Vordergründig geht es in diesem Artikel nur um Sprache. Aber die Wahl, sogar die Schreibweise von Wörtern kann einen gesellschaftlichen Hintergrund haben.
Gerade weil ich Respekt vor Sprache und Orthographie habe, erscheint es mir offen gestanden unpassend, politische Kolumnen daran aufzuhängen.
Bei arabischen (allgemeiner: semitischen) Wörtern kommt noch hinzu, dass das Qof nun einmal einen völlig anderen Lautwert hat als das Kaf und es damit nur logisch ist, das in der Transkription anzuzeigen. Und obendrein entspricht das Qof weder dem französischen "qu" (das wäre das Kaf) noch dem deutschen "qu" (dieses merkwürdige "kw" oder ähnliche Töne habe ich in semitischen Sprachen noch nirgends gefunden).
Insgesamt kann man ja gerne inhaltlich über dieses Thema diskutieren. Das am q(u) aufzuhängen macht auf mich einen gezwungenen Eindruck.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von GorgasalInsgesamt kann man ja gerne inhaltlich über dieses Thema diskutieren. Das am q(u) aufzuhängen macht auf mich einen gezwungenen Eindruck.
Auf mich nicht, lieber Gorgasal. Aber vielleicht bin ich gegenüber Delfeil de Ton voreingenommen. Er ist seit 1975 beim Obs, und ungefähr seit dieser Zeit lese ich ihn auch (den Obs und den Delfeil ). Einer in der Tradition von Karl Kraus und Kurt Tucholsky. Wollte ich bei dieser Gelegenheit nur mal loswerden.
Ich finde schon, daß es um ein offenes Problem geht; und ich wollte eigentlich nicht etwas aufhängen, sondern nur auf einen Zusammenhang aufmerksam machen. Die Sprache ist eben hier ein Mikrokosmos, in dem sich ein Makrokosmos spiegelt.
Allgemein gibt es das Problem, ob man bei der Transskription auf die Orthographie (und die Regeln der Graphem-Phonem-Zuordnung) der eigenen Sprache Rücksicht nehmen soll. Wenn ich es richtig sehe, war das unter Linguisten nie üblich, wohl aber in der allgemeinen geschriebenen Sprache.
Man schreibt also im Deutschen "Burka" und "Dschihad", nicht "Burqa" und "Jihad". Man assimiliert die Schreibweise an die eigene Sprache.
Für Linguisten hingegen mag das gelten, was Sie für die semitischen Sprachen schreiben. (Wobei ich die Details nur bewundernd zur Kenntnis nehmen kann; ich habe von keiner dieser Sprachen eine Ahnung).
Herzlich, Zettel
Nachtrag: Im Französischen wird "qu" wie im Deutschen "k" ausgesprochen; im Deutschen allerdings wie "kw". Da war ich in dem Artikel ungenau gewesen, und Ihr Beitrag hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ist korrigiert.
Zitat von ZettelAber vielleicht bin ich gegenüber Delfeil de Ton voreingenommen.
Vielleicht sind Sie auch gegenüber einer mir spezifisch französisch vorkommenden Weise der Argumentation voreingenommen, in der es zwar auch um die Sache geht, das aber (so scheint mir) weniger als in anderen Kulturen ein Hinderungsgrund ist, gleichzeitig die eigene Beherrschung der Sprache und ihrer möglichen Ziselierungen dezent zur Schau zu stellen?
Zitat von ZettelAllgemein gibt es das Problem, ob man bei der Transskription auf die Orthographie (und die Regeln der Graphem-Phonem-Zuordnung) der eigenen Sprache Rücksicht nehmen soll. Wenn ich es richtig sehe, war das unter Linguisten nie üblich, wohl aber in der allgemeinen geschriebenen Sprache.
Ja, das ist gut möglich. Zumindest im Deutschen. Die anglophone Welt hat immer schon "Burqa" geschrieben, weder "Burqua" noch "Burca" oder "Burka". Wahrscheinlich bin ich einfach für die deutsche Sprache schon verdorben.
Aber sind Sie dann jetzt auch konsequent und schreiben von der "Kaida" oder "Quaida" statt der "Qaida"?
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Zitat von GorgasalBei arabischen (allgemeiner: semitischen) Wörtern kommt noch hinzu, dass das Qof nun einmal einen völlig anderen Lautwert hat als das Kaf
Bevor ich von Berufeneren korrigiert werde, sollte ich darauf hinweisen, dass das nicht für alle semitischen Sprachen und Dialekte gilt, insbesondere nicht für alle arabischen Dialekte. Will ja hier nichts (zu) Falsches schreiben...
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Zitat von ZettelAber vielleicht bin ich gegenüber Delfeil de Ton voreingenommen.
Vielleicht sind Sie auch gegenüber einer mir spezifisch französisch vorkommenden Weise der Argumentation voreingenommen, in der es zwar auch um die Sache geht, das aber (so scheint mir) weniger als in anderen Kulturen ein Hinderungsgrund ist, gleichzeitig die eigene Beherrschung der Sprache und ihrer möglichen Ziselierungen dezent zur Schau zu stellen?
Mais oui, mais certainement.
Zitat von GorgasalAber sind Sie dann jetzt auch konsequent und schreiben von der "Kaida" oder "Quaida" statt der "Qaida"?
Das tue ich ja schon immer. Sie brauchten nur mal einen Blick in den Blog "Zettels Raum" zu werfen.
Allerdings leiste ich mir manchmal eine kleine bewußte Fehlschreibung, zum Beispiel "politisch correct" oder "Cuba". Da will ich die Fremdheit zum Ausdruck bringen; so wie eben laut DDT diejenigen, die ursprünglich "burqa" schrieben.
Zitat von GorgasalBei arabischen (allgemeiner: semitischen) Wörtern kommt noch hinzu, dass das Qof nun einmal einen völlig anderen Lautwert hat als das Kaf
Und wie ungefähr muß man sich die Aussprache dieses Qof vorstellen?
Das, lieber Gorgasal, durchzuckte mich auch, als ich diesen Satz schrieb. Ich hätte ihn deshalb fast wieder gelöscht.
Nein, mit derlei will ich nichts zu tun haben. Whorf war ja sicher ein origineller Geist, und er hat allerlei Kurioses von den Hopis herausgebracht. Aber das rechtfertigt nicht so weitgehende Behauptungen wie zum Beispiel die, daß eine Hopi-Physik eine ganz anderer wäre als unsere, weil in der Hopi-Sprache dort Verben verwendet werden, wo in den indoeuropäischen Sprachen Nomina stehen. (Es gibt also - ich konstruiere das Beispiel jetzt - nicht "den Regen", sondern nur den Vorgang des Regnens).
Whorf, der Agent einer Feuerversicherung gewesen war und seine Beispiele gern aus diesem Erfahrungsbereich nahm, hat sicher recht, daß eine irrige sprachliche Bezeichnung zu einer falschen Wahrnehmung einer Situation beitragen kann (eines seiner Beispiele: Arbeiter bezeichnen einen Kessel als "leer" und gehen deshalb sorglos mit ihm um; es sind aber noch entzündliche Dämpfe darin).
Aber er überschätzt dabei meines Erachtens die kausale Rolle der Sprache. Meist ist es wohl eher so, daß etwas konzeptuell falsch repräsentiert wird und die gewählte Formulierung das dann lediglich ausdrückt.
Zitat Und wie ungefähr muß man sich die Aussprache dieses Qof vorstellen?
Man spreche einmal "ki" und einmal "ku" - und wird feststellen, dass das /k/ an anderer Stelle gebildet wird. /k/ vor /i/ wird weiter vorne, /k/ vor /u/ wird weiter hinten artikuliert (palatal vs. velar). Das indogermanische Phonemsystem unterschied diese drei k-Laute. cum grano salis kann man sagen, dass das LAteinische den ursprünglichen Unterschied noch zeigt im ursprünglichen Nebeneinander von K, C und Q (dabei Q ursprünglich vor /u/, daher altertümlich "quum" statt "cum"). Daraus hat sich entwickelt, dass im Deutschen, Französischen etc. nach einem <q> zwingend ein <u> folgt.
Zitat Und wie ungefähr muß man sich die Aussprache dieses Qof vorstellen?
Man spreche einmal "ki" und einmal "ku" - und wird feststellen, dass das /k/ an anderer Stelle gebildet wird. /k/ vor /i/ wird weiter vorne, /k/ vor /u/ wird weiter hinten artikuliert (palatal vs. velar).
Und für das Qof artikulieren wir noch ein bisschen weiter hinten, uvular (am Gaumenzäpfchen). Velare Bildung (das arabische Kaf) findet bei 8, uvulare bei 9 im folgenden Bild statt: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...ulation.svg.png
Wie man da sieht, gibt es noch ganz andere Artikulationsstellen...
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Zitat von ZettelAber das rechtfertigt nicht so weitgehende Behauptungen wie zum Beispiel die, daß eine Hopi-Physik eine ganz anderer wäre als unsere, weil in der Hopi-Sprache dort Verben verwendet werden, wo in den indoeuropäischen Sprachen Nomina stehen.
Wahrscheinlich gibt es deswegen so viele gute russische Schachspieler und Mathematiker, weil die Sprache so Aspekt-behaftet ist
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Vollkommen richtig, lieber Marriex und lieber Florian. Es muß heißen: "... auf ein "q" vor einem Vokal folgt ...". Da habe ich geschludert; werde es gleich ändern. Danke!
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