Kaum jemand redet noch vom Ozonloch. Ich vermute, viele Menschen sind überzeugt, daß es im Verschwinden begriffen ist, nachdem doch seit dreißig Jahren zunehmend weniger und seit 15 Jahren fast überhaupt keine FCKWs mehr in die Atmosphäre entlassen werden.
Die ernüchternde Wahrheit ist, daß die Ozonkonzentration über der Antarktis immer noch auf ihrem niedrigsten Wert ist; keine Spur davon, daß der Verzicht auf FCKWs sich ausgewirkt hätte. Nicht gut für die Theorie vom menschengemachten Ozonloch. Und ein Lehrstück für die Theorie von der menschengemachten globalen Erwärmung.
grundsätzlich gebe ich Ihrer Einschätzung recht, dass eine schön medienwirksame Theorie zur bevorstehenden Apokalypse oberhalb eines gewissen Aufmerksamkeitslevels in der Öffentlichkeit die Forschung eher behindert als ihr nützt. Der Grund liegt neben der Sensationsgier der Leser und Zuschauer in dem Unverständnis über den Prozess der Forschung in der Öffentlichkeit.
Zu Ihrer Diskussion über das Ozonloch habe ich nich ein paar Anmerkungen.
So wurden FCKWs gerade wegen ihrer inerten Wirkung sehr gerne als Brandbekämpfungsmittel genutzt, die Sustitute kommen bis heute nicht an die Löschwirkung von FCKWs an. Dazu kommt, dass für die Emission von FCKWs nicht die Produktion entscheidend ist sondern die Verschrottung der Anlagen, in denen FCKW vorkommt. Aus dem Bauch heraus haben auch hier wahrscheinlich der Einsatz in Klimaanlagen von Gebäuden und Schiffen sowie in alten kommerziellen Löschanlagen einen sehr großen Anteil und die Lebensdauer dieser Anlagen ist nunmal deutlich länger als des durchschnittlichen Haushaltskühlschranks. In der Summe aus inerter Wirkung und langer Lebensdauer der Anwendungen kann es schon zu einer solchen Verschiebung in der Wirkung kommen. Meiner dunklen Erinnerung danach war diese verzögerte Wirkung auch einer der Kritikpunkte an dem damaligen Verbot.
Das die Menge eines produzierten, verbrauchten und freigesetzten Stoffes nicht eindeutig bestimmbar ist, ist leider eher die Regel nicht die Ausnahme. Selbst bei Mengenangaben wie Brennstoffe sind für bestimmte Transportbereiche Abweichungen von 50-100% die Regel. Was im ersten Moment überrascht, da ja jeder kommerzielle Betreiber einen genauen Überblick über seine Produktion/Verbräuche haben sollte ist auf den zweiten Blick durchaus plausibel da die Anzahl der Marktteilnehmer unüberschaubar groß ist. Ich weiß zwar nicht, ob dies so ohne weiteres auf die FCKW-Kette übertragbar ist aber überraschen würde es mich nicht.
Eine kurze Bemerkung zur 11 Jahres Sonnenzyklustheorie, aus dem dargestellten Diagramm läßt sich beim besten Willen kein 11 Jahrestrend erkennen.
Was bleibt als Fazit? Eine Theorie muss nicht deshalb falsch sein weil ihrer Überspitzung zu Panikreaktionen führt. Es ist auch schwierig zu entscheiden, wie die Welt heute aussähe, wenn das Verbot nicht ausgesprochen worden wäre. Vermutlich gäbe es noch keine Apokalypse aber ob die Situation genauso wäre wie heute ist nicht wirklich prognostizierbar. Womit wir uns eigentlich dem Kern der Sache nähern. Weltweite Prognosen atmosphärischer Entwicklung sind meiner Meinung nach nicht seriös machbar, da einerseits die Vorgänge extrem komplex sind und wir weit davon entfernt sind, diese zu verstehen. Außerdem ist der Betrachtungszeitraum von wenigen Jahrzehnten viel zu kurz um natürliche Zyklen sinnvoll beschreiben zu können.
Herzlichst, Mick
PS: Ein viel interessantes Beispiel über unglaubwürdig überdehnte Forschung in Kombination mit untauglichen Bewertungsmethoden und Rechtfertigungsdruck der Umweltgesetzgebung ist eigentlich das Waldsterben, das immer noch in der Presse und Politik stattfindet aber in der Wirklichkeit partout nicht mehr ankommen will. Hierzu eine kleine Anekdote: Hinter der Uni, an der ich studierte standen mehrere Bäume, an denen man Mitte der 80er Schilder über den Gesundheitszustand angenagelt hat. Ein Baum war 82 für krank und 85 für tot erklärt worden. Gefällt wurde er Anfang des Jahrtausend um Platz für einen Ausbau des Waldweges zu schaffen. Ein Blick auf den frischgefällten Stamm zeigte einen absolut gesunden Baum. Es ist immer wieder schön, wie sich die Natur um die Urteile des Menschen partout nicht scheren will.
Schon vor geschätzt 20 Jahren habe ich in der Schule gelernt (Politik bzw. "Sowi"), dass die FCKW unendlich langsam nach oben in die Atmosphäre steigen würden und die in den 1980er Jahren freigesetzten FCKW erst 2010 oder 2020 in der oberen Atmosphäre anlangen und dort ihre schädliche Wirkung ausüben würden. Mit dieser - mutmaßlich nicht überprüften - Behauptung hat man also schon damals vorgebaut, um eine dehnbare Erklärung für jedwede weitere Entwicklung des "Ozonlochs" zu haben. Schrumpft es, war das FCKW-Verbot ein Erfolg, schrumpft es nicht, dann liegt es daran, dass ja noch immer die FCKW aus den 1980er Jahren aufsteigen ...
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
07.02.2010 11:50
#4 RE: Kleines Klima-Kaleidoskop (6): Das Ozonloch
Wenn man sich mal die deutsche Wikipedia zum Thema Ozonloch anschaut, geht es da nur um die mutmaßlich menschenverschuldete Zerstörung der Ozonschicht. Wie diese selbst überhaupt entsteht ist anscheinend völlig uninteressant.
Durch die Medien wurde einem suggeriert, dass es da am Rande der Atmosphäre eine dünne Gasschicht gibt, die die ganze Erde umhüllen und sie "schützen" sollte. Nur, wo kommt diese Schicht her?
Ozon ist ja nicht gerade eine stabile Verbindung ... warum sollte sich gerade in diesem Bereich eine stabile Ozonschicht ausbilden?
Aus den sommerlichen Witterungswarnungen kennen wir die Überschreitung von Ozon-Grenzwerten in den Städten, wenn die Sonne ordentlich auf uns niederbrennt. Das Ozonloch wird nur an den Polen geortet, wo die geringste Sonneneinstrahlung herrscht.
Kurz nachgedacht: Das Ozonloch ist anscheinend keine Frage von chemischer Zerstörung, sondern von fehlender Ozon-Entstehung in Zonen der Atmosphäre, welche nicht so viel Sonneneinstrahlung abbekommen.
Mein gesunder Menschenverstand darf jetzt von Chemikern und Physikern eines besseren belehrt werden...
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von MickSo wurden FCKWs gerade wegen ihrer inerten Wirkung sehr gerne als Brandbekämpfungsmittel genutzt, die Sustitute kommen bis heute nicht an die Löschwirkung von FCKWs an. Dazu kommt, dass für die Emission von FCKWs nicht die Produktion entscheidend ist sondern die Verschrottung der Anlagen, in denen FCKW vorkommt. Aus dem Bauch heraus haben auch hier wahrscheinlich der Einsatz in Klimaanlagen von Gebäuden und Schiffen sowie in alten kommerziellen Löschanlagen einen sehr großen Anteil und die Lebensdauer dieser Anlagen ist nunmal deutlich länger als des durchschnittlichen Haushaltskühlschranks. In der Summe aus inerter Wirkung und langer Lebensdauer der Anwendungen kann es schon zu einer solchen Verschiebung in der Wirkung kommen.
Danke für diesen Hinweis! Ich war davon ausgegangen, daß spätestens nach 1996 auch der Großteil der Klimaanlagen von Gebäuden und Schiffen umgerüstet wurde; die Bedeutung der Löschanlagen war mir gar nicht klar.
Die Kritik an der nachträglichen Anpassung der Modelle an die Daten (wie will man ein Modell überprüfen, wenn so verfahren wird?) scheint mir aber weiter berechtigt zu sein. Denn jedenfalls wurden doch aufgrund des Abkommens von Montreal die Einbringungen von FCKWs in die Atmosphäre drastisch reduziert. Die Modelle sagten eine baldige Verringerung des Ozonlochs vorher; offenbar aufgrund von Grundannahmen über die chemischen Prozesse in der Stratosphäre, die einen schnellen Effekt erwarten ließen. Dieser blieb aber aus. Dazu die deutsche Wikipedia, Stichwort "Ozonloch":
Zitat von WikipediaMittlerweile wird die weltweite Ausdünnung der Ozonschicht durch Satellitenüberwachung gemessen.
Zwischen 1996 und 2002 ist die Zerstörung der Ozonschicht Messungen zufolge (Messzeitraum 1978 bis 2002) nicht weiter vorangeschritten, was sich besonders mit ersten Erfolgen des Montreal-Protokolls erklären lässt.
Im Jahre 2005 wurde über der Antarktis jedoch der drittniedrigste je gemessene Stand an Ozon nach 2000 und 2003 ermittelt. Im Jahr 2006 verschlechterten sich die Werte weiter, mit einer Ausdehnung von 27,45 Millionen Quadratkilometern erreichte das Ozonloch über dem Südpol seine bisher größte Ausdehnung.
Warum, das lassen die Autoren offen. Aus meiner Sicht als Nichtfachmann hätten sie so etwas wie müssen wie: "entgegen der Vorhersage der gängigen Modelle".
Zitat von MickDas die Menge eines produzierten, verbrauchten und freigesetzten Stoffes nicht eindeutig bestimmbar ist, ist leider eher die Regel nicht die Ausnahme. Selbst bei Mengenangaben wie Brennstoffe sind für bestimmte Transportbereiche Abweichungen von 50-100% die Regel. Was im ersten Moment überrascht, da ja jeder kommerzielle Betreiber einen genauen Überblick über seine Produktion/Verbräuche haben sollte ist auf den zweiten Blick durchaus plausibel da die Anzahl der Marktteilnehmer unüberschaubar groß ist. Ich weiß zwar nicht, ob dies so ohne weiteres auf die FCKW-Kette übertragbar ist aber überraschen würde es mich nicht.
Wie gesagt, auch wenn die Mengen unterschätzt worden waren, sollte man doch nicht erwarten, daß ein Jahrzehnt nach dem Protokoll von Montreal die Ozonschicht über der Antarktis ihre größte Ausdehnung erreichen würde.
Ich bin mir bewußt, lieber Mick, daß das nur Vermutungen eines Nichtfachmanns sind. Nichtlineare Modelle können so etwas natürlich locker integrieren; man dreht eben einfach an ein paar Parametern. Wie plausibel solche Anpassungen sind, kann ich überhaupt nicht beurteilen. Meine Kritik ist ja nur, daß man - wie es scheint - die naheliegende Möglichkeit, daß die fotochemische Erklärung schlicht falsch ist, sie jedenfalls den größten Teil des Effekts nicht erfaßt, kaum in Betracht gezogen hat. Man exhauriert das Modell, statt über Alternativen nachzudenken.
Zitat von MickEine kurze Bemerkung zur 11 Jahres Sonnenzyklustheorie, aus dem dargestellten Diagramm läßt sich beim besten Willen kein 11 Jahrestrend erkennen.
Kleine Korrektur: Lu und seine Mitarbeiter machen die Kosmische (galaktische) Strahlung verantwortlich, nicht den Sonnenzyklus.
Sie haben Recht, in der Graphik überwiegt der lineare Trend. Aber Sie können (mit etwas gutem Willen ) sowohl für die Periode 1980 bis 1990 als auch für 1990 bis 2003 einen diesen überlagernden quadratischen Trend sehen. Er wird deutlicher in Abb 1 in dem Artikel von Lu. Dort sind nicht die absoluten Meßwerte dargestellt, sondern prozentuale Abweichungen von den Werten von 1992. Man kann halt Meßreihen sehr unterschiedlich lesen und darstellen.
Zitat von MickWas bleibt als Fazit? Eine Theorie muss nicht deshalb falsch sein weil ihrer Überspitzung zu Panikreaktionen führt.
Das möchte ich ausdrücklich unterstreichen. Wenn Sie meine Beiträge zum Thema globale Erwärmung gelesen habe, dann wissen Sie ja, daß ich nicht behaupte, die dominierende Theorie sei falsch; schon gar nicht kann das aus der öffentlichen Rezeption geschlossen werden. Aber die Reaktion in der Öffentlichkeit scheint dazu zu führen, daß alternative Theorien zu wenig beachtet, daß Forschung auf ihrer Grundlage zu wenig gefördert wird. Das geht bis zu der Unverschämtheit des Umweltbundesamts, das Klimaskeptikern kurzerhand die wissenschaftliche Argumentation abspricht.
Zitat von MickEs ist auch schwierig zu entscheiden, wie die Welt heute aussähe, wenn das Verbot nicht ausgesprochen worden wäre. Vermutlich gäbe es noch keine Apokalypse aber ob die Situation genauso wäre wie heute ist nicht wirklich prognostizierbar.
Stimmt. Die Frage "Was wäre gewesen, wenn?" ist immer schwierig zu beantworten. Ich kritisiere auch gar nicht das Verbot der FCKWs; ein begründeter Verdacht reichte dafür aus. Ich kritisiere nur, daß diese fotochemische Erklärung als gesichertes Wissen verstanden und dargestellt wurde, was sie nicht ist und niemals war.
Zitat von MickEin viel interessantes Beispiel über unglaubwürdig überdehnte Forschung in Kombination mit untauglichen Bewertungsmethoden und Rechtfertigungsdruck der Umweltgesetzgebung ist eigentlich das Waldsterben, das immer noch in der Presse und Politik stattfindet aber in der Wirklichkeit partout nicht mehr ankommen will. Hierzu eine kleine Anekdote: Hinter der Uni, an der ich studierte standen mehrere Bäume, an denen man Mitte der 80er Schilder über den Gesundheitszustand angenagelt hat. Ein Baum war 82 für krank und 85 für tot erklärt worden. Gefällt wurde er Anfang des Jahrtausend um Platz für einen Ausbau des Waldweges zu schaffen. Ein Blick auf den frischgefällten Stamm zeigte einen absolut gesunden Baum. Es ist immer wieder schön, wie sich die Natur um die Urteile des Menschen partout nicht scheren will.
Ja, das ist schön.
Das Waldsterben ist in der Tat ein weiteres Beispiel. Und das, was Sie anekdotisch schildern, zeigt eine Gefahr, der freilich jede Wissenschaft ausgesetzt ist: Daß man dann, wenn man fest an eine Theorie glaubt, die Daten durch ihre Brille sieht. Wir haben darüber kürzlich in einem ganz anderen Zusammenhang diskutiert, als es um bildgebende Verfahren in der Hirnforschung (insbesondere fMRI) ging.
Ihr Baum wird schon Anzeichen gezeigt haben, die man als Symptome einer Erkrankung interpretieren konnte; so, wie der Hypochonder an sich selbst ständig solche Anzeichen wahrnimmt. Ohne die Theorie hätte man sie vermutlich übersehen oder nicht ernstgenommen; im Licht der Theorie führten sie zu der Diagnose "krank".
Interessant. Ich hab noch ein anderes Beispiel auf Lager, an dem sich zweierlei studieren laesst: a) die Mechanismen, die zu der von Ihnen beschrieben Hysterie im Umgang mit noch unklaren Daten zu Risiken von Stoffen / Materialen etc. fuehren und b) - und viel wichtiger - die Konsequenzen die ein Verbot eines solchen Stoffes hat, verlgichen mit anderen Massnahmen die zum gleichen Ergebnis fuehren:
DDT und Silent Spring.
letzeres war ein (wohl reisserisches) Buch in dem folgender Zusammenhang aufgezeigt wurde: DDT, ein Insektizit, welches in den 1960ern in den USA extensiv verwendet wurde, lagere sich bei Voegeln im Gewebe an und fuehre dazu, dass die Eierschalen der Tiere duenner werden und Fehlgeburten haufiger. Wenn es so weitergehe, drohe 'Silent Spring': Ein Fruehjahr ohne Vogelgetwitscher. Dazu gab es Untersuchungen, die diese These entweder stuetzten oder aussagekraeftig waren. Je nachdem, wen man fragt.
Soweit, sogut: DDT wurde in den USA verboten und auf Druck spaeter weltweit. - Das hatte zur Folge, dass in Suedafrika, wo DDT zur Malariaprophylaxe eingesetzt wurde, die Zahl der Malariatoten um 50 000 anstieg. 50 000 Menschenleben, die nicht sterben haetten muessen, wenn DDT eingesetzt worden waere. Mittlerweile hat Suedafrika eine Ausnahmegenehmigung und verwendet streng uberwacht wieder DDT in weit geringern Dosen, aber die Malariaopferzahl ist wieder zurueckgegangen.
Was lernen wir daraus:
Das Verbot einer Substanz - sei sie nun gefaehrlich oder diese Gefahr nicht sicher bewiesen (das spielt keine Rolle), differentiert nicht, zwischen sinnvollem Einsatz und ubertriebenem Einsatz. Der Masseneinsatz von DDT in den USA war wohl letzteres, der Einsatz in Afrika rettet leben. Ein (globales) Verbot kann dies nicht differentieren.
Es waere viel besser, sinnvoller und vernuenftiger, die Kritik an solchen Gefahrstoffen uber Buergerorganisationen, freiwilliges Engagement der Betroffenen, Boykotte, etc. pp. zu organisieren. Dies mag die Kosten fuer den Einsatz von DDT in die Hoehe treiben, es mag die Suche nach Ersatzstoffen fordern, aber es geschieht ohne gesetzlichen Zwang. - Als Beispiel mag man an die Aechtung von Pelz als Kleidungsmaterial denken, wie es eine Dekade lang in Mode war. Aendert sich der Zeitgeist, kommen neue Erkenntnisse, dann kann man auch schnell wieder auf den verbannten Stoff (oder den Pelz) zurueckkommen. Mit einem Verbot ist dies nicht moeglich, da dieses erst wieder umstaendlich aufgehoben werden muesste, sich dafuer eine Mehrheit finden muss, etc. pp.
Ob der Verzicht auf Pelz oder auf DDT oder auf FCKW oder auf CO2 eine Mode ist, ob es sinnvoll ist, ob es rational ist, spielt dabei keine Rolle: Wenn sich eine Mehrheit findet, die dies fuer richtig haelt, soll diese Mehrheit Ihre Kundenmacht ausspielen duerfen. Diese Mehrheit muss es aber zulassen, dass eine kleine Niesche sich aus welchen Gruenden auch immer nicht der Mehrheit anschliesst. - Man weiss ja nie, wozu man es nicht doch noch mal brauchen kann, wuerde die Schwaebische Hausfrau einwenden, die den Kanister mit DDT lieber in ein dunkles Eck der Garage stellt als ganz darauf zu verzichten.
Zitat von DagnyEs waere viel besser, sinnvoller und vernuenftiger, die Kritik an solchen Gefahrstoffen uber Buergerorganisationen, freiwilliges Engagement der Betroffenen, Boykotte, etc. pp. zu organisieren. Dies mag die Kosten fuer den Einsatz von DDT in die Hoehe treiben, es mag die Suche nach Ersatzstoffen fordern, aber es geschieht ohne gesetzlichen Zwang. - Als Beispiel mag man an die Aechtung von Pelz als Kleidungsmaterial denken, wie es eine Dekade lang in Mode war.
Ich stimme Ihnen vollkommen zu, liebe Dagny.
Erstens ist es aus Gründen der persönlichen Freiheit immer besser, die Entscheidung dem Einzelnen zu überlassen. Zweitens ist dann, wie Sie es beschreiben, eine Anpassung an sich möglicherweise verändernde Bedingungen viel leichter, als wenn es einmal gesetzliche Verbote gibt, die kaum noch aus der Welt zu schaffen sind.
Das gesetzliche Verbot hat in aller Regel zur Folge, daß - das Wort habe ich von Gorgasal gelernt - die Opportunitätskosten nicht richtig eingeschätzt werden; Ihr DDT-Beispiel liefert eine drastische Illustration. Das liegt daran, daß die politische Situation, in der solch ein Gesetz beschlossen wird, die Aufmerksamkeit auf nur einen der relevanten Aspekte zu richten.
Man kann das mit dem Glühbirnen-Verbot illustrieren. Es wurde erlassen, weil angeblich dadurch Strom gespart wird. Alle anderen Aspekte wurden außer Acht gelassen - daß bei der Herstellung und Entsorgung von Energiesparlampen Quecksilber frei wird; daß deren Herstellung viel Energie verschlingt; daß Energiesparlampen möglicherweise gesundheitsschädlich sind. Vom subjektiven Wohlbehagen ganz abgesehen. Ich habe das schon in einem anderen Thread geschrieben: Mir geht diese lange Zeit, bis endlich die maximale Helligkeit erreicht ist, derart auf die Nerven, daß ich wo immer möglich diese Lampen 24 Stunden am Tag brennen lasse.
Und dann gibt es noch ein in meinen Augen besonders schwerwiegendes Argument gegen gesetzliche Regelungen: Sie behindern oft den technischen Fortschritt. Die EU in ihrem Regulierungswahn hat es erreicht, daß es bei der Aufladung von Handy-Akkus vermutlich jedenfalls in Europa keinen technischen Fortschritt mehr gibt. Jede Normung hat diesen Effekt.
Z.Z. werden immer noch FCKW ( CFC ) produziert - z.B. in China und auch noch in Entwicklungslaendern (ART 5 countries ) verbraucht. Der Einsatz erfolgt aber nicht in Klimaanlagen ( dort werden nur HCFC , bzw. jetzt HFC eingesetzt ) sondern in Kuehl - und Kaelteanlagen, z. B. Domestic Appliances ( Kuehlschraenke, Gefrierschraenke ) , Commercial Uses ( Vitrinen, Coolstores, etc. ) und Industriekaelteanlagen (z. B. in Fabrikanlagen, Hospitaelern , Flughaefen, etc. ). Fuer die Entwicklungslaender waren die CFC ein wahrer Segen - erstmalig in ihrer Geschichte konnten in Afrika, Suedamerika, etc. Kaeltemittel genutzt werden, die weder entflammbar, noch explosiv, noch toxisch waren - entgegen allen anderen Alternativen ( die heute vor allem von den Gruenen immer wieder propagiert werden , wie z. B. HC oder CO2 ) . Dadurch wurde es erstmalig moeglich in diesen zum grossen Teil tropischen Laendern Nahrungsmittel nicht nur gefahrlos zu manipulieren oder zu lagern, sondern auch zu transportieren , z. B. um Fisch ins Landesinnere und Fleisch, Fruechte und Gemuese an die Kueste zu bringen. Denn Lagerung und Transport von Frischeprodukten ist die grosse Herausforderung in diesen Laendern mit einer mangelhaften Infrastruktur und der staendigen Vernichtung von Nahrungsmitteln wegen ungenuegender Kuehlung waehrend der Lagerung und des Transports. Hinsichtlich des DDT Wahnsinns - einen anderen Ausdruck fuer dieses verbrecherische Verbot von DDT in Afrika gibt es m.E. nicht - handelt es sich nicht um 50.000 sondern um mehr als 1 Million Malaria - Tote pro Jahr !!!! die durch einen sinnvollen Einsatz von DDT wie er jetzt von verschiedenen afrikanischen Staaten gefoerdert wird haetten vermieden werden koennen. Nachdem man 1955 durch die UNO der Malaria der Kampf angesagt wurde konnte bis 1967 die Malaria aus allen Industrielaendern,z.B. Suedeuropa, den USA verbannt werden. Nur die tropischen Laender - vor allem Afrika - hatten nach wie vor unter der Plage zu leiden - obwohl man die Malariafaelle in Indien und Ceylon drastisch reduzieren konnte . Erst durch das Buch - Fundament der modernen Oekobewegung - von Rachel Carson "Silent Spring" begann eine weltweite Kampagne gegen den Einsatz von DDT der zum Bann dieser Chemikalie fuehrte und damit den Tod von vielen Millionen Menschen verursachte. Ebenso kann man heute ohne Uebertreibung sagen, dass die CFC bis heute viele Menschenleben vor allem in den Entwicklungslaendern gerettet haben.
Vielen Dank, lieber Recaredo, für diese Bemerkungen zum DDT-Verbot. Ich habe mir die Sache ein wenig angesehen und finde sie derart interessant, daß ich in den nächsten Tagen in ZR einen Beitrag darüber bringen werde. (Danke auch nachträglich für Ihren Hinweis auf den Brief des ev. Militärdekans an Bischöfin Käßmann im Januar.)
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