In Blogs überwiegt die Kritik; ZR ist da keine Ausnahme. Immerhin versuche ich, es nicht bei der Kritik zu belassen, sondern von ihr ausgehend Weitergedachtes mitzuteilen.
Dennoch trifft das, was ich in diesem KKK anmerke, gewiß auch viele Artikel in ZR: Kritik erleichtert das Schreiben, so wie sie es Politikern erleichtert, mit Äußerungen in die Medien zu kommen.
die Berufsbezeichnung "Experte", sowie die Worte "warnt" oder "kritisiert" lösen bei mir den Weiterblätterreflex aus. Einer, der das schon früher so gesehen hat, war Georg Kreisler.
Herzlich, Thomas
Der Musikkritiker (von Georg Kreisler)
Heute findet jede Zeitung Größere Verbreitung durch Musikkritiker, Und so hab auch ich die Ehre Und mach jetzt Karriere als Musikkritiker. Ich hab zwar ka Ahnung, was Musik ist, Denn ich bin beruflich Pharmazeut, Aber ich weiß sehr gut, was Kritik ist: Je schlechter, um so mehr freun sich die Leut.
Danke für den amüsanten Kommentar, lieber Zettel, und für die hier dann doch auch anklingende Selbst-Kritik!
Zitat von ZettelImmerhin versuche ich, es nicht bei der Kritik zu belassen, sondern von ihr ausgehend Weitergedachtes mitzuteilen.
Ich glaube, das darf man manchen der zitierten Kritiker denn wohl auch zugestehen.
Immerhin enthält Ihre (bzw. des "Spiegels") Liste noch weitere Kuriositäten:
- "Armutsprogramm des Bundessozialministeriums" - Wen will dieses Programm arm machen? - "Böhmer kritisiert Start der Berliner Koalition" - Findet er es verkehrt, dass sie gestartet ist? (Im Übrigen verrät die Überschrift nicht, ob von Wolfgang oder Maria Böhmer die Rede ist ...)
Zitat von HerrDanke für den amüsanten Kommentar, lieber Zettel, und für die hier dann doch auch anklingende Selbst-Kritik!
Zitat von ZettelImmerhin versuche ich, es nicht bei der Kritik zu belassen, sondern von ihr ausgehend Weitergedachtes mitzuteilen.
Ich glaube, das darf man manchen der zitierten Kritiker denn wohl auch zugestehen.
Keine Frage. Frau Birthler beispielsweise bestimmt.
Selbstkritik ja, lieber Herr. Aber nicht in dem Sinn, daß ich in dieser Hinsicht etwas ändern möchte. Wohl aber in dem Sinn, daß mir schon klar ist, daß man es sich als Kritiker oft leichter macht als mit anderen Publikationsformen.
Ich sehe das Format des Blogs (wie in ZR, also nicht als Tagebuch, sondern als Sammlung von Artikeln) in der Tradition der "kleinen Form" des politischen Kommentars.
Diese Form ist zwar nicht ihrem Wesen nach polemisch, aber doch von vielen der Großen als polemische Form entwickelt worden - Karl Kraus, Kurt Tucholsky, Rudolf Augstein, um diejenigen zu nennen, die ich für die Bedeutendsten halte. Aktuell Charles Krauthammer, der mich in seiner Unerbittlichkeit und mit seinem glänzenden Stil an Karl Kraus erinnert. Im Augenblick sehe ich in Deutschland niemanden, der solche Kolumnen schreiben könnte.
Dann gibt es aber auch die anderen, die nichtpolemischen Vertreter des Genres. Sebastian Haffner beispielsweise, in Frankreich heute Jean Lecanuet und Jacques Julliard. Bei ihnen stand und steht die Analyse im Vordergrund, nicht die Polemik.
A bisserl versuche ich mich in ZR in beiden Varianten. Polemisch sind "Zettels Meckerecke", "Kurioses, kurz kommentiert" und teilweise die Marginalien. Analytisch mit wenig oder keiner Polemik sollen die längeren Artikel sein, die durch eine Titelvignette gekennzeichnet sind, und der andere Teil der Marginalien.
Das gelingt mal besser, mal schlechter. Wenn ich kritisiere, lieber Herr, dann tue ich das jedenfalls im Bewußtsein dessen, was man gegen solche Polemiken ins Feld führen kann.
Herzlich, Zettel
PS: Die polemischen Artikel haben in Relation zugenommen, seit Obama als Wahlkämpfer und dann Präsident eine meiner Zielscheiben ist. Ich hatte ihn anfangs eher bewundert, sogar einmal mit Alexander dem Großen verglichen. Je mehr von seinen Auftritten ich bei CNN gesehen habe, umso kritischer wurde meine Haltung. Und ich konnte auch immer weniger verstehen, wieso gerade europäische Intellektuelle auf dieses messianische Gehabe, auf diese hohlen Sprüche von Versöhnung usw. hereinfielen. Leute, die sonst jeden Populismus ablehnen.
Also wurden meine Artikel zu Obama im Lauf des Wahlkampfs immer kritischer. Als er Präsident wurde, habe ich einen Reset gemacht und versucht, ihn unbefangen von Neuem zu beurteilen. Aber es wurde alles viel schlimmer, als ich es mir hatte vorstellen können. Statt die Nation zu einen, hat Obama sie innerhalb eines Jahres mehr gespalten als fast jeder Präsident zuvor. Außenpolitisch erleidet er mit seinen verstiegenen Ideen zur Weltverbesserung eine Niederlage nach der anderen. Er ist, davon bin ich inzwischen überzeugt, eine Gefahr für den Weltfrieden.
In diesem Punkt, lieber Herr, werde ich also das Kritisieren nicht nur nicht aufgeben, sondern vermutlich noch ausbauen.
Zitat von ZettelSelbstkritik ja, lieber Herr. Aber nicht in dem Sinn, daß ich in dieser Hinsicht etwas ändern möchte. Wohl aber in dem Sinn, daß mir schon klar ist, daß man es sich als Kritiker oft leichter macht als mit anderen Publikationsformen.
Lieber Zettel, ich habe das mit der Selbstkritik gar nicht so ernst gemeint. Wir wissen ja sehr wohl, was den Unterschied zwischen billiger Meckerei und qualifizierter Kritik ausmacht.
Und konstruktives Denken und Argumentieren wird nie ohne den auch kritischen Rückbezug auf bereits Gedachtes und Gesagtes auskommen.
Das dümmste Argument ist allemal, kritisieren dürfe nur, wer's besser machen kann als der Kritisierte.
Danke für die ausführliche Einordnung der Publikationsformen in ZR. Und für das lange PS!
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