Und wir sind ja erst am Anfang. Die "Entwicklungsländer", zu deren Wortführer sich putzigerweise die industrielle Großmacht China gemacht hat, haben erkannt, welche gewaltigen ökonomischen Vorteile sie aus dem schlechten Gewissen der Europäer (und inzwischen teils auch der Amerikaner) ziehen können.
Der "Klimaschutz" wird ein gigantisches Umverteilungsprogramm werden:
Innerhalb Europas und der USA sind die Verlierer die Steuerzahler. Auf der globalen Ebene wird China der Hauptgewinner sein, gefolgt von Indien und Brasilien.
Zitat Und auch der wahre Charakter des Emissionshandels ist kaum bekannt: Keine Maßnahme zur Einsparung von CO2 spart auch nur ein einziges Gramm CO2 ein, denn die Gesamtmenge an CO2 wird innerhalb der EU durch den Emissionshandel festgelegt.
Wird irgendwo weniger CO2 ausgestoßen, dann hat das allein den Effekt, daß es anderswo entsprechend mehr sein darf.
Ich bin auch gegen den Emissionshandel, lieber Zettel, weil ich nicht davon überzeugt bin, dass es wirklich ein großes Klima-Problem gibt. Aber Ihr Argument trifft meiner Ansicht nach nicht den Punkt. Durch einen Verkauf von Emissionsrechten wird an sich natürlich noch keine Verringerung der Emissionen bewirkt. Die Idee ist aber, dass durch diesen Handel die Emissionen überhaupt in die Kostenrechnung eingehen. Ein CO2-Produzent, der in neue, weniger CO2 produzierende Technik investiert, wird bei seiner Kalkulation berücksichtigen, dass er dafür in Zukunft weniger für Emissionsrechte ausgeben muss bzw. diese verkaufen kann. Das ist ein Anreiz für solche Investitionen. Im Prinzip finde ich das nicht schlecht. Nur im Fall CO2 bin ich wie gesagt nicht davon überzeugt, dass der Aufwand erforderlich ist. Letztlich müssen ja die Verbraucher die Kosten tragen.
Und was haben wir davon, wenn der CO2-Ausstoss in die Kostenrechnung eingeht? Warum dann nich z. B. auch Wasser, Sauerstoff, Krankheit, Invalidität in die Rechnung eingehen lassen? Der Mensch und sein Leben kosten Geld, kein Zweifel. Aber der Mensch ist kein ékonomisches Objekt. Wir wissen ja mittlerweile auch, was Ubergewicht, Tabak, Passivrauch, "zu-wenig-Bewegung", die der Strassenverkehr oder der Freizeitsports kosten. Mit derselben Methodik lässen sich auch die Kosten eines Menschen über die Jahre der Lebenserwartung berechnen; ich bin sicher, die Geburtenrate würde schlagartig sinken.
Und wer setzt denn diese CO2-Kosten fest? Die UN/Weltbank (ein demokratisch gewähltes und kontrolliertes Konstrukt?), die CO2-Börsen, die mit heisser Luft handeln und Angebot und Nachfrage. Goldman, Sachs und Al Gore lassen grüssen. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in den nächsten Jahren eine noch grössere Finanzkrise erleben dürfen als letztes Jahr. Hinter CO2 stehen keine greifbaren Werte. Der CO2-Handel kann sogar Staatskassen auf die Knie zwingen, denn selbstverständlich produzieren Ämter, Post, Bahn, ÖV auch CO2, das muss irgend jemand bezahlen. Wer wohl?
Zitat Die Idee ist aber, dass durch diesen Handel die Emissionen überhaupt in die Kostenrechnung eingehen. Ein CO2-Produzent, der in neue, weniger CO2 produzierende Technik investiert, wird bei seiner Kalkulation berücksichtigen, dass er dafür in Zukunft weniger für Emissionsrechte ausgeben muss bzw. diese verkaufen kann. Das ist ein Anreiz für solche Investitionen. Im Prinzip finde ich das nicht schlecht.
Richtig. Die ökonomische Überlegung ist, einen Markt für CO2-Zertifikate zu schaffen, wo Angebot und Nachfrage aufeinander treffen und sich gegenseitig ausgleichen können. Der Handel setzt sozusagen ein, sobald ein Unternehmen mehr CO2 ausstoßen möchte, als es aufgrund seiner Zertifikate emittieren dürfte.
Ich denke, dass eine solche Einführung eines Marktmechanismus durchaus Sinn machen kann: Jene Unternehmen, die weniger CO2 ausstoßen, können sich durch den Marktpreis für Zertifikate "entschädigen" lassen. Und jene Unternehmen, die mehr CO2 ausstoßen, müssen dafür den entsprechenden Preis zahlen. So wird gewissermaßen ein Kostenbewusstsein geschaffen, das meines Erachtens dazu beitragen könnte, maßlose Energievergeudung einzudämmen. Das wäre ja schon mal nicht schlecht. Dass dabei womöglich kein CO2 eingespart wird, weil es nur zu einer "Verlagerung" der Emissionen kommt, spielt hierbei nicht die entscheidende Rolle. Es geht darum, Anreize zu setzen.
Recht sinnlos wäre es natürlich, wenn sich wieder einmal nur "westliche" Unternehmen zu einer solchen Regulierung verpflichten müssten, während in den Schwellenländern weiterhin schrankenlos emittiert würde.
Natürlich ist das von mir oben erwähnte Kostenbewusstsein im ökonomischen Sinn zu verstehen. Denn dass die Klimaapokalyptiker dieses "Bewusstsein" in ein "schlechtes Klimagewissen" umgedeutet haben, geht mir gegen den Strich. Die Frage, wieviel CO2 ein Unternehmen ausstößt, ist wahrlich keine Frage der Moral; es ist eine Frage ökonomischer Anreize. Und genau bei diesen Anreizen könnte man mit dem Emissionshandel ansetzen.
Zitat Warum dann nicht z. B. auch Wasser, Sauerstoff, Krankheit, Invalidität in die Rechnung eingehen lassen?
Wasser geht schon in die Rechnung ein, lieber Vivendi. Das muss der Produzent ja bezahlen. Sauerstoff eingehen zu lassen, ist nicht notwendig, solange es daran keinen Mangel gibt. Krankheiten, die möglicherweise durch die Produkte hervorgerufen werden könnten, werden auf zweierlei Art berücksichtigt, nämlich einerseits durch gesetzliche Vorschriften, die dem Schadstoffgehalt der Produkte Grenzen setzen, andererseits durch den Markt. Wenn sich nämlich rumspricht, dass ein Produkt nicht so gesund ist, leidet der Absatz darunter.
Den CO2-Ausstoß kann man natürlich auch gesetzlich begrenzen. Die Markt-Methode (Emissionshandel) ist dazu eine Alternative. Ich habe ja nicht dafür plädiert, sie auf CO2 anzuwenden, weil ich eher "Klimaskeptiker" bin. Ich habe nur Zettels Behauptung kritisiert, dass der Emissionshandel gar nichts dazu beitragen könnte, das von den "Klimaschützern" angestrebte Ziel einer CO2-Reduzierung zu erreichen.
Zitat von AbrahamDie Idee ist aber, dass durch diesen Handel die Emissionen überhaupt in die Kostenrechnung eingehen. Ein CO2-Produzent, der in neue, weniger CO2 produzierende Technik investiert, wird bei seiner Kalkulation berücksichtigen, dass er dafür in Zukunft weniger für Emissionsrechte ausgeben muss bzw. diese verkaufen kann. Das ist ein Anreiz für solche Investitionen.
Im Prinzip auch richtig. Kann aber nur wirken, wenn es jeweils auch eine "weniger CO2 produzierende Technik" gibt. Das ist aber für die meisten Anwendungen überhaupt nicht der Fall. Zumindestens theoretisch kann man etwas Kohlestrom durch Solarstrom ersetzen, man kann durch bessere Gebäudeisolierung Heizenergie einsparen, es gibt noch ein paar kleinere Beispiele - aber das war es schon.
Für die wesentlichen CO2-Emissionen gibt es keine vernünftige Vermeidungsmöglichkeit, da kann der Emissionshandel auch keine Hebelwirkung haben.
Der Emissionshandel hat deswegen bisher nur eine wesentliche Wirkung gehabt: Die entsprechende Produktion incl. Emission ist verlagert worden, insbesondere nach China. Die "Erfolge" der EU beim "Klimaschutz" beruhen im wesentlichen darauf, daß man die Emissionen exportiert hat.
Zitat Durch einen Verkauf von Emissionsrechten wird an sich natürlich noch keine Verringerung der Emissionen bewirkt.
Lieber Abraham,
leider wird meistens übersehen, daß duch Emissionsrechte ein Wert geschaffen wird, der ganz zu recht in der Bilanz des damit bedachten Unternehmens auftaucht (was ja schon zu Irritationen geführt hat) und die ein Unternehmen ja auch durch Verringerung seiner Produktion zu Geld machen kann (theoretisch durch Einstellung der Produktion sogar zu 100%). Verringerung der Produktion bedeutet geringeres Angebot, was erstens den Preis treiben wird und zweitens die billigeren Anbieter im Ausland freuen dürfte. Und übrigens bedeutet die Verteilung von Rechten einen erheblichen Zuwachs der Wirkungsmöglichkeiten des Lobbyismus und seines Komplementärs, der Politik. War das tatsächlich so gedacht? Honi soit...
Zitat leider wird meistens übersehen, daß duch Emissionsrechte ein Wert geschaffen wird, der ganz zu recht in der Bilanz des damit bedachten Unternehmens auftaucht (was ja schon zu Irritationen geführt hat) und die ein Unternehmen ja auch durch Verringerung seiner Produktion zu Geld machen kann (theoretisch durch Einstellung der Produktion sogar zu 100%). Verringerung der Produktion bedeutet geringeres Angebot, was erstens den Preis treiben wird und zweitens die billigeren Anbieter im Ausland freuen dürfte.
Die Emissionsrechte muss man aber erst mal haben, lieber Thomas. Man bekommt sie vom Staat zugeteilt oder ersteigert sie (http://de.wikipedia.org/wiki/Emissionsha...der_Zertifikate). Die Einstellung der Produktion nützt nur ein mal etwas. Ich denke, das ist kein großes Problem.
Zitat Und übrigens bedeutet die Verteilung von Rechten einen erheblichen Zuwachs der Wirkungsmöglichkeiten des Lobbyismus und seines Komplementärs, der Politik.
Da gebe ich Ihnen Recht. Das trifft aber auch auf die Alternative zum Emissionshandel zu, der gesetzlichen Festlegung von Obergrenzen.
Um es noch mal zu sagen: Ich bin nicht für CO2-Emissionshandel. Ich verteidige nur das Verfahrensprinzip.
Zitat Ich habe nur Zettels Behauptung kritisiert, dass der Emissionshandel gar nichts dazu beitragen könnte, das von den "Klimaschützern" angestrebte Ziel einer CO2-Reduzierung zu erreichen.
Das hat Zettel nicht gesagt, jedenfall habe ich ihn so nicht verstanden. Der Emissionshandel IST DAS Verfahren, um C02 einzusparen. Aber weil es das gibt und es so ist wie es ist, ist jede Maßnahme DARÜBERHINAUS wirkungslos.
Zitat Zumindestens theoretisch kann man etwas Kohlestrom durch Solarstrom ersetzen, man kann durch bessere Gebäudeisolierung Heizenergie einsparen, es gibt noch ein paar kleinere Beispiele - aber das war es schon.
Das ist ein großes Themenfeld, lieber R.A.. Kohlestrom durch Solarstrom zu erstezen wäre viel zu teuer. So teuer können die Zertifikate gar nicht sein, dass sich das lohnt. Ich denke aber, dass es kaum einen Prozess mit CO2-Erzeugung gibt, den man nicht im Hinblick auf die Senkung dieser Emission noch verbessern könnte. Nehmen Sie die Emissionen von Fahrzeugen und Flugzeugen. Sicher kann man spritsparendere Motoren bauen, alles eine Frage des Preises. Wäre ich "Klimaschützer", was nicht der Fall ist, würde ich argumentieren, dass eben die Menge der ausgegebenen Zertifikate jedem CO2-Emittenten in einem Umfang zugteilt werden muss, der den Umfang der Reduktionsmöglichkeiten berücksichtigt. Zugegeben, das ist nicht einfach und auch fragwürdig, braucht man doch eine entsprechende Bürokratie, die all die Werte ermittelt. Andererseits braucht man für die Alternative (gesetzliche Obergrenzen für die CO2-Emission bei allen möglichen Prozessen), nicht weniger Bürokratie.
Aber wie gesagt, ich bin dagegen, dass man das Instrument bei CO2 überhaupt einsetzt und bin auch gegen gesetzliche CO2- Obergrenzen.
Es wird hier m.E. der Vorteil eines Marktmechanismus zu wenig erkannt.
Ökonomie ist per Definition der Umgang mit Knappheiten. Viele Güter sind nur begrenzt vorhanden (und auch "saubere Luft" oder "sauberes Wasser" ist ein knappes Gut).
Es geht in der Marktwirtschaft ja nun auch nicht darum, den Verbrauch von knappen Gütern zu verhindern. Sondern darum, diese Güter an jene Stelle zu bekommen, wo sie den größten Nutzen stiften.
Wenn man z.B. festlegt, dass (sagen wir einmal) 1 Mrd. Tonnen CO2 pro Jahr der maximal zulässige industrielle Ausstoß ist*, dann wird durch den Zertifikatehandel natürlich erst einmal keine Reduzierung dieser Menge erreicht. Aber es wird erreicht, dass der CO2-Ausstoß dort erfolgt, wo der größte Nutzen erzeugt wird.
Ein effizientes Kraftwerk mit hohem Wirkungsgrad erzeugt z.B. pro CO2-Einheit mehr Strom-Einheiten als ein altmodisches Kraftwerk. Entsprechend gibt es durch die Zertifikate Marktanreize, solche effizienten Kraftwerke zu bauen. Es sinkt dadurch zwar nicht die global emittierte CO2-Menge - aber es steigt die erzeugte Strom-Menge.
(Natürlich ist dann ein logischer weiterer Schritt, die Anzahl Zertifikate langfristig zu reduzieren und damit auch den CO2-Ausstoß. Durch den Zertifikate-Mechanismus wird aber auch hier Effizienz erreicht: die uneffizientesten Kraftwerke werden zuerst geschlossen).
Zitat Für die wesentlichen CO2-Emissionen gibt es keine vernünftige Vermeidungsmöglichkeit, da kann der Emissionshandel auch keine Hebelwirkung haben.
Ich vermute einmal, dass das so nicht stimmt. Erstens technisch nicht. Und erst recht nicht in einer dynamischen Welt.
Es ist ja z.B. nicht gottgegeben, dass jährlich eine bestimmte Menge Aluminium erzeugt werden muss. Wenn (das sehr energieintensive) Aluminium relativ zu anderen Werkstoffen teurer wird, dann wird es eine Verlagerung geben. Selbst wenn die Alu-Produktion per se nicht wenier energieintensiv wird, wird es die Volkswirtschaft insgesamt schon.
Zitat Die entsprechende Produktion incl. Emission ist verlagert worden, insbesondere nach China. Die "Erfolge" der EU beim "Klimaschutz" beruhen im wesentlichen darauf, daß man die Emissionen exportiert hat.
Verständnisfrage: Ist es nicht so, dass auch China in den Emissionshandel mit eingebunden ist? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
* Nota bene: Ich bin vom Klima-Alarmismus auch nicht überzeugt. Viele Klima-Maßnahmen sind Schwachsinn. Und vielleicht wäre eine Rationierung des CO2-Ausstosses auch gar nicht notwendig. Aber WENN man sich politisch darauf verständigt, den CO2-Ausstoß begrenzen zu wollen, dann erscheint es mir sinnvoll, dies auf die effizienteste Art zu tun. Und Marktmechanismen sind nunmal effizienter als alle alternativen Regelungsmechanismen, etwa brutale Verbote (wie dieses unsägliche Glühbirnen-Verbot).
Zitat Das hat Zettel nicht gesagt, jedenfall habe ich ihn so nicht verstanden. Der Emissionshandel IST DAS Verfahren, um C02 einzusparen. Aber weil es das gibt und es so ist wie es ist, ist jede Maßnahme DARÜBERHINAUS wirkungslos.
Ich habe noch mal genau gelesen, was Zettel geschrieben hat:
Zitat Keine Maßnahme zur Einsparung von CO2 spart auch nur ein einziges Gramm CO2 ein, denn die Gesamtmenge an CO2 wird innerhalb der EU durch den Emissionshandel festgelegt.
Wird irgendwo weniger CO2 ausgestoßen, dann hat das allein den Effekt, daß es anderswo entsprechend mehr sein darf.
Ich glaube, Sie haben Recht, lieber Dirk, er hat es wirklich so gemeint. Dabei hat Zettel dann aber nicht berücksichtigt, dass die Hälfte der CO2-Emissionen in der EU gar nicht dem Emissionshandel unterliegen:
Zitat Der europäische Emissionshandel umfasst zurzeit nur einen Teil aller Treibhausgasemissionen und Verursacher. Inkludiert sind die Kohlendioxid-Emissionen aus der Stromerzeugung in thermischen Kraftwerken ab 20 MW Leistung (Beispiele) und aus den fünf Industriebranchen: 1) Eisen- und Stahlverhüttung, 2) Kokereien, Raffinerien und Cracker, 3) Zement- und Kalkherstellung, 4) Glas-, Keramik- und Ziegelindustrie, sowie 5) Papier- und Zelluloseproduktion. Zusammen machen diese Industrien etwa 50 Prozent der europäischen Kohlendioxidemissionen und 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der teilnehmenden Länder aus. Nicht erfasst werden andere Treibhausgase wie Methan oder Distickstoffoxid (Lachgas). Außerdem sind die Privathaushalte, andere Industrien und Gewerbe, die Landwirtschaft und der Transportsektor ausgenommen.
Maßnahmen gegen den CO2-Ausstoß in nicht regulierten Bereichen sind davon nicht tangiert.
Außerdem legt der Emissionshandel nicht nur die Gesamtmenge für die betroffenen Bereiche fest,sondern fördert die Nutzung und damit auch die Entwicklung neuer Technologien zur CO2-Vermeidung.
Zitat Und auch der wahre Charakter des Emissionshandels ist kaum bekannt: Keine Maßnahme zur Einsparung von CO2 spart auch nur ein einziges Gramm CO2 ein, denn die Gesamtmenge an CO2 wird innerhalb der EU durch den Emissionshandel festgelegt.
Wenn außerhalb der vom CO2-Handel betroffenen Sektoren "eingespart" wird, verringert sich die Gesamtmenge durchaus.
@Florian: Bislang ist es eine europäische Veranstaltung ohne China.
Zitat von FlorianEs ist ja z.B. nicht gottgegeben, dass jährlich eine bestimmte Menge Aluminium erzeugt werden muss.
Schon wahr. Aber es ist auch nicht gottgegeben, daß man die Mindermenge Aluminium durch Stoffe ersetzen kann, die CO2-günstiger sind.
Der ganze Emissionsrechts-Mechanismus setzt letztlich voraus, daß es ausreichend CO2-ärmere Alternativtechniken gibt, um die durch die Rechtereduktion erzwungenen Einsparungen möglich zu machen. Das ist aber weitgehend nicht der Fall.
Die wesentliche Ausweichreaktion war bisher, daß man das Aluminium eben in China erzeugt hat (und das nimmt eben nicht an der Emissionsreduzierung teil).
Sollte das auch nicht mehr gehen (falls man tatsächlich politisch durchsetzen könnte, daß ALLE Staaten am Programm teilnehmen), dann wird eben schlicht weniger produziert. Mit anderen Worten: Wir reduzieren unsere Wirtschaftsleistung, wir verzichten auf Wohlstand.
Und bei den IPCC-Reduktionszielen hieße eine konsequente Durchführung: Wir drehen die Entwicklung wieder auf den Stand vor der Industrialisierung zurück, werden wieder arm wie damals.
Zitat Aber WENN man sich politisch darauf verständigt, den CO2-Ausstoß begrenzen zu wollen, dann erscheint es mir sinnvoll, dies auf die effizienteste Art zu tun. Und Marktmechanismen sind nunmal effizienter als alle alternativen Regelungsmechanismen ...
Völlig richtig. Das Problem liegt nicht darin, daß man die Begrenzung über den Markt regelt. Das Problem liegt darin, daß die Reduktionsziele unrealistisch sind, d.h. nur unter massivem Wohlstandsverlust machbar wären. Und das wirklich Schlimme ist, daß die Verantwortlichen das nicht offen sagen (wenn es wirklich um die Rettung der Menschheit ginge, wäre ja selbst massiver Wohlstandsverlust zu argumentieren), sondern so tun, als wären die politischen Vorgaben mit ganz harmlosen Mitteln (ein paar Sonnendächer, ein bißchen Mülltrennen, etwas mehr Fahrrad fahren ...) zu erreichen.
Zitat Das Problem liegt darin, daß die Reduktionsziele unrealistisch sind, d.h. nur unter massivem Wohlstandsverlust machbar wären.
Woher wissen Sie das so genau, lieber R.A.? Die Emissionszertifikate werden nach einem Nationalen Allokationsplan zugeteilt, und zwar mit branchenbezogenen Reduktionsvorgaben gegenüber den früheren Emissionen. In Wikipedia liest man darüber:
Zitat Darüber hinaus differenziert der NAP II erstmals die Reduktionsvorgaben für Anlagen: Während beim NAP I alle Anlagen ihren CO2-Ausstoß einheitlich um 2,91 % senken mussten, gelten jetzt branchenbezogene Reduktionsvorgaben: Industrienanlagen, die internationalem Wettbewerb ausgesetzt sind, müssen ihren Ausstoß um 1,25% senken, ebenso Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung. Energiekonzerne müssen dagegen ihre CO2-Emissionen um 15 %, besonders ineffiziente Braun- und Kohlekraftwerke ab 2008 um 30% reduzieren. Kleine Anlagen mit maximal 25000 t CO2-Ausstoß werden dagegen von Reduktionspflichten ganz befreit.
Zitat von Philipp Die ökonomische Überlegung ist, einen Markt für CO2-Zertifikate zu schaffen, wo Angebot und Nachfrage aufeinander treffen und sich gegenseitig ausgleichen können. Der Handel setzt sozusagen ein, sobald ein Unternehmen mehr CO2 ausstoßen möchte, als es aufgrund seiner Zertifikate emittieren dürfte. Ich denke, dass eine solche Einführung eines Marktmechanismus durchaus Sinn machen kann: Jene Unternehmen, die weniger CO2 ausstoßen, können sich durch den Marktpreis für Zertifikate "entschädigen" lassen. Und jene Unternehmen, die mehr CO2 ausstoßen, müssen dafür den entsprechenden Preis zahlen. So wird gewissermaßen ein Kostenbewusstsein geschaffen, das meines Erachtens dazu beitragen könnte, maßlose Energievergeudung einzudämmen.
Ökonomisch ist das alles richtig, lieber Philipp. Nur ... man muss schon ein überzeugter Anhänger der "Church of global warming" sein, um überhaupt erst einmal das Sinnhafte eines Marktes für CO² zu erkennen. Normalerweise werden auf Märkten ja Dinge angeboten, die jemand haben will ... CO² will keiner haben, also ist der Zertifikatehandel ein Vermeidungsmarkt. Warum muss man aber vermeiden? Weil es die Church of global warming so will.
Wenn sie jetzt, wie so viele Klima-Agnostiker auch, auf den angenehmen Nebeneffekt höherer Energieefizienz anspielen (manchmal liest man auch, dass wir von den Scheichs unabhängiger würden), sind sie auf dem Holzweg. Die absolute CO²-Emission hat wirklich nichts mit Effizienz oder Wirkungsgrad zu tun. Es geht lediglich um den eingesetzten Rohstoff und das technische Verfahren. Ich kann z.B. Erdgas mit absolut grottigem Wirkungsgrad verheizen und habe dennoch weniger CO²-Emission als bei einem bestens aufgestellten Kohlekraftwerk.
Die Zementindustrie emittiert z.B. zwangsläufig Kohlendioxid (nebenbei bemerkt, Rauchgas-Entschwefelungsanlagen auch), Kohle-Kraftwerke und Hochöfen sind technologisch zwangsläufig CO²-Emittenten. Normal zu fahrende Autos sind auch auf Erdölderivate angewiesen ... wenn man schön CO²-frei werden möchte, bleibt eigentlich nur Erdgas (Methan und Wasserstoff), sowie Kernenergie.
Wenn man den ganzen AGW-Quatsch mal ausblendet, sieht man, dass Energieeffizienz von den Rohstoffpreisen abhängt. Kein Ingenieur wird eine Technologie entwickeln, die mehr Ressourcen frisst als die Vorherige. Das ist eine Art Grundgesetz der Technik. Jetzt wird allerdings eine CO²-Vermeidungs-Strategie gefahren, die sich massiv auf den Wirkungsgrad auswirkt (Kohlendioxid-Abscheidung und -Verpressung ... lockere minus acht Prozent WG, obwohl seit Jahren an jedem Zehntelchen gefeilt wird).
Dies, oder Wladimir P. hockt grinsend am Gashahn.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von PhilippSo wird gewissermaßen ein Kostenbewusstsein geschaffen, das meines Erachtens dazu beitragen könnte, maßlose Energievergeudung einzudämmen.
Mir scheint, lieber Philipp, daß durch die staatlichen Subventionen eben gerade kein Kostenbewußtsein geschaffen wird.
Der mit Abstand billigste Ökostrom ist trivialerweise der Atomstrom; selbst wenn man die ursprünglichen Subventionen hineinrechnet, die sich längst amortisiert haben.
Der mit Abstand teuerste Ökostrom ist der Solarstrom.
Das Kostenbewußtsein würde es also verlangen, neue AKWs zu bauen und die Erzeugung von Solarstrom denen zu überlassen, die ihr Geld verbrennen wollen.
Zitat Die Emissionsrechte muss man aber erst mal haben, lieber Thomas. Man bekommt sie vom Staat zugeteilt oder ersteigert sie
Lieber Abraham,
daran kann ich nichts Beruhigendes erkennen! Zugeteilt können sie natürlich nur alten eigesessenen Betrieben werden, die damit einen unverdienten Vorteil vor Neueinsteigern in den Markt haben. Effektiv ist das eine Gebietsschutzmaßnahme verbunden mit staatlicher Willkür, an der nichts sonderlich ökonomisches zu erkennen ist.
"Mir scheint, lieber Philip, daß durch die staatlichen Subventionen eben gerade kein Kostenbewußtsein geschaffen wird."
Eben. Deshalb sind Subventionsmaßnahmen und Partikularmaßnahmen (Förderung von diesem, Verbot von etwas anderem, Steuererhöhung auf jenes, gesellschaftliche Ächtung von jenem) ja auch volkswirtschaftlich schädlich. Wenn ein "Solarpapst" Einflus darauf nimmt, wie die Energieversorgung auszusehen hat, ist klar, dass dabei nur ein politisches - aber kein volkswirtschaftlich sinnvolles - Ziel verfolgt wird.
Demgegenüber ist ein Zertifikate-System (oder auch ein "Ökosteuer-System") eine volkswirtschaftlich effiziente Lösung. Natürlich gibt es auch hier Wohlfahrtseinbußen. Diese sind aber geringer, als bei einer staatlichen Mikro-Steuerung.
Man kann natürlich staatliche Eingriffe zur Regulierung des CO2-Ausstosses grundsätzlich ablehnen. Sofern es aber einen gesellschaftlichen Konsens zur CO2-Reduktion gibt, sollte man das zumindest möglichst effizient praktizieren.
Zitat daran kann ich nichts Beruhigendes erkennen! Zugeteilt können sie natürlich nur alten eigesessenen Betrieben werden, die damit einen unverdienten Vorteil vor Neueinsteigern in den Markt haben. Effektiv ist das eine Gebietsschutzmaßnahme verbunden mit staatlicher Willkür, an der nichts sonderlich ökonomisches zu erkennen ist.
Ich glaube nicht, dass nur Betriebe Emissionsrechte bekommen, die "alteingesessen" sind. Sicher kann auch ein neuer Betrieb solche Zertifikate erhalten, sonst wäre das ja eine kaum vertretbare Ungleichbehandlung. Ich sehe auch keinen Grund, bei dieser Vergabe völlige Willkür zu unterstellen.
Zitat Demgegenüber ist ein Zertifikate-System (oder auch ein "Ökosteuer-System") eine volkswirtschaftlich effiziente Lösung.
Das stimmt. Und es klingt mir nach: Wir hauen uns mit dem Hammer auf den Kopf, aber wir tun das so effizient, dass wir die Stelle wählen, die uns am wenigsten weh tut. Unter der Annahme, wir müssten uns mit dem Hammer auf den Kopf hauen, ist das absolut korrekt. Dennoch meine ich, man darf die Tatsache, DASS wir uns mit dem Hammer auf den Kopf hauen, dabei nicht unter den Tisch fallen lassen. Eine Todesstrafe wird nicht humaner, weil sie mit einer Droge statt einem Fallbeil durchgeführt wird, Schlangenöl wird nicht besser, weil es vielleicht nur einen statt zehn Euro kostet und Wohlstandsverluste aufgrund eines fraglichen Glaubens sind nicht unbedingt deshalb hinzunehmen, weil sie auch doppelt so gross sein könnten.
Zitat Natürlich gibt es auch hier Wohlfahrtseinbußen.
Das klingt bei Ihnen ziemlich harmlos. Die Zahlen sind ja gerade oben genannt worden, ich tu mich ein bischen schwer bei 35 Milliarden Euro pro Jahr von "natürlich gibt es hier auch Einbussen" zu sprechen. Ich müsste es nachschlagen, aber das müsste mehr sein, als wir für die gesamte Bundeswehr ausgeben. Oder für Bildung. Oder, weit wichtiger, für Forschung ! Und die Tendenz ist ja absolut steigend, es wird nicht weniger, es wird deutlich mehr.
Simpel ausgedrückt: Es kann sein, dass wir so schlau sind, uns den Hammer nicht ins Auge zu hauen, aber auch der Hinterkopf tut verdammt weh und es ist ein ziemlich schwerer Hammer. Ich kann mir vorstellen, wenn man offener mit den Zahlen umginge, so mancher die Solaranlage seines Nachbarn etwas anders sieht, wenn er realisiert, dass er den Lohn von 2 Wochen im Jahr für diesen Quatsch bezahlen muss.
Zitat Ich denke aber, dass es kaum einen Prozess mit CO2-Erzeugung gibt, den man nicht im Hinblick auf die Senkung dieser Emission noch verbessern könnte. Nehmen Sie die Emissionen von Fahrzeugen und Flugzeugen.
Und wer sagt, dass das nicht schon Jahrzehnten getan wird? Weniger Gewicht, höhere Effizienz der Motoren. Der Anreiz eines Produktes für den Käufer besteht doch auch darin, dass die Betriebskoten niedrig sind. In einem funktionierenden freien Markt werden also Produzenten von sich aus nach Möglichkeiten suchen, die Anreize zu erhöhen.
Was dabei übersehen wird: dadurch dass Produkte (Kaufpreis und Betrieb) billiger werden, haben mehr Menschen Zugang zu diesen Produkten. Niedrigere Kosten beim Einzelprodukt führen zu einer Erhöhung der Benutzerzahlen. Das selbe gilt für alle Technologien. Der erste Computer den ich in den 50er-Jahren gesehen habe ERMETH http://de.wikipedia.org/wiki/ERMETH, hatte eine Leistungsaufnahme von 30 KW. Seine Rechenleistung und Speicherkapazität wird heute selbst vom einfachsten Mobiltelefon übertroffen, von der Leistungsaufnahme ganz zu schweigen.
Wenn man allerdings die Leistungsaufnahme aller PCs, Mobiltelefone, usw. in Europa zusammennimmt, wird mit Sicherheit mehr Energie verbraten.
Die CO2-Anreize werden diese Tendenz im besten Fall noch steigern: Einzelprodukte werden im Betrieb noch weniger Energie benötigen, die Anzahl der Verbraucher wird sich erhöhen. Die Gesamtbilanz wird nicht besser sein, es sei denn, die Preise werden durch die CO2-Abgaben so hoch, dass manche Produkte für Viele unerschwinglich und zu Luxusprodukten werden. Ein typisches Beispiel für künstliche Marktdrosselung. Aber das ist ja sicher gewollt.
Und dann gibt es diejenigen, die auf Kosten Anderer profitieren. Irgendwo muss das Geld ja herkommen ...
Zitat Carbon trading fraudsters may have accounted for up to 90pc of all market activity in some European countries, with criminals pocketing an estimated €5bn (£4.5bn) mainly in Britain, France, Spain, Denmark and Holland, according to Europol, the European law enforcement agency. Copenhagen climate summit: Carbon trading fraudsters in Europe pocket €5bn - Telegraph (11 December 2009) http://www.telegraph.co.uk/earth/copenha...pocket-5bn.html
Zitat von vivendiUnd dann gibt es diejenigen, die auf Kosten Anderer profitieren.
Hui, das ist nett, danke für den Hinweis! Mehrwertsteuer-Arbitrage, lustig! Aber "Carbon Crime" gefällt mir als Wortschöpfung, mal schauen, wann das auf meine Glühbirnen angewandt wird...
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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