Anders als Billy Wilder hat Fritz Lang in den USA nicht das fortsetzen können, was er in Deutschland mit Filmen wie "M - eine Stadt sucht einen Mörder", "Dr. Mabuse, der Spieler" und vor allem "Metropolis" an Meisterwerken inszeniert hatte. "Metropolis" ist gestern in einer restaurierten Fassung gewissermaßen erneut uraufgeführt worden. Anlaß für dieses Bildzitat des Tages.
Informatives über die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Films findet man in dem Artikel von Esther Buss, auch wenn ich nicht in allem zustimme (nicht alles, was elektisch ist, ist deshalb schon postmodern).
ja ich war auch begeistert von diesem Film. Bin ja auch ein Fritz Lang Fan.
Aber ohne diese Musik wäre es nur der halbe Genuß gewesen. Trotzdem musset ich beim Lesen dieser Kritik aus dem Simplizissimus grinsen:
Nimm zehn Tonnen Grausen, gieße ein Zehntel Sentimentalität darüber, koche es mit sozialem Empfinden auf und würze es mit Mystik nach Bedarf; verrühre das Ganze mit Mark (sieben Millionen) und du erhältst einen prima Kolossalfilm. (Simplicissimus Nr. 44/1927)“
Wirklich gemein! Aber auch ein Körnchen wahrheit drin.
Zitat von GeonautTrotzdem musset ich beim Lesen dieser Kritik aus dem Simplizissimus grinsen: Nimm zehn Tonnen Grausen, gieße ein Zehntel Sentimentalität darüber, koche es mit sozialem Empfinden auf und würze es mit Mystik nach Bedarf; verrühre das Ganze mit Mark (sieben Millionen) und du erhältst einen prima Kolossalfilm. (Simplicissimus Nr. 44/1927)“ Wirklich gemein! Aber auch ein Körnchen wahrheit drin.
Ja, das stimmt. Ich könnte mir gut denken, daß man den Film 1927 anders gesehen hat als heute, im doppelten Wortsinn. Wir betrachten ihn aus Distanz und sehen die grandiose Bildsprache; die alberne Story interessiert allenfalls insofern, als sie halt den Zeitgeist widerspiegelt (ich habe das ja kurz erwähnt: Spengler, Jünger usw.). Damals aber wird man mehr auf eben diesen Inhalt geachtete haben.
Das dürfte übrigens auch für den "Panzerkreuzer Potemkin" gelten. Auch er ja inhaltlich indiskutabel; ein wüstes Agitationsstück.
Herzlich, Zettel
PS: Willkommen im kleinen Zimmer! Besonders willkommen, weil ich mich freue, daß jetzt doch noch jemand auf den kleinen Artikel reagiert hat.
Dann habe ich gleich noch eine Frage: Wissen Sie vielleicht etwas darüber, oder gibt es Vermutungen, warum Lang - anders als zB Bill Wilder oder Douglas Sirk (Detlef Sierck) - in den USA nicht mehr solche künstlerisch meisterhaften Filme machte? Und erst recht nicht, als er wieder in Deutschland drehte.
nein, ich weiß von keinem bestimmten Grund, warum Fritz Lang nach 33 nachgelassen hat. Vielleicht gibt es einen, vielleicht liegt er darin daß er dann Filme mit Drehbüchern machen musste, die nicht mehr von Thea von Harbou waren? Eine überspannte Frau, aber mit sicherem Händchen für große Themen.
Bisher dachte ich einfach an ein erschlaffen der künstlerischen Potenz, wie das ja leider ab und zu vorkommt. Denken Sie an Sibelius (ab 1910) oder an Rossini, der in seinen letzten Jahren völlig verstummte. Und ich ziehe den jüngeren Thomas Mann dem Älteren eindeutig vor (aber das ist subjektiv). Zum Glück gibts immer wieder Andere die erst ab 50 zur Hochform auflaufen.
Zitat von GeonautZum Glück gibts immer wieder Andere die erst ab 50 zur Hochform auflaufen.
Interessante Frage, lieber Geonaut: Wann und wie lange ist jemand auf der Höhe seiner Schaffenskraft?
Es gibt die Extreme - Fontane, der erst im fortgeschrittenen Alter zum Romancier wurde (der zuvor allerdings sehr viel als Journalist geschrieben hatte); auf der anderen Seite diejenigen, die ihren Erstling nie wieder erreicht haben. Dazu würde ich zB Günter Grass rechnen, der im Grunde nach der grandiosen "Blechtrommel" immer schlechter geworden ist, bis zu dem Tiefpunkt "Ein weites Feld".
Und dann gibt es die vielen, die in der Qualität konstant bleiben, auch wenn sie sich natürlich entwickeln. Martin Walser zum Beispiel; Max Frisch, Arno Schmidt. Im 19.Jahrhundert Flaubert und Keller, die eigentlich nur Meisterwerke geschrieben haben.
Zu Thomas Mann bin ich zwiespältig. Er ist immer manirierter geworden; andere würden sagen: Immer artistisch perfekter. Ich habe ihn als Jugendlicher mal sehr gern gelesen, von den Buddenbrooks bis zum Krull. Im Lauf der Jahre ist er mir fremder geworden; ich glaube, weil mir dieses Gedrechselte, diese eitle Vorführung der sprachlichen Meisterschaft immer weniger gefiel. Auch die Art, wie Mann seine Figuren mit einer im Grunde herabsetzenden Ironie behandelt.
Das war in den Buddenbrooks noch weniger ausgeprägt; insofern würde ich Ihnen zustimmen.
Das "Alterswerk" tendiert ja meist eher umgekehrt dazu, einfacher und "klassischer" zu werden. Von Max Frisch zum Beispiel erscheint mir nichts meisterhafter als die kleine Altersarbeit "Der Mensch erscheint im Holozän". Oder bei Keller der "Martin Salander".
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