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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 883 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2010 13:02
Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Aus dem Verhalten eines Menschen kann man nicht unbedingt auf das schließen, was in ihm vorgeht. Das gilt vor allem bei Menschen mit einer Hirnschädigung, bei denen möglicherweise die Motorik so stark beeinträchtigt ist, daß sie nicht mehr kommunizieren können, was sie an Gedanken und Gefühlen haben.

Mit dem bildgebenden Verfahren fMRI kommt man näher an das Bewußtsein des Patienten heran. Eine gestern publizierte Untersuchung mit dieser Methode hat überraschende, bedenkenswerte und vielleicht auch bedenkliche Resultate ergeben.

vivendi Offline



Beiträge: 663

04.02.2010 17:50
#2 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Ein interessanter aber auch bewegender Artikel. Es ist unmöglich sich vorzustellen, was ein Mensch im Wachkomanoch wirklich mitbekommt. Wenn jemand auf eine Frage reagiert, auch wenn es nur noch Gehirnfunktionen sind, kann man sich auch vorstellen, dass diese Person u. U. auch Emotionen verspüren aber nicht ausdrücken kann. Was geht in einem Menschen vor, der sich offenbar an andere Menschen erinnern kann, der sich eine Bewegung vorstellen aber sie nicht ausführen kann. Leidet diese Person darunter, dass sie nicht kommunizieren, keine Emotionen zeigen kann? Ist sich diese Person bewusst, dass sie nicht mit der Umgebung kommunizieren kann, dass ihre Glieder reagieren?

Eine meiner Verwandten war befand sich in einer ähnlichen Situation, als ihre Krankheit (es soll sich um Parkinson gehandelt haben) zu einem langsam fortschreitenden Verlust ihrer Mobilität führte, bis sie völlig unbeweglich im Bett lag und künstlich ernährt werden musste. Ihre einizge Kommunikationsmöglichkeit waren Tränen. Sie weinte jedesmal, wenn man sie besuchte; sie erkannte offenbar auch alle Menschen. Es war, als wäre sie in einen Zementblock eingebettet, bei sonst intakten Gehirnfunktionen. Eine absolut unerträgliche Vorstellung.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.02.2010 18:25
#3 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Zitat von vivendi
Ein interessanter aber auch bewegender Artikel. Es ist unmöglich sich vorzustellen, was ein Mensch im Wachkomanoch wirklich mitbekommt. Wenn jemand auf eine Frage reagiert, auch wenn es nur noch Gehirnfunktionen sind, kann man sich auch vorstellen, dass diese Person u. U. auch Emotionen verspüren aber nicht ausdrücken kann. Was geht in einem Menschen vor, der sich offenbar an andere Menschen erinnern kann, der sich eine Bewegung vorstellen aber sie nicht ausführen kann. Leidet diese Person darunter, dass sie nicht kommunizieren, keine Emotionen zeigen kann?


Das halte ich für sehr wahrscheinlich, lieber Vivendi. Bisher hatte man bei Menschen, die die Diagnose "minimal consciousness" erhielten, lediglich kurze Episoden von Bewußtsein am Verhalten erkennen können - vielleicht ein Lächeln, eine Blickbewegung in einer Situation, in der das "paßte". Die Untersuchung, die ich in dem Artikel beschreibe, ist meines Wissens die erste, in der so etwas Komplexes wie das Bilden einer Vorstellung aufgrund einer Instruktion oder das Beantworten einer Frage als Indikator verwendet wurde. Es fällt schwer, anzunehmen, daß das ohne Bewußtsein (awareness, phenomenal consciousness) möglich ist.

Zitat von vivendi
Eine meiner Verwandten war befand sich in einer ähnlichen Situation, als ihre Krankheit (es soll sich um Parkinson gehandelt haben) zu einem langsam fortschreitenden Verlust ihrer Mobilität führte, bis sie völlig unbeweglich im Bett lag und künstlich ernährt werden musste. Ihre einizge Kommunikationsmöglichkeit waren Tränen. Sie weinte jedesmal, wenn man sie besuchte; sie erkannte offenbar auch alle Menschen. Es war, als wäre sie in einen Zementblock eingebettet, bei sonst intakten Gehirnfunktionen. Eine absolut unerträgliche Vorstellung.


Ja, das muß entsetzlich sein. Wahrscheinlich handelte es sich um das Locked-in-Syndrom; Ihr Bild mit dem Betonblock trifft jedenfalls dieses Syndrom genau.

Wenn man so etwas erfährt, dann relativieren sich, finde ich, die eigenen kleinen Wehwehchen und Molesten doch sehr.

Herzlich, Zettel

Popeye Offline



Beiträge: 207

08.02.2010 10:45
#4 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Ich bin Altenpfleger und habe Erfahrungen mit Wachkomapatienten. Wir gehen mit ihnen so um, als wären sie bei Bewusstsein, eben weil wir nicht genau wissen können, was und wieviel sie mitbekommen.
Abgesehen davon, das das mit und nicht über den Patienten reden dabei hilft, ihn trotz Zeitmangels und Routine als Menschen zu sehen.
Darum begrüße ich jede Forschung auf dem Gebiet, denn jeder Erkenntnisgewinn hilft uns.
Das größte Problem ist, das der Wille der Patienten in Bezug auf ihr Leben nicht zu erkennen ist, denn mit einer Magensonde und guter Pflege können sie noch Jahre weiterleben, egal was der Mensch will.
Darum sollte jeder, der sich diese Situation nicht wünscht, eine Patientenverfügung erstellen.

vivendi Offline



Beiträge: 663

08.02.2010 12:25
#5 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Zitat von Popeye
Das größte Problem ist, das der Wille der Patienten in Bezug auf ihr Leben nicht zu erkennen ist, denn mit einer Magensonde und guter Pflege können sie noch Jahre weiterleben, egal was der Mensch will.



Genau diese Gedanken sind mir im Fall meiner Verwandten (wie oben beschrieben) durch den Kopf gegangen. Was, wenn sie ganz einfach nicht mehr will, wenn sie sich der Aussichtslosigkeit der Situation bewusst ist, wenn sie die Tatsache zu sehr belastet, dass sie nicht mehr kommunizieren kann. Sie kann nicht einmal mehr den Wunsch äusssern, in Ruhe für ewig einschlafen zu wollen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

08.02.2010 12:42
#6 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Zitat von Popeye
Ich bin Altenpfleger und habe Erfahrungen mit Wachkomapatienten. Wir gehen mit ihnen so um, als wären sie bei Bewusstsein, eben weil wir nicht genau wissen können, was und wieviel sie mitbekommen.
Abgesehen davon, das das mit und nicht über den Patienten reden dabei hilft, ihn trotz Zeitmangels und Routine als Menschen zu sehen.


Das freut mich sehr, lieber Popeye. Wissen Sie, ob das eine Ausnahme ist, oder ob bereits in der Regel so verfahren wird?

Die englische Bezeichnung "vegetative state" ist ja irreführend; "Wachkoma" ist viel treffender. Wenn man jemanden als in einem "[nur noch] vegetativen Zustand" befindlich definiert, dann kann leicht der Schluß gezogen werden, es sei bei ihm nichts mehr vorhanden als die vegetativen Funktionen. Das mag bei manchen Patienten so sein, aber wir wissen es eben nicht; wie Sie ja schreiben.

Zitat von Popeye
Darum begrüße ich jede Forschung auf dem Gebiet, denn jeder Erkenntnisgewinn hilft uns.
Das größte Problem ist, das der Wille der Patienten in Bezug auf ihr Leben nicht zu erkennen ist, denn mit einer Magensonde und guter Pflege können sie noch Jahre weiterleben, egal was der Mensch will.
Darum sollte jeder, der sich diese Situation nicht wünscht, eine Patientenverfügung erstellen.


Ja, dem stimme ich auch uneingeschränkt zu. Niemand von uns weiß natürlich, wie man sich fühlt, wenn noch ein mehr oder weniger residuales Bewußtsein da ist, man sich aber nicht mitteilen kann. Ich möchte in diesem Zustand nicht leben müssen.

Herzlich, Zettel

Popeye Offline



Beiträge: 207

09.02.2010 10:09
#7 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Zitat

Das freut mich sehr, lieber Popeye. Wissen Sie, ob das eine Ausnahme ist, oder ob bereits in der Regel so verfahren wird?

Zitat



Ich habe es sowohl in der Ausbildung (Umschulung 2003-2006) als auch bei der Arbeit als Standard erlebt.
Aus meinem Selbstverständnis als Pfleger würde ich sagen, das dies allgemeine Regel ist.

Allerdings werden Regeln und Standards schnell Makulatur, wenn Personal- und Zeitmangel herrscht, nach dem sounsovielten alleine versorgten Bewohner, der eigentlich von zwei Pflegekräften versorgt werden muss, fällt es schwer, nicht stumm sein Programm mechanisch abzuspulen.

Popeye Offline



Beiträge: 207

09.02.2010 10:11
#8 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Zitat
Aha, so funktioniert das!

Hajo Offline



Beiträge: 440

09.02.2010 11:26
#9 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Sind Sie diesbezüglich vom Fach?

Popeye Offline



Beiträge: 207

11.02.2010 12:55
#10 RE: Neues aus der Forschung (9): Bewußtsein im "Wachkoma" Antworten

Ging die Frage an Zettel oder an mich?

Also wie ich oben schon geschrieben habe, bin ich Altenpfleger.

 Sprung  



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