Nur zur Erinnerung, weil über 10% der Deutschen anscheinend solche Zustände wieder wollen:
Zitat von Scott ShaneMy informal survey suggested that some of the longest lines in Moscow were for shoes. At first I assumed that the inefficient Soviet economy did not produce enough shoes, and for that reason, even in the capital, people were forced to line up for hours to buy them. . . . Then I looked up the statistics.
I was wrong. The Soviet Union was the largest producer of shoes in the world. It was turning out 800 million pairs of shoes a year--twice as many as Italy, three times as many as the United States, four times as many as China. Production amounted to more than three pairs of shoes per year for every Soviet man, woman, and child.
The problem with shoes, it turned out, was not an absolute shortage. It was a far more subtle malfunction. The comfort, the fit, the design, and the size mix of Soviet shoes were so out of sync with what people needed and wanted that they were willing to stand in line for hours to buy the occasional pair, usually imported, that they liked.
lol ... Unser Kollektiv verpflichtet sich für die Zeit des nächsten Fünfjahrplans 100000 braune Herrenlederschuhe in den Größen 40 - 43 für die Bevölkerung bereitzustellen.
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Es gab auch die Anekdote der Schraubenfabrik, deren Plan so und so viel Tonnen Schrauben pro Jahr vorsah.
Große Schrauben sind einfacher herzustellen als kleine. Also wurde der Plan jedes Jahr mit großen Schrauben übererfüllt, und kleine Schrauben gab es nicht.
-- Las ideas tontas son inmortales.
Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Ja, is schon lustig im Sozialismus. Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter mich (ca 8 Jahre alt) in irgendein Klamottengeschäft schleppte, weil es dort angeblich "vernünftige Anoraks" gab. Es gab tatsächlich welche. Schwarze und grüne Jacken mit einer stilisierten Weltkugel als Aufnäher auf dem linken Ärmel. Darüber stand "Universum". Wir kauften dann einen schwarzen Anorak für mich.
Am nächsten Tag erschienen 4 Jungs aus meiner Klasse mit denselben Dingern. Wir machten aus der modischen Not dann eine Tugend und nannten uns fürderhin "Universum-Bande".
---------------------------------------------------- ... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.
Zitat von GorgasalEs gab auch die Anekdote der Schraubenfabrik, deren Plan so und so viel Tonnen Schrauben pro Jahr vorsah. Große Schrauben sind einfacher herzustellen als kleine. Also wurde der Plan jedes Jahr mit großen Schrauben übererfüllt, und kleine Schrauben gab es nicht.
Das ist ja keine Anekdote, auch nicht irgendwie überhöht, das war die blanke Realität.
Mir wurde auch recht vertrauenswürdig geschildert, zu welchen Einkaufsstrategien (in diesem Fall bei Schuhen in der ehemaligen SU) diese Situation geführt hatte: Am Tage nach einer neuen Lieferung bildete sich natürlich schon vor der Landenöffnung eine lange Schlange vor dem Laden. Dann, versuchte jeder zunächst schnell an irgendwelche Schuhe zu kommen. Später versuchte man dann untereinander die Schuhe zu tauschen, um an die passende Größe zu kommen.
Ein großer Teil solcher Waren wurde natürlich unter dem Ladentisch für die "befreundeten" Metzger oder Buchhändler reserviert, die ihrerseits auch über "seltene Artikel" verfügten.
Ich kenne es bei begehrten Artikeln eigentlich auch aus eigener Erfahrung: Angenommen, es gab eine Lieferung "fast echt" aussehender Bluejeans und die eigene Größe war nicht vorrätig: natürlich kaufte man dann eine andere, denn jeder konnte genügend dankbare ABnehmer im Freundeskreis finden.
Und natürlich brach an bestimmten Tagen die gesamte Wirtschaft vom Bäcker bis zum Finanzamt zusammen, weil alle von der Arbeit zu den Geschäften strömten, um Rouladen oder Apfelsinen zu kaufen. Deshalb wurde dann stabsmäßig in den Betrieben organisisert, wer von wann bis wann anstehen sollte. Wer schließlich drankam, sollte dann fürs ganze Kollektiv einkaufen.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von Ungelt Ein großer Teil solcher Waren wurde natürlich unter dem Ladentisch für die "befreundeten" Metzger oder Buchhändler reserviert, die ihrerseits auch über "seltene Artikel" verfügten.
Auch so eine Besonderheit im Sozialismus. Die Leute, die heute am geringsten entlohnt werden, waren damals die begehrtesten Bekannten. Handwerker konnten einem was besorgen, oder einem was "machen" und Verkäufer hatten Zugang zu begehrter "Bückware".
Meine Oma war z.B. bei der Post in einem Bahnhofskiosk. Ich, als Enkel, bekam also alle Zeitschriften die ich wollte. Andere bestimmt auch, wenn sie im Gegenzug für meine Oma mal was "zurücklegten". Ein irres System, in dem der Fliesenleger mehr "wert" war, als der Maschinenbauingenieur.
Nachtrag: Ich möchte damit nicht sagen, dass ich den Beruf des Verkäufers, oder Handwerksberufe gering schätze. Ganz im Gegenteil. Nur hat der Sozialismus, durch seine Gleichmacherei, die Leute eher ermuntert, "einfache" Berufe zu erlernen, weil man damit in einer "Quasi-Tauschwirtschaft" besser dran war, als als Akademiker.
Jetzt haben wir das andere Extrem. Wenn man kein Akademiker ist, oder zumindest kein Abitur hat, ist man von Vornherein benachteiligt. Darum haben wir jetzt Scharen von Soziologen, Politologen und Germanisten, die irgendwas zu tun haben wollen. Auch nicht schön.
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Zitat von UngeltDas ist ja keine Anekdote, auch nicht irgendwie überhöht, das war die blanke Realität.
Oh, dem will ich gar nicht widersprechen. Ich hatte nur für diese eine konkrete Begebenheit keine Quelle und wollte nicht Erinnerungen-an-vielleicht-einmal-so-Gelesenes als Tatsache unters Volk bringen.
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Ich kann mich auch erinnern, daß es immer am Donnerstag in den Buchhandlungen "frische Ware" gab. Und weil die etwas "kritischeren" Bücher natürlich immer in zu kleinen Auflagen produziert wurden, bildeten sich an diesem Tag auch dort morgens Schlangen.
Turisten waren natürlich begeistert vom "Lesehunger" der Tschechen
An dem kleinen Beispiel kann man auch sehen, wie auch eindeutige Beobachtungen in die Irre führen können.
Zitat von CalimeroNachtrag: Ich möchte damit nicht sagen...
Ja, natürlich, aber es erkärt auch, warum es Leute gibt, die an "Ostagie" leiden. Im Arbeitsleben, natürlich nicht überall, herrschte schon eine gewisse "Freiheit". Es "kam nicht darauf an", wirtschaflich zu agieren. Private Besorgungen während der Arbeitszeit waren in bestimmten Berufen durchaus üblich und ein geschickter (und "geschickter") Handwerker hatte diese herausragende soziale Position.
Ich kenne Menschen, die sehr die politischen Freiheiten begrüßten, aber mit den Änderungen im Arbeitsleben nur zähneknirschend zurechtkamen. Das, was man tagtäglich sieht und erlebt, kommt einem eben so normal vor, daß man sich etwas Anderes nicht wirklich vorstellen kann. (Das dürfte übrigens auch der Grund sein, warum die aktuellen Entwicklungen so unterschätzt werden.)
Ja, das stimmt. Die häufigste Frage, beim Anblick eines begehrten Gutes war: "Wo hast Du's her?" Und das sagte man im bewundernden Ton, denn das ergatterte Ding war wirklich sowas wie ne Trophäe!
Hier heißt es dagegen: "Was hat das gekostet?" ... Du hast echt recht, milý Ungelte: Das ist alles so schrecklich lanqeilig!
Zitat von UngeltEtwas gibt mir aber zu denken: Das Glücksgefühl, einen seltenen Fang gemacht zu haben, war schon berauschend! Fehlt irgendwie
Man braucht nur das richtige Hobby. Hier zum Beispiel ein typischer Dialog zweier Büchersammler:
A: Neulich habe ich "Ganz selten" von Hans Kenntkeiner gefunden. B: Ach so, welche Ausgabe? A: Erstausgabe beim Eintags-Verlag. Mit original Schutzumschlag! B: Aha. Den roten oder den blauen? A: Den blauen! B: Ja, den sieht man öfter. Ich habe beide. A:
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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