Das Sächsische habe ich in dieser Meckerecke so gut transskribiert, wie ich kann. Fachliche Verbesserungsvorschläge sind willkommen.
Und was mich persönlich angeht: Ich finde das Sächsische überhaupt nicht unsympathisch. In Sachsen soll es besonders viele hübsche Frauen geben (jedenfalls laut Goethe; oder war es Heine?), und wenn die sächseln wie die Minna von Barnhelm, dann finde ich das sogar allerliebst.
Es ist nunmal Dialekt, der als solcher Teil der regionalen Identität ist. Identität? Da war doch was... Ja, den Rest des Beitrags kann man sich denken, ich habe keine Lust es auszuformulieren.
Eine Sinnestäuschung, zweifellos, die darauf zurückzuführen ist, daß man die Sächsinnen lieber sieht als hört.
Goethe oder Heine, ganz gleichgültig, wer sich da geirrt hat - ich glaube, es war Meier, oder vielleicht Schulze, der sagte, die Badenerinnen seien besonders hübsch. Und wenn sie dann noch etwas sagen, kann man nur noch staunen über soviel Sinnenzauber.
Auffälligerweise sind in jeder Gegend die Frauen besonders hübsch. Nur, wo sind eigentlich die stattlichsten Männer? Hier ein Geheimtipp von mir: die leben in Berlin! Nukiekstewa.
Zitat von HajoEs ist nunmal Dialekt, der als solcher Teil der regionalen Identität ist.
Es ist ja interessant, lieber Hajo, wie unterschiedlich die deutschen Volksstämme mit ihrem Dialekt umgehen.
In Schwaben gilt es unter Schwaben als unhöflich, kein Schwäbisch zu sprechen. In Baden ist es ähnlich.
Anderswo wurde den Kindern der "besseren Schichten" seit Generationen der Dialekt abtrainiert. Meine Frankfurter Großmutter zum Beispiel legte größten Wert darauf, daß nur Hochdeutsch gesprochen wurde. Frangfodderisch sprachen nur die einfachen Leute.
Ähnlich berichtet es meine Frau aus Berlin. Sie ist dort aufgewachsen, hat aber noch nicht einmal einen Berliner Akzent.
In Ostberlin war das offenbar im Sozialismus anders. Leute wie Regine Hildebrandt oder Gregor Gysi hätten mit ihrem Berlinern im Westen niemals was werden können. Ganz zu schweigen von der Sängerin Bettina Wegner. Als ich die das erste Mal habe ungehemmt berlinern hören, dachte ich, das sei ein PR-Gag; ein angestrebtes Alleinstellungsmerkmal. Ihr war aber nur der Schnabel so gewachsen.
Zitat von KalliasGoethe oder Heine, ganz gleichgültig, wer sich da geirrt hat - ich glaube, es war Meier, oder vielleicht Schulze, der sagte, die Badenerinnen seien besonders hübsch. Und wenn sie dann noch etwas sagen, kann man nur noch staunen über soviel Sinnenzauber.
Sie sagen es, lieber Kallias. Mein erster Kinofilm (zuvor hatte ich nur einmal im Dorfgasthaus Micky Mouse gesehen, schwarzweiß) war das "Schwarzwaldmädel". Sonja Ziemann! Im Sportcoupé! Und dann noch dieses Badisch! Und dazu die schmelzenden Melodien!
Herzlich und nostalgisch ergriffen,
Zettel
Calimero
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04.07.2009 17:57
#6 RE: Zettels Meckerecke: Kein Krimi auf Sächsisch
Zitat von KalliasEine Sinnestäuschung, zweifellos, die darauf zurückzuführen ist, daß man die Sächsinnen lieber sieht als hört.
Ja, lol.
Ich hatte mal eine Freundin mit so einem schweren Dialekt. Ein süßes, zartes Mädel ... aber wenn sie was sagte ging der erotische Knisterpegel doch rapide abwärts. Dabei war sie "nur" Sachsen-Anhaltinerin.
Zitat von CalimeroIch hatte mal eine Freundin mit so einem schweren Dialekt. Ein süßes, zartes Mädel ... aber wenn sie was sagte ging der erotische Knisterpegel doch rapide abwärts. Dabei war sie "nur" Sachsen-Anhaltinerin.
Ich glaube, lieber Calimero, das ist so:
Wenn wir uns als Partner aussuchen, das ist weitgehend das Ergebnis von Prägung (deshalb sehen zB die Partnerinnen von Boris Becker oder die von Dieter Bohlen jeweils ungefähr gleich aus; oder früher die von Herbert von Karajan). On retourne toujours à ses premiers amours, und wenn auch nur in effigie.
Entsprechend gibt es vielleicht auch eine akustische Prägung. Nur - leider paßt dann nicht beides. Man ist visuell auf A und akustisch auf B und gar nicht auf A geprägt. Da geraten dann die Schemata durcheinander.
Ich habe eigentlich nur einmal so was Ähnliches erlebt, wie Sie es schildern. Wir haben im Urlaub ein sehr nettes Paar aus Schottland kennengelernt. Aber die sprachen eben nicht Englisch, sondern Schottisch.
Herzlich, Zettel
Calimero
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04.07.2009 19:05
#9 RE: Zettels Meckerecke: Kein Krimi auf Sächsisch
Zitat von Zettel Entsprechend gibt es vielleicht auch eine akustische Prägung. Nur - leider paßt dann nicht beides. Man ist visuell auf A und akustisch auf B und gar nicht auf A geprägt. Da geraten dann die Schemata durcheinander.
Neenee, so einfach isset nich. Ick bin ja nu ooch schonn 'n bissl weita rumjekomm' und ick gloobe sag'n zu können, dasset durchaus schnuckliche Mädels mit fremden Zungen jibt, wo de Schemata nich durchnanda jeraten.
"Platt" finde ich zum Beispiel sehr schön, schwäbisch und die österreichischen Dialekte mag ich bei Damen auch sehr. Nur das Sächsische und nachbarlich sprachnahe Dialekte machen mir irgendwie Probleme. Und, das hat nichts mit sächselnden VoPos oder Walther Ulbricht zu tun.
Auf die Gefahr hin, die Diskussion vom Thema abzubringen...
Zitat von ZettelSo ist das, wenn Kultur zur Beute von Bürokraten wird. Statt es den Drehbuchschreibern zu überlassen, ob und wie sie innerhalb der Dramaturgie einer solchen Serie wen welche Mundart sprechen lassen; statt es den Regisseuren und Schauspielern zu überlassen, wie sie das umsetzen, wird so etwas par ordre du mufti festgelegt, von den Damen und Herren Bürokraten höchstselbst.
Das würde ich nicht ganz so unentspannt sehen. Produktionsfirmen produzieren Sendungen, und Sender entscheiden dann, welche davon sie kaufen. Natürlich gehören viele Produzenten wiederum Sendern, aber das ändert die grundlegende Dynamik nicht. Und sobald man Einschaltquoten braucht, muss man sich als Sender Gedanken darüber machen, ob man lieber lokale Mundarten pflegt oder Hochdeutsch parliert.
Bei arte könnte ich eine gewisse Irritation über so einen Fall nachvollziehen. Bei den Dritten eher weniger. Der Bildungsauftrag erschöpft sich bekanntlich im Musikantenstadl.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Zitat von GorgasalUnd sobald man Einschaltquoten braucht, muss man sich als Sender Gedanken darüber machen, ob man lieber lokale Mundarten pflegt oder Hochdeutsch parliert.
Warum braucht man eigentlich Einschaltquoten? Die brauchen private Sender. Die ÖRs, wenn sie denn eine Berechtigung haben sollten, brauchen sie ja gerade nicht. Sie bekommen exakt dasselbe Geld, egal wieviele Zuschauer sie haben.
Das ist ja der Kern des ganzen Elends: Es findet bei den ÖRs ein Pseudo-Wettbewerb statt. Sie sollen möglichst viele Zuschauer ziehen, was sie natürlich schlechter können als Private. Sollen sie doch alle Sparten, in denen sie eh schlechter sind, den Privaten überlassen.
Was ich seit langem propagiere: Das ÖR beschränkt sich auf seinen Kernauftrag, Kultur und Bildung Dort spielen Einschaltquoten keine Rolle; entscheidend ist die Qualität. Klein, aber fein, wie Werner Höfer über sein Drittes sagte, das damals das beste Programm Deutschlands war.
Aber wenn denn die ÖRs sich schon in diesen seltsamen Quotenwettbewerb stürzen - meinen Sie ernsthaft, lieber Gorgasal, daß es für den Erfolg eines Krimis interessant ist, ob der Kommissar einen mundartlichen Akzent hat? Ich denke eher, man braucht gute Drehbücher und gute Regisseure.
So, wie damals beim "Kommissar". Herbert Reinecker ist immer noch unübertroffen; sozusagen der Conan Doyle des deutschen Kriminalfilms. Und die Regisseure - Wolfgang Becker, Wolfgang Staudte, Dietricht Haugk, Theodor Grädler zum Beispiel - waren Spitze.
Da hätte Erik Ode ostfriesisch nuscheln können - die Leute hätten immer noch begeistert am Bildschirm gesessen. (Übrigens: Jede Woche um elf plus minus die Wiederholung einer Folge auf 3SAT).
Zitat von ZettelDas ist ja der Kern des ganzen Elends: Es findet bei den ÖRs ein Pseudo-Wettbewerb statt. Sie sollen möglichst viele Zuschauer ziehen, was sie natürlich schlechter können als Private. Sollen sie doch alle Sparten, in denen sie eh schlechter sind, den Privaten überlassen. Was ich seit langem propagiere: Das ÖR beschränkt sich auf seinen Kernauftrag, Kultur und Bildung Dort spielen Einschaltquoten keine Rolle; entscheidend ist die Qualität. Klein, aber fein, wie Werner Höfer über sein Drittes sagte, das damals das beste Programm Deutschlands war.
Stimmt, aber das ist nun einmal das Problem des ÖR. Der Bürger toleriert die Subvention von Theatern und Opern, weil er damit erstens nur in Kontakt kommt, wenn er selbst Nutznießer der Subventionen ist, also Theaterbesucher, und weil zweitens immerhin noch Eintritt gezahlt wird.
Ich bin ja ganz Ihrer Meinung, der ÖR sollte sich auf seinen Kernauftrag fokussieren. Aber die dazu notwendigen Subventionen sind dem Normalbürger nicht verständlich zu machen, wenn er beim Zappen ständig irgendwelche finnischen Dokumentation im OT oder Shakespeare in der Rezeption Jelineks sieht. Die Sendehäuser würden brennen.
Zitat von ZettelAber wenn denn die ÖRs sich schon in diesen seltsamen Quotenwettbewerb stürzen - meinen Sie ernsthaft, lieber Gorgasal, daß es für den Erfolg eines Krimis interessant ist, ob der Kommissar einen mundartlichen Akzent hat? Ich denke eher, man braucht gute Drehbücher und gute Regisseure.
Kann ich nicht beurteilen, ich schaue kaum fern, und einen Krimi habe ich, glaube ich, noch nie ganz gesehen. Insofern hätte ich vielleicht den Mund halten sollen , aber in meiner wilden Jugend habe ich einmal einen Sender bei der Verwertung seiner Rechte beraten.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
In Antwort auf:Das ÖR beschränkt sich auf seinen Kernauftrag, Kultur und Bildung Dort spielen Einschaltquoten keine Rolle; entscheidend ist die Qualität.
Da irren Sie, lieber Zettel. Einschaltquoten spielen sogar die zentrale Rolle. Weil die nämlich ihren Laden sonst zusperren können. Der ÖR lebt von der Lüge, dass eine Mehrheit ihn will. Und diese Lüge darf nicht zu offenkundig werden. Wenn der ÖR wirklich auf Quoten unter 10 Prozent fällt (und das ist mit Kultur und Bildung kein Problem), dann darf man sich fragen was für eine "Grundversorgung" das denn sein soll, die scheinbar kein Mensch braucht. Auch frage ich mich, wie man Qualität denn bewerten soll. Anhand dessen, was Kritiker sagen ? Die selben Kritiker, die Schaum vor dem Mund kriegen, wenn sie irgendeine private Produktion bewerten (die anschliessend erfolgreich ist), während sie den einen Wim-Wenders Vollflop nach dem anderen gar nicht genug loben können. Was aber ist mehr wert ? Star Wars oder das Piano ? Der Herr der Ringe oder Hitlerjunge Salomon ? Wenn Sie Hans Mustermann von nebenan fragen, dann ist die Antwort eindeutig. Und ich glaube nicht, dass er sich als nicht qualitätsinteressiert sieht. Es ist leicht Witze über Kochshows, Gerichtsshows, Spielshows, Talkshows und "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" zu machen und darauf herabzublicken. Aber es hat im Unterschied zum Kulturpampf des ÖR, Erfolg. Darauf sollte man nicht herabblicken.
Einschaltquoten sind genau das, was der ÖR verzweifelt braucht. Denn wie lassen sich sieben abgepresste Milliarden rechtfertigen, für einen Dienst, den kaum einer nutzt ? Was glauben Sie, lieber Zettel, warm der ÖR so verzweifelt versucht im Internet Fuß zu fassen ? Doch sicher nicht um eine Grundversorgung zu etablieren, die da erst recht niemand braucht. Die kämpfen um ihre Existenz.
In Antwort auf:Das ÖR beschränkt sich auf seinen Kernauftrag, Kultur und Bildung Dort spielen Einschaltquoten keine Rolle; entscheidend ist die Qualität.
Da irren Sie, lieber Zettel. Einschaltquoten spielen sogar die zentrale Rolle. Weil die nämlich ihren Laden sonst zusperren können.
Vielleicht hatte ich mich schlecht ausgedrückt, lieber Llarian. Ich meinte nicht den Ist-Zustand, sondern den Zustand, den ich gern hätte: Privatisierung des Rundfunks und des TV, bis eben auf diesen Kernbereich Kultur und Wissenschaft, der dann aus Steuermitteln finanziert wird.
Das muß sich ebensowenig rechnen wie die Bundeswehr oder Grundschulen. Es gehört zu dem, was meines Erachtens beim Staat bleiben sollte; es ist ja wenig genug im Vergleich zum jetzigen Zustand.
Sender wie Phoenix oder Arte müssen nicht auf die Einschaltquoten gucken; wenn es auch sicherlich Grenzen gibt. Wenn niemand mehr zuschaut, sollte man eine Sendung schon absetzen.
Was wir vor allem in Deutschland brauchen, das ist ein viel umfassenderes Bildungs- und Wissenschaftsfernsehen; Vorbild Bayern Alpha. In Italien zum Beispiel gibt es RAIEdu1, RAIEdu2 und RAIStoria, die rund um die Uhr nur Wissenschaft senden.
Zitat von Llarian Der ÖR lebt von der Lüge, dass eine Mehrheit ihn will. Und diese Lüge darf nicht zu offenkundig werden. Wenn der ÖR wirklich auf Quoten unter 10 Prozent fällt (und das ist mit Kultur und Bildung kein Problem), dann darf man sich fragen was für eine "Grundversorgung" das denn sein soll, die scheinbar kein Mensch braucht.
Es gibt eben einen Kultur- und Bildungsauftrag des Staats. Ich bin, lieber Llarian, wie Sie wissen, wahrlich kein Etatist. Ich bin für die Privatisierung nicht nur des Rundfunks, sondern auch der Mehrzahl der Unis; auch die Gymnasien könnten überwiegend privat betrieben werden. Ich bin für die Privatisierung nicht nur der Bahn, sondern auch des ÖPNV.
Aber Kultur und Bildung sind in jeder Gesellschaft nicht nur Privatsache. Eine Gesellschaft, die ihre gemeinsame Kultur nicht mehr pflegt, zerbricht. Eine Gesellschaft, die nicht auf die Bildung ihrer Mitglieder achtet, verarmt.
Zitat von LlarianAuch frage ich mich, wie man Qualität denn bewerten soll. Anhand dessen, was Kritiker sagen ?
Unter anderem. Bewertet man Qualität nach Einschaltquoten, dann ist jedenfalls das "Dschungelcamp" eine der besten deutschen Sendungen, und das "Philosophische Quartett" vermutlich eine der schlechtesten.
Zitat von ZettelAber Kultur und Bildung sind in jeder Gesellschaft nicht nur Privatsache. Eine Gesellschaft, die ihre gemeinsame Kultur nicht mehr pflegt, zerbricht. Eine Gesellschaft, die nicht auf die Bildung ihrer Mitglieder achtet, verarmt.
Wir diskutieren schon noch immer über den Tatort auf Sächsisch oder auf Hochdeutsch, oder?
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
In Antwort auf:Privatisierung des Rundfunks und des TV, bis eben auf diesen Kernbereich Kultur und Wissenschaft, der dann aus Steuermitteln finanziert wird.
Das ist aber kein Sieben-Milliarden-Euro Unternehmen mehr und daran scheitert es dann. Wir haben eine etablierte Struktur, die Geld will. Denen geht es nicht um irgendeinen hehren Kulturauftrag, sondern um die Miete von morgen. Jetzt werden Sie einwenden, dass Sie ja eine Änderung wollen. Ich setzte dagegen, dass die jetzige, ich nenne sie mafiöse, Struktur, dass nicht will und sich mit Händen und Füssen dagegen wehren wird. Und diese Struktur braucht die Einschaltquoten.
In Antwort auf:Was wir vor allem in Deutschland brauchen, das ist ein viel umfassenderes Bildungs- und Wissenschaftsfernsehen;
Glaube ich nicht. Denn es gibt ja schon eine ganze Reihe von Bildungs- und Wissenschaftsangeboten, die nicht genutzt werden. Die Nachfrage steigt ja nicht dadurch, dass man das Angebot erhöht. Ich denke man macht da den Fehler auszuklammern, was die Menschen wollen. Und wenn die nicht durch Fernsehen gebildet werden wollen, dann ist das eben so. Es ändert sich nicht durch Bildungsfernsehen, es sei denn, man postulierte, dass das jetzige schlecht wäre. Ich gucke zwar kein Fernsehen mehr, aber das ist früher nicht mein Eindruck gewesen.
In Antwort auf:Eine Gesellschaft, die ihre gemeinsame Kultur nicht mehr pflegt, zerbricht. Eine Gesellschaft, die nicht auf die Bildung ihrer Mitglieder achtet, verarmt.
Sehe ich nicht soviel anders. Ich glaube nur, der Weg ist falsch. Ich sehe auch ein Problem der kulturellen Identität, ich glaube aber nicht, dass man das durch literarische Quartett verbessern kann. Denn Kultur ist nicht das, was eine elitäre Gruppe dazu erklärt, sondern Kultur ist das, was Otto Michel am Samstag abend macht. Und der selbe Michel wird nicht morgen Kafka lesen, weil Marcel Reich Ranicki das emfiehlt. Wenn man wirklich gemeinsame Kultur pflegen will, dann müssen wir erst einmal klären, was das ist. Der ÖR weiss das nicht, das beweist er zur Genüge.
In Antwort auf:Bewertet man Qualität nach Einschaltquoten, dann ist jedenfalls das "Dschungelcamp" eine der besten deutschen Sendungen, und das "Philosophische Quartett" vermutlich eine der schlechtesten.
Ist das denn falsch ? Offensichtlich fühlen sich Millionen Menschen von Dirk Bach besser unterhalten, als von Literatur. Sie verbringen einen Abend im Dschungelcamp und entspannen sich dabei. Ist das kein Wert ? Und warum sollte der Wert grösser sein, sich mit einer Literatur zu langweilen, die einen nicht anspricht ?
Die Dschungelshow ist sicher nicht meine, aber wenn wir von besonderem Niveau sprechen, ich vermisse "Alles nichts oder", wär für mich ein echter Grund wieder fern zu sehen. Gibts leider seit 15 Jahren nicht mehr. War der totale Blödsinn mit Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen, die berühmte Sendung wo am Ende die Torten geschmissen wurden. Sie würden es vermutlich grauenhaft finden, aber ich fands klasse. Qualität ? Das war der qualitativ beste Blödsinn, den ich bis dahin in der Glotze gesehen habe. Ist eben auch eine Frage was man vom Fernsehen will. Wenn man Unterhaltung als Ziel definiert, war das damals ein absoluter Volltreffer.
Zitat von ZettelAber Kultur und Bildung sind in jeder Gesellschaft nicht nur Privatsache. Eine Gesellschaft, die ihre gemeinsame Kultur nicht mehr pflegt, zerbricht. Eine Gesellschaft, die nicht auf die Bildung ihrer Mitglieder achtet, verarmt.
Wir diskutieren schon noch immer über den Tatort auf Sächsisch oder auf Hochdeutsch, oder?
Die Überschrift läßt's in der Tat befürchten, lieber Gorgasal. Ich vergesse immer wieder, bei Wechsel des Themas die Überschrift anzupassen. Schwöre Besserung!
Zitat von ZettelAber Kultur und Bildung sind in jeder Gesellschaft nicht nur Privatsache. Eine Gesellschaft, die ihre gemeinsame Kultur nicht mehr pflegt, zerbricht. Eine Gesellschaft, die nicht auf die Bildung ihrer Mitglieder achtet, verarmt.
Wir diskutieren schon noch immer über den Tatort auf Sächsisch oder auf Hochdeutsch, oder?
Die Überschrift läßt's in der Tat befürchten, lieber Gorgasal. Ich vergesse immer wieder, bei Wechsel des Themas die Überschrift anzupassen. Schwöre Besserung!
Ich wollte nur fragen, weil wir jetzt doch schon bei so schwierigen Wörtern wie "Kultur" und "Bildung" sind, und da wollte ich mich nur vergewissern, dass ich noch auf dem Laufenden bin, was das Thema angeht...
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
In Antwort auf:Privatisierung des Rundfunks und des TV, bis eben auf diesen Kernbereich Kultur und Wissenschaft, der dann aus Steuermitteln finanziert wird.
Das ist aber kein Sieben-Milliarden-Euro Unternehmen mehr und daran scheitert es dann. Wir haben eine etablierte Struktur, die Geld will. Denen geht es nicht um irgendeinen hehren Kulturauftrag, sondern um die Miete von morgen.
Ja klar, lieber Llarian. Ich meine meinen Vorschlag ja auch nicht als ein realisierbares Programm. Nur, schön wär's halt.
Zitat von Llarian
In Antwort auf:Was wir vor allem in Deutschland brauchen, das ist ein viel umfassenderes Bildungs- und Wissenschaftsfernsehen;
Glaube ich nicht. Denn es gibt ja schon eine ganze Reihe von Bildungs- und Wissenschaftsangeboten, die nicht genutzt werden. Die Nachfrage steigt ja nicht dadurch, dass man das Angebot erhöht. Ich denke man macht da den Fehler auszuklammern, was die Menschen wollen.
Ich denke, daß die Nachfrage nach Wissen ungeheuer ist. Und zwar sowohl nach beruflich nutzbarem Wissen als auch danach, einfach die Neugier zu befriedigen.
Nur darf es nicht langweilig sein, und es muß auf die jeweiligen Voraussetzungen der Zuschauer abgestimmt sein.
Also Shows aller Art; warum soll es nicht knallen und krachen. Wissens-Quiz, indem man unterhaltsam lernt; dergleichen.
Aber eben auch gut gemachte Sendungen aus Naturwissenschaft, Geschichte, Geographie. Die BBC und das kanadische TV produzieren solche Sendungen in exzellenter Qualität; unsere Sender nicht.
Und dann eben auch Schul-, Volksschul- und Wissenschafts-TV. Was da heute angeboten wird, ist jämmerlich. Die xfachste Wiederholung von Sprachkursen, denen man ansieht, daß die Senung in den siebziger Jahren produziert wurde. Kaum Animation, keine modernen TV-Effeke, woher auch. Dito Mathematik usw. Am Rechnen hat sich ja nix geändert, also kann man die Zuschauer mit diesem Schrott abspeisen.
Die Volkshochschulen haben großen Zulauf; die Leute sind ja nicht doof und wissen, daß wir in einer Wissensgesellschaft leben. Wo ist der ständige Computerkurs im TV, der die Hausfrau damit vertraut macht, was die "Escape"-Taste macht, der aber auf anderen Stufen auch Programmieren umfaßt? Wo der groß angelegte Kurs in kaufmännischem Rechnen, das doch fast jeder braucht?
Stattdessen diese ständigen "Magazine", in denen angeblich Verbraucher aufgeklärt werden, in denen in Wahrheit aber überwiegend gegen die Industrie und die Geschäftswelt gehetzt wird.
Zitat von ZettelStattdessen diese ständigen "Magazine", in denen angeblich Verbraucher aufgeklärt werden, in denen in Wahrheit aber überwiegend gegen die Industrie und die Geschäftswelt gehetzt wird.
Wobei diese Magazine aber problemlos mit dem Bildungsauftrag vereinbar sind. Ich fürchte, Ihre etwas selektive Vorstellung davon, was unter den Kultur- und Bildungsauftrag fällt und was nicht, ist eher eine Minderheitenmeinung... Beim Fußball mag es einfacher sein, das den ÖR eines schönen Tages zu verbieten.
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
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