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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 14 Antworten
und wurde 844 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2009 05:19
Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Der Vorsitzende der Saar-Grünen sieht mit der Entscheidung seiner Partei für Jamaika eine "Verschiebung des Koordinatensystems" der deutschen Parteien.

Ganz so heftig wird es zwar nicht kommen. Aber ein dritter Umbruch könnte sehr wohl im Gange sein.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

12.10.2009 08:53
#2 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Schöner Artikel, werter Zettel Das gibt wieder lustige Diskussionen!

Zitat von Zettel
Daß die Grünen des Saarlands sich für Jamaika entschieden haben, ist keine sehr große Überraschung. Die Schreckens- Vorstellung, unter dem dann heimlichen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine dienen zu müssen, war stärker als alle Sympathien für eine linke Regierung.


Ich finde es interessant, dass Lafontaine an die Saar zurückging. Ihm musste klar sein, dass das eine mögliche Koalition im Saarland sehr schwierig oder eben sogar die Grünen in die Arme der CDU/FDP treiben würde. Obendrein wird es ihm jetzt noch jahrelang angelastet werden, dass er die erste Volksfront im Westen verhindert hat; das kann nicht gut sein für seine Karriere. Um so erstaunlicher, dass er sich trotzdem zu diesem Schritt entschlossen hat. Anscheinend ist die Linkspartei im Saarland ein so grausiger Haufen, dass Lafontaine mehr Angst vor der Volksfront im Saarland (und die für jedermann sichtbaren Auswirkungen bis zur Wahl 2013) hatte als vor seinem eigenen Karriereknick - und das will bei Lafontaine schon etwas heißen.

Zitat von Zettel
Wer sich in Zukunft wieviel von dem jetzt neu zu teilenden Kuchen abschneidet, ist völlig offen; zumal es in der Logik der jetzigen Entwicklung läge, daß eine konservative Partei rechts von der Union auftritt. Eine entsprechende Parteigründung hätte exzellente Chancen. Nur müßte es eine Neugründung sein, in der untadelige Demokraten wie, sagen wir, Meinhard Miegel und Friedrich Merz tonagebend sind und die jede Nähe zum Rechtsextremismus so eindeutig ausschließt, wie das zB für die konservativen Parteien in Frankreich selbstverständlich ist.


Oh, auch das wäre interessant. Natürlich würde so eine Partei sofort in die rechtsextreme Ecke gestellt, da könnte das Personal noch so untadelig sein. 98% der Journalisten der Republik würden sich auf die Suche nach Interviews in der Jungen Freiheit machen, jede Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung würde in den Talkshows thematisiert. Und die CDU würde natürlich aus vollen Rohren auf solch eine Partei schießen, weil sie dann nicht mehr die konservativen Wähler als gesetzt annehmen könnte. So schön ich eine solche Parteigründung fände: ich glaube in den nächsten Jahren klappt das nicht. Bis dahin müssen erst die 68er abgelöst werden, und man muss sehen, wieviel Schaden sie als Lehrer und Meinungsmacher angerichtet haben.

Zitat von Zettel
In keinem der Länder, die sich vom Kommunismus befreit haben, sind die Kommunisten noch so stark wie im östlichen Teil Deutschlands.


Naja. In anderen Ländern haben sie zwar nicht mehr ganz so kommunistische Parteiprogramme, aber die Seilschaften aus kommunistischen Zeiten sitzen dort teilweise viel fester im Sattel als in Ostdeutschland.

Zitat von Zettel
Nachdem sie viele der Linkssozialisten an die Partei "Die Linke" verloren hat, wird die SPD dann viele der verbliebenen Pragmatiker ebenfalls verlieren. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch Peer Steinbrück den Weg von Wolfgang Clement geht, und andere mit ihm.

Die SPD wird sich dann mit den Kommunisten um die linken Wähler streiten. Eine so geschrumpfte SPD könnte sich auch mit den Kommunisten zur Sozialistischen Einheitspartei wiedervereinigen, zur SED 2.0.


Das ist sehr gut möglich. Bis dahin wird die SPD noch ein rechtes Tal der Tränen durchwandern.

Zitat von Zettel
Und die Grünen? Sie waren eine Generationspartei; als solche steht dieser Partei das natürliche biographische Schicksal bevor, mit der Generation der Achtundsechziger ins Grab zu sinken.

Da wird auch kein Jamaika helfen. Was es bei den Grünen an freiheitlichen Tendenzen gab und vielleicht in Spuren noch gibt, wird von der FDP und - wer weiß - der Piratenpartei aufgesogen werden.

Eine Zukunft haben die Grünen allein als die Partei des Öffentlichen Dienstes; als die Partei derer, die in so gesicherten Verhältnissen leben, daß ihnen der tropische Regenwald wichtiger sein kann als die Arbeitslosigkeit in Deutschland.


Naja. Fügen Sie mal zum Öffentlichen Dienst noch die Studenten dazu; hatte ich eine nichtrepräsentative Sonntagsfrage unter Studenten kurz vor der Wahl erwähnt, die ich zufällig sah und in der die Grünen 40% (die Piraten 20%) hatten? Ich fürchte, die 68er haben die Jugend gründlich vergrünt, und es dauert ein paar Jahre im Beruf, bis die Realität nicht mehr ignorierbar ist. Das sehe ich viel zu häufig bei Berufsanfängern... Insofern wird es mit der Grablegung der Grünen noch Jahrzehnte dauern. Auch wenn die 68er jetzt in Rente sind: da hat man noch viel mehr Zeit, für die Politik auf die Straße zu gehen.

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Las ideas tontas son inmortales.

Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

12.10.2009 10:23
#3 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Toller Artikel, lieber Zettel ... den muss man erst ein paar mal lesen und dann sacken lassen.

Ich möchte vorerst mal zwei Sachen rausziehen. Zuerst möchte ich zum Thema Ostdeutschland anmerken, dass wir auch den Soli zahlen, was viele Westdeutsche gar nicht wissen. Und ... es reicht! Die Infrastruktur ist da, jetzt muss hier aus eigener Kraft was passieren, sonst zieht endgültig eine Subventionsmentalität wie in Berlin ein. Schluss jetzt!




Zum Thema Grüne Partei. Ich denke nicht, dass sie eine Generationenpartei darstellt, die mit den 68-ern in die Urne huschen wird, eher ist sie eine Lebensgefühl-Partei. Interessant für die, die noch nicht mit der Realität konfrontiert waren, und für diejenigen, welche mit der Realität auch im Alter nicht in Konflikt geraten. Eine Wohlfühlpartei für Leute, deren Bedürfnis-Pyramide gut ausgefüllt ist.

Da Deutschland ein reiches Land ist und die Deutschen ein romantisches Volk sind, sehe ich auch in Zukunft ein Wählerpotential für eine grüne Partei. Allerdings könnte diese sich in Richtung öko-konservativ entwickeln. Das linke Spektrum wird ja ausreichend durch zwei Parteien abgedeckt, während das jugendliche Rebellenpotential in Zukunft eher durch die Piratenpartei repräsentiert werden dürfte.

Wenn die Grünen jetzt im Saarland tatsächlich zwei Ministerposten erhalten, obwohl sie lediglich von 31516 Bürgern (bei 804622 Wahlberechtigten) gewählt wurden, was einem Anteil von 3,9 Prozent entspricht, wird ihnen das nicht gut tun. Die Grünen tendieren ja zum Dogmatismus und wollen immer ihre Maximalforderungen durchdrücken. Das prägt dann die Außendarstellung, was man in Hamburg schön beobachten konnte.

Das dürfte dem Normalbürger gehörig auf den Zeiger gehen, während der Grünenwähler besonders enttäuscht ist, wenn die Maximalforderungen dann doch nicht durchgesetzt werden können. Auch wieder Beispiel Hamburg.

Beste Grüße, Calimero

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

12.10.2009 10:42
#4 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Zitat von Gorgasal

Ich finde es interessant, dass Lafontaine an die Saar zurückging. Ihm musste klar sein, dass das eine mögliche Koalition im Saarland sehr schwierig oder eben sogar die Grünen in die Arme der CDU/FDP treiben würde. Obendrein wird es ihm jetzt noch jahrelang angelastet werden, dass er die erste Volksfront im Westen verhindert hat; das kann nicht gut sein für seine Karriere. Um so erstaunlicher, dass er sich trotzdem zu diesem Schritt entschlossen hat. Anscheinend ist die Linkspartei im Saarland ein so grausiger Haufen, dass Lafontaine mehr Angst vor der Volksfront im Saarland (und die für jedermann sichtbaren Auswirkungen bis zur Wahl 2013) hatte als vor seinem eigenen Karriereknick - und das will bei Lafontaine schon etwas heißen.



Karriere? Der Mann ist 66 Jahre alt! Dass er sich selbst, mit seinem Gang an die Saar, ein Bein stellt ist aber echt bemerkenswert. Vielleicht hatte er aber wirklich mit seiner persönlichen Wirkung gerechnet - so in dem Sinne, dass man an ihm nicht vorbeikäme, wenn er wieder im Lande wäre.

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Dagny Offline



Beiträge: 1.096

12.10.2009 10:50
#5 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Ich sehe manche Dinge anders, lieber Zettel:

Zum einen ist die Agenda 2010 nicht aus heiterem Himmel gefallen, sondern steht inhaltlich etwas hinter dem Schroeder-Blair Papier zur Modernisierung der Sozialdemokratie, des Wohlfahrtstaates im 21. Jahrhundert. Man mag zu 'dem Dritten Weg' stehen wie man will ('Der Dritte weg ist der Direkte Weg in die Dritte Welt') oder darin den 2ten Versuch sehen, eine Marktwirtschaft der (linken) Mitte schmackhaft zu machen (Erhardts Soziale Marktwirtschaft war der erste Versuch). Schroeder und die SPD ist damit auch nicht gescheitert, die Agenda war sehr erfolgreich, nicht ganz so erfolgreich wie Anfangs vermutet, sie wurde auch nicht 1:1 umgesetzt, aber sie hat die Zahl der Arbeitsplaetze im Aufschwund deutlich erhohet und klar gemacht, dass das Wohlfahrtsystem aus den 70ern und 80ern nicht mehr zeutgemaess ist.

Wie in manchem Unternehmen auch ist nicht die Strategie schlecht gewesen, sondern die Umsetzung. Hier haette wohl die SPD-Basis staerker einbezogen werden muessen, die Gewerkschaften haben auch nur teilweise mitgezogen, der Racheengel Lafontaine hat (mit Hilfe der ihm gewogenen Presse) ein uebriges getan. Kommunikationsdesaster, aber kein Strategiefehler.

Ob die Gruenen 'Fleisch vom Fleisch der SPD sind'? Ich bezweifle es in dieser Form. Sicherlich sind die Trittins, Kuehnasts und Roths links. Die Schilys, Metzgers sind es nicht in diesem Umfang (gewesen). 'Die Natur bewahren' ist eine durch und durch konservative Agenda, Lehrer, Beamte und akademisches (klein-) Buergertum sind die Wahler der Gruenen, dazu ein alternatives Milieu, welches in der Tat nicht als buergerlich durchgehen duerfte. (Im Stern gab es vor ein paar Wochen eine Aufschluesselung nach den SINUS-Milieus und dem Wahlverhalten in Deutschland). Meine These ist jedenfalls, dass die Gruenen zwar links sind, aber teilweise nichts mit den Kommunisten gemeinsam haben. Deswegen ist die in die Mitte gerueckte CDU der natuerliche Koalitionspartner.

Wo die SPD das in-die-Mitte-Ruecken aufgegeben hat, kann ich nicht genau festmachen. Die 'Neue Mitte' haette es zusammen mit der CDU-Spendenaffaire eigentlich schaffen muessen, sich in der rechten Mitte zu postieren und dann waere die CDU auf 20% abgestuertzt. Vermutlich hat die Schroeder-SPD dazu die Linke Flanke nicht ausreichend gesichert, die CDU hat das Problem mangels Konkurrenz ja nicht; wir haben dies ja am Eiswagenbeispiel diskutiert.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2009 11:59
#6 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Zitat von Gorgasal
Ich finde es interessant, dass Lafontaine an die Saar zurückging. Ihm musste klar sein, dass das eine mögliche Koalition im Saarland sehr schwierig oder eben sogar die Grünen in die Arme der CDU/FDP treiben würde. Obendrein wird es ihm jetzt noch jahrelang angelastet werden, dass er die erste Volksfront im Westen verhindert hat; das kann nicht gut sein für seine Karriere. Um so erstaunlicher, dass er sich trotzdem zu diesem Schritt entschlossen hat. Anscheinend ist die Linkspartei im Saarland ein so grausiger Haufen, dass Lafontaine mehr Angst vor der Volksfront im Saarland (und die für jedermann sichtbaren Auswirkungen bis zur Wahl 2013) hatte als vor seinem eigenen Karriereknick - und das will bei Lafontaine schon etwas heißen.


Vielleicht hat er so weit gedacht, lieber Gorgasal. Ich vermute aber eher, daß Lafontaine mal wieder den Lafontaine gemacht hat. Vielleicht wollte er einfach lieber wieder im Saarland leben; mit Frau und Sohn in seiner schönen Villa.

Man muß, glaube ich, den Ehrgeiz von Lafontaine richtig sehen. Um eine Karriere im herkömmlichen Sinn geht es ihm wohl weniger. Er will bewundert werden, will Recht behalten. Mag sein, daß er das in Berlin für ausgereizt hielt, und daß es ihn juckte, jetzt einmal im Saarland Maas zu zeigen, was eine Harke ist. Vielleicht will er sich auch mehr seiner französischen Schwesterpartei La Gauche widmen, die wohl noch etwas dümpelt; immerhin ist so etwas wie sein Franchisenehmer. Irgendwas von dieser Art halte ich für wahrscheinlich, so wie Lafontaine gestrickt ist.

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Wer sich in Zukunft wieviel von dem jetzt neu zu teilenden Kuchen abschneidet, ist völlig offen; zumal es in der Logik der jetzigen Entwicklung läge, daß eine konservative Partei rechts von der Union auftritt. (...)


Oh, auch das wäre interessant. Natürlich würde so eine Partei sofort in die rechtsextreme Ecke gestellt, da könnte das Personal noch so untadelig sein.



Nicht unbedingt; ich denke, es würde von den Protagonisten abhängen. Eine solche Partei war bis 1960 in Adenauers Regierung, die Deutsche Partei (DP); ihr Minister Seebohm gehörte zu Adenauers prominentesten Ministern. Zeitweilig stellte sie mit Hellwege sogar den Ministerpräsidenten von Niedersachsen.

Ich habe Merz und Miegel genannt, der ja schon einmal mit seinem Deutschen Konvent (oder so ähnlich) die Vorbereitung einer konservativ-freiheitlichen Partei versucht hat. Wenn das solche Leute machen und wenn sie von vornherein eine strikte Abgrenzung zum Rechtsextremismus vornehmen (z.B. Aufnahmeverbot für jeden, der einmal einer rechtsextremen Partei angehört hat, sofortigen Parteiausschluß von Mitgliedern, die sich rechtsextrem äußern), dann wird man eine solche Partei nicht in die rechtsextreme Ecke stellen können. Wichtig wären auch Kontakte zu anderen konservativen Parteien in Europa, zum Beispiel den britischen Konservativen und der französischen UMP.

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
In keinem der Länder, die sich vom Kommunismus befreit haben, sind die Kommunisten noch so stark wie im östlichen Teil Deutschlands.


Naja. In anderen Ländern haben sie zwar nicht mehr ganz so kommunistische Parteiprogramme, aber die Seilschaften aus kommunistischen Zeiten sitzen dort teilweise viel fester im Sattel als in Ostdeutschland.



Die sogenannten Postkommunisten sind im Europaparlament in der Fraktion der Sozialdemokraten, die "Linke" ist in der Fraktion der Kommunisten. - Daß viele der alten Kommunisten gewendet weitermachen, stimmt freilich. Aber das ist ja bei uns mit den ehemaligen Mitgliedern der Blockparteien nicht anders.

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Und die Grünen? Sie waren eine Generationspartei; als solche steht dieser Partei das natürliche biographische Schicksal bevor, mit der Generation der Achtundsechziger ins Grab zu sinken.
Da wird auch kein Jamaika helfen. Was es bei den Grünen an freiheitlichen Tendenzen gab und vielleicht in Spuren noch gibt, wird von der FDP und - wer weiß - der Piratenpartei aufgesogen werden.
Eine Zukunft haben die Grünen allein als die Partei des Öffentlichen Dienstes; als die Partei derer, die in so gesicherten Verhältnissen leben, daß ihnen der tropische Regenwald wichtiger sein kann als die Arbeitslosigkeit in Deutschland.


Naja. Fügen Sie mal zum Öffentlichen Dienst noch die Studenten dazu; hatte ich eine nichtrepräsentative Sonntagsfrage unter Studenten kurz vor der Wahl erwähnt, die ich zufällig sah und in der die Grünen 40% (die Piraten 20%) hatten? Ich fürchte, die 68er haben die Jugend gründlich vergrünt, und es dauert ein paar Jahre im Beruf, bis die Realität nicht mehr ignorierbar ist.



Das stimmt. Aber ich halte es für wahrscheinlich, daß in dieser Generation die Piratenpartei bald die Grünen verdrängen wird. Öko ist heute kein Thema für jugendlichen Protest mehr.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

12.10.2009 12:44
#7 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Wer sich in Zukunft wieviel von dem jetzt neu zu teilenden Kuchen abschneidet, ist völlig offen; zumal es in der Logik der jetzigen Entwicklung läge, daß eine konservative Partei rechts von der Union auftritt. (...)


Oh, auch das wäre interessant. Natürlich würde so eine Partei sofort in die rechtsextreme Ecke gestellt, da könnte das Personal noch so untadelig sein.



Nicht unbedingt; ich denke, es würde von den Protagonisten abhängen. Eine solche Partei war bis 1960 in Adenauers Regierung, die Deutsche Partei (DP); ihr Minister Seebohm gehörte zu Adenauers prominentesten Ministern. Zeitweilig stellte sie mit Hellwege sogar den Ministerpräsidenten von Niedersachsen.



Das waren aber Zeiten, da auch ehemalige NSDAP-Mitglieder Bundesminister werden konnten, sogar ehemalige Richter, die in der Wehrmacht Todesurteile verhängt hatten. Heutzutage ist die öffentliche Stimmung eine andere. Denken Sie an Oettingers Filbinger-Rede. Sie wurde mir unlängst wiederholt vorgehalten, als ich die demokratische Gesinnung der Linken bezweifelte - "die CDU verehrt Nazi-Richter!" Nein, ich glaube, bei einer konservativen Neugründung wäre das Geheul markerschütternd und andauernd. Leider.

Zitat von Zettel
Aber ich halte es für wahrscheinlich, daß in dieser Generation die Piratenpartei bald die Grünen verdrängen wird. Öko ist heute kein Thema für jugendlichen Protest mehr.


Ob die Piraten so viel besser sind als die Grünen, ist mir noch nicht klar. Der eine EU-Abgeordnete der schwedischen Piraten ist in die Grünen-Fraktion eingetreten. Möglicherweise wird da nur die Melone (außen grün, innen rot) schwarz angemalt, ein Totenkopf draufgepinselt, etwas weniger Öko, etwas weniger Urheberrecht, und mehr ändert sich nicht.

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Las ideas tontas son inmortales.

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Calimero Offline




Beiträge: 3.280

12.10.2009 15:26
#8 Rot-Rot in Brandenburg Antworten

Der "honorige" Matthias Platzeck (oder wie hatten sie ihn unlängst genannt, lieber Zettel?) geht jetzt mit der Linken ins Regierungsbett. Na toll! Auch noch mit einer ehemaligen inoffiziellen Zuträgerin, Denunziantin im Dienst der Stasi!
Ich bin restlos "begeistert" - die "kleine DDR" des Manfred Stolpe in Version 2.0.

http://www.rbb-online.de/nachrichten/pol...tscheidung.html

Argh!!!

Kommentar von Hubertus Knabe dazu im DLR: http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio44844.html

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.10.2009 15:30
#9 RE: Rot-Rot in Brandenburg Antworten

Zitat von Calimero
Der "honorige" Matthias Platzeck (oder wie hatten sie ihn unlängst genannt, lieber Zettel?) geht jetzt mit der Linken ins Regierungsbett. Na toll! Auch noch mit einer ehemaligen inoffiziellen Zuträgerin, Denunziantin im Dienst der Stasi!
Ich bin restlos "begeistert" - die "kleine DDR" des Manfred Stolpe in Version 2.0.
http://www.rbb-online.de/nachrichten/pol...tscheidung.html
Argh!!!
Kommentar von Hubertus Knabe dazu im DLR: http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio44844.html


Ich sehe das genauso, lieber Calimero, und habe soeben in ZR mein Urteil über Platzeck widerrufen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

13.10.2009 00:00
#10 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Zitat von Calimero
Zum Thema Grüne Partei. Ich denke nicht, dass sie eine Generationenpartei darstellt, die mit den 68-ern in die Urne huschen wird, eher ist sie eine Lebensgefühl-Partei. Interessant für die, die noch nicht mit der Realität konfrontiert waren, und für diejenigen, welche mit der Realität auch im Alter nicht in Konflikt geraten.


Und für diejenigen, die im Öffentlichen Dienst einen sicheren und oft auch bequemen Job haben.

Vielleicht habe ich das etwas mißverständlich formuliert. Ich zitiere es jetzt noch einmal und hebe hervor:

Zitat von ZR
Und die Grünen? Sie waren eine Generationspartei; als solche steht dieser Partei das natürliche biographische Schicksal bevor, mit der Generation der Achtundsechziger ins Grab zu sinken. (...) Eine Zukunft haben die Grünen allein als die Partei des Öffentlichen Dienstes; als die Partei derer, die in so gesicherten Verhältnissen leben, daß ihnen der tropische Regenwald wichtiger sein kann als die Arbeitslosigkeit in Deutschland.


Also, ich wollte nicht behaupten, daß die Tage der grünen Partei gezählt sind. Nur eben - insofern sind wir einer Meinung - nicht mehr als Protestpartei der Generation der Achtundsechziger, sondern als Partei eines versorgten, realitätsfern lebenden Teils der Wählerschaft.

Herzlich, Zettel

Inger Offline



Beiträge: 296

13.10.2009 15:02
#11 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Hi Zettel,
im Saarland waren die Grünen nicht realitätsfern- sie wußten genau um ihren Abgrund als Stimmenbeschaffer für Rot-Rot, die sich nicht anschicken, vernünftig zu werden. Die Zeiten für die Subventionen für das Saarland sind endgültig vorbei, und von Peter Müller kann man jetzt wohl annehmen, daß sich die wirtschaftlichen Verluste im Rahmen halten.Außerdem haben die Grünen des Saarlandes kein Theater mit der leidigen Atompolitik.
Freundlichst,
Inger

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

13.10.2009 15:17
#12 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Passend dazu Daniel Cohn-Bendits Statement:

Zitat von Cohn-Bendit
Cohn-Bendit über Saarland-Grüne
"Der Ulrich ist ein Mafioso"



http://www.taz.de/1/politik/deutschland/...st-ein-mafioso/

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Inger Offline



Beiträge: 296

14.10.2009 11:04
#13 RE: Umbruch im deutschen Parteiensystem? Antworten

Hi Calimero,
das habe ich auch gelesen, aber ich weigere mich, dem Cohn-Bendit eine Plattform zu geben. Mir ist der Mensch zuwider. Er ist ein abgetakelter Knappe, der in Erinnerung an alte Zeiten noch hier und da ´was sagen kann, was denn auch gedruckt wird.
So langsam denke ich, daß man sich die Kommentatoren der Presse genauer merken sollte, denn sie machen die sechste Partei aus. Man müßte die direkt ansprechen und sie zur Korrektur ihrer Äußerungen bringen.
Grüßchen,
Inger

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

26.01.2010 16:19
#14 Un-er-träglich! Antworten

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.01.2010 16:50
#15 RE: Un-er-träglich! Antworten

Zitat von Calimero
Jupp, find' ich auch Gregor...
http://www.spiegel.de/video/video-1042872.html


In einer der Szenen ist, wenn ich mich nicht irre, ganz kurz Lothar Bisky zu sehen. Auf ihn wird aber nicht eigegangen, obwohl das ja vielleicht auch ergiebig hätte sein können.

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