Mit diesem Zitat des Tages möchte ich zum einen auf ein "Spiegel"-Gespräch im Heft der kommenden Woche hinweisen; zum anderen auf eine Serie über Arabiens Misere, die ich im September 2006 geschrieben habe und die mir immer noch aktuell zu sein scheint.
Hier ist ein Video, in dem Vali Nasr seine Auffassung kurz und ganz lustig darlegt. Der Interviewer ist Jon Stewart, den man auf den ersten Blick für so etwas wie einen amerikanischen Harald Schmidt halten könnte.
Stewarts Witze - eine Zusammenfassung der besten Szenen jeder Woche läuft am Wochenende auf CNN - sind aber ungleich intelligenter (er reicht oft an sein Vorbild Woody Allen heran), und mit seinen Gästen unterhält er sich meist vernünftig und informativ; nur hier und da durch einen Witz aufgelockert. Wie bei dem Gespräch mit Nasr zu besichtigen.
Sicher, an den Argumenten ist etwas dran, aber "der Kapitalismus" ist ja nicht eine Maschine, die man nur irgendwo hinbringen und dort aufstellen muss, damit sie funktioniert, sondern er geht auch von kulturellen Voraussetzungen aus, die er nicht selbst schafft. Es gibt eben keine ominösen Produktivkräfte, die losgelöst von anderen gesellschaftlichen Phänomenen still vor sich hin werkeln und sich dabei den jeweils passenden Überbau schaffen.
So dürfte es m.E eine nicht unerhebliche Rolle spielen, dass viele Araber historisch und religiös im Grunde ein verklärtes Ideal von nomadisierenden Räuberbanden hochhalten - sie brauchten dazu früher auch die Dhimmis, die dann mit irgendwas, womit sie selbst sich nicht beschäftigen wollten, genug Geld verdienten, um über die ihnen auferlegte Steuer die ganze Chose zu finanzieren. Für das Entstehen von Industrienationen könnte man sich bessere Voraussetzungen vorstellen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von RaysonSicher, an den Argumenten ist etwas dran, aber "der Kapitalismus" ist ja nicht eine Maschine, die man nur irgendwo hinbringen und dort aufstellen muss, damit sie funktioniert, sondern er geht auch von kulturellen Voraussetzungen aus, die er nicht selbst schafft. Es gibt eben keine ominösen Produktivkräfte, die losgelöst von anderen gesellschaftlichen Phänomenen still vor sich hin werkeln und sich dabei den jeweils passenden Überbau schaffen.
Das stimmt, lieber Rayson. Aber trotz aller kultureller Unterschiede ist in vielen Ländern der Welt die Mittelschicht entstanden, um die es Nasr geht. Eine Mittelschicht, die wie jede Mittelschicht aufstiegsorientiert ist, also erfolgsmotiviert. Leute folglich, die mit verstiegener Ideologie nichts anfangen können und die im Fundamentalismus nur eine Gefahr für ihre Geschäfte sehen.
Zitat von RaysonSo dürfte es m.E eine nicht unerhebliche Rolle spielen, dass viele Araber historisch und religiös im Grunde ein verklärtes Ideal von nomadisierenden Räuberbanden hochhalten - sie brauchten dazu früher auch die Dhimmis, die dann mit irgendwas, womit sie selbst sich nicht beschäftigen wollten, genug Geld verdienten, um über die ihnen auferlegte Steuer die ganze Chose zu finanzieren. Für das Entstehen von Industrienationen könnte man sich bessere Voraussetzungen vorstellen.
Ja, das habe ich ja in der verlinkten Serie "Arabiens Misere" zu erläutern versucht und auf die Jahrhunderte der osmanischen Herrschaft zurückgeführt. Sie lieent eben zwischen der Blütezeit der arabischen Kultur, in der diese (durch die Assimilation von Einflüssen aus Byzanz) in kurzer Zeit zu einer städtischen Kultur geworden war, und der Gegenwart. Es fehlt des weiteren eine westlich orientierte Oberschicht, weil Arabien nicht kolonisiert war.
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