Abdel Basset Ali al-Megrahi wurde von einem schottischen Gericht wegen des Bombenanschlags auf ein Flugzeug über Lockerbie von 1988, bei dem 270 Menschen getötet wurden, zu lebenslanger Haft verurteilt. Al-Magrahi hat den Anschlag nie zugegeben. Mittlerweile hat al-Megrahi Prostatakrebs und wahrscheinlich nur noch wenige Monate zu leben. Schottland hat ihm den Rest seiner Strafe erlassen und ihn nach Libyen ausreisen lassen: http://topics.nytimes.com/top/reference/...rahi/index.html
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
Der Mann wurde doch zu Haft bis zum Tod verurteilt. Und nun ist der nahende Tod Grund für seine Entlassung? Das ist doch völlig absurd. Trotzdem scheint es (außer bei den USA) keine wirkliche Aufregung zu geben. Man stelle sich vor, ein Neonazi würde wissentlich und geplant 270 Ausländer ermorden, nie Reue zeigen und nach ein paar Jahren Haft begnadigt, weil das arme Hascherl ernstlich krank ist. Wie würden die Menschen dann reagieren?
"In Scotland, we are a people who pride ourselves on our humanity", sagt der Justizminister. Ob er auch an die Angehörigen der Opfer gedacht hat? Oder verdienen die weniger "Menschlichkeit" als Al-Magrahi? Wie kann ein Rechtssystem gerecht sein, daß sich damit rühmt, daß seine Behandlung der Täter den Opfern ungerecht vorkommen muß (was angeblich die Menschlichkeit des Rechtssystems beweist)? Wie kann ein Rechtssystem gerecht sein, daß ganz offen Genugtuung für die Opfer ablehnt, die Opfer völlig ignoriert und nur den Täter betrachtet?
Vielen Dank, lieber Gorgasal, nicht nur für das Thema, sondern auch für diesen Link.
Ich hatte bisher zu der Sache keine Meinung, mangels Informiertheit. Nachdem ich dieses sehr überzeugende Statement gelesen habe, neige ich stark dazu, die Entscheidung des Minister für richtig zu halten. Sie hat sich streng am schottischen Recht orientiert; und der Minister hat offenbar ungewöhnlich gründlich Informationen gesammelt, bevor er sich entschieden hat.
Es geht meines Erachtens bei einer solchen Entscheidung ausschließlich darum, ob sie der Rechtslage entspricht, nicht um die zu erwartende Reaktion in der Öffentlichkeit oder gar Fragen der politischen Einstellung.
Vielen Dank, lieber Gorgasal, nicht nur für das Thema, sondern auch für diesen Link. Ich hatte bisher zu der Sache keine Meinung, mangels Informiertheit. Nachdem ich dieses sehr überzeugende Statement gelesen habe, neige ich stark dazu, die Entscheidung des Minister für richtig zu halten. Sie hat sich streng am schottischen Recht orientiert; und der Minister hat offenbar ungewöhnlich gründlich Informationen gesammelt, bevor er sich entschieden hat. Es geht meines Erachtens bei einer solchen Entscheidung ausschließlich darum, ob sie der Rechtslage entspricht, nicht um die zu erwartende Reaktion in der Öffentlichkeit oder gar Fragen der politischen Einstellung. Herzlich, Zettel
Genau, wenn die Gesellschaft als solches ein Problem mit der vorzeitigen Entlassung hat, dann muss es für alle gelten und nicht für einen bestimmten Fall.
Ungelt
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21.08.2009 18:05
#5 RE: Die Freilassung von Abdel Basset Ali al-Megrahi
Zitat von ZettelNachdem ich dieses sehr überzeugende Statement gelesen habe, neige ich stark dazu, die Entscheidung des Minister für richtig zu halten. Sie hat sich streng am schottischen Recht orientiert; und der Minister hat offenbar ungewöhnlich gründlich Informationen gesammelt, bevor er sich entschieden hat.
Zitat von FAZSeif al-Islam al Gaddafi, der Sohn und mögliche Nachfolger des libyschen Staatschefs Gaddafi, zeigte sich hocherfreut über die Freilassung al Meghrahis. Er lobte die schottische und die britische Regierung. „Ich möchte unseren Freunden in der britischen Regierung, die eine wichtige Rolle in dieser Angelegenheit gespielt haben, persönlich danken“,
Welche "Rolle" spielt bei der Freilassung die britische Regierung?
Argumente lassen sich für alles finden oder notfalls auch herstellen. Es ist wie immer eine Frage der Gewichtung, und die ist, inklusive möglicher "Zusatzargumente", wie immer gut verborgen in Köpfen der handelnden Personen. Ich würde mich daher auch nicht übermäßig wundern, wenn den "totgeweihten" in seiner Heimat eine Spontanheilung ereilt.
Die Grenze zwischen Humanität und Dummheit ist zwar fließend, aber manchmal ist es auch nur ein krimineller Akt. Vielleicht sollte man jetzt im Zuge des Täter-Opfer Ausgleiches eines der Opfer wieder zum Leben erwecken?
In Antwort auf:Genau, wenn die Gesellschaft als solches ein Problem mit der vorzeitigen Entlassung hat, dann muss es für alle gelten und nicht für einen bestimmten Fall.
Dann müsste es aber ein Gesetz geben, das vorschreibt, jeden zu entlassen, der höchstens noch drei Monate zu leben hat. Ein solches Gesetz gibt es aber nicht. Also gibt es durchaus Ermessensspielraum für den Einzelfall. Und wenn man den schon nicht für einen 270-fachen Mörder nutzt, der erst seit ein paar Jahren einsitzt und der nie Reue gezeigt hat, wann dann?
Ich habe mich jetzt nicht genauer damit beschäftigt, ob es wirklich dem Recht entsprach, ich bin nach Zettels Beitrag einfach mal davon ausgegangen. Und sollte es so sein, dann ist die Freilassung natürlich richtig (wenn einem das nicht passt, muss man eben die Gesetze ändern). Sollte es nicht so sein, ist sie natürlich falsch. Das ist alles was ich damit ausdrücken wollte. Gleiches Recht für alle.
Was den Ermessensspielraum angeht, so sollte/muss er bei jemandem wie einem 270-fachen Mörder natürlich nicht zu seinen Gunsten ausgelegt werden.
Zitat von UngeltEs ist wie immer eine Frage der Gewichtung, und die ist, inklusive möglicher "Zusatzargumente", wie immer gut verborgen in Köpfen der handelnden Personen. Ich würde mich daher auch nicht übermäßig wundern, wenn den "totgeweihten" in seiner Heimat eine Spontanheilung ereilt.
Hier ist, lieber Ungelt, eine längere Passage aus dem Statement des schottischen Justizministers, das Gorgasal verlinkt hat. Da es ein Regierungsdokument ist, ist es copyrightfrei:
Zitat von Kenny MacAskillI now turn to the issue of compassionate release.
"Section three of the Prisoners and Criminal Proceedings (Scotland) Act 1993 gives the Scottish Ministers the power to release prisoners on licence on compassionate grounds.
"The Act requires that ministers are satisfied that there are compassionate grounds justifying the release of a person serving a sentence of imprisonment.
"Although the Act does not specify what the grounds for compassionate release are, guidance from the Scottish Prison Service, who assess applications, suggests that it may be considered where a prisoner is suffering from a terminal illness and death is likely to occur soon.
"There are no fixed time limits but life expectancy of less than three months may be considered an appropriate period.
"The guidance makes it clear that all prisoners, irrespective of sentence length, are eligible to be considered for compassionate release. That guidance dates from 2005.
"On 24 July 2009 I received an application from Mr Al Megrahi for compassionate release. He was diagnosed with terminal prostate cancer in September 2008.
"I have been regularly updated as to the progression of his illness.
"I have received numerous comprehensive medical reports including the opinions of consultants who have been treating him.
"It is quite clear to the medical experts that he has a terminal illness, and indeed that there has recently been a significant deterioration in his health.
"In order to consider the application for compassionate release, I was provided with reports and recommendations by the Governor of Greenock Prison, the doctors and prison social work staff.
"Also, as laid out in statute, I have consulted the Parole Board.
"This is the normal process for consideration of an application for compassionate release and my decision is in accordance with all the advice given to me.
"It is the opinion of his Scottish Prison Service doctors who have dealt with him prior to, during and following the diagnosis of prostate cancer, and having seen him during each of these stages, that his clinical condition has declined significantly.
"Assessment by a range of specialists has reached the firm consensus that his disease is, after several different trials of treatment, "hormone resistant" - that is resistant to any treatment options of known effectiveness.
"Consensus on prognosis therefore has moved to the lower end of expectations.
"Mr Al Megrahi was examined by Scottish Prison Service doctors on 3 August.
"A report dated 10 August from the director of health and care for the Scottish Prison Service indicates that a three-month prognosis is now a reasonable estimate. The advice they have provided is based not only on their own physical examination but draws on the opinion of other specialists and consultants who have been involved in his care and treatment. He may die sooner - he may live longer.
"I can only base my decision on the medical advice I have before me. That medical advice has been made available to the United States Government at their request and has been published on grounds of public interest.
"It has been suggested that Mr Al Megrahi could be released from prison to reside elsewhere in Scotland.
"Clear advice from senior police officers is that the security implications of such a move would be severe. I have therefore ruled that out as an option.
"Having met the criteria, it therefore falls to me to decide whether Mr Al Megrahi should be released on compassionate grounds.
Mir klingt das überzeugend.
Herzlich, Zettel
Ungelt
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04.09.2009 13:09
#9 RE: Die Freilassung von Abdel Basset Ali al-Megrahi
Nicht, dass ich große Sympathien für einen mutmaßlichen Terroristen hegen würde. Aber der Artikel ist ziemlich makaber gehalten! Kann jetzt jemand dafür garantieren, dass er in den nächsten drei Monaten stirbt, und wenn nicht, was dann? Persönlich finde ich es nicht in Ordnung, so ein Individuum wieder auf freien Fuß zu lassen. Momentan scheinen mir ausgerechnet die vielgescholtenen USA das einzige noch halbwegs aufrechte Bollwerk des Westens gegen die totale Kapitulation vor der Islamisierung zu sein.
Zitat von RainerNicht, dass ich große Sympathien für einen mutmaßlichen Terroristen hegen würde. Aber der Artikel ist ziemlich makaber gehalten! Kann jetzt jemand dafür garantieren, dass er in den nächsten drei Monaten stirbt, und wenn nicht, was dann?
Mir geht es darum, ob ein realer Grund zu der Annahme bestand, daß er in kurzer Zeit stirbt - oder ob die Gründe manipuliert waren. Verschätzen kann man sich in solchen Dingen natürlich immer. Es wird auch mit Sicherheit nicht möglich sein nachzuprüfen, ob z.B. die Todesnachricht echt sein ist.
Zitat von RainerPersönlich finde ich es nicht in Ordnung, so ein Individuum wieder auf freien Fuß zu lassen.
Ich würde ihm in so einem Fall zumindest nicht die Ausreise nach Libyen gestatten. Die Gesetze lassen es vielleicht so nicht zu, daß aber der einzig gangbare Weg die Ausreise nach Libyen mit diesem triumphalen Empfang war, fällt mir schwer zu glauben.
Zitat von RainerMomentan scheinen mir ausgerechnet die vielgescholtenen USA das einzige noch halbwegs aufrechte Bollwerk des Westens gegen die totale Kapitulation vor der Islamisierung zu sein.
Ob das heute noch gilt, trotz Obama Einspruch gegen die Auslieferung, würde ich bezweifeln.
Zitat von UngeltIch würde ihm in so einem Fall zumindest nicht die Ausreise nach Libyen gestatten. Die Gesetze lassen es vielleicht so nicht zu, daß aber der einzig gangbare Weg die Ausreise nach Libyen mit diesem triumphalen Empfang war, fällt mir schwer zu glauben.
Der schottische Justizminister hatte explizit die Alternative erwogen, ihn nicht ausreisen zu lassen, sah in diesem Fall aber keine sinnvolle Möglichkeit, seine Sicherheit zu garantieren. Wäre er in Schottland geblieben, dann hätte ihn über kurz oder lang jemand gelyncht, wenn er nicht Personenschutz rund um die Uhr erhalten hätte - sicher auch keine sinnvolle Verwendung von Steuermitteln.
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Ungelt
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05.09.2009 01:38
#13 RE: Die Freilassung von Abdel Basset Ali al-Megrahi
Zitat von GorgasalWäre er in Schottland geblieben, dann hätte ihn über kurz oder lang jemand gelyncht, wenn er nicht Personenschutz rund um die Uhr erhalten hätte - sicher auch keine sinnvolle Verwendung von Steuermitteln.
Wenn man ihn in einem kleinen abgelegenen Hospiz unterbringen würde, dann könnten die potentiellen Rächer bei maximal 3 Monaten Lebenserwartung schon in Zeitnot geraten. Und dann - jemanden umzubringen, der sowieso schon am Tropf hängt und irgendwelche Opiate im Körper hat? Als Rache? So etwas geht ja sonst schon fast als Sterbehilfe durch. Und dann - wegen vielleicht 2 Wochen "Lebensverkürzung" als Mörder in den Knast gehen?
Mir ist klar, daß eine Rachetat insbesondere aus politischn Gründen verhindert werden sollte. Als Ergebnis bekommen aber wieder einige gewalt- und opferbereite Fanatiker anschaulich vorgeführt, daß einen als Belohnung für so eine Tat neben dem Heldenstatus auch noch eine triumphale Rückkehr in die Heimat "zu Lebzeiten" erwartet. Ein fatales Zeichen für eine Gesellschaft, in der es einen Überschuß von "jungen tatkräftigen Männern" gibt, die sonst keine Möglichkeit der "Selbstverwirklichung" haben.
Ich denke, daß sich das in Europa in ruhigen Zeiten erreichte "Humanitätsniveau" nicht wird in Zukunft ohne Abstriche halten lassen. Das Maß an Humanität, welches sich ein Land erlauben kann, hängt immer von allen "Beteiligten" ab. Man kann sich auch human verhalten, und als Ergebnis erntet man das mehrfache an Inhumanität und Leid. Das scheint mir so ein Fall zu sein.
Ein zusätzliches Problem ist, daß die notwendigen Anpassungen, wenn überhaupt, immer nur in dem "unbedingt notwendigen Maß" erfolgen, und daß dieses Maß immer hinter der Entwicklung hinterherhinkt. Und damit nicht ausreicht, sie anzuhalten.
Zitat von SpiegelErstmals hat ein britischer Minister eingeräumt, dass Ölgeschäfte bei der Freilassung des Lockerbie-Attentäters eine Rolle gespielt haben. Zudem wurde bekannt: Libyen soll Ärzte bezahlt haben, die dem Terroristen eine Lebenserwartung von nur noch wenigen Monaten attestierten.
mein Englisch ist schlecht, aber so schlecht kann es garnicht sein, daß ich das (Libya paid doctors who said Lockerbie bomber Abdelbaset Al Megrahi had three months to live) nicht verstehen würde.
Ich beziehe mich nicht auf den von Colombia eingestellten SPON Artikel, da ich diesem Organ kein Vertrauen schenke. Ich habe aber keine Ahnung, ob DailyMail vertrauenswürdiger ist, immerhin gibt es da aber Zitate des Herrn Dr.Kohlmeise.
Warum ist es so, daß man sich auch bei auf den ersten Blick seriösen Aussagen, wie der des schottischen Justizministers, nicht sicher sein kann. Es ist u.A. die beliebte "verteilte Verantwortlichkeit" - keiner ist für Irgendetwas richtig verantwortlich. Es funktioniert ähnlich wie bei der Stillen Post. Jeder manipuliert nur ein klein wenig, in diesem Fall natürlich bewußt und auch "zufällig" in der gleichen Richtung. Am Ende steht dann das falsche, aber komischerweise gewünschte Ergebnis.
Die Ärzte wissen, was der mächtige, reiche und gefährliche Auftraggeber erwartet und erfüllen seine Wünsche. Es liegt ja irgendwie einigermaßen im Bereich des Möglichen und ist "notorisch schlecht einzuschätzen". Wenn der eine oder andere Arzt eine zu lange Frist nennt, wird eben so lange gesucht, bis sich ein "hilfsbereiterer" Arzt findet. Er findet sich.
Der Gefängnisarzt möchte seinen "Schützling" möglichst schnell loswerden, da ja nur Probleme zu erwarten sind - die Stellungnahmen von Spezialisten wird er natürlich nicht anzweifeln - wie sollte er es auch, als Feld- Wald- und Wiesenarzt?
Und der Minister bzw. seine Regierung bekommt seine "unanfechtbaren Stellungnahmen" und möglicherweise noch eine nette Gegenleistung der Regierung in London.
Alles bleibt einigermaßen im Ermessensspielraum der Handelnden, jeder kann sich sich darauf berufen, seinen Teil der Arbeit zumindest einigermaßen korrekt ausgeführt zu haben. Im Tschechischen *) gibt es dafür den Spruch "voda si cestu najde", also "Wasser findet den Weg", der neben der anschaulichen bautechnischen Bedeutung auch genau diesen Mechanismus beschreibt.
Auf irgendwelche weitreichenden Schlußfolgerungen verzichte ich, es steht für mich aber leider fest, daß es sie gibt. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert z.B. auch die Beschaffung verbotener Waffen und Industrieprodukte, und manchmal auch die "Produktion" von erwünschten Gesetzen und Verordnungen. Das ist der tiefere Grund, warum ich die Position "was nicht erwiesen ist, gibt es nicht" nicht teilen kann.
Schönen Gruß, Ungelt
*) Ich habe das Einflechten tschechischer Wörter für die wissbegierigen Linguisten in der letzten Zeit etwas vernachlässigt, ich gelobe Besserung.
Eine englische Eliteeinheit, die SAS, bildet libysche Soldaten aus. Man munkelt, das habe mit der Freilassung al-Megrahis zu tun. Die SAS ist darüber nicht sonderlich glücklich - Libyen hat jahrzehntelang die IRA unterstützt, die viele SAS-Soldaten getötet hat.
Zitat von Daily TelegraphFor the past six months Britain’s elite troops have been schooling soldiers working for Col Muammar Gaddafi’s regime, which for years provided Republican terrorists with the Semtex explosive, machine-guns and anti-aircraft missiles used against British troops during the Troubles in Northern Ireland.
Sources within the SAS have expressed distaste at the agreement, which they believe could be connected to the release of the Lockerbie bomber.
...
Downing Street has denied the allegations, but Jack Straw, the Justice Minister, has admitted that trade was a factor in deciding to include Megrahi in an earlier prisoner transfer agreement with Libya. Megrahi was the only person convicted for the murder of 270 people killed in the bombing in 1988 of Pan Am flight 103.
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Zitat von GorgasalMittlerweile hat al-Megrahi Prostatakrebs und wahrscheinlich nur noch wenige Monate zu leben.
Genauer gesagt hieß es: höchstens noch drei Monate. Das ist deswegen wichtig, weil nur Gefangene, die voraussichtlich noch drei Monate leben werden, nach der relevanten Rechtsvorschrift entlassen werden können.
Mein ursprünglicher Beitrag ist fast exakt drei Monate her. Wie geht es Al-Megrahi?
Zitat von Daily TelegraphMegrahi is well enough to "walk and talk" and shows no sign of deterioration.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Und jetzt ist die Antwort auf diese Frage vollends unklar: der todkranke (oder?) al-Megrahi ist verschwunden.
Zitat von The TimesMystery surrounded the Lockerbie bomber last night after he could not be reached at his home or in hospital.
Libyan officials could say nothing about the whereabouts of Abdul Baset Ali al-Megrahi, and his Scottish monitors could not contact him by telephone. They will try again to speak to him today but if they fail to reach him, the Scottish government could face a new crisis.
Under the terms of his release from jail, the bomber cannot change his address or leave Tripoli, and must keep in regular communication with East Renfrewshire Council.
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Zitat von Gorgasalder todkranke (oder?) al-Megrahi ist verschwunden.
Na, was ein Glück. Herr Al-Megrahi ist wieder aufgetaucht. Und es geht ihm blendend. Sieben Monate, nachdem er nur noch drei Monate zu leben hatte.
Zitat von Daily TelegraphThe health of the freed Lockerbie bomber has 'greatly improved' now he is home in Libya, Colonel Gaddafi's son boasted yesterday.
He said Abdelbaset Ali Mohamed al-Megrahi was doing much better since being released seven months ago by the Scots on compassionate grounds because he had 'only three months to live'.
In words which will confirm the suspicions of Lockerbie victims' families, Saif Gaddafi - widely tipped to succeed his father as Libyan leader - also finally admitted that the convicted killer's release had dominated trade talks with Britain.
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17.03.2010 15:14
#20 RE: Die Freilassung von Abdel Basset Ali al-Megrahi
Zitat von GorgasalVielleicht sollten wir uns eine Scheibe vom libyschen Gesundheitswesen abschneiden? Die scheinen dort richtig gut zu sein.
Ich bemühte mich ja sooo, an die Schulmedizin und das ordnungsgemäße Funktionieren staatlicher Organe zu glauben. Und dann kommen Sie und machen meine ganze Anstrengung wieder zunichte!
Zitat von GorgasalHerr Al-Megrahi ist wieder aufgetaucht. Und es geht ihm blendend. Sieben Monate, nachdem er nur noch drei Monate zu leben hatte.
Und jetzt ist er Rekordhalter:
Zitat von Belfast TelegraphConservative justice spokesman Bill Aitken said that Abdelbaset Ali Mohmed Al Megrahi "now surpasses the record for the longest amount of time a convicted murderer has been free after being granted compassionate release".
-- El liberalismo pregona el derecho del individuo a envilecerse, siempre que su envilecimiento no estorbe el envilecimiento del vecino. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Ungelt
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05.07.2010 09:31
#22 RE: Die Freilassung von Abdel Basset Ali al-Megrahi
Der tschechische Spruch "voda si cestu najde" hat sich leider wieder einmal bestätigt.
Ich betrachte solche Vorfälle auch als ein Argument für die Todesstrafe. Lebenslang ist einfach zu lang, um es in einer so humanen (und ängstlichen, möglicherweise auch korrupten) Gesellschaft wirklich durchzuhalten. Wenn die Gesellschaft überhaupt so lange durchhält. Und wenn es nicht durchgehalten wird, werden die Täter zu Siegern, und die Opfer werden verhöhnt. Und weitere Adepten für Derartiges ermutigt.
Wenn man unmenschlichen Täter in dieser Weise behandelt, tut man es vorranging, meiner Meinung nach, um das eigene Gewissen nicht zu belasten. Und um die selbstgesteckten Prinzipien nicht zu verletzen. Es ist aber wahrscheinlich, daß man dadurch einen noch größeren Schaden anrichtet, auch in Menschenleben ausgedrückt.
Ein Mensch, der hunderte Menschen bewußt in den Tod schickt, verdient keine Humanität, er hat sich selbst bewußt von ihr verabschiedet. Man sollte einfach mal versuchen, sich diese vernichteten Menschenleben einzeln und detailliert vorzustellen, Frauen, Kinder, mit deren Geschichten, Hoffnungen, Perspektiven. Und deren Ende.
Das Leben kann es auch manchmal erfordern, ein schlechtes Gewissen (bzw. eine ständig offene Frage) in Kauf zu nehmen. Dem entkommt man aber nicht. Das Beharren auf Humanität kann in solchen Fällen auch eine Art "Verschuldung" sein, die man Anderen überläßt..
Ungelt
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07.07.2010 08:54
#23 RE: Die Freilassung von Abdel Basset Ali al-Megrahi
Zitat von UngeltLebenslang ist einfach zu lang, um es in einer so humanen (und ängstlichen, möglicherweise auch korrupten) Gesellschaft wirklich durchzuhalten. Wenn die Gesellschaft überhaupt so lange durchhält. Und wenn es nicht durchgehalten wird, werden die Täter zu Siegern, und die Opfer werden verhöhnt. Und weitere Adepten für Derartiges ermutigt.
Da muß ich mir mal ausnahmsweise selber antworten, weil die Hinweise darauf, daß diese Behauptung richtig ist, einem im Sekundentakt (in geschichtlichen Maßstäben, gefühlt ;-) um die Ohren fliegen:
Zitat von Welt OnlineDenn nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte muss die Justiz in der nächsten Zeit etwa 80 Schwerverbrecher au der Sicherheitsverwahrung entlassen. Geplant war, diese Straftäter mit elektronischen Fußfesseln zu überwachen. Darauf hatte sich die Koalition nach dem Urteil verständigt. Es gibt sogar einen Kabinettsbeschluss dazu. Doch nun fehlen für die Umsetzung die gesetzlichen Voraussetzungen.
Irgendwer findet sich immer, der die ohnehin Humanen noch übertreffen möchte. Denn nur dann stellt sich offenbar dieses überwältigende Gefühl ein, eine untadelige Blüte den Menschheit und Retter der Geknechteten zu sein. Da erlaube ich es mir schon, als ein winziges Gegengewicht, der Böse zu sein.
Zitat von NZZInzwischen ist nämlich klar geworden, dass die Freilassung Teil eines langen diplomatischen Ränkespiels zwischen der britischen und der libyschen Regierung war, welche schliesslich dem Energiekonzern BP den Zugang zu grosse Ölvorkommen vor der libyschen Küste sicherte.
...
Ein wesentlicher Grund für die falsche Diagnose der Lebenserwartung scheint jetzt aufgedeckt zu sein. Offenbar machten die Ärzte ihre Einschätzung, ohne die heute zur Verfügung stehenden Medikamente in die Rechnung mit einzubeziehen. Wie die «Times» herausfand, wird Megrahi in Libyen erfolgreich mit dem Krebsmittel Taxotere behandelt, was nach Aussagen von Fachleuten ein weiteres Hinauszögern des Todes um rund 18 Monate erlaubt. Dieses Medikament ist allerdings kein Wundermittel, welches allenfalls Ghadhafi seinem wertvollsten Patienten angedeihen liesse. Eine Behandlung mit Taxotere ist selbst im notorisch knausrigen britischen Gesundheitswesen standardmässig vorgesehen. Laut dem «Daily Telegraph» habe nur die Klinik im schottische Gefängnis, in dem Megrahi einsass, dazu nicht die technischen Möglichkeiten besessen.
EDIT: aus dem Zitat geht es nicht hervor, aber knapp ein Jahr nach meinem ersten Post in diesem Thread lebt al-Megrahi in der Tat noch immer, nachdem man ihm noch drei Monate prognostiziert hatte.
-- La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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