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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 19 Antworten
und wurde 1.328 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.10.2009 19:47
Baracks Botschafter Antworten

Meine Meinung von Barack Obama ist wahrlich nicht die beste. Aber auch ich erfahre über ihn immer noch mehr, als ich ihm zugetraut hatte. Zum Beispiel dies.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

29.10.2009 20:29
#2 RE: Baracks Botschafter Antworten

Aber bitte vergessen Sie nicht Herrn Murphy:

Zitat von The Tech
Current Democratic fundraisers say their 2008 take from Wall Street may also have benefited from the personal connections of the party’s chief fundraiser that year, Philip D. Murphy, a former top executive at Goldman Sachs. (He is now ambassador to Germany).


http://tech.mit.edu/V129/N46/long3.html

Und nein, Herr Murphy ist kein Diplomat.

Ich kann ja nachvollziehen, dass man auf den Bahamas nicht unbedingt einen ausgebildeten Diplomaten braucht. Aber bei wichtigen Verbündeten würde ich dann vielleicht doch niemanden einsetzen, der sein Amt de facto erkauft hat.

Andererseits: vielleicht stimmt auch meine Einschätzung Deutschlands als "wichtiger Verbündeter" der USA nicht mit derjenigen Obamas überein.

--
Las ideas tontas son inmortales.

Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

vivendi Offline



Beiträge: 663

29.10.2009 20:39
#3 RE: Baracks Botschafter Antworten

Mein Gott, ist das eine verdorbene Welt, in der wir leben. Diejenigen, die unser Leben massgebend beeinflussen, die von unserem Geld leben, die uns gängeln und unsere Freiheiten beschneiden, haben sind skrupellose und arrogante Lügner und Profiteure.

Wir wussten das ja schon immer, aber wenn ein Messiah im Wahlkampf mit Ehrenwort das Heil, eine bessere Welt, verspricht, möchten wir doch einen Moment lang an das Gute und Ehrliche im Menschen glauben. Wir, die Amerikaner und der Rest der Welt, wurde belogen und wird nach Strich und Faden hintergangen.
Menschen sehnen sich nach einem festen Pol, nach einer Atmosphäre des Vertrauens; sie nähren immer wieder die Hoffnung, es eine Kraft gibt, der man sich anvertrauen kann. Deshalb funktionert die Masche von Obama bei den nächsten Wahlen wieder, Menschen vergessen schnell und der Wunsch nach einer vertrauenswürdigen Gemeinschaft ist so stark, dass man die Hoffnung nie aufgibt.
Schade, bedauerlich und zutiefst verabscheuungswürdig.

Shin Offline




Beiträge: 26

29.10.2009 20:41
#4 RE: Baracks Botschafter Antworten

Nun gut, die entscheidende Frage ist, bei was es sich hier um Ursache und bei was um Wirkung handelt. Haben die "Bündler" ihre Posten deshalb erhalten, weil sie so fleißig im Wahlkampf aktiv waren, oder waren sie deshalb so aktiv und haben auch ihre Posten erhalten, weil sie bereits vorher Obama kannten und ihm und seinen Zielen nahe standen? Soll heißen, gibt es vielleicht keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Spendenhöhe und Postenvergabe, sondern hat beides eine gemeinsame Ursache?

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

29.10.2009 20:49
#5 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Shin
Nun gut, die entscheidende Frage ist, bei was es sich hier um Ursache und bei was um Wirkung handelt. Haben die "Bündler" ihre Posten deshalb erhalten, weil sie so fleißig im Wahlkampf aktiv waren, oder waren sie deshalb so aktiv und haben auch ihre Posten erhalten, weil sie bereits vorher Obama kannten und ihm und seinen Zielen nahe standen? Soll heißen, gibt es vielleicht keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Spendenhöhe und Postenvergabe, sondern hat beides eine gemeinsame Ursache?


Schön, Sie wieder einmal hier zu sehen!

Sicher hängt da vieles miteinander zusammen (man könnte das auch "Filz" nennen). Und diese Verteilung von Posten an Unterstützer hat schon seit George Washington Tradition in den USA, man lese die Korrespondenz früher Präsidenten. Obama ist da nicht schlimmer als seine Vorgänger.

Die letzten paar Botschafter in Deutschland waren William R. Timken, "industrialist and businessman" (2005-2008), Dan Coats, "diplomat and politician" (2001-2005) und John C. Kornblum, "diplomat and businessman" (1997-2001). Murphy ist nichts Besonderes in dieser Reihe.

Dennoch irritiert es, wenn Posten unter dem "Saubermann" genauso verkauft werden wie vorher, insbesondere wenn es um wichtige Posten geht.

--
Las ideas tontas son inmortales.

Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Shin Offline




Beiträge: 26

29.10.2009 20:57
#6 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Gorgasal
Schön, Sie wieder einmal hier zu sehen!


Danke. Ich war allerdings nie weg, sondern lediglich stiller Leser.

Marriex Offline



Beiträge: 185

29.10.2009 21:14
#7 RE: Baracks Botschafter Antworten

In den betreffenden Ländern ist damit kein Blumentopf zu gewinnen. Das ist vielfach egal (Luxemburg, Bahamas) in anderen Fällen ein gravierender Missgriff:

http://www.transatlantic-forum.org/index...lamischen-welt/

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.021

29.10.2009 21:25
#8 RE: Baracks Botschafter Antworten

Ich lese gerade die von Zettel verlinkten Artikel. Nett.

Zitat von Dan Pfeiffer, deputy White House communications director
This administration has across the board set the toughest ethics standards in history. As a result, we have reduced special-interest influence over the policymaking process to promote merit-based decision-making.


http://www.washingtontimes.com/news/2009...h-perks//print/

Das ist richtig beruhigend. Kommt vielleicht auf die Definition von "merit" an.

--
Las ideas tontas son inmortales.

Cada nueva generación las inventa nuevamente. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Florian Offline



Beiträge: 3.133

29.10.2009 21:38
#9 RE: Baracks Botschafter Antworten

"Nun gut, die entscheidende Frage ist, bei was es sich hier um Ursache und bei was um Wirkung handelt. Haben die "Bündler" ihre Posten deshalb erhalten, weil sie so fleißig im Wahlkampf aktiv waren, oder waren sie deshalb so aktiv und haben auch ihre Posten erhalten, weil sie bereits vorher Obama kannten und ihm und seinen Zielen nahe standen? Soll heißen, gibt es vielleicht keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Spendenhöhe und Postenvergabe, sondern hat beides eine gemeinsame Ursache?"


Man ersetze "Bündler" durch "Parteifreunde" und man hat genau das deutsche System.
Dass ein Parteifreund für seinen Einsatz im Wahlkampf mit einem Amt belohnt wird, ist doch in Deutschland absoluter Standard.
Kaum einer der neuen Minster zeichnet sich durch besondere Fachkenntnis in seinem Ressort aus. Er hat seinen Job vielmehr deshalb bekommen, weil er über Jahre hinweg die Parteiarbeit von Union oder FDP unterstützt hat.
Muss ja auch nicht unbedingt ein Problem sein.

Nur ist das, was in den USA (zu Recht) als in dieser Dimension neu auftauchendes Problem wahrgenommen wird, in Deutschland eben seit jeher üblich.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.10.2009 21:42
#10 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von vivendi
Menschen sehnen sich nach einem festen Pol, nach einer Atmosphäre des Vertrauens; sie nähren immer wieder die Hoffnung, es eine Kraft gibt, der man sich anvertrauen kann. Deshalb funktionert die Masche von Obama bei den nächsten Wahlen wieder, Menschen vergessen schnell und der Wunsch nach einer vertrauenswürdigen Gemeinschaft ist so stark, dass man die Hoffnung nie aufgibt.


Da schreiben Sie etwas sehr Wahres, lieber Vivendi. Was mich zunehmend gegen Obama eingenommen hat, während des Wahlkampfs, das waren diese Versprechen, die im Grunde keine politischen waren, sondern religiöse. Dazu kam die einem Gottesdienst ähnliche Inszenierung seiner Auftritte.

Er hat an die Hoffnung auf eine bessere Welt appeliert und damit gewonnen - vor allem bei den Jungen, denen man das nicht verübeln kann, vor allem bei einfach gestrickten Menschen, denen man das auch nicht übelnehmen kann. Und allerdings auch bei vielen Intellektuellen; in Deutschland vermutlich noch mehr als in den USA. Denen kann und muß man das übelnehmen.

Der Heilsbringer erweist sich jetzt als ein stinknormaler Politiker; eher etwas skrupelloser als die meisten, wenn es darum geht, seine Leute unterzubringen. Immer noch der narzißtische Egozentriker, der glaubt, er könne mit Reden das erreichen, was andere mit Verhandeln nicht geschafft haben. Aber der Lack ist ab; und immer mehr Amerikaner merken das.

Herzlich, Zettel

Numpy Offline



Beiträge: 113

29.10.2009 21:47
#11 RE: Baracks Botschafter Antworten

Seit jeher üblich ist in Deutschland auch, daß Politiker die Medien nicht für voll nehmen, solange es nicht der absolute Mainstream ist (siehe Pressekonferenz: Merkel vs Niederlande). Eine solch patzige Antwort auf eine Frage, die sich die Deutschen jetzt im 5. Jahr fragen, hätte ich nicht erwartet.

In den USA hat dies unter Obama auch üble Ausmaße angenommen, wie man beim Kleinkrieg zwischen Fox und dem Weißen Haus sehen kann. Mich wundert es, daß Zettel darüber keinen Artikel geschrieben hat. :-)

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.10.2009 21:47
#12 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Shin

Zitat von Gorgasal
Schön, Sie wieder einmal hier zu sehen!


Danke. Ich war allerdings nie weg, sondern lediglich stiller Leser.



"They also serve who only stand and wait" heißt es bei John Milton.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.10.2009 21:55
#13 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Shin
Nun gut, die entscheidende Frage ist, bei was es sich hier um Ursache und bei was um Wirkung handelt. Haben die "Bündler" ihre Posten deshalb erhalten, weil sie so fleißig im Wahlkampf aktiv waren, oder waren sie deshalb so aktiv und haben auch ihre Posten erhalten, weil sie bereits vorher Obama kannten und ihm und seinen Zielen nahe standen? Soll heißen, gibt es vielleicht keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Spendenhöhe und Postenvergabe, sondern hat beides eine gemeinsame Ursache?


Berechtigte Frage, lieber Shin. Das Kausalgeflecht ist vermutlich wirklich komplzierter als die einfache Kausalität "Wer viel gebündelt hat, bekommt dafür gute Jobs". Nur möchte ich zweierlei zu bedenken geben:

Erstens gibt es doch vermutlich sehr viel mehr qualifizierte Leute, die auch den Zielen Obamas nahestehen, als die rund 600 Bündler; nicht jeder hat die Zeit und das Talent zum Geldsammeln. Die Bündler scheinen also bei den Botschaftern zumindest überrepräsentiert zu sein.

Zweitens fällt auf, daß die Spitzen-Bündler (mehr als 500.000 Dollar) bei den Botschaftern erheblich stärker vertreten sind als die anderen, obwohl sie nur weniger als ein Zehntel der Bündler ausmachen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.10.2009 22:10
#14 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Florian
Man ersetze "Bündler" durch "Parteifreunde" und man hat genau das deutsche System. Dass ein Parteifreund für seinen Einsatz im Wahlkampf mit einem Amt belohnt wird, ist doch in Deutschland absoluter Standard.


Das sehe ich eigentlich nicht, lieber Florian. Sonst müßten die Leute an der sogenannten Basis, die sich die Hacken abrennen, um Plakate zu kleben und Handzettel zu verteilen, ja alle längst in Amt und Würden sein.

Von allen Berufspolitikern wird Einsatz im Wahlkampf erwartet; daß die Chance, später ein Amt zu bekommen, mit der Heftigkeit des Einsatzes korreliert, ist mir noch nicht aufgefallen.

Die Bündler in den USA sind ja aber keine Berufspolitiker. Und bei ihnen scheint es (siehe meine Antwort an Shin) schon so zu sein, daß sie auf einen umso attraktiveren Posten hoffen können, je mehr sie Obama in die Kasse gebracht haben. Natürlich soll das auch ein Anreiz für Künftige sein, sich ebenfalls so anzustrengen.

Zitat von Llarian
Kaum einer der neuen Minster zeichnet sich durch besondere Fachkenntnis in seinem Ressort aus.


Mein Vater hat uns Kindern gern einen Witz aus der Zeit der Weimarer Republik erzählt:

Ein alter Schulfreund besucht den Herrn X, der es inzwischen zum Reichskanzler gebracht hat, und bittet ihn, etwas für ihn zu tun, weil er arbeitslos sei. X fragt den Freund, was er denn gelernt hätte. Alle Fragen nach einer Qualifikation muß der Bittende aber verneinen. Darauf X: Dann ist die Sache klar, dann kann ich dich nur noch zum Minister machen.

Detaillierte Fachkenntnisse gehören, lieber Florian, nicht unbedingt zu den Qualifikationsmerkmalen eines Ministers. Wenn er intelligent genug ist, kann er sich das Wichtigste schnell aneignen; und für die Details hat er seine Mitarbeiter.

Bei CEOs ist es ja nicht anders. Sie wechseln von der, sagen wir, Autoindustrie in die Lebensmittelbranche. Für den Erfolg entscheidend sind, wie beim Minister, allgemeinere Qualifikationen wie Entscheidungsstärke, Mitarbeiterführung, die Fähigkeit zum analytischen Denken, die Fähigkeit, Sachverhalte schnell zu erfassen, Durchsetzungsvermögen.

Ob es zum Beispeil für Philip Rösler von Vorteil ist, daß er als Gesundheitsminister Arzt ist, wird sich noch zeigen. Natürlich kann er dadurch bestimmte Sachverhalte - sagen wir, die Bedrohung durch die Schweinegrippe - besser verstehen. Aber er steht andererseits auch unter dem Druck seiner Zunft und wird von anderen Interessengruppen besonders kritisch gesehen werden, eben weil er Arzt ist.

Herzlich, Zettel

Hias Offline



Beiträge: 138

29.10.2009 23:36
#15 RE: Baracks Botschafter Antworten

Hm, um das Ganze gut zu beurteilen zu können, muss man sich das Gesamtbild anschauen. Denn das alles hat mit einer ganz speziellen Einrichtung, die es soweit ich weiß nur in den USA gibt, zu tun: dem sog. Spoil-System.

Während in Deutschland bei einem Regierungswechsel nur die Minister und (meistens) die Staatssekretäre ausgewechselt werden, wird in Washington auch das komplette mittlere Managment ausgewechselt, bis hinein in jede Abteilung. Wir reden da also nicht von ein paar dutzenden Leuten die ausgewechselt werden, sondern die Zahl geht in die tausende (momentan sind es laut wikipedia 3.000). Das ganze System wurde desöfteren kritisiert und v.a. zu Beginn des 20. Jahrhundert galt dann die meriokratische preußische Verwaltung als großes Vorbild.

Dass der Präsident oder auch nur seine engsten Mitarbeiter jeden einzelnen der 3.000 Mitarbeiter ernennt kann keiner ernsthaft glauben und würde auch nicht funktionieren, v.a. da die Zeit zwischen Wahl und Amtsantritt äußerst kurz ist. Daher wird der Präsident seine wichtigsten Mitarbeiter auswählen, die dann wiederum Leute heranholen, die sie kennen und so werden langsam die Posten aufgefühlt. Das erklärt übrigens auch, warum ein Spendensammler, der mehr eingesammelt hat, mit einem schlechteren Posten belohnt wird. Weil es primär nicht um die Höhe der Spenden sondern um Vertrauen und um die Fähigkeit der sog. Politikimplimentation geht.

Oder mit anderen Worten: Ein Präsident mit schlauen Ratgebern wird v.a. solche Leute heranziehen, die hauptsächlich eines können: organisieren. Die Amtszeit dauert nur vier Jahre, nach einem kompletten Wechsel darf man mit mind. nem halben Jahr Einarbeitungszeit rechnen und das letzte halbe Jahr wird ist der Präsident ja ne sog. lame duck. Will er also tatsächlich was voranbringen und seine Politik auch durchsetzen, dann bleibt ihm nichts anderes übrig als da fähige Leute hinzusetzen. Und die Bündler haben sich immerhin schon mal bewiesen.

Die Sache mit den Botschaftern ist natürlich ne andere. Da versteh ich auch nicht, warum man gerade bei wichtigen Verbündeten wie Großbritannien unerfahrene Leute ranläßt. Andererseits, die große Politik wird eh von Washington aus gemacht, der Botschafter hat meist erfahrene Leute vor Ort und das Repräsentieren der USA auf Botschaftsparties, das liegt den Amis ja im Blut.



R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.10.2009 10:38
#16 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Florian
Man ersetze "Bündler" durch "Parteifreunde" und man hat genau das deutsche System.


Das stimmt so nicht.
Die politische Komponente gibt es zu Recht bei politischen Posten, d.h. bei Ministern etc.
Da geht es ja in erster Linie darum, unterschiedliche Interessen zu koordinieren und die Ministeriumspolitik nach außen zu vertreten - dafür ist (erfolgreiche) Parteiarbeit eine sehr gute Qualifikation.

Nicht üblich (und im Prinzip verboten) ist es dagegen, die Fachposten der Verwaltung parteipolitisch zu besetzen.
Wobei die Realität diesem Ideal natürlich nicht entspricht, bei halbwegs gleicher Qualifikation wird immer der Bewerber zum Zuge kommen, auf den sich der Chef auch politisch verlassen kann. Was dann bei längerer Herrschaft einer Partei zur Filzbildung führen kann (wobei der Haupteffekt ist, daß sich qualifizierte Leute das passende Parteibuch auch ohne entsprechende Überzeugung zulegen, um nicht im Schlußspurt abgehängt zu werden - das ist eigentlich nicht sehr schädlich).

Grundsätzlich gilt Filz aber als sehr anrüchig, wird kritisiert (oft auch wirksam), wenn er bekannt wird, und nur selten gelingt es Politikern, Parteifreunden OHNE Qualifikation einen Job zu verschaffen.
Während in den USA (und bei Obama noch verstärkt) auch Fachpositionen (wie Botschafter) als Pfründen vergeben werden, fast ohne Rücksicht auf Qualifikation. Solche Pfründen gibt es in Deutschland nur selten (Rundfunkräte ...).

john j Offline




Beiträge: 591

30.10.2009 14:10
#17 RE: Baracks Botschafter Antworten

"Nicht üblich (und im Prinzip verboten) ist es dagegen, die Fachposten der Verwaltung parteipolitisch zu besetzen"

Hm, finden sie? Nehmen wir mal das Beispiel Angela Merkel, nach ein paar Monaten als halboffizielle Pressesprecherin des DA, einer Partei die in der einzigen Wahl an der sie teilnahm sagenhafte 0.9% holte, und dann ein paar Wochen als Pressesprecherin der Regierung de Maziere wurde sie als Ministerialraetin ins BPA gehievt, immerhin eine A16 Stelle. Qualifkation oder eben (huch) doch parteipolitischer Nepotismus?

"Grundsätzlich gilt Filz aber als sehr anrüchig, wird kritisiert (oft auch wirksam), wenn er bekannt wird, und nur selten gelingt es Politikern, Parteifreunden OHNE Qualifikation einen Job zu verschaffen."

Beipiele: Volmer, Schmierer, Verheugen, Schreyer, Heubl, Bangemann etc.

"Während in den USA (und bei Obama noch verstärkt) auch Fachpositionen (wie Botschafter) als Pfründen vergeben werden, fast ohne Rücksicht auf Qualifikation."

Ob ein Botschafter nun eine Fachposition ist oder eher ein figure head (wie ein Mini-Minister), darueber kann man sich streiten. In den USA gilt eben ein anderes System was die Beseztung dieser Posten betrifft als in Deutschland, und zwar schon seit langem. Mit Obama hat das nichts zu tun. In Deutschland wird Botschafter wer Beamter im AA ist und lange genug einen Sessel breitgesessen hat. In den USA beruft man oft Aussenstehende die sich um das Land, die Partei oder die Adminstration verdient gemacht haben oder von denen man es zumindest glaubt. So war der letzte von Bush bestellte Botschafter in Deutschland, William F Timken, ebenfalls kein Diplomaten-Profi, sondern ein republikanischer Geschaeftsmann, der Bush und die Republikaner unterstuetzt hatte. Umgekehrt ist auch ueblich dass ehemalige Botschafter die Angestellte des Foreign Service waren, dann nach ein oder zwei Botschafterposten in die Wirtschaft wechseln.

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

30.10.2009 14:46
#18 RE: Baracks Botschafter Antworten

In Antwort auf:
Bei CEOs ist es ja nicht anders. Sie wechseln von der, sagen wir, Autoindustrie in die Lebensmittelbranche. Für den Erfolg entscheidend sind, wie beim Minister, allgemeinere Qualifikationen wie Entscheidungsstärke, Mitarbeiterführung, die Fähigkeit zum analytischen Denken, die Fähigkeit, Sachverhalte schnell zu erfassen, Durchsetzungsvermögen.



Lieber Zettel,

ob das aber wirklich so gut ist, ist auch in Unternehmen strittig! Versteht der CEO nichts vom Produkt seiner Company, kann er wohl kaum den Absatz von deren Produkten erhöhen, ihm bleibt dann nur, die Kosten zu senken, und so jagt ein Sparprogramm das nächste, bis das Innovationspotential der Firma komplett verbraucht ist. Mir scheint das oft hinter den Krisen auch großer Unternehmen zu stecken, die sich dann um staatliche Hilfen und Regulation bemühen, um die junge, dynamische Konkurrenz vom Markt fernzuhalten. Das obere Management ist nur noch politisch und finanziell aktiv - Leute, die sowas können, gibt's viele!

Herzlich, Thomas

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

30.10.2009 16:18
#19 RE: Baracks Botschafter Antworten

Zitat von Thomas Pauli
..ob das aber wirklich so gut ist, ist auch in Unternehmen strittig! Versteht der CEO nichts vom Produkt seiner Company, kann er wohl kaum den Absatz von deren Produkten erhöhen, ihm bleibt dann nur, die Kosten zu senken, und so jagt ein Sparprogramm das nächste, bis das Innovationspotential der Firma komplett verbraucht ist.



Genau so sehe ich es auch, das beste Beispiel ist die Geschichte von Apple. Ohne einen "Riecher" für das, was produktmäßig geht und was nicht, ist ein CEO nicht viel wert. Einen wirklich unabhängigen und kompetenten Rat zu diesen Fragen zu bekommen dürfte sehr schwer sein. Dazu muß man ja u.A.umfassend über den aktuellen (natürlich geheimzuhaltenden) technischen Entwicklungsstand des Unternehmens informiert sein und gleichzeitig keine Partikularinteressen verfolgen. Die Arbeitsgruppe "Touchscreentechnologie" wird aber in der Regel andere Gerätekonzepte empfehlen, als z.B. die Gruppe "Sprachsteuerung". Und ein externer Berater hat überhaupt keine Chance, wenn mann ihm nicht gerade das gesamte technische Firmenwissen aushändigen möchte, was ja schon technisch nicht möglich ist. Er empfieht dann vermutlich das erfolgreiche Gerätekonzept des Wettbewerbers, da ist es ja erwiesen, daß es sich um ein erfogreiches Konzept handelt ;-) (Das neue Gerät ist dann natürlich schon veraltet, bevor es überhaupt entwicklungstechnisch angefaßt wird.)

Gruß, Ungelt

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

30.10.2009 16:21
#20 Qualifikation von CEO Antworten

Zitat von Thomas Pauli
Das obere Management ist nur noch politisch und finanziell aktiv - Leute, die sowas können, gibt's viele!



Lieber Thomas,

sie haben sowas von recht! Ich war erst kürzlich auf einer "Selbstbejubelungsfeier" meiner Firma ... und habe sie nach einer Stunde verlassen müssen, weil mir sonst der Kragen geplatzt wäre.

Ich komme ja aus der DDR, und da war das oberste Management meiner Firma mit Eigengewächsen der Branche bestückt. Da waren Fachleute am Werk ... auch wenn sie nach ihrer Bestallung lediglich den sozialistischen Mangel verwalten konnten. Die waren aber fachlich ernstzunehmen, im Gegensatz zu den heutigen "Präsentatoren" und politiknahen Managern (vulgo Lobbyisten).

Jetzt, nach vielen Eigentümerwechseln und dem "dynamischen Wachstum" (Zusammenkaufen von kleineren Firmen), hat man den Eindruck eines Politbüros an der Spitze. Da wird von Visionen gelabert und "ökogeschwurbelt" das es eine Art hat. Unerträglich!

Ohne jeden Zweifel sind Betriebswirtschaftler und Juristen für den Fortbestand eines Unternehmens unglaublich wichtig ... aber die gehören in den Stab, und nicht an die Führungsspitze. Am Besten fährt man wohl mit dem Eigentümer, oder noch besser, mit dem Gründer als Chef.

Beste Grüße, Calimero

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... und im übrigen sollte sich jeder, der sich um die Zukunft Sorgen macht, mal zehn-, bis zwanzig Jahre alte Sci-Fi-Filme ansehen.

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