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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 27 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.10.2009 04:42
Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Beim Schreiben dieses kleinen Artikels ist mir aufgefallen, daß in letzter Zeit in ZR die Literatur zu kurz gekommen ist.

Das kleine Quiz am Ende des Artikels soll Ihnen erstens Spaß machen, Sie aber auch - ich gestehe es - verführen, zwei Artikel zu Martin Walser zu lesen, die ich für zwei meiner besseren in ZR halte. ;-)

Florian Offline



Beiträge: 3.171

07.10.2009 12:55
#2 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Der Nobelpreis ist ja auch in den Naturwissenschaften ein Anachronismus.
Aber es entspringt halt einem menschlichen Bedürfnis, "den" Besten geehrt zu sehen. Auch wenn die Auswahl eigentlich kaum möglich und ohnehin willkürlich ist.

Besonderen Schindluder treiben natürlich die Literatur-Juroren (nur noch übertroffen von den z.T. aberwitzigen Entscheidungen der Friedenspreis-Juroren. Nobelpreis für Arafat? Give me a break!)

Ich lese wirklich gern und viel und gerne auch jenseits der Spiegel-Bestsellerliste.
Aber die meisten Nobelpreisträger waren mir vor der Preisverleihung gänzlich unbekannt.

Natürlich ist es (aus den von Ihnen geschilderten Gründen) unmöglich, "den" weltbesten Literaten auszuwählen.
Und Titanen wie einen Goethe oder einen Shakespeare wird es angesichts der heutigen Literatur-Fülle ohnehin keinen mehr geben.
Aber das rechtfertigt nicht, warum man regelmäßig irgendwelche unbekannten Autoren auswählt, die bisher wohl kaum einen bleibenden Stempel hinterlassen haben - oft nicht einmal im eigenen Land.

Günther Grass ist mir zwar nicht symphatisch. Aber man wird ihm zugestehen, dass er ein einflussreicher und wichtiger Literat ist. Der Preis für ihn war daher m.E. in Ordnung. Aber eine Schriftstellerin aus der 2. oder 3. Reihe wie Jelinek? Da würden einem im deutschsprachigen Raum etliche wichtigere Autoren einfallen.

Nehmen wir einmal (willkürlich herausgegriffen), Gao Xingjian (Preisträger 2000).
Bei Amazon.de ist sein bestverauftes Werk "Das Buch eines einsamen Menschen" (Verkaufsrang: 249.000).
Es gibt gerade einmal 2 Kundenrezessionen (die jüngste aus dem Jahr 2004).

Natürlich sind Verkaufszahlen alleine kein Maßstab.
Aber wenn ein Autor selbst nachdem er den Nobelpreis errungen hat von den Lesern praktisch komplett ignoriert wird, dann hat er zumindest erkennbar keinen wichtigen Einfluss auf die Weltliteratur.









Calimero Offline




Beiträge: 3.280

08.10.2009 14:00
#3 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Btw ... who the fuck is Herta Müller? rofl

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d..._herta_mueller/

Nachtrag: Okay, ich bin literarisch anscheinend etwas untergebildet. Das ist Herta Müller: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,653984,00.html

Tja, auch wenn ich ihr Werk nicht kenne, erkenne ich ihre Intentionen fürsprechend an. Aber, ist sie eine Weltschriftstellerin?

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2009 15:26
#4 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Calimero
Btw ... who the fuck is Herta Müller? rofl

Hallo Calimero,

ich habe von ihr auch nichts gelesen, sie war aber (wenn ich mich nicht irre) mit Richard Wagner (auch "Ex-Rumäne") verheiratet, der u.A. auch auf der Achse schreibt. Den lese ich sehr gerne, wenn auch bisher nur die "kurzen Formate". Wenn sie nur halb so gut schreibt, wie er, hat sie den Preis verdient

Wir Ostler haben noch den Vorteil einer etwas kürzeren "Knetzeit" und in der Regel diese eingebaute Sozialismusresistenz. Deswegen wäre ich diesesmal eher zuversichtlich, daß es keine zweite Jelinek ist.

PS: Meine Beurteilung ist streng subjektiv, vorurteilsbeladen und meinungsstark.


Leibniz Offline




Beiträge: 383

08.10.2009 17:07
#5 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Vorausgesetzt, dass jedes Jahr mehr als, sagen wir, zehn Autoren einer besonderen Auszeichnung würdig sind, und vorausgesetzt, man kann diese zehn Autoren nicht, wie es sich Kinder im Alter von vier oder fünf Jahren wünschen ("Papa, wer ist der größte Seeräuber?"), in eine lineare Ordnung bringen, dann haftet jeder Auswahl natürlich eine
Willkür an; das ist aber kein Rätsel, wie Thomas Brussig meint, das ist eine logische Folge.

In Antwort auf:
Gewonnen? Ja, ist die Vergabe des Nobelpreises denn eine Lotterie?


Das hat jedenfalls Dürrenmatt behauptet, und ja, nach dem oben Gesagten zwangsläufig. Auch wenn nicht jeder in dem Topf der Lose liegt dank der Sichtung durch die Akademie.

Mehr noch: Es liegt ein Unverständnis gegenüber der Qualität eines Auswahlverfahrens vor, dass sich unter solchen Voraussetzungen aleotorischer Elemente bedient, da es blind ist gegenüber literaturfernen Erwägungen wie 'anhaltende Prominenz', 'Frau', 'Spaß', 'Region' (Aufzählung nach Zettel; by the way, Zettel nennt Günter Grass und nicht Winston Churchill als Beispiel für 'anhaltende Prominenz'). So gesehen ist nach mehr Lotterie bei der Auswahl zu rufen.

So möge denn der Nobelpreis für Literatur verliehen werden nach den Regeln einer fairen Lotterie und gewonnen von einem würdigen Schriftsteller.

Und wenn dann Zettels Kommentatoren etwa schreiben: "Aber die meisten Nobelpreisträger waren mir vor der Preisverleihung gänzlich unbekannt" so spricht das für eine erfolgreiche Arbeit des Komitees: warum sich um Autoren kümmern, deren Werke auf Holzpaletten in die Verkaufsräume der Buchhandlungen gefahren werden?

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

08.10.2009 17:42
#6 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Leibniz
Vorausgesetzt, dass jedes Jahr mehr als, sagen wir, zehn Autoren einer besonderen Auszeichnung würdig sind


EINER Auszeichnung vielleicht. Es gibt ja auch genug Literaturpreise.
Wenn man aber die Vorstellung hat, den weltweiten Spitzenpreis zu vergeben, dann ist eher die Frage, ob sich wirklich jedes Jahr ein überragender Kandidat findet.

In Antwort auf:
da es blind ist gegenüber literaturfernen Erwägungen wie 'anhaltende Prominenz', 'Frau', 'Spaß', 'Region'


Es ist natürlich der Anspruch der Jury, daß ihr Auswahlverfahren in dieser Hinsicht blind wäre.
Aber glaubhaft ist dieser Anspruch schon lange nicht mehr.

In Antwort auf:
warum sich um Autoren kümmern, deren Werke auf Holzpaletten in die Verkaufsräume der Buchhandlungen gefahren werden?


Kümmern?
Soll der Nobelpreis eine Art Sozialhilfe für Autoren sein, deren Verkaufszahlen unzureichend sind?
Es mag Intellektuelle geben, die Erfolg beim Lesepublikum für ein Zeichen literarischer Minderwertigkeit halten. Sehe ich nicht so.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

08.10.2009 19:01
#7 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Der Nobelpreis scheint tatsächlich eher so vergeben zu werden, dass das Komitee einen bislang eher unbekannten Autoren zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen will.

Sieht man ja auch bei Herta Müller.

Ich gestehe: Ich kannte sie bis heute nicht.
Ich würde sogar wetten, dass die Mehrheit der deutschen Gymnasial-Deutschlehrer sie bislang nicht kannte.
Wahrlich keine naheliegende Kandidatin.

Und natürlich ist es richtig, dass man keine einfache lineare Wertung erreichen kann à la "wer ist der größte Seeräuber?".
Natürlich ist das auch subjektiv.
Aber es gibt einige Schriftsteller, die bei sehr vielen literaturinteressierten Menschen relativ weit oben auf ihrer subjektiven Skala stehen. Und es gibt viele andere Autoren, die bei vielen weit unten stehen oder schlicht unbekannt sind.
Und es fällt halt schon auf, dass die Preisträger sehr oft aus letzterer Kategorie stammen...

Irgendwie entwertet das für mich auch den Nobelpreis.

Wobei ich mich zumindest darüber freue, dass Herta Müller anscheinend politisch klar gegen Gewaltherrschaft positioniert ist.
Macht sie mir sehr symphatisch - und das ist ja gerade in intellektuellen Literaten-Kreisen keine Selbstverständlichkeit. Da tummeln sich ja reichlich Diktatoren-Versteher.

In dieser Hinsicht scheint mir das Literatur-Nobelpreis-Komitee auch besser ausgerichtet als das Friedensnobelpreis-Komitee.
Während letzteres sich nicht entblödet, einen Terroristen wie Arrafat zu ehren hat ersteres ja auch z.B. Churchill einen Preis verliehen.

Leibniz Offline




Beiträge: 383

08.10.2009 19:13
#8 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Leibniz
Vorausgesetzt, dass jedes Jahr mehr als, sagen wir, zehn Autoren einer besonderen Auszeichnung würdig sind


Zitat von R.A.
EINER Auszeichnung vielleicht. Es gibt ja auch genug Literaturpreise.


Ich verstehe diese Antwort nicht. Bitte beachten Sie, dass ich schrieb: "Vorausgesetzt, dass..."

Zitat von R.A.
Wenn man aber die Vorstellung hat, den weltweiten Spitzenpreis zu vergeben, dann ist eher die Frage, ob sich wirklich jedes Jahr ein überragender Kandidat findet.


In diesem Jahr wurden, unter anderem, folgende Schriftsteller als nobelpreiswürdig angesehen:
Herta Müller, Philip Roth, Joyce Carol Oates, Amos Oz, Adonis.
Ich werde Sie jetzt nicht ermuntern uns zu sagen, welche Sie aus der Liste streichen wollen. In früheren Jahren gab es auch stets mehrere 'würdige Kandidaten' als Preisträger. Auch Zettels kleines Quiz hilft da weiter sich zu informieren. Mal abgesehen davon sind die Vorschlagslisten der ersten fünfzig Jahre bei nobelprize.org nachlesbar.

Zitat von Leibniz
da es blind ist gegenüber literaturfernen Erwägungen wie 'anhaltende Prominenz', 'Frau', 'Spaß', 'Region'


Zitat von R.A.
Es ist natürlich der Anspruch der Jury, daß ihr Auswahlverfahren in dieser Hinsicht blind wäre.
Aber glaubhaft ist dieser Anspruch schon lange nicht mehr.



Eben. Und deshalb plädiere ich ja für ein Verfahren, das diesem Anspruch genügt. Es hat den Namen 'Lotterie'. Bei der Auswahl unter einer Gruppe von fünf bis zehn vorher von der Akademie ausgewählten Schrifstellern, *vorausgesetzt*, dass sie solche finden.

Zitat von Leibniz
warum sich um Autoren kümmern, deren Werke auf Holzpaletten in die Verkaufsräume der Buchhandlungen gefahren werden?


Zitat von R.A.
Kümmern? Soll der Nobelpreis eine Art Sozialhilfe für Autoren sein, deren Verkaufszahlen unzureichend sind? Es mag Intellektuelle geben, die Erfolg beim Lesepublikum für ein Zeichen literarischer Minderwertigkeit halten. Sehe ich nicht so.



Ich auch nicht. Sie verkehren aber durch Herauslösen des Zitates aus dem Kontext die intendierte Aussage in ihr Gegenteil: Sie bezog sich auf Florians Bemerkung: "Aber die meisten Nobelpreisträger waren mir vor der Preisverleihung gänzlich unbekannt". Im Kontext des davorstehenden Absatz von Florians Beitrag habe ich das verstanden, dass dies ein "besonderes Schindluder" der "Literatur-Juroren" ist.

Kallias Offline




Beiträge: 2.309

08.10.2009 19:25
#9 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Florian
Ich würde sogar wetten, dass die Mehrheit der deutschen Gymnasial-Deutschlehrer sie bislang nicht kannte.

Deutschlehrer, die älter als 40 sind, dürften sie alle kennen.

Nachdem Herta Müller 1987 nach Deutschland kam, wurde sie rasch derart bekannt, dass sogar ich von ihr etwas mitbekam. In der Perestroika- und Wendezeit, als Mitteleuropa und speziell auch Rumänien viel Aufmerksamkeit genossen, wurde sie sehr oft interviewt. Wenn sie in den letzten 15 Jahren dann weitgehend vergessen wurde, liegt das sicher daran, daß man sich auch für diese ostmitteleuropäischen Länder nicht mehr besonders interessiert.

Gruß,
Kallias

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

08.10.2009 21:46
#10 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

In Antwort auf:
Zitat Calimero:
Btw ... who the fuck is Herta Müller?



von Herta Müller- Atemschaukel

Klappentext
Rumänien 1945: Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die deutsche Bevölkerung lebt in Angst. "Es war 3 Uhr in der Nacht zum 15. Januar 1945, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren -15º C." So beginnt ein junger Mann den Bericht über seine Deportation in ein Lager nach Russland. Anhand seines Lebens erzählt Herta Müller von dem Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen. In Gesprächen mit dem Lyriker Oskar Pastior und anderen Überlebenden hat sie den Stoff gesammelt, den sie nun zu einem großen neuen Roman geformt hat. Ihr gelingt es, die Verfolgung Rumäniendeutscher unter Stalin in einer zutiefst individuellen Geschichte sichtbar zu machen.

Leseprobe:

In Antwort auf:

(…) Ich streifte nach den fünf Lagerjahren Tag für Tag durch den Tumult der Straßen und übte im Kopf die besten Sätze für den Fall meiner Verhaftung: AUF FRISCHER TAT ¬ERTAPPT - gegen diesen Schuldspruch habe ich mir tausend Ausreden und Alibis zurechtgelegt. Ich trage stilles Gepäck. Ich habe mich so tief und so lang ins Schweigen gepackt, ich kann mich in Worten nie auspacken. Ich packe mich nur anders ein, wenn ich rede.
Im letzten Rendezvous-Sommer bin ich, um den Heimweg aus dem Erlenpark zu verlängern, auf dem Großen Ring zufällig in die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit gegangen. Dieser Zufall spielte Schicksal. Ich habe die kommende Zeit gesehen. Neben dem Seitenaltar auf einer Säule stand der Heilige im grauen Mantel und trug als Mantelkragen ein Schaf im Nacken. Dieses Schaf im Nacken ist das Schweigen. Es gibt Dinge, über die man nicht spricht. Aber ich weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, das Schweigen im Nacken ist etwas anderes als das Schweigen im Mund. (…)



mehr siehe: http://www.perlentaucher.de/artikel/5586.html

Ein bisschen geht der Preis auch an den vor drei Jahren gestorbenen Lyriker Oskar Pastior. Mit ihm hatte sie den Stoff zu „Atemschaukel” recherchiert. Hier ist noch ein Interview mit Herta Müller:
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradi...3/drk_20090813_


Lieber Calimero, ganz kurz und schnell aus meiner Umzugsbücherkiste an den Nobelpreis 2006 erinnert, an Orhan Pamuk, der diesen Preis m. E. wirklich verdient hatte. Der 54-jährige Autor hat sich vor allem mit historischen Romanen im Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident einen Namen gemacht. Zu den bekanntesten Werken zählen "Die Weiße Festung", "Rot ist mein Name" und "Schnee". In Deutschland war der Schriftsteller zuvor mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden.

In Antwort auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Orhan_Pamuk#Auszeichnungen

Orhan Pamuk (* 7. Juni 1952 in Istanbul) ist ein türkischer Schriftsteller.
Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller seines Landes und ist Träger des Literatur-Nobelpreises 2006. In seiner Erzählkunst vermittelt er zwischen dem modernen europäischen Roman und der mystischen Tradition des Orients. Sein Werk ist mittlerweile in 35 Sprachen übersetzt und in über 100 Ländern veröffentlicht.
Auch sein im Wesentlichen menschenrechtlich begründetes politisches Engagement, mit dem er einerseits die türkische Regierung unter anderem zu historischer Aufklärung und Verantwortungsbereitschaft anhält und andererseits christlich begründeten Widerständen gegen einen EU-Beitritt der Türkei entgegentritt, zeigt ihn in einer beide Seiten fordernden Mittlerposition. Aufgrund von Äußerungen zu den dunklen Seiten der türkischen Geschichte in einem Interview wurde Orhan Pamuk wegen „Beleidigung des Türkentums“ (Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches) angeklagt. Das Verfahren wurde jedoch am 22. Januar 2006 eingestellt.


• 1979: Gewinner des Romanwettbewerbs des Verlagshauses Milliyet mit dem Roman Cevdet Bey ve Ogullari (TR)
• 1983: Orhan Kemal Romanpreis für Cevdet Bey ve Ogullari (TR)
• 1984: Madarali Romanpreis für Sessiz Ev (TR)
• 1990: Independent Award for Foreign Fiction
• 1991: Prix de la découverte européenne
• 2003: International IMPAC Dublin Literary Award
• 2005: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
• 2005: Ricarda-Huch-Preis
• 2006: Nobelpreis für Literatur
• 2007: Ehrendoktorwürden der FU Berlin als „Ausnahmeerscheinung der Weltliteratur“, der Katholischen Universität Brüssel und der Bosporus-Universität in Istanbul
Zitate
• Meine Aufgabe besteht nicht darin, den Europäern die Türken und den Türken die Europäer zu erklären, sondern gute Bücher zu schreiben.
• Wissen Sie, es gibt Leute, die lieben ihr Vaterland, indem sie foltern. Ich liebe mein Land, indem ich meinen Staat kritisiere.

♥lich Nola

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

08.10.2009 22:10
#11 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Liebe Nola, lieber Ungelt, lieber Kallias,

mein erster Beitrag entstand, als ich im Radio von Herta Müller als neuer Nobelpreisträgerin hörte. Da dachte ich nur *wtf* und musste an Jellinek denken (ich muss beschämt eingestehen, dass ich lieber keine Beiträge schreiben sollte, bevor ich mich nicht hinreichend informiert habe ... mea culpa).

In der Zwischenzeit habe ich mich allerdings informiert. Werde Atemschaukel wahrscheinlich kaufen und mir eine eigene Meinung bilden. Trotzdem sehe ich in ihr (bisher) keine Weltschriftstellerin, die den Nobelpreis verdient hätte. Aber ich kann mich ja irren. Werds rausfinden ... ihr Thema finde ich jedenfalls gut.

Beste Grüße, Calimero

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

automat Offline



Beiträge: 158

08.10.2009 22:50
#12 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zugegeben, mir war sie auch nicht bekannt. Die Verwunderung legt sich aber schnell, wenn man sich das Dossier über sie im Online-Archiv des Spiegel ansieht. Danach wurde schon in den Jahren

2001

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,161543,00.html

und

2002

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,217309,00.html

darüber spekuliert, dass sie den Nobelpreis bekäme. So ganz aus dem Nichts kommt die Sache also nicht.

Leibniz Offline




Beiträge: 383

08.10.2009 23:14
#13 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Calimero
Werde Atemschaukel wahrscheinlich kaufen und mir eine eigene Meinung bilden. Trotzdem sehe ich in ihr (bisher) keine Weltschriftstellerin, die den Nobelpreis verdient hätte.


Das klingt in meinen Ohren wie: 'Ich habe mir noch keine eigene Meinung gebildet, aber mein Vorurteil steht schon.' Nein, so haben Sie das sicher nicht gemeint.

Vielleicht könnten Sie uns aber, bis es soweit ist, erklären, was denn eine Weltschriftstellerin ausmacht? Ich jedenfalls kenne diesen Begriff nicht. Wenigstens durch hinweisende Definition. Welche der folgenden Literatur Nobelpreisträger der letzten Jahre sind nach Ihrer Meinung 'Weltschriftsteller'?

2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio (Frankreich)
2006: Orhan Pamuk (Türkei)
2003: John M. Coetzee (Südafrika),
2002: Imre Kertész (Ungarn)
2001: V.S. Naipaul (Trinidad/England)
2000: Gao Xingjian (China/Frankreich)

Oder mißverstehe ich Sie völlig? Meinen Sie vielleicht eine Schriftstellerin wie Joanne K. Rowling, die in aller Welt gerne gelesen wird? Wie R.A. ja sagte: den "Erfolg beim Lesepublikum für ein Zeichen literarischer Minderwertigkeit [zu] halten" ist sicher ungerechtfertigt.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

08.10.2009 23:58
#14 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Lieber Leibniz,

sind sie vielleicht Literaturkritiker, oder sowas? Was soll dieses penetrante Echauffiertsein? Ich habe von allen Literaten, die sie dort aufzählen noch nie etwas gelesen. Kann sein, dass ich da was verpasst habe ... das zum Anfang.

So, sie kennen den Begriff Weltschriftstellerin nicht? Da bin ich aber betroffen. Vielleicht habe ich den ja selbst erfunden, oder irgendwo anders gelesen, wo sie anscheinend nicht hingucken. Egal.

Bei der renomiertesten Literatur-Auszeichnung sollte allerdings schon derjenige den Award bekommen, der (oder die) in der Fachwelt als herausragend angesehen wird. Warum werden immer die Namen Philip Roth und John Updike gehandelt? Weil die Massenintelligenz blöder ist als das Nobel-Komitee?
Was soll der Quatsch mit J.K. Rowling? Denken sie echt, dass ich z.B. einem Trivialautoren wie Dan Brown den Nobelpreis zuerkennen würde?

Ich denke bei einem Nobelpreis an Leute, die Bücher schreiben, die die Welt verändern, oder wenigstens tiefschürfend beschreiben können ... die von der Welt auch wahrgenommen werden. Thomas Mann, Elias Canetti, George Orwell, Alexander Solschenizyn ... aber, wer zum Geier ist Gao Xingjian?

Ich werde mir mein Urteil bilden, der Nobelpreis und meine anschließende Recherche hat mich neugierig gemacht. Ihre Vorurteilsschelte ist allerdings arrogant. Anders kann ichs nicht nennen.

Gruß, Calimero

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

09.10.2009 00:31
#15 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Leibniz

Zitat von Calimero
Werde Atemschaukel wahrscheinlich kaufen und mir eine eigene Meinung bilden. Trotzdem sehe ich in ihr (bisher) keine Weltschriftstellerin, die den Nobelpreis verdient hätte.


Das klingt in meinen Ohren wie: 'Ich habe mir noch keine eigene Meinung gebildet, aber mein Vorurteil steht schon.' Nein, so haben Sie das sicher nicht gemeint.
Vielleicht könnten Sie uns aber, bis es soweit ist, erklären, was denn eine Weltschriftstellerin ausmacht? Ich jedenfalls kenne diesen Begriff nicht. Wenigstens durch hinweisende Definition. Welche der folgenden Literatur Nobelpreisträger der letzten Jahre sind nach Ihrer Meinung 'Weltschriftsteller'?
2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio (Frankreich)
2006: Orhan Pamuk (Türkei)
2003: John M. Coetzee (Südafrika),
2002: Imre Kertész (Ungarn)
2001: V.S. Naipaul (Trinidad/England)
2000: Gao Xingjian (China/Frankreich)
Oder mißverstehe ich Sie völlig? Meinen Sie vielleicht eine Schriftstellerin wie Joanne K. Rowling, die in aller Welt gerne gelesen wird? Wie R.A. ja sagte: den "Erfolg beim Lesepublikum für ein Zeichen literarischer Minderwertigkeit [zu] halten" ist sicher ungerechtfertigt.




Lieber Leibniz,

hier spielt wohl zuerst gemeinhin die "Ehrfurcht" vor dem Begriff "Nobelpreis" eine Rolle. Den Nobelpreis stellt man sich vor, in Anlehnung an Wissenschaft und Technik etc., müßten verdienstvolle Menschen erhalten. Was ist ein Verdienst? In der Literatur kann sich auch eine Akademie nur an minimalen Kriterien orientieren, alles andere ist Subjektiv empfunden, eben so wie auch die Leser darüber befinden.

Wichtig ist doch Interesse für Literatur überhaupt, für Themen die mal mehr oder weniger wortgewaltig dargestellt werden und deren Interpretation dem jeweiligen Leser in eigener Übersetzung verständlich erscheint. So vielfältig die Inhalte sind, so oft wird man differenzieren zwischen einfach vollgeschriebenen Seiten und dem AHA-Erlebnis, was einem beim Lesen wiederfährt und mit dem man sich identifizieren kann.

Wie oft hat man schon Passagen 3-4 mal nachgelesen, weil eine Aussage so komplex dargestellt wird, daß vordergründiges Lesen nicht ausreicht. Aber somit erfährt man auch die Bestätigung, das nicht alles was kompliziert klingt, tatsächlich so sein muß. Dazu gehört auch, daß man sich eben ein "Bild" machen muß von den Texten die man liest. Ich würde das nicht in gleicher Sicht mit Mainstream stellen, gut wenn jeder für sich seine Literatur entdeckt und auswählt. Ich habe mir beispielsweise an G. Grass "Ein weites Feld" die Zähne (Augen) ausgebissen und bis auf die Blechtrommel seine Literatur nicht gemocht.

♥lich Nola




Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2009 00:46
#16 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Leibniz
Vorausgesetzt, dass jedes Jahr mehr als, sagen wir, zehn Autoren einer besonderen Auszeichnung würdig sind, und vorausgesetzt, man kann diese zehn Autoren nicht, wie es sich Kinder im Alter von vier oder fünf Jahren wünschen ("Papa, wer ist der größte Seeräuber?"), in eine lineare Ordnung bringen, dann haftet jeder Auswahl natürlich eine Willkür an; das ist aber kein Rätsel, wie Thomas Brussig meint, das ist eine logische Folge.


Das gälte, lieber Leibniz, dann freilich auch für die Auswahl der zehn. Oder der hundert, die in die Vorauswahl kommen, aus der dann die zehn ausgewählt werden.

Ich würde aber nicht von Willkür sprechen. Jeder Juror hat ja seine Kriterien. Die Probleme liegen, so scheint mir, darin, daß erstens diese Kriterien zahlreich und schwer gegeneinander abzuwägen sind, daß zweitens kaum ein Juror in der Lage ist, sich mit dem Werk aller Vorgeschlagenen hinreichend intensiv zu beschäftigen und daß drittens eine Jury ihre eigene Dynamik hat; nicht immer setzen sich die besten Argumente durch.

Zitat von Leibniz

In Antwort auf:
Gewonnen? Ja, ist die Vergabe des Nobelpreises denn eine Lotterie?


Das hat jedenfalls Dürrenmatt behauptet, und ja, nach dem oben Gesagten zwangsläufig. Auch wenn nicht jeder in dem Topf der Lose liegt dank der Sichtung durch die Akademie.

Mehr noch: Es liegt ein Unverständnis gegenüber der Qualität eines Auswahlverfahrens vor, dass sich unter solchen Voraussetzungen aleotorischer Elemente bedient, da es blind ist gegenüber literaturfernen Erwägungen wie 'anhaltende Prominenz', 'Frau', 'Spaß', 'Region'



Ich weiß nicht, ob Sie das Losverfahren ernsthaft vorschlagen oder sich nur einen Scherz erlauben. Jedenfalls liegt ja auf der Hand, daß ein Preis, der ausgelost würde, damit jeden Wert verloren hätte.

Zitat von Leibniz
by the way, Zettel nennt Günter Grass und nicht Winston Churchill als Beispiel für 'anhaltende Prominenz'


Churchill war ja nicht als Schriftsteller anhaltend prominent. Er war allerdings ein glänzender Stilist und hat den Nobelpreis sicherlich so sehr oder so wenig verdient wie viele andere. Ich habe aus seiner Geschichte des Zweiten Weltkriegs nicht nur viel gelernt, sondern die Lektüre ist auch sprachlich ein Vergnügen. (Nein, komplett gelesen habe ich dieses Riesenwerk nicht; nur den ersten Band und aus den anderen das, was mich besonders interessiert hat).

Herzlich, Zettel

PS: Willkommen im kleinen Zimmer! Ich freue mich auf weitere so kluge Beiträge!

Leibniz Offline




Beiträge: 383

09.10.2009 01:03
#17 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Calimero
sind sie vielleicht Literaturkritiker, oder sowas? Was soll dieses penetrante Echauffiertsein?


Ich bin weder Literaturkritiker noch echauffiert.

Zitat von Calimero
Ich habe von allen Literaten, die sie dort aufzählen noch nie etwas gelesen. Kann sein, dass ich da was verpasst habe ... das zum Anfang.


Alles Literaturnobelpreisträger der letzten 10 Jahre. http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,654026,00.html

Zitat von Calimero
So, sie kennen den Begriff Weltschriftstellerin nicht? Da bin ich aber betroffen. Vielleicht habe ich den ja selbst erfunden, oder irgendwo anders gelesen, wo sie anscheinend nicht hingucken. Egal.


Warum wollen Sie es mir nicht in ein, zwei Sätzen erklären, wenn ich Sie darum bitte? Das dient doch der sachlichen Diskussion, oder?

Zitat von Calimero
Bei der renomiertesten Literatur-Auszeichnung sollte allerdings schon derjenige den Award bekommen, der (oder die) in der Fachwelt als herausragend angesehen wird. Warum werden immer die Namen Philip Roth und John Updike gehandelt? Weil die Massenintelligenz blöder ist als das Nobel-Komitee?


Was meinen Sie jetzt damit? Bei den Londoner Buchmachern gehörte gestern Herta Müller zu den Favoriten. Ist das jetzt Massenintelligenz (ich wage nicht zu sagen, dass ich diesen Begriff auch nicht kenne).

Zitat von Calimero
Was soll der Quatsch mit J.K. Rowling? Denken sie echt, dass ich z.B. einem Trivialautoren wie Dan Brown den Nobelpreis zuerkennen würde?


Sehen Sie, deshalb habe ich Sie doch nach Ihrem Begriff von 'Weltschriftstellerin' gefragt. Woher soll ich wissen was Sie 'echt' denken? Ich bin kein Hellseher.

Zitat von Calimero
Ich denke bei einem Nobelpreis an Leute, die Bücher schreiben, die die Welt verändern, oder wenigstens tiefschürfend beschreiben können ... die von der Welt auch wahrgenommen werden.


Die Wahrnehmung liegt im Auge des Betrachters. Was machen wir nun mit all diesen Literaten, die ich aufgezählt habe, die alle den Nobelpreis bekommen haben und die keiner gelesen hat?

Zitat von Calimero
Thomas Mann, Elias Canetti, George Orwell, Alexander Solschenizyn ... aber, wer zum Geier ist Gao Xingjian?


Der Literaturnobelpreisträger aus dem Jahr 2000. Keine Sorge, auch Marcel Reich-Ranicki sagt: "Ich habe noch nie in meinem Leben ein chinesisches Buch gelesen." (Ich auch nicht, jedenfalls nicht auf Chinesisch.)

Zitat von Calimero
Ich werde mir mein Urteil bilden, der Nobelpreis und meine anschließende Recherche hat mich neugierig gemacht. Ihre Vorurteilsschelte ist allerdings arrogant. Anders kann ichs nicht nennen.


Nichts liegt mir ferner als eine 'Vorurteilsschelte'. Ich habe Ihnen nur gesagt, wie ein Satz in meinen Ohren klang, den Sie selber nachlesen können. Und hinzugefügt, dass Sie dies gewiss nicht so gemeint haben. Offenbar ist unser beider Kommunikationsverhalten völlig unterschiedlich und ich will das künftig gerne berücksichtigen.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

09.10.2009 01:29
#18 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Lieber Leibniz,

unser Kommunikationsverhalten ist wahrscheinlich gar nicht so verschieden, nur mag ich es nicht, als "Ignorant" hingestellt zu werden. Ich werde mir in Zukunft genauer überlegen wie ich mit ihnen kommuniziere ... könnte schachspielähnlich, und damit interessant werden.

Aber ich freue mich darauf ... sie führen eine "intelligente Feder" (also der Federführende). Jetzt ist aber erstmal Schlafenszeit.


Mit besten Grüßen, Calimero


----------------------------------------------------
... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

09.10.2009 15:07
#19 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten


Ich zitiere mich selbst:

In Antwort auf:
In dieser Hinsicht scheint mir das Literatur-Nobelpreis-Komitee auch besser ausgerichtet als das Friedensnobelpreis-Komitee.
Während letzteres sich nicht entblödet, einen Terroristen wie Arrafat zu ehren hat ersteres ja auch z.B. Churchill einen Preis verliehen.



Wer hätte gedacht, dass schon ein paar Stunden später dieses Urteil vom Friedensnobelpreis-Komitee so wunderbar bestätigt wird.
Was für ein Haufen gutmenschelnder Spinner!

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

09.10.2009 23:51
#20 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Liebe Nola,

laß alle streiten - ich habe mir gerade ein Exemplar der "Atemschaukel" bestellt. Ich bin wirklich neugierig geworden, als ich die vielen Minitextproben las, die in den Kritiken zitiert wurden - das klang sensationell gut! Neu, etwas dunkel, fast Trakl, aber doch, naja, luzid geht jetzt nicht mehr, aber mal sehen! Ich bin wirklich neugierig!

Herzlich, Thomas

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

10.10.2009 07:32
#21 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Hallo Thomas,

ich bin auch sehr neugirig auf die Atemschaukel, wie schon lange auf keinen aktuellen Roman. Leider ist die Wartezeit im Moment Wochen. Da kann ich gleich auf die Taschenbuchausgabe warten. Die ungelesen Bücher im Regal dürften mich bis dahin unterhalten.

Herzlich, Pentas

Freedom must go hand-in-hand with responsibility and strict observance of traditional legal principles. Hernando de Soto

Inger Offline



Beiträge: 296

10.10.2009 12:59
#22 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Ihr Lieben alle,
gestern abend habe ich Frau Müller sehr ausführlich auf Hessen 2 im "Doppelkopf" gehört. Sie hat in aller Bescheidenheit dargestellt, daß sie den Roman eigentlich zusammen mit Oskar Pastior schreiben wollte. Von ihm hätte sie auch die meisten Informationen und die Ausdrücke, mit denen sie die unbeschreibliche Angst in den ausweglosen Lagersituationen benannt hatten. Es war das Hauptanliegen, dieses politische System des Angstschürens zu beschreiben und der Themen wegen aufzuzeigen, wie Menschen zwar traumatisiert werden, aber nicht unbedingt zerstört werden müssen.
An einen Nobelpreis hat die Frau nie gedacht, allein schon ihrer Themen wegen, die nicht gerade zum Lesen anregen.
Sie hat sich das Thema vollmächtig "vom Hals" geschrieben.
Gruß,
Inger

Leibniz Offline




Beiträge: 383

10.10.2009 22:47
#23 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Inger
gestern abend habe ich Frau Müller sehr ausführlich auf Hessen 2 im "Doppelkopf" gehört.


... und wer Herta Müller letzte Nacht bei Thea Dorn verpasst hat, kann das hier nachholen: http://www.youtube.com/watch?v=wuKdNmVPyuQ

Inger Offline



Beiträge: 296

11.10.2009 10:24
#24 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Herzlichen Dank!
Einen Menschen hören u n d sehen ist noch einmal etwas Eindringlicheres.
Inzwischen kommen ja auch andere Kommentare "zutage", die gar nicht freudig sind. Mich erinnert das sehr an die Meinungen, die damals über Walther Kempowski verbreitet wurden, übrigens auch ganz süffisant von Herrn Grass. Kempowski wurde als Nestbeschmutzer abgetan von Schriftstellern, die überhaupt nicht unter einer Diktatur gelitten haben.
In etwa schreibt die russische(und polnische) Presse nun gegen H. Müller- nicht direkt gegen sie, sondern weil das Kommitee wohl heute noch eine politische Spitze mit diesem Preis losläßt.
Ich habe die Meldungen nur gelesen,ohne die Quelle zu merken- Entschuldigung!
Übrigens bin ich vor gut 14 Tagen im Rostocker Hafen am Walter- Kempowski-Ufer gewesen. Da hat man wohl nolens volens richtig reagiert.
Gruß,
Inger

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

14.10.2009 14:42
#25 RE: Zitat des Tages: Nobelpreis für Literatur Antworten

Zitat von Ungelt
... mit Richard Wagner (auch "Ex-Rumäne") verheiratet, der u.A. auch auf der Achse schreibt. Den lese ich sehr gerne, wenn auch bisher nur die "kurzen Formate". Wenn sie nur halb so gut schreibt, wie er, hat sie den Preis verdient

Eine aktuelle Ergänzung: Richard Wagner hat wieder einmal zugeschlagen und ich muß von menem Lob nichts zurücknehmen

Ausserdem klärte er mich im Artikel darüber auf, daß „Lettre international“ von Antonin Liehm gegründet wurde, dem Chefredakteur der "Literární Noviny" aus den sechziger Jahren, dem wichtigsten tschechischen Kommunikationsmediums im Vorfeld des Prager Frühlings. (Und Mangelware mit starkem Schlangenpotenzial.)

Es wäre schön, wenn „Lettre internationale“ in diesem Sinne auch seine Wirkung entfalten würde.

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