Das iranische Nuklearprogramm ist eine tickende Zeitbombe. Es muß damit gerechnet werden, daß Israel sich so bedroht sieht, daß es einen Angriff auf iranische Atomeinrichtungen fliegt. Wie die USA sich dann verhalten werden, fragt die Kolumnistin der Washington Post Anne Applebaum.
Kann Israel sich das Risiko funktionsfähiger Nuklearanlagen im Iran mit allen sich daraus ergebenden militärischen Folgen leisten? Kommt es deshalb überhaupt auf eine Zustimmung der USA an?
Zitat von JeffDavisKann Israel sich das Risiko funktionsfähiger Nuklearanlagen im Iran mit allen sich daraus ergebenden militärischen Folgen leisten? Kommt es deshalb überhaupt auf eine Zustimmung der USA an?
Das, lieber JeffDavis, scheint mir der springende Punkt zu sein. Das ist auch der Hauptgrund dafür, daß ich auf den Kommentar von Anne Applebaum aufmerksam gemacht habe.
Was Hajo schreibt - daß Israel sich bei den USA rückversichern würde, bevor es einen Angriff startet - ist conventional wisdom. Das, was man bisher erwarten konnte, was selbstverständlich erschien.
Aber die Dinge liegen jetzt eben anders als noch vor wenigen Jahren.
Erstens hat die Bedrohung durch den Iran eine ganz andere Dimension als die beiden vorausgehenden nuklearen Bedrohungen durch den Irak und durch Syrien. Deren Nuklearwaffenpläne blieben im Umfang weit hinter dem zurück, was der Iran augenscheinlich nicht nur plant, sondern längst unter Einsatz aller Ressourcen vorantreibt. Sowohl gegen den Irak (1981) als auch gegen Syrien (2007) genügte ein gezielter und relativ kleiner Angriff, um deren atomare Pläne sozusagen im Keim zu ersticken. Saddam hat danach die seinigen auf Eis gelegt; Assad mag einen neuen Anlauf versuchen. Im Iran hat Israel es nicht mehr mit einem Keim zu tun, sondern mit einem heranwachsenden Monster.
Zweitens hatte Israel bisher die Unterstützung der USA. Das gilt nicht mehr im bisherigen Umfang. Obama ist der erste Präsident, der unverhohlen Sympathien für den Islam erkennen läßt. Kein Präsident vor ihm hätte auch nur die Idee erwogen, sein erstes Telefongespräch nach der Amtseinführung mit dem "Präsidenten" der Palästinenser zu führen. Zu den ersten Aktionen seiner Regierung gehörte es, massiven Druck auf Israel in Sachen Siedlungspolitik anzukündigen. Auf seine Politik gegenüber dem Iran - die Zusage, das Regime nicht zu gefährden; das Angebot einer Kooperation in der Region - habe ich ja in dem Artikel hingewiesen. Er hat nichts, absolut nichts getan, um die Opposition im Iran zu unterstützen.
Also ist für Israel die Bedrohung einerseits ungleich größer als in den vorausgehenden Fällen und andererseits so ungewiß wie nie, ob die USA Israel helfen werden. Also ist die Wahrscheinlichkeit größer als irgendwann zuvor, daß Israel es nolens volens aus eigener Kraft versuchen könnte.
Ob das militärisch überhaupt geht, kann ich nicht beurteilen; insbesondere weiß ich nicht, ob eine Aktion aus der Luft ohne amerikanische Aufklärung und Unterstützung bei der Flugleitung möglich ist. Aber es ist ja auch offen, wie Israel vorgehen wird; wenn es sich denn dazu entschließen sollte.
Zitat von ZettelAber die Dinge liegen jetzt eben anders als noch vor wenigen Jahren.
Ja, endeutig. Es bewahrheitet sich wieder einmal die klassische Maxime der Außenpolitik, wonach Staaten Interessen haben, aber keine Freunde.
Ich weiß aus dem Stand auch nicht, ob die israelische Luftwaffe wegen der Entfernung die technische Fähigkeit zu einem Angriff hat. An erstklassigen Flugzeugen und Piloten ist kein Mangel. Aber haben die Israelis Tankflugzeuge? Ist eine Zwischenlandung im Irak möglich, gibt es eine geheime Unterstützung durch arabische Staaten (die auch keine iranische Bomber wollen)?
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