Eigentlich sitze ich an einem Artikel zu der Serie "Kleines Klima-Kaleidoskop". Im Hintergrund lief Karneval. Von den Übertragungen des rheinischen Karnevals habe ich schnell weggeschaltet, bin dann aber in der hessischen Provinz hängengeblieben. Daraus ist diese Marginalie geworden.
Eine hübsche Marginalie, lieber Zettel. Hab ich gern gelesen und meine eigene Sicht auf professionelles und provinzielles Karnevalswesen wiedergefunden.
Noch eine kurze Anmerkung zum Karneval in der DDR: Das kleine Städtchen, aus dem ich komme, hat zwar keinen Festumzug (mangels Masse), aber einen sehr aktiven Carnevals-Club, welcher auch seit Jahrzehnten Sessionen abhält. Büttenreden, Slapstick, Funkenmariechen ... alles dabei und das monatelang vorbereitet.
Interessant dabei ist ... solange ich denken kann, waren im Elferrat und im Club die Lehrer überrepresentiert. Und die haben auch zu DDR-Zeiten nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund genommen. In der Schule mussten sie den Sozialismus predigen, aber in der Faschingszeit war anscheinend einiges mehr erlaubt. Da wurde, wie in katholischen Gegenden, einmal im Jahr so ein wenig die Sau rausgelassen. Ein Ventil für alle Beteiligten.
Herzlich, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von CalimeroIn der Schule mussten sie den Sozialismus predigen, aber in der Faschingszeit war anscheinend einiges mehr erlaubt. Da wurde, wie in katholischen Gegenden, einmal im Jahr so ein wenig die Sau rausgelassen. Ein Ventil für alle Beteiligten.
Ich hatte das mit dem Karneval in der DDR in den Artikel geschrieben, weil Verwandte uns nach der Wiedervereinigung erzählt haben, daß sie in einem solchen Verein aktiv waren. Von ihnen weiß ich auch, daß das geduldet, aber nicht gefördert wurde.
Und daß man mit politischen Anzüglichkeiten sehr vorsichtig sein mußte. Ich habe mir Texte von damaligen Büttenreden usw. angesehen. Das Äußerste war, daß man einmal "Mißstände im Sozialismus", die natürlich nicht dem Sozialismus selbst anzulasten waren, anprangern durfte. Zum Beispiel gab es ein längeres Gedicht darüber, daß Berlin bei der Belieferung mit Waren bevorzugt wurde.
Zitat von ZettelIch hatte das mit dem Karneval in der DDR in den Artikel geschrieben, weil Verwandte uns nach der Wiedervereinigung erzählt haben, daß sie in einem solchen Verein aktiv waren. Von ihnen weiß ich auch, daß das geduldet, aber nicht gefördert wurde. Und daß man mit politischen Anzüglichkeiten sehr vorsichtig sein mußte.
Ich habe jetzt a bisserl gegoogelt und hier und hier Berichte über den Karneval in der DDR gefunden. Das Berlin-Gedicht, nach dem ich eigentlich gesucht hatte, aber noch nicht.
Zitat von ZettelUnd daß man mit politischen Anzüglichkeiten sehr vorsichtig sein mußte. Ich habe mir Texte von damaligen Büttenreden usw. angesehen. Das Äußerste war, daß man einmal "Mißstände im Sozialismus", die natürlich nicht dem Sozialismus selbst anzulasten waren, anprangern durfte.
Ähnlich beim politischen Kabarett, die durften ja ähnlich kontrolliert müpfig sein. Ich habe 1989 zur Zeit der Montagsdemos in Leipzig die Pfeffermühle besucht. Die galten zu DDR-Zeiten als hochklassig und unglaublich kritisch. Und das wirkte dann nur noch abgestanden und langweilig, als die echte Kritik auf der Straße laut gesagt wurde. Die haben sich wohl auch später nicht von ihrer sozialistischen Konditionierung erholt. Aber das gilt ja auch für das politische Kabarett in Westdeutschland.
Sehr geehrter Zettel, ein sehr schöner Artikel zu einem Thema, das doch so marginal nicht ist! Kleine Anmerkung meinerseits zur "Anmerkung zur DDR": man mag sich im Rückblick an den "DDR-Fasching" als ähnlich "abgestandene und langweilige" (Zitat R.A.) Veranstaltung wie das zeitgenössische politische Kabarett erinnern. Die Akteure waren sich aber durchaus des Risikos bewußt, daß am Morgen danach die Stasi an der Tür trommeln und die Karriere schlagartig beendet sein könnte. Die lauwarmen "Scheibenwischer & Co." von heute reißen mich jedenfalls erst recht nicht vom Sitz. Schöne Olympia-Nacht noch! MW
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