---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
In der Sueddeutschen ein ähnlicher Artikel zum Thema. Den Redaktionen fällt jetzt wohl auf, daß man sich blamiert hat. Also kommen die Kommentatoren zu Wort und dürfen flicken.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
...ich hoffe, dass dieser Artikel als Satire gemeint war.
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von Calimero...ich hoffe, dass dieser Artikel als Satire gemeint war.
Ich befürchte, daß sich da nur einer dieser feisten arroganten Irgendwas-mit-Medien-Linken ehrlich gemacht hat, die unsere Gymnasien reichlich ausspucken. Da mischt sich die Arroganz und Menschenverachtung der früheren besseren Stände mit den apokalyptischen Ansichten des westlichen Poststalinismus. Ich habe solche Leute genug kennengelernt. Die gibt es wirklich. Der Artikel spiegelt real existierende Auffassungen wider.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Ich finde den Artikel als Gesamtdiagnose recht nett. Er ist ziemlich deutsch: Erstmal alles mies finden, das gehört zum guten Ton. Den Verfall der Sitten beklagen, das bringt Punkte. Aber die Wettervorhersagen trafen in einigen Regionen zumindest ganz gut zu. Daß das Wetter nicht tut, wie die Simulation will, muß man eben mal tolerieren.
Zitat Aber diese Dinge wurden ignoriert, um einen stinknormalen Winter zur Katastrophe aufzubauschen.
Meine Verwandten wären jedenfalls ohne die vorgeschlagenen Vorräte arm dran gewesen. Drei Tage komplett eingeschneit und ausgedehnter Stromausfall - da hat man gern ein Notstromaggregat und genügend Konserven auf dem Hof. Und es passiert eben NICHT jeden Winter, danke schön jedenfalls, daß der Wetterdienst gewarnt hat. Wenn der Wind ein kleines bißchen anders gekommen wäre, wären nicht nur die Freunde auf Fehmarn arm dran gewesen. Eigentlich ist es bezeichnend, daß sich Leute jetzt schon über nicht eingetretene Katastrophen beschweren. Das bißchen aufbauschen - das sind halt die Medien und irgendwas muß man ja berichten, das war noch nie anders. Kein Grund jedenfalls, jetzt plötzlich das ganze Land scheiße zu finden. Wenn man in den Medien genügend Konkurrenzdruck zuläßt, werden sich die unterschiedlichen Kanäle halt mit Sensationen gegenseitig überbieten.
Abgesehen davon bekomme ich
Zitat Die Redaktionen haben uns diesmal falsch eingeschätzt. Ganz so lebensunfähig sind wir denn doch noch nicht.
und
Zitat Das Gebot der Stunde ist es, mit cooler Miene bigotten Vorträgen ehemaliger Maoisten zu lauschen.
nicht zusammen. Ich stimme dem ersten zu und dem zweiten nicht. Vollkaskoland? Das ist ziemlicher Blödsinn nach meinem Eindruck. Wenn die Leute wirklich so verweichlicht wären, wie in dem Artikel beschrieben, wäre die Fahrraddichte hier nicht so hoch. Trotz nicht geräumter Straßen und hoher Schneewehen.
Zitat Waldläufe? Nachtwanderungen? Kanutouren? Jagd? Waffensport? Verrückt, gar verbecherisch, wer sowas mag.
Ne! Wenn es um das Naturerlebnis geht, sind Deutsche wirklich nur schwer zu schlagen. Die Wälder hierzulande sind tags voller und nachts mindestens genauso populiert wie in jedem anderen Land vergleichbarer Bevölkerungsdichte.
Ich habe auch nicht den Eindruck, daß hier zu viele Leute zu wenige Sorgen haben. Wirklich nicht. Keine Ahnung, was Sie für einen Bekanntenkreis haben, aber ich kenne keinen (außer einigen Rentnern), deren größtes Problem Langeweile ist. Und risikoavers und übersättigt? Da kann ich wieder nur für mich sprechen: Ich habe jedenfalls nicht das geringste Problem, einen Sack voller Leute zusammenzubringen, die gerne Wildbäche im Harz runterkajaken oder gern mal im Wald übernachten. Sie etwa?
Auf wen ich gezielt habe, ist Ihnen nicht aufgefallen? Lesen Sie's doch einfach noch einmal. Zum Verständis wichtige Passagen haben Sie ja selbst zitiert. ;-)
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat Aber diese Dinge wurden ignoriert, um einen stinknormalen Winter zur Katastrophe aufzubauschen.
Meine Verwandten wären jedenfalls ohne die vorgeschlagenen Vorräte arm dran gewesen. Drei Tage komplett eingeschneit und ausgedehnter Stromausfall - da hat man gern ein Notstromaggregat und genügend Konserven auf dem Hof. Und es passiert eben NICHT jeden Winter, danke schön jedenfalls, daß der Wetterdienst gewarnt hat. Wenn der Wind ein kleines bißchen anders gekommen wäre, wären nicht nur die Freunde auf Fehmarn arm dran gewesen.
Wir Deutschen leben seit etwa 1000 Jahren in Mitteleuropa. In dieser Zeit haben wir leichte Warmzeiten und leichte Eiszeiten erlebt. Seit den Zeiten, die unsere ländliche Kulur geprägt haben, hat sich das Klima nicht revolutionär gewandelt. Es gilt nach wie vor, daß es im Winter schneit. Und gegen Abend ist mit zunehmender Dunkelheit zu rechnen. Muß man jetzt auch schon davor warnen?
"Nach Einbruch der Dämmerung sollten Sie unbedingt zu Hause bleiben! Stellen Sie rechtzeitig sicher, daß sie für den drohenden Abend über Lichtquellen verfügen! Wir schalten jetzt zu unserem todesmutigen Reporter Kevin Fleischerhammer-Rumpeldünck: Kevin, wie gefährlich ist denn diese Dunkelheit wirklich? - Ja, Tina, es ist wirklich gefährlich. Vorhin wäre ich beinahe über einen hervorstehenden Revisionsschacht gestolpert, weil man hier mittlerweile ohne künstliche Lichtquelle wirklich gar nichts mehr erkennt! Man kann nur hoffen, daß die Einwohner von Großpappelhain hinter mir es alle rechtzeitig nach Hause geschafft haben."
Es schneit im Winter. Und alle paar Jahre gibt es erst einen heißen trockenen Sommer, auf den dann ein kalter schneereicher Winter folgt. Das ist so seit Jahrhunderten. Und jedesmal werden dieselben Straßen zugeweht und dieselben Regionen abgeschnitten. Es gibt keinen unerwarteten Wintereinbruch, und es gibt keine unerwarteten Schneefälle im Winter. Es gibt auch keine überraschend blockierten Straßen und keine überraschend eingeschneiten Dörfer, wie es auch keine überraschend abgeschnittenen Inseln gibt. Wenn es Winter wird, hat jeder halbwegs venünftige Mensch eine Heizung und ein paar Vorräte im Haus. Und da heute kaum noch jemand von der Hand in den Mund lebt sondern Lebensmitteleinkäufe meist nur einmal die Woche mit dem Auto erledigt werden, jedenfalls auf dem Land, wo man mit Schneeblockaden rechnen muß, gibt es auch keine Krise. Und selbst wenn jemandem aus irgendwelchen Gründen die Nudeln, Pralinen, Weihnachtsmänner, Kekse und das Mehl ausgehen sollten und man auch keinen Grill oder Kamin zu Hause hat, um Stromausfälle zu überbrücken - Wir reden hier nicht von wochenlangen Hungerkuren sondern von wenigen Tagen. Dafür hat der Mensch seine Fettpolster. Genau dafür. Und deshalb ist das traditionelle Wintermenü auch so verdammt kalorienreich: Lebkuchen, Nüsse, Rosinen, Stollen, Kuchen, Plätzchen, Kekse, Schokolade, Braten in allen Variationen, Karpfen... Damit frißt man sich ab Erntedank nämlich die Fähigkeit an, mehrere Wochen zu fasten.
Muß man das einem Eingeborenen wirklich erklären?
Zitat von Diskus Das bißchen aufbauschen - das sind halt die Medien und irgendwas muß man ja berichten, das war noch nie anders. Kein Grund jedenfalls, jetzt plötzlich das ganze Land scheiße zu finden.
Ich finde das Land nicht scheiße, im Gegenteil. Ich liebe Deutschland. Nur seine Einwohner könnt ich manchmal...
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat Es gibt keinen unerwarteten Wintereinbruch, und es gibt keine unerwarteten Schneefälle im Winter.
Selten. Weil es Wetterwarnungen gibt, die einen darauf hinweisen, daß man eventuell in Erwägung ziehen sollte, sich einen Tag freizunehmen, damit man nicht die Nacht im Auto verbringen muß.
Zitat Es gibt auch keine überraschend blockierten Straßen und keine überraschend eingeschneiten Dörfer, wie es auch keine überraschend abgeschnittenen Inseln gibt.
Natürlich gibt es das nur deswegen nicht, weil man die Möglichkeit hat, sich über die Wetterwahrscheinlichkeit vorab zu informieren. Wenn man lange genug über Wetterwarnungen meckert, gibt es diesen Service vielleicht irgendwann auch nicht mehr.
Zitat Damit frißt man sich ab Erntedank nämlich die Fähigkeit an, mehrere Wochen zu fasten.
Das ist alles gut und richtig. Aber wie zivilisationsmüde muß man denn sein, daß man es gut findet, zum Fasten gezwungen zu werden. Da hört sich der gewitzte j.w.d.-Bewohner doch lieber bißchen übertriebenen Sermon in den Medien an und freut sich über den Segen moderner Zivilisation.
Zitat von DiskusIch finde den Artikel als Gesamtdiagnose recht nett. Er ist ziemlich deutsch: Erstmal alles mies finden, das gehört zum guten Ton. Den Verfall der Sitten beklagen, das bringt Punkte.
Lieber Diskus, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber Ihr Verständnis califaxens Glosse, und meiner Meinung nach handelt es sich eindeutig um eine solche, stößt meinerseits auf Unverständnis. Haben wir beide wirklich den gleichen Text gelesen?
diese Frage ist schwer zu klären, denn ich weiß ja nicht, welchen Text Sie gelesen haben. Spaß beiseite. Ich finde den Text wirklich nett. Lustig. Aber zunächst verstehe ich den Anlaß nicht so richtig: Er scheint ja von der Annahme auszugehen, daß eigentlich alles normal ist, und die Medien nun krampfhaft probieren, eine Winterkatastrophe herbeizureden. Nun, das ist nicht der Fall. Ich kann mich beispielsweise nicht erinnern, daß in meiner Schulzeit jemals in ganz M-V der Unterricht wegen unpassierbarer Straßen ausfiel.
Ferner ist die ganze Gesellschaftskritik zwar durchaus witzig vorgetragen (gut für eine Glosse, das muß schön überspitzt sein), aber ganz so schlimm finde ich die Lage ja nun auch nicht hierzulande (schlecht für eine Glosse, wenn sie an der Realität haarscharf vorbeigeht). Zumindest kam mir Deutschland nach einem Jahr Fernost gefolgt von einem Jahr UK als ziemlich gut funktionierendes Land vor. Das ist kein Witz. Und deswegen hatte ich beim Lesen des Textes eher den Eindruck, da sei ein typischer Michel am Werk, der der deutschen Leidenschaft der kollektiven Selbstkritik frönt.
Na schön, vielleicht kenne ich auch nicht genügend Faulpelze und Dumpfnasen und ich wohne im falschen Teil Deutschlands. Kann alles sein.
Zitat Es gibt keinen unerwarteten Wintereinbruch, und es gibt keine unerwarteten Schneefälle im Winter.
Selten. Weil es Wetterwarnungen gibt, die einen darauf hinweisen, daß man eventuell in Erwägung ziehen sollte, sich einen Tag freizunehmen, damit man nicht die Nacht im Auto verbringen muß.
Aber bitte, wer braucht denn eine Wetterwarnung für Schneefall im Winter? Noch dazu in einem Winter, der auf einen heißen Sommer folgt? Was soll denn daran so besonders sein, daß man nicht mehr selber weiß, daß es im Winter schneit? Genauso gut müßte man vor der Dunkelheit bei Nacht warnen.
Zitat von Diskus
Zitat Es gibt auch keine überraschend blockierten Straßen und keine überraschend eingeschneiten Dörfer, wie es auch keine überraschend abgeschnittenen Inseln gibt.
Natürlich gibt es das nur deswegen nicht, weil man die Möglichkeit hat, sich über die Wetterwahrscheinlichkeit vorab zu informieren.
Sie meinen, daß es Schnee im Winter gibt, ist deshalb normal, weil man sich als Marsbewohner informieren kann, daß es bei Schneefall im Winter kalt, rutschig und verschneit sein könnte? Ich verstehe Sie nicht.
Lieber Diskus, in diesem Gebiet namens Deutschland schneit es seit Jahrtausenden im Winter. Das passiert nicht erst seit gestern. Man kann das wissen. Ja, man kann das sogar ganz ohne Fernsehprogramm und Internet wissen. So wie es schon seit Jahrtausenden jeder halbwegs vernünftige Mensch gewußt hat. Häuser werden nicht erst seit der Erfindung von Solapanels gebaut und Schinken werden nicht erst seit Kachelmanns Joghurtwerbung geräuchert. Ja, man hat sogar lange vor der Erfindung des Fernsehens ganz geniale Erfindungen zum Umgang mit Schnee gemacht und jeden Winter rausgeholt. Was machen Sie eigentlich so ganz ohne Unwetterwarnung, wenn im Sommer die Sonne scheint? Fallen Sie dann in ihrer Pelzjacke einem Hitzschlag zuum Opfer, wenn Sie niemand gewarnt hat?
Zitat von Diskus
Zitat Damit frißt man sich ab Erntedank nämlich die Fähigkeit an, mehrere Wochen zu fasten.
Das ist alles gut und richtig. Aber wie zivilisationsmüde muß man denn sein, daß man es gut findet, zum Fasten gezwungen zu werden. Da hört sich der gewitzte j.w.d.-Bewohner doch lieber bißchen übertriebenen Sermon in den Medien an und freut sich über den Segen moderner Zivilisation.
Das hat nichts mit Zivilisationsmüdigkeit zu tun sondern mit Zivilisation. Alles in unserer Kultur und Lebensweise hat uns auf das Leben im Winter vorbereitet. Mit Ausnahme der meisten Heizungen, die heute vom Strom abhängig sind (klarer Konstruktionsfehler), sind wir so gut wie nie für das bißchen Schneetreiben gerüstet. Und selbst wenn tatsächlich alle Stricke reißen, sind wir alle dermaßen dick und wohlgenährt, daß trotzdem niemand verhungern wird. Ja, wer auf dem Land lebt, muß halt mit Dingen wie Sauerstoff, Natur und Wetter klarkommen. Und wenn man ohne Regenschirm in den Regen rausgeht, wird man nass. Und wer in die Pfütze steigt, kriegt ohne Stiefel nasse Füße. Und im Winter bilden sich auf dem Land Schneeberge. Da muß man dann schippen, heizen und Dauerwürste essen.
Wir sind eine mitteleuropäische Zivilisation. Unser Jahreskreislauf bereitet uns ab Sommerbeginn das ganze Jahr auf den Wintereinbruch mit Schnee, Eis und Vorratskammer vor. Man kann dem entgehen, indem man in der Großstadt oder in den Tropen siedelt. Aber auf dem Land muß in Mitteleuropa mit mitteleuropäischen Zuständen gerechnet werden.
Ich könnte es verstehen, wenn irgendwelche Neuankömmlinge aus Ghana oder Indien dafür eine Unwetterwarnung bräuchten. Obwohl ich dann auch nicht ganz verstünde, warum die sich nicht vorher über die Länder informieren, in die sie übersiedeln. Aber ein Deutscher? In Deutschland? Braucht eine Unwetterwarnung, um im Winter nicht von Schnee überrascht zu werden?
Nee, ich verstehe das wirklich nicht.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von DiskusIch finde den Artikel als Gesamtdiagnose recht nett. Er ist ziemlich deutsch: Erstmal alles mies finden, das gehört zum guten Ton. Den Verfall der Sitten beklagen, das bringt Punkte.
Lieber Diskus, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber Ihr Verständnis califaxens Glosse, und meiner Meinung nach handelt es sich eindeutig um eine solche, stößt meinerseits auf Unverständnis. Haben wir beide wirklich den gleichen Text gelesen?
Die Textsorte hat er schon richtig erkannt. Er stört sich an der Botschaft. ;)
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Lieber califax, vielleicht ist das Problem, daß wir in verschiedenen Teilen Deutschlands wohnen? Wo wohnen Sie? In M-V war die Lage jedenfalls etwas ungewöhnlich. Es passiert eben nicht jeden Winter (und auch nicht jeden 10. Winter), daß Züge serienweise im Schnee stecken bleiben und im ganzen Land so viele Straßen komplett unpassierbar sind, daß landesweit alle Schulen ausfallen. Wenn also an einem Wochenende in 10 Jahren sowas mal passiert, begrüßt man rechtzeitige Vorwarnung eben doch ein wenig. Herzliche Grüße Diskus
Zitat von DiskusLieber califax, vielleicht ist das Problem, daß wir in verschiedenen Teilen Deutschlands wohnen? Wo wohnen Sie? In M-V war die Lage jedenfalls etwas ungewöhnlich. Es passiert eben nicht jeden Winter (und auch nicht jeden 10. Winter), daß Züge serienweise im Schnee stecken bleiben und im ganzen Land so viele Straßen komplett unpassierbar sind, daß landesweit alle Schulen ausfallen. Wenn also an einem Wochenende in 10 Jahren sowas mal passiert, begrüßt man rechtzeitige Vorwarnung eben doch ein wenig.
Ich wohne jetzt in Franken. Aufgewachsen bin ich in der sächsischen Tieflandsbucht, wo es selten schneit, wo aber trotzdem alle paar Jahre die Straßen zugeweht sind. Daß Sie sich aus Ihrer Kindheit nicht an Verkehrsprobleme erinnern können, liegt vermutlich an mehreren Faktoren: Erstens hat man früher einfach nach der Ernte Schneezäune auf die Felder und Wiesen gestellt. Die genaue Position der Zäune war Erfahrungssache. Heute jammert man in den Ämtern lieber, man habe ja nicht mit Schneefall rechnen können. Zweitens hat man früher die wichtigsten Schienenstränge mit so einem Ding geräumt, daß Eisenbahnnostalgiker als Schneebesen bezeichnen. Und die gefährdeten Weichen hat man einfach beheizt. Heute jammert die Bahn, man habe ja nicht mit Schneefall rechnen können. Drittens waren bei der RB die Züge sowieso immer defekt. Viertens hat man den Straßendienst stark eingeschränkt und gleichzeitig das Straßennetz ausgebaut. Gleichzeitig ist das Verkehrsaufkommen stark gestiegen. Früher waren auch viele Straßen blockiert. Aber da hat niemand so überrascht getan. Da ist man halt einfach woanders lang gefahren oder hat Schneeketten angelegt.
Und in der Presse durften Probleme fünftens sowieso nicht angesprochen werden. Schienenausfälle im Winter waren ganz normal. Wir hatten in der Schule viele, die im Winter zu Hause blieben, weil Busse und Bahn Schrott waren. So what? Winter!
An diesem bißchen Schnee war überhaupt nichts ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist nur die Reaktion mancher Menschen darauf.
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von DiskusAber zunächst verstehe ich den Anlaß nicht so richtig: Er scheint ja von der Annahme auszugehen, daß eigentlich alles normal ist, und die Medien nun krampfhaft probieren, eine Winterkatastrophe herbeizureden.
Nicht nur die Medien; die spiegeln lediglich wider. Es geht eben gerade nicht um's Wetter – das ist nur der Aufhänger. Worum es unter anderem geht ist, dass von einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, die auch benannt wird, jeder Pups zu einem Orkan aufgeblasen wird, der die halbe Menschheit – mindestens – bedroht. Jedenfalls habe ich den Text so verstanden; und deshalb mein Unverständnis Ihrer Interpretation gegenüber, die in califax einen Deutschen Michel und Miesmacher sieht, der er mitnichten ist.
Zitat von califaxDie Textsorte hat er schon richtig erkannt. Er stört sich an der Botschaft. ;)
Ups; entschuldigen Sie bitte, dass ich mir die Leute raussuche, die ich ernst nehme.
Werden Sie etwa aufmüpfig, hä?
Lieber califax,
und ich hoffe jetzt einfach mal, nicht auf meiner eigenen Schleimspur auszurutschen (Augen zu und durch): Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Ihr Text „Leise rieselt der Schnee“ eine der besten gesellschaftlichen Istbestandsaufnahmen ist, die noch dazu in ihrer Dichte unübertroffen ist?
Zitat von Uwe RichardHabe ich Ihnen schon gesagt, dass Ihr Text „Leise rieselt der Schnee“ eine der besten gesellschaftlichen Istbestandsaufnahmen ist, die noch dazu in ihrer Dichte unübertroffen ist?
Naja, wollen es mal dabei bewenden lassen. Latrine putzen! Zackzack!
-- Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.
Zitat von califaxEs schneit im Winter. Und alle paar Jahre gibt es erst einen heißen trockenen Sommer, auf den dann ein kalter schneereicher Winter folgt. Das ist so seit Jahrhunderten.
Ist dann die Wettervorhersage als Ganzes abzulehnen, wenn man diese Grundinformationen besitzt?
Zitat von califaxSeien wir mal ehrlich: Was den Okzident groß und erfolgreich gemacht hat, sind nicht die Werte der Mönche und Märtyrer. Es sind die Werte der Ritter und Kaufleute. Mit Demut, Unterwerfung und Pazifismus stirbt es sich fein in den Arenen und Gefängnissen der Welt. Stolz, Wagemut, Ehre, Sturheit und Gier haben uns zu Kühlschränken, modernen Krankenhäusern und gut beheizten Häusern verholfen.
Sind Stolz, Wagemut, Ehre etc. Substitute zu Altruismus, Demut, Gemeinsinn oder Nächstenliebe? Hat es den Afrikanern an Stolz und Wagemut, den Arabern an Sturheit und Gier, den Asiaten lange Jahre an Ehre gefehlt?
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