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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.01.2010 15:39
Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Eigentlich sollte es nur eine Meckerecke werden. Aber je länger ich recherchiert habe, umso interessanter kam mir das Thema vor; jetzt ist es ein ausgewachsener Artikel mit Vignette geworden.

Die Berkeley High School, am Sitz einer der größten und besten amerikanischen Universitäten, der UCB (sie war das Vorbild für die "Washington University" in Martin Walsers "Brandung"), ist eine Mammutschule mit rund 3000 Schülern. Sie hat Departments wie ein College oder eine Uni und bietet Spezialkurse in allen denkbaren Bereichen an.

Es gibt auch ein Department für Naturwissenschaften, an dem (im Augenblick noch) 28 Lehrer unterrichten.

Zum Unterricht gehören sogenannte Science Labs, das sind Experimentalkurse, die außerhalb der eigentlichen Unterrichtszeit stattfinden, weil nur dann die betreffenden Räume frei sind.

Diese Experimentalkurse sollen jetzt abgeschafft und fünf Lehrer entlassen werden. Das Geld soll zur Förderung von "struggling students", zu deutsch von schlechten Schülern verwendet werden. Von schwarzen Schülern und Latinos.

Numpy Offline



Beiträge: 113

05.01.2010 15:50
#2 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Ist sowas nicht auch in Deutschland vorhanden, wenn auch subtiler? Das Zusammenführen der verschiedenen Schulen besorgt doch ähnliches, auch wenn die Hauptfächer weiterhin nach leistungsstarken und -schwachen unterschieden werden.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.01.2010 17:25
#3 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Zitat von Numpy
Ist sowas nicht auch in Deutschland vorhanden, wenn auch subtiler? Das Zusammenführen der verschiedenen Schulen besorgt doch ähnliches, auch wenn die Hauptfächer weiterhin nach leistungsstarken und -schwachen unterschieden werden.


Ja, es gibt diese seltsame Idee, daß "gemeinsames Lernen" ein Wert an sich sei.

Dabei wird immer wieder auf die USA verwiesen, die in der Tat keine Differenzierung in der Art von Hauptschule, Realschule, Gymnasium kennen, sondern nur die High School.

Was meist übersehen wird, das ist die extreme Verschiedenheit zwischen den High Schools; ich habe das hier einmal in ZR beschrieben.

Es gibt schlechte High Schools in armen Wohngegenden. Es gibt exzellente private High Schools, die nur die besten Schüler aufnehmen. Es gibt innerhalb jeder größeren High School eine große Differenzierung, bis hin zu Klassen nur für die besten Schüler (Honors Classes).

Das deutsche Schulsystem ist eines der am wenigstens differenzierten der Welt, denn auf allen Hauptschulen, auf allen Realschulen, auf allen Gymnasien wird innerhalb eines Bundeslandes nach jeweils exakt denselben Lehrplänen unterrichtet. Völlig undenkbar in den USA.

Herzlich, Zettel

vivendi Offline



Beiträge: 663

05.01.2010 17:40
#4 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Wie immer man "Equity" definiert (Gleichstellung? Gleichbehandlung?), das Vorgehen führt jedenfalls zu einer Ungleichbehandlung der Weissen, denn es sollen mehr Mittel und Sonderkurse für die Schwarzen bereitgestellt werden.
Man kann das auch positive Diskriminierung nennen: Überbevorteilung "benachteiligter" Gruppen. Ob das den Ruf High School förderlich ist?

Ist das nicht ein offenes Eingeständnis, dass Weisse intelligenter sind als Schwarze (Achtung: Korrelation ist nicht Kausalität, der Unterschied an dieser Schule kann auch andere Ursachen haben). Die High School dürfte damit gegen das Rassismusverbot verstossen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.01.2010 18:12
#5 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Zitat von vivendi
Wie immer man "Equity" definiert (Gleichstellung? Gleichbehandlung?)


Beides besser als "Gerechtigkeit" und "Gleichheit". Danke, lieber vivendi!

Zitat von vivendi
Man kann das auch positive Diskriminierung nennen: Überbevorteilung "benachteiligter" Gruppen. Ob das den Ruf High School förderlich ist?


In Berkeley wahrscheinlich schon. Das ist eine der "blue universities", also der linken Universitäten; linksaußen traditionell. Das Verfahren ist ja als affirmative action bekannt.

Zitat von vivendi
Ist das nicht ein offenes Eingeständnis, dass Weisse intelligenter sind als Schwarze (Achtung: Korrelation ist nicht Kausalität, der Unterschied an dieser Schule kann auch andere Ursachen haben). Die High School dürfte damit gegen das Rassismusverbot verstossen.


Man kann das durchaus als Rassismus sehen. Aber natürlich wird argumentiert, daß die Benachteiligung der Schwarzen und der Latinos kulturelle Ursachen hätte. Was zweifellos ein wesentlicher Faktor ist.



Intelligenztests zeigen regelmäßig einen deutlich (um 10 bis 15 Punkte) niedrigen IQ bei amerikanischen Schwarzen als bei einer vergleichbaren Stichprobe von Weißen; so wie auf der anderen Seite (aschkenasische) Juden einen durchschnittlichen IQ von ungefähr 115 haben.

Aber man muß sehr sorgfältig sein, daraus Schlußfolgerungen zu ziehen.

Erstens ist es nahezu unmöglich, kulturelle und genetische Faktoren zu separieren. Aschkenase wachsen eben auch in einer Kultur auf, in der Intelligenz höchste Wertschätzung erfährt; Schwarze in der Regel nicht.

Zweitens ist das Konstrukt der "Rasse" mehr als fragwürdig. Die Einteilung nach "Rassen" an der Hautfarbe festzumachen, ist nachgerade lächerlich. Ein Äthiopier unterscheidet sich nicht nur im Phänotyp, sondern auch im Genotyp von einem Kongolesen mindestens so sehr wie ein Schwede von einem Kasachen.

Es gibt natürlich genetische Unterschiede, vielleicht auch in der Intelligenz. Aber das wären dann Unterschiede zwischen Populationen - wie zB aschkenasische Juden -, aber nicht zwischen "Rassen".

Drittens kann man von amerikanischen Schwarzen, die fast durchweg die Nachkommen von Sklaven sind, nicht auf Afrikaner generell schließen. Die Sklaven, die (übrigens nicht von Weißen, sondern überwiegend von arabischen und auch vielen schwarzen Sklavenjägern) geraubt wurden, waren überwiegend einfache Dorfbewohner aus einigen Gegenden vor allem Westafrikas. Leute, die nicht clever genug waren und die sich also fangen ließen.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

05.01.2010 19:38
#6 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Zitat von Zettel
Es gibt innerhalb jeder größeren High School eine große Differenzierung, bis hin zu Klassen nur für die besten Schüler (Honors Classes).


Das Kurssystem fängt schon in der siebten Klasse an. Danach muss man zwar meistens soundsoviele Jahre Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften belegen, um einen Abschluss zu machen, aber da kann man auswählen zwischen Algebra] mit Realschulmathematik und College Calculus, der tatsächlich schon Collegestoff bietet. Innerhalb eines Jahrgangs belegen die einen Schüler College-, Honors- oder Advanced Placement-Kurse, die anderen Shop Classes zur Holz- oder Metallverarbeitung.

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

05.01.2010 19:41
#7 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von vivendi
Man kann das auch positive Diskriminierung nennen: Überbevorteilung "benachteiligter" Gruppen. Ob das den Ruf High School förderlich ist?


In Berkeley wahrscheinlich schon. Das ist eine der "blue universities", also der linken Universitäten; linksaußen traditionell.



Unter Konservativen bekannt als "Berzerkely"

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

automat Offline



Beiträge: 158

05.01.2010 21:38
#8 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Man sollte sich diesen Fall ganz genau ansehen. Wenn Kolat und Kumpanen ihren Willen bekommen, drohen uns mit "unseren" Türken demnächst ganz ähnliche Verhältnisse. Die Argumentation ist ja jetzt schon fast gleich, wenn man sich etwa das Quotengefasel der letzten Wochen ansieht ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.01.2010 21:54
#9 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Zitat von Gorgasal
Das Kurssystem fängt schon in der siebten Klasse an. Danach muss man zwar meistens soundsoviele Jahre Mathematik, Englisch und Naturwissenschaften belegen, um einen Abschluss zu machen, aber da kann man auswählen zwischen Algebra] mit Realschulmathematik und College Calculus, der tatsächlich schon Collegestoff bietet. Innerhalb eines Jahrgangs belegen die einen Schüler College-, Honors- oder Advanced Placement-Kurse, die anderen Shop Classes zur Holz- oder Metallverarbeitung.


Was zeigt, wie schief das Argument ist, in den USA würden alle in der High School "gemeinsam lernen".

Das andere große Vorbild, das angeblich die Überlegenheit des "gemeinsamen Lernens" zeigen soll, ist ja Finnland. Ich habe vor längerer Zeit einmal herauszufinden versucht, ob dort nicht in Wahrheit eine ähnliche Differenzierung herrscht wie in den USA, habe damals aber nichts Gescheites gefunden.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

15.01.2010 17:18
#10 RE: Gleichmacherei an der Berkeley High School Antworten

Zitat von Zettel
Diese Experimentalkurse sollen jetzt abgeschafft und fünf Lehrer entlassen werden. Das Geld soll zur Förderung von "struggling students", zu deutsch von schlechten Schülern verwendet werden. Von schwarzen Schülern und Latinos.


Glücklicherweise werden die Schüler keine Schwierigkeiten haben, eine fundierte Allgemeinbildung zu erhalten. Etwa im "Eco-Literacy and Social Justice Seminar". Oder in "Literature of Diversity". Hier findet sich das Kursverzeichnis für 2009/2010.

Aber man kann sich natürlich auch einen vernünftigen Stundenplan zusammenstellen, etwa diverse Advanced Placement-Kurse.

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