliberal, wie man sich das heute gar nicht mehr vorstellen kann. Vorsitzender war der Ritterkreuzträger Erich Mende, der sich auch stolz auf Festivitäten mit dem Ritterkreuz am Band um den Hals zeigte.
Nur hatten die Deutschen 1961 genug von Adenauer, jedenfalls viele. Es war ungefähr wie 1998 in Bezug auf Kohl: Der Mann hatte seine großen Verdienste gehabt, aber jetzt sollte er doch bitte gehen.
Damit verbunden war die Hoffnung auf Modernisierung. Man hatte das Wirtschaftswunder geschafft. jetzt wollte man auch die Früchte genießen. Weniger spießig, weniger klerikal als in den fünfziger Jahre. Diese Art von, sagen wir, technokratischer Modernität verkörperte die FDP und speziell auch Mende.
An eine Koalition der FDP mit der SPD war damals noch nicht zu denken. Diese Idee entstand erst im Lauf der sechziger Jahre, und zwar in einer kleinen, aber potenten Gruppe in NRW, den "Jungtürken" um Wolfgang Döring, Willy Weyer und Walter Scheel. Im Hintergrund spielte Rudolf Augstein, FDP-Mitglied und enger Freund Dörings, eine wichtige Rolle.
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