Es ist nicht so, daß im weiteren Bereich der Klimaforschung nicht ausgezeichnete Forschung stattfände. Die Arbeit, die ich in dem Artikel kommentiere, ist ein Beispiel.
Nur muß man sich klarmachen, was die jeweilige Untersuchung besagt. Hier wird analysiert, was die Folgen sein könnten, wenn sich die Erde um bestimmte Beträge erwärmt. Ob sie das tun wird, ist nicht Thema der Autoren.
Und angenommen, sie tut das - dann ist leider nichts Dramatisches zu erwarten. Besagen die Modellrechnungen. Aber die Pressestelle der Bonner Uni hat doch noch die Kurve gekriegt und ihrer Meldung eine Überschrift gegeben, die so ungefähr das Gegenteil von dem beinhaltet, was die Untersuchung ergeben hat.
Vielen Dank für diese Recherche. Schon als ich den Presseartikel las war ich recht sicher, daß da wieder einmal Forschungsergebnis und das verkündete angebliche Ergebnis nicht zusammenpassen können.
Es ist doch auch überaus unlogisch anzunehmen, daß Veränderung wg. Temperaturanstieg zu einer Vereinheitlichung führen würde - bei völlig unterschiedlichen Ausgangstemperaturen je nach Region.
Selbst eher minderbegabten Journalisten könnte das auffallen - aber es wird offenbar unkritisch alles abgedruckt, was auf den Schreibtisch kommt.
Zitat von R.A.Selbst eher minderbegabten Journalisten könnte das auffallen - aber es wird offenbar unkritisch alles abgedruckt, was auf den Schreibtisch kommt.
Ja, es ist ein Verstärkungseffekt wie bei diesem Spiel - heißt es "stille Post"? -, in dem jeder seinem Nachbarn etwas zuflüstert, was dieser wieder flüsternd an seinen eigenen Nachbarn weitergibt usw.; bis irgendwann vom ursprünglichen Text wenig übriggeblieben ist.
Der Artikel ist solide, wenn er sich auch kleine biologisch unnötige politische Schlenker leistet (zB. rechnen die Autoren aus, daß ein Klimawandel die Artenvielfalt just dort erhöhen würde, wo die Länder mit den hohen Emissionen sind, und daß dort; während dort, wo wenig CO2 emittiert wird, die Artenvielfalt sinken soll). Die Pressestelle motzt das a bisserl auf; man möchte ja, daß die Pressemitteilung Resonanz findet. Die Journalisten von dpa tun noch mal was dazu. Und derjenige, der den Artikel redigiert, wieder.
Solche Fehler könnten sich gegenseitig aufheben. Aber wenn alle unter derselben Ideologie handeln, dann verstärken sie sich logischerweise. Auch wenn es einen roten Schweif hat und von Baum zu Baum hüpft - am Ende ist es immer das liebe Jesuslein.
Zitat von ZettelDer Artikel ist solide, wenn er sich auch kleine biologisch unnötige politische Schlenker leistet ...
Vermutlich werden diese wissenschaftlich unnötigen Schlenker eingebaut, um besser an Forschungsmittel zu kommen. Wenn man den jeweils aktuellen Hype bedient, wird man an vielen Unis leichter finanziert als wenn man politisch inkorrekt und kritisch forscht.
Die Annahme, daß irgendwo die Artenvielfalt abnehmen würde, ist übrigens ein Stück indirekter als die Zunahme-Prognosen. Es ist wohl so, daß grundsätzlich höhere Temperaturen gut für die Artenvielfalt sind. Aber das darf man natürlich so nicht stehen lassen, das stört die erwünschte Katastrophenstimmung.
Also wird noch die angebliche Trockenheit einbezogen, die den höheren Temperaturen laut IPCC folgen soll. Die erst könnte für diverse Arten zum Problem werden.
Wobei diese Trockenheits-Prognosen m. W. selbst nach IPCC-Standards kaum eine wissenschaftliche Begründung haben, es ist wohl eher mit zunehmenden Niederschlägen zu rechnen.
Aber es ist natürlich nicht Sache der Biologen, so etwas zu überprüfen. Die haben halt die IPCC-Vorgaben incl. aller dubiosen Teile als Basis genommen, und ab dann gilt halt "garbage in, garbage out".
Also bei der Arbeit finde ich leider gleich was zu meckern. Denn die folgenden Variablen sind mE ja nun wirklich keine unabhängigen Prädiktoren für potentielle pflanzliche Artenvielfalt, sondern eher deren Folge.
TOPOVEG, variable combining topographical complexity and number of vegetation types STRUCT, structural complexity of vegetation
Den Prädiktor 'topografische Komplexität' alleine hätte ich mir durchaus gefallen lassen, aber da werde ich argwöhnisch. Ich würde spontan tippen, daß der Prädiktor VEG für den bedeutendsten Teil der unglaublich exzellenten Übereinstimmung mit TOPOVEG verantwortlich ist.
Ich finde auch die Überschrift, die Zettel kritisiert, so falsch nicht. Die Arbeit bestätigt wieder einmal, daß dort, wo es ganzjährig warm und feucht ist, die potentiell höchste Artenvielfalt herrscht und daß sie in kalten und oder trockenen Gebieten deutlich geringer ist. Dennoch stellen die letztgenannten Verhältnisse ein natürliches Reservat bzw ökologische Nische für eine vergleichsweise geringe, aber nicht unbedeutende Zahl adaptierter Spezies dar, die deshalb keine übermächtige Konkurrenz fürchten müssen. Aber genau das würde sich ändern, wenn diese Regionen allmählich für alle attraktiv würden. Tendenziell würde die Artenvielfalt in diesen Gebieten wohl zunehmen, wenn Hinz und Kunz dort leben kann, aber die auf die früheren prohibitiven Verhältnisse spezialisierten Arten geraten dadurch wahrscheinlich unter Konkurrenzdruck.
Also sollte man schon ein wachsames Auge auf die Situation haben und gegebenenfalls unterstützend eingreifen. In Deutschland machen wir das ja in der Lüneburger Heide, bei den Hochwiesen im Schwarzwald und an vielen anderen Stellen schon länger und mit Erfolg.
Zitat von wflammeIch finde auch die Überschrift, die Zettel kritisiert, so falsch nicht. Die Arbeit bestätigt wieder einmal, daß dort, wo es ganzjährig warm und feucht ist, die potentiell höchste Artenvielfalt herrscht und daß sie in kalten und oder trockenen Gebieten deutlich geringer ist. Dennoch stellen die letztgenannten Verhältnisse ein natürliches Reservat bzw ökologische Nische für eine vergleichsweise geringe, aber nicht unbedeutende Zahl adaptierter Spezies dar, die deshalb keine übermächtige Konkurrenz fürchten müssen. Aber genau das würde sich ändern, wenn diese Regionen allmählich für alle attraktiv würden. Tendenziell würde die Artenvielfalt in diesen Gebieten wohl zunehmen, wenn Hinz und Kunz dort leben kann, aber die auf die früheren prohibitiven Verhältnisse spezialisierten Arten geraten dadurch wahrscheinlich unter Konkurrenzdruck.
Ja, damit ist zu rechnen, und das sagt Sommer ja auch. Aber das ändert nichts daran, daß in den betreffenden Regionen die Artenvielfalt eben nach den Modellrechnungen doch zunehmen würde.
Jede klimatische Veränderung hat in der Tendenz den Effekt, daß diejenigen Arten bedroht werden, die an das zuvor herrschende Klima besonders gut angepaßt gewesen waren. Ob das mit einer Verringerung, einer Zunahme oder einem Gleichbleiben der Vielfalt (species diversity) einhergeht, ist eine ganz andere Frage.
Also eine Karte die darstellt, wo die prognostizierten Ausgangszustände gleich und die prognostizierten Veränderungen bei +1,8°C und +4,0°C Szenarien gleich sind. Da fällt spontan ein ziemlich eindeutiges, zusammenhängendes Gebiet prognostizierter Austrocknung auf: Der Südosten der USA (Louisiana, Alabama, Missisippi, Arkansas, Florida). Also gleich mal nach 'louisiana precipitation evaporation balance trends' gesucht und unter den ersten Treffern 'Climate Change and Louisiana' aufgetan. Dort läßt sich dann nachlesen, daß bei seit 1900 praktisch unveränderten Temperaturen der Niederschlag in New Orleans zwischen 5% und 20% zugenommen habe.
Also mein Vertrauen in Klimaprognosen wird durch diese Zwischenberichts-Stichprobe nicht gerade gestärkt zumal ich ähnliches auch für Arkansas (Fayetteville) gefunden habe, was vielleicht näher im Zentrum dieser Region prognostizierter Trockenheit liegt: +0,2°C Temperaturanstieg, bis zu 20% Zunahme bei den Niederschlägen. Also eher feuchter, würde ich sagen.
Meine Frage an die Mitleser: Habe ich vielleicht ein spezielles Talent als Bug-Detektor? Oder geht das auch noch anderen so, daß Sie jedesmal, wenn Sie denken 'DAS müßte man aber doch jetzt mal bestätigt finden können!' eher Wiedersprüche auftun als Bestätigung?
Ich habe eigentlich noch bei keiner solchen spontanen Stichprobe eine klare empirische Bestätigung finden können. Bei mir scheitern etwa die Hälfte solcher spontaner Schnelltest-Selbstverpflichtungen an fehlenden Daten, 1/4 endet 'ungewiß/indifferent', die restlichen 25% produzieren Widersprüche - wie auch in diesem Fall wieder.
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