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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 7 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.01.2010 03:06
Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Beim Gang durch die Presse habe ich, wie erwartet, zum gestrigen Auftritt Tony Blairs viel an Vorurteilen und wenig Sachlichkeit gefunden; das zeigen die drei Zitate des Tages.

Einen ungewöhnlich informativen Bericht fand ich allerdings auch; und zwar dort, wo ich ihn nicht erwartet hatte: Bei "Zeit-Online". Jetzt bin ich gespannt, ob dieser Artikel von Jürgen Krönig dort das letzte Wort ist, oder ob nach dessen Fauxpas die "linksliberale" Sicht auf Blair durch weitere Artikel wieder hergestellt wird.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

30.01.2010 11:16
#2 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Zitat von Zettel
Der "findige Blair" konnte sich "mühelos aus der Bedrängnis winden". Er hat gezeigt, daß er "mit Worten umgehen kann. Mehr aber auch nicht". Er wurde "als Kriegsverbrecher ... nicht demaskiert", weil er "zu glatt" agitierte ...



Das ist wirklich üble Demagogie, lieber Zettel. Ich glaube, dass die MSM deshalb so schäumen, weil Blair so schlau ist und sie ihn nicht als tumben Gorilla wie Bush hinstellen können. Die Journalisten - und gerade die, die sich im Besitz der Moral wähnen - sind nun mal eine eitle Zunft und haben es nicht gern, wenn ihnen jemand die Welt erklärt. Das dürfen nur sie und sonst keiner.

Gruß Petz

Die Stimme aus dem Off Offline



Beiträge: 20

30.01.2010 11:36
#3 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob man den Journalisten ihre Fehltritte in diesen Fragen wirklich übel nehmen kann. In den meisten Fällen sitzt das Herz wohl am richtigen Fleck, man sieht menschliches Leid und möchte darauf mit den eigenen Mitteln reagieren. Es besteht dann das Problem, dass juristische Fragen - insbesondere in solchen Fragen - hochkomplex sind und selbst schon die allermeisten Juristen kaum das Wissen haben, um diese Fragen zu beantworten. Wenn sie das Wissen haben, können sie ihre Antwort den Laien kaum erklären. Das Verständnis der Antwort setzt zu viel an Wissen voraus. Tückisch ist dabei, dass sich die Juristerei - anders als die Mathematik - häufig eines Vokabulars bedient, dass man als Nichtjurist meint zu kennen aber das dann doch häufig etwas ganz anderes meint, als es umgangssprachliche Bedeutung hat.


Ein weiteres Problem ist, dass Juristerei eine Ansammlung von ethischen Fallstricken ist. Was in einem Fall ethisch vertretbar oder sogar geboten ist, kann in einem - vermeintlich gleichen und ählich gelagerten Fall - total anders gelagert sein.

Ich behaupte sogar, dass die ethischen Wertungen der Juristen der Komplexität machner Probleme der höheren Mathematik nicht zurückstehen. Entsprechend katastrophal fallen dann die Wertungen von Laien aus, die sich bemühen solche juristischen Fälle zu beschreiben. Menschlich verwerflich wird es allerdings, wenn diese Leute anfangen mit zweierlei Maßstäben zu argumentieren. Wenn sie es unterlassen den Vorgang anonymisiert zu bewerten und eine "zielorientierte" Beschreibung abliefern und plötzlich zu Ergebnissen kommen, die ihren sonstigen politischen Ansichten diametral zuwider laufen, weil ihnen das Ergebnis nicht passt. Davor sind auch Intellektuelle nicht geschützt, im Gegenteil. Wo Ideologien aller Art in die Diskussion - auch unterbewusst - einfließen, beanspruchen sie Raum, der eigentlich der Vernunft zusteht.

Ich beobachte das mittlerweile leider bei allen politischen Richtung und zwar ausdrücklich auch bei den Liberalen. Das ist sehr schade, es scheint aber eine normale menschliche Schwäche zu sein. Es ist wohl das Ergebnis der Gier nach Macht und Geltung, die dabei auch immer eine wenigstens kleine Rolle spielt.

Ob Blair "richtig" oder "falsch" gehandelt hat, lässt sich in einem Zeitungsartikel nicht ansatzweise beschreiben. Es ist auch eine Form der Verantwortungslosigkeit, solch ein Thema überhaupt in der Allgemeinpresse zu bringen. Dafür bedürfte es beispielsweise einer Sonderausgabe des Spiegel, unter Redaktion von Fachleuten. Alles andere ist blanker Unsinn.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.01.2010 12:19
#4 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Zitat von Die Stimme aus dem Off
Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob man den Journalisten ihre Fehltritte in diesen Fragen wirklich übel nehmen kann. In den meisten Fällen sitzt das Herz wohl am richtigen Fleck, man sieht menschliches Leid und möchte darauf mit den eigenen Mitteln reagieren.


Aber man sieht, liebe Stimme aus dem Off, das menschliche Leid, wie mir scheint, sehr selektiv. Das menschliche Leid der von Saddam gequälten Iraker (ich habe mir damals einige der Videos von den Folterungen und Hinrichtungen angetan, es war barbarisch) hat man kaum gesehen; umso mehr das der Kriegsopfer. Aber auch das sehr selektiv. Die Hunderttausende von Opfern, die Saddams Krieg gegen den Iran gekostet hat (der auf beiden Seiten unmenschlich geführt wurde; die Iraner trieben u.a. Jugendliche zu Zehntausenden ins Feuer) haben wenig Beachtung gefunden; umso mehr die der Invasion.

Und dann hat man auch noch gern alle, die von den Aufständischen zu Tode gebombt und abgeschlachtet wurden, "dem Krieg" und damit irgendwie den Amerikanern zugerechnet. Ich finde - nehmen Sie es mir nicht übel - , daß das eine seltsame Art ist, sein Herz auf dem rechten Fleck zu haben.

Zitat von Die Stimme aus dem Off
Menschlich verwerflich wird es allerdings, wenn diese Leute anfangen mit zweierlei Maßstäben zu argumentieren. Wenn sie es unterlassen den Vorgang anonymisiert zu bewerten und eine "zielorientierte" Beschreibung abliefern und plötzlich zu Ergebnissen kommen, die ihren sonstigen politischen Ansichten diametral zuwider laufen, weil ihnen das Ergebnis nicht passt. Davor sind auch Intellektuelle nicht geschützt, im Gegenteil. Wo Ideologien aller Art in die Diskussion - auch unterbewusst - einfließen, beanspruchen sie Raum, der eigentlich der Vernunft zusteht.


Exakt so sehe ich das auch.

Zitat von Die Stimme aus dem Off
Ob Blair "richtig" oder "falsch" gehandelt hat, lässt sich in einem Zeitungsartikel nicht ansatzweise beschreiben. Es ist auch eine Form der Verantwortungslosigkeit, solch ein Thema überhaupt in der Allgemeinpresse zu bringen. Dafür bedürfte es beispielsweise einer Sonderausgabe des Spiegel, unter Redaktion von Fachleuten. Alles andere ist blanker Unsinn.


Da bin ich anderer Meinung, liebe Stimme aus dem Off. Man muß auch komplexe Sachverhalte kurz und konzis so darstellen können, daß sie auch Laien verstehen.

Nur fehlte im Fall der Vorgeschichte bei vielen Journalisten der Wille dazu. Der "Spiegel" hatte im Frühsommer 2003 eine Titelgeschichte "Blut für Öl". Eine absurde "Analyse" der Motive für den Krieg; aber sie wurde weithin geglaubt. Ebenso, wie man Bush nicht mochte und deshalb die Propanda glaubte, er hätte "gelogen".

Das ist nicht das Problem, Komplexes darzustellen, sondern es ist in meinen Augen schlicht die Verantwortungslosigkeit von Journalisten, die ihre Aufgabe nicht darin sehen, den Leser oder Zuschauer zu informieren, sondern ihm ihre eigene politische Meinung aufzudrängen.

Herzlich, Zettel

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

30.01.2010 12:39
#5 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Eine gelungene Presseschau, wie auch die vorangegangene Echtzeit-Marginalie.

Ich nehme hier ebenfalls eine Voreingenommenheit wahr, die bis zur Verkommenheit reicht. Als gesitteter, als im Wortsinne mit Sitten und Regeln ausgestatteter Bürger, macht man sich von der Hyänenhaftigkeit der Gegenseite selten eine richtige Vorstellung. Das audiatur et altera pars spielt in deren Kreisen nicht die geringste Rolle.

In Sachen Irak erinnere mich noch an einen Eindruck aus der Zeit kurz vor Ausbruch der Feindseligkeiten, Frühjahr 2003. Hätte ich damals in Unterstützung der Vereinigten Staaten eine amerikanische Flagge zum Fenster hinausgehängt, so wäre dies — so schien es mir — nur als ein weiterer Protest gegen einen Einmarsch gedeutet worden; vor dem Hintergrund des allgemeinen Meinungsteppichs hätte man meine tatsächliche Haltung gar nicht erst zur Kenntnis genommen. Heute geht es Blair bei den genannten Kommentatoren wohl ähnlich. Gut, daß er unbeirrt auf Wahrheitsfindung pocht, und schön, daß es in Großbritannien noch Institutionen gibt, die sich der Wahrheitssuche verpflichtet fühlen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

30.01.2010 12:45
#6 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Zitat von Zettel
Der "Spiegel" hatte im Frühsommer 2003 eine Titelgeschichte "Blut für Öl". Eine absurde "Analyse" der Motive für den Krieg; aber sie wurde weithin geglaubt.


Ich habe mich geirrt: Diese Titelgeschichte erschien schon im Januar 2003.

Es gab dann aber bis in den Sommer hinein etliche Titelgeschichten, die dieselbe Botschaft transportierten,nämlich daß Bush mutwillig einen Krieg vom Zaun gebrochen hätte, zB. "Operation Rambo", "Supermacht im Sand", "Bombenterror für die Freiheit" und "Der endlose Blitzkrieg"; dieser letzte Titel am 21. Juli.

Die Stimme aus dem Off Offline



Beiträge: 20

31.01.2010 15:02
#7 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Eine Frage: Hätten Sie vielleicht einige dieser Foltervideos für mich? Keine Angst, ich bin kein Perverser und gebe sie auch nicht weiter. Ich will nur genau wissen, mit wem und was ich es dort unten zu tun habe.

Bezüglich der Einseitigkeit gebe ich Ihnen recht. Ich führe die Einseitigkeit aber zu einem Teil auch auf Naivität zurück.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

31.01.2010 15:43
#8 RE: Zitate des Tages: Blair nicht "demaskiert" Antworten

Zitat von Die Stimme aus dem Off
Eine Frage: Hätten Sie vielleicht einige dieser Foltervideos für mich?


Nein. Sie standen damals im Netz, 2003 oder Anfang 2004. Offenbar von Saddams Schergen gefilmt und von den Amerikanern nach der Invasion aufgefunden.

Ich habe nur weniges angesehen, dann konnte ich nicht mehr. Gespeichert habe ich nichts und weiß auch keine Adresse mehr.

Herzlich, Zettelo

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