Der Bundesverfassungsrichter und Rechtswissenschaftler Udo Di Fabio ist einer, der mir aus dem Herzen spricht. Konservativ und gerade deshalb freiheitlich. Liberal und gerade deshalb werteorientiert. Dazu das Zitat des Tages.
Sehe ich genauso, in heutiger Zeit sind liberale / libertäre und konservative natürliche Verbündete. Das wird deutlich an der Entwicklung in den USA, wo sich die Gegensätze zwischen den beiden grossen Parteien verschärfen.
In Deutschland werden diese ideologischen Gräben aber erst aufbrechen wenn der Sozialstaat nicht mehr (auch mit Schulden) finanzierbar ist.
Zitat von ZazazIn Deutschland werden diese ideologischen Gräben aber erst aufbrechen wenn der Sozialstaat nicht mehr (auch mit Schulden) finanzierbar ist.
Eine erste Weichenstellung wird es vielleicht schon nach den Wahlen in NRW geben. Wenn sich bei den großen Parteien nicht noch drastisch etwas ändert und falls die Kommunisten über 5 Prozent kommen, wird es weder für Schwarzgelb noch für Rotgrün reichen; also hessische oder saarländische Verhältnisse.
Falls die SPD dann mit den Kommunisten paktiert - ob in Form einer Duldung oder Regierungsbeteiligung -, dann sind die Weichen für eine Links-Rechts-Konfrontation gestellt, wie sie ja in vielen Ländern traditionell existiert (zB USA, GB, Frankreich, Italien, Spanien). Was den Vorteil hat, daß jeder Wähler weiß, für welche Regierung er sich entscheidet. Was den gewaltigen Nachteil hat, daß die Kommunisten mit an der Macht sein werden, wenn immer die Rechte es nicht schafft.
Sie haben Recht: Das wird Liberale und Konservative einander näher bringen. Für einen freilich hohen Preis.
Zitat von ZettelEs ist Zeit, daß auch in Deutschland Liberale und Konservative zusammenrücken. Sie stehen gemeinsam gegen Etatismus auf der einen und eine Haltung des multikulturellen laissez-faire auf der anderen Seite.
Da, wo sie übereinstimmen, mögen sie gerne zusammenrücken. Aber ist das nicht trivial? Warum darüber hinaus Liberale noch das Bedürfnis haben sollten, sich mit Konservativen zu verbünden, vermag ich nicht zu erkennen. Mal ganz abgesehen von einer vielleicht zuvor noch zu stellenden Frage: Welche Konservative bitte?
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von ZettelEs ist Zeit, daß auch in Deutschland Liberale und Konservative zusammenrücken. Sie stehen gemeinsam gegen Etatismus auf der einen und eine Haltung des multikulturellen laissez-faire auf der anderen Seite.
Da, wo sie übereinstimmen, mögen sie gerne zusammenrücken. Aber ist das nicht trivial? Warum darüber hinaus Liberale noch das Bedürfnis haben sollten, sich mit Konservativen zu verbünden, vermag ich nicht zu erkennen. Mal ganz abgesehen von einer vielleicht zuvor noch zu stellenden Frage: Welche Konservative bitte?
Wolfgang Schäuble, Günter Beckstein, Volker Bouffier, just to name a few.
Drei Politiker, die dafür angegriffen werden, daß sie sich besonders intensiv um die Verteidigung unserer Freiheit bemühen. Was ja, lieber Rayson, eigentlich die Zustimmung derer finden sollte, denen unsere Freiheit am Herzen liegt, oder nicht?
Aber just dieser drei werden nicht nur von Linken, sondern auch von Liberalen angegriffen. Ich habe manchmal den Eindruck, daß viele Liberale sich eher mit der "Sicherheitspolitik" der Grünen anfreunden können als mit derjenigen, für die diese drei stehen.
Mir scheint, daß auf eine nachgerade absurde Weise viele Liberale die Freiheit nicht etwa durch die Feinde der Freiheit bedroht sehen - in der Gegenwart also die Kommunisten und die Islamisten (deutsche Rechtsextreme wären gern mit von der Partie, spielen aber keine Rolle) -, sondern daß sie diese Freiheit durch den demokratischen Rechtsstaat bedroht sehen, der sich seiner Feinde erwehrt.
Das Gespräch mit Di Fabio scheint bisher nicht in "Spiegel-Online" zu stehen. Ich weiß nicht, ob du den heutigen "Spiegel" hast oder ihn kaufen wirst. Ich hätte gern viel mehr daraus zitiert, aber das Copyright ...
Jedenfalls liegt Di Fabio genau auf meiner Linie, bzw. ich auf seiner: Durchsetzung der Freiheit, also zum Beispiel auch der uneingeschränkten Freiheit der Religionsausübung von Moslems (er sieht zB kein Problem darin, daß Schüler in den Pausen irgendwo ihren Gebetsteppich ausrollen). Aber eben auch Verteidigung der Freiheit; und zwar konsequent. In meinen Worten: Nulltoleranz für die Feinde der Toleranz.
Dieses liberalkonservative Denken vermisse ich in der heutigen FDP (es war einmal durchaus in ihr vertreten); und das meinte ich mit der Aufforderung, Liberale und Konservative sollten zusammenrücken. (Was für Konservative umgekehrt bedeutet, daß sie jedes noch so augenzwinkernde Liebäugeln mit der Grauzone zum Rechtsextremismus à la "Junge Freiheit" oder "Pro NRW" unterlassen müssen, wenn sie sich mit Liberalen verständigen wollen).
Lieber Zettel, also gehe ich recht in der Annahme, dass du sozusagen als Morgengabe dieses Bündnisses erwartest, dass Liberale ihre Vorstellungen von individueller Freiheit an der Garderobe abgeben, sobald höhere Instanzen, also z.B. "die Nation" oder sonstwas angeblich ein Vorgehen erfordern, für das ausnahmsweise mal vorübergehend allein wegen dieses so enormen Problems die überflüssigen Schutzrechte außer Kraft gesetzt werden sollten, die ja nur den böswilligen Tätern dienen?
Tja, da müssen wir leider Dissenz anmelden. Mit dieser Masche werdet ihr Konservativen uns nicht kriegen. Der ₣eind unseres Feindes ist nach lange nicht unser Freund, und gerade wenn es manifeste Bedrohungen der individuellen Freiheit gibt, ist es die Pflicht von Liberalen zu verhindern, dass irgendwer mit diesem Staat ein Instrument in die Hand bekommt, das geeignet ist, die Menschen, die hier leben, zu kontrollieren und zu unterdrücken. Wir Liberalen trauen keinen Lippenbekenntnissen, denn auch Mielke hatte uns alle doch nur lieb, wir betrachten das, was realiter versucht wird. Wir messen die Absichten an dem, was sie durchzusetzen versuchen.
Wir sind viele Versuche gewöhnt, uns auf irgendeinen Aspekt des Liberalismus zu reduzieren, aber gerade dieses Spiel werden wir nicht mitspielen. Es gibt keine Freiheitseinschränkungen im Namen der Freiheit.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Herr Schäuble, ein Konservativer? Das ist ein Scherz, oder? Tut mir leid, ich kann nicht lachen. Manfred hat anhand eines einzigen exemplarischen Interviews zur Gedankenwelt des Herrn Ministers alles nötige gesagt; dem muß ich nicht unbedingt noch etwas hinzufügen.
Formulierungen straight out of Indymedia wie Grauzone zum Rechtsextremismus à la "Junge Freiheit" oder "Pro NRW" sind in meinen Augen übrigens pure Diffamierung. Darf ich mich als - bittesehr, Outing - regelmäßiger Leser der (exzessiv harmlosen) JF und eventueller Wähler der (demonstrativ verfassungstreuen) ProNRW jetzt als aus dem Kreis der aufrechten "Demokraten" ausgestoßen betrachten?
Zitat von RaysonLieber Zettel, also gehe ich recht in der Annahme, dass du sozusagen als Morgengabe dieses Bündnisses erwartest, dass Liberale ihre Vorstellungen von individueller Freiheit an der Garderobe abgeben, sobald höhere Instanzen, also z.B. "die Nation" oder sonstwas angeblich ein Vorgehen erfordern, für das ausnahmsweise mal vorübergehend allein wegen dieses so enormen Problems die überflüssigen Schutzrechte außer Kraft gesetzt werden sollten, die ja nur den böswilligen Tätern dienen?
Nein, da gehst du ganz falsch. Ich möchte im Gegenteil unsere Vorstellungen von individueller Freiheit verteidigen. Und ich vermisse diesen Verteidigungswillen bei vielen Liberalen.
Wir führen ja diese Diskussion nicht zum ersten Mal. Was ich jetzt schreibe, habe ich in der einen oder anderen Form schon oft geschrieben:
Ich bin, lieber Rayson, der Meinung, daß erstens der Staat, sofern er unsere Freiheit bedroht, dies dadurch tut, daß er - oft an der kurzen Leine von Brüssel - uns mit unsinnigen Vorschriften kujoniert. Meine Freiheit wird eingeschränkt, wenn mir der Kauf von Glühbirnen verboten wird, nicht wenn die Computer von Terroristen durchsucht werden.
Ich bin zweitens der Meinung, daß die Freiheit aber überhaupt nicht in erster Linie durch unseren Staat bedroht wird, der ein demokratischer Rechtsstaat ist. Sie wird bedroht durch die Kommunisten, die inzwischen schon gut zehn Prozent der Wähler hinter sich haben und die jetzt den Entwurf eines Programms vorlegen, daß offen das Ende unserer Freiheit ankündigt. Sie wird zweitens bedroht durch einen Islamismus, der ebenso eine totalitäre Gesellschaft anstrebt wie die Kommunisten.
Mir ist ein Liberalismus nicht nachvollziehbar, der die Augen vor diesen beiden realen Bedrohungen unserer Freiheit verschließt und der diese andererseits ausgerechnet dann in Gefahr sieht, wenn Maßnahmen zu ihrer Verteidigung ergriffen werden.
Ich versuche mir diese seltsame Haltung zu erklären; bisher lautet meine Erklärung, daß sie schlicht diejenige des 19. Jahrhunderts ist. Ein verstaubter, ein steckengebliebener Liberalismus.
Damals war der autoritäre, von Konservativen beherrschte Staat der natürliche Gegner der Liberalen, die sich insofern oft mit den Sozialisten in einem Boot befanden. Heute ist der Staat der Verbündete von uns Liberalen gegen die Kommunisten und die Islamisten.
Das ist jetzt sehr holzschnittartig. Aber manchmal werden im Holzschnitt die Konturen besser sichtbar als in der Gouache.
Zitat von Rayson Es gibt keine Freiheitseinschränkungen im Namen der Freiheit.
Es gibt keine Freiheit ohne die Einschränkungen, die zur Verteidigung der Freiheit erforderlich sind. Wer den Feinden der Freiheit jede Freiheit gewährt, der darf sich nicht wundern, wenn sie ihm seine Freiheit nehmen.
Zitat von FAB.Formulierungen straight out of Indymedia wie Grauzone zum Rechtsextremismus à la "Junge Freiheit" oder "Pro NRW" sind in meinen Augen übrigens pure Diffamierung.
Sie kennen mich, lieber FAB., vermutlich gut genug, um mir zu glauben, daß ich meine Informationen nicht aus Indymedia beziehe.
Ich habe mir den Anzeigenteil der "Jungen Freiheit" sehr genau angeguckt. Ich habe mir auch die Anzeigensparten der von Pro-Köln-Gründer Rouhs herausgebenen Publikationen "Signal" und "Nation24" genau angeguckt. Damals habe ich erst die Chiffren der Rechtsextremen zu entschlüsseln lernen müssen; daß eine "Renée" zum Beispiel seltsamerweise ein rechtsextremes Mädel ist oder daß jemand, der sich "ein Deutscher" nennt, damit nicht seinen Paß meint.
Es gibt da eine Grauzone, lieber FAB; es gibt auch personelle Verflechtungen. So, wie es auf der Linken eine Grauzone zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten gibt. Ich halte auf beiden Seiten eine strikte Abrenzung für unbedingt notwendig. Zwischen Konservativen und Rechtsextremen gibt es aus meiner Sicht so wenig eine Gemeinsamkeit, wie es sie einst zwischen Kurt Schumacher und Walter Ulbricht gegeben hat.
Herzlich, Zettel
PS: Ob Sie vielleicht noch auf meine Frage hier antworten könnten? Mich interessiert das wirklich, wie gegen Kachelmann dringender, aber offenbar möglicherweise kein hinreichender Tatverdacht vorliegen kann.
Finde das eine sehr zeitgeistige Interpretation von Liberalität. Bedenken Sie etwa die FDP der Nachkriegsära, die heute als rechtsextreme Partei einem Verbotsantrag ausgesetzt wäre und im Bezug auf Konservation weit jenseits der heutigen Republikaner oder der CSU stünde.
Zitat von ZettelNein, da gehst du ganz falsch. Ich möchte im Gegenteil unsere Vorstellungen von individueller Freiheit verteidigen. Und ich vermisse diesen Verteidigungswillen bei vielen Liberalen.
Die meisten Liberalen, die ich kenne, besitzen einen ganz ausgeprägten Verteidigungswillen, sei es zur Verteidigung des Vaterlandes, zur Verteidigung der Grundrechte oder zur Verteidigung der eigenen Meinung. Lediglich die jeweiligen Anteile unterscheiden sich deutlich
Zitat von Zettel[...] Ich bin zweitens der Meinung, daß die Freiheit aber überhaupt nicht in erster Linie durch unseren Staat bedroht wird, [...] Mir ist ein Liberalismus nicht nachvollziehbar, der die Augen vor diesen beiden realen Bedrohungen unserer Freiheit verschließt und der diese andererseits ausgerechnet dann in Gefahr sieht, wenn Maßnahmen zu ihrer Verteidigung ergriffen werden.
Sie verzeihen mir, geschätzter Zettel, daß ich die Teile kürzte, in denen wir völlig übereinstimmen. Ich befürchte – wie Rayson wohl auch – jedoch auch, daß bei der Bekämpfung dieser Gefahren a) die falschen, nämlich unwirksamen Mittel verwendet werden, b) bei einigen wirksamen Mitteln die Nebenwirkungen den Nutzen überwiegen werden und c) außer objektiven auch ideologisch geprägte Motive hinter Maßnahmen stehen werden. Man rückt damit schnell in die Nähe ebender Kommunisten, die man eigentlich bekämpfen will.
Daher – auch wenn ich Ihrer grundsätzlichen Bewertung zustimme – werden wir uns dennoch in vielen Bereichen widersprechen. So habe ich (um es an einem Beispiel festmachen zu können) keinerlei Probleme mit einer weitgehenden Überwachung verdächtiger „Gefährder“ im Einzelfall. Gerne mit akustischer, optischer und sonstiger Wohnraumüberwachung. Gegen eine allzueinfache, gar verdachtsunabhängige Überwachung Kontrolle aller Bürger wehre ich mich jedoch vehement. Solange ich keines schweren Verbrechens verdächtig bin (hinreichend verdächtig, um genau zu sein ) hat niemand, keine Privatperson und kein Staat ein Dossier anzulegen, welche Dienste ich im Internet in Anspruch nehme oder mit wem ich telefoniere.
Zitat [..] Damals war der autoritäre, von Konservativen beherrschte Staat der natürliche Gegner der Liberalen, die sich insofern oft mit den Sozialisten in einem Boot befanden. Heute ist der Staat der Verbündete von uns Liberalen gegen die Kommunisten und die Islamisten. [...]
Meiner Meinung nach läuft ein zu starker Staat egal welcher Machart immer Gefahr, sich nicht mehr als Instrument seines Souveräns zu verstehen. Da ich Teil dieses Souveräns bin, werde ich auch immer ein wachsames Auge auf diesen meinen Apparat haben. Das heißt ja nicht, daß man die Vorteile dieses unseres wirklich wunderbaren Staates nicht wertschätzte.
„Es gibt eine grundlegende und sehr wertvolle Aussage in der Wissenschaft, sie ist ein Zeichen von Weisheit und lautet: Ich weiß es nicht.“ Commander Data – Star Trek
Zitat von Wikipedia über Di FabioAufgabe der an Selbsterhaltung und am Fortbestehen ihrer Leitwerte interessierten Nationalstaaten aber sei es, die Quellen ihrer Kultur nicht versiegen zu lassen. Zweierlei hält Di Fabio dazu für notwendig: zum einen die Neubelebung Bindung stiftender Kulturgüter und Institutionen, zum anderen und in Verbindung damit die Vorsorge für ausreichende Nachkommenschaft. Denn wo die künftigen Träger fehlen, können kulturbezogene Werte nicht überdauern.
Wenn man das Wort "Nationalstaaten" durch "Gesellschaften" ersetzt, könnte ich zustimmen. Aber ein Gewaltgebilde wie der Staat hat imho keine Legitimation die Kultur oder Gesellschaft oder auch nur Teile davon zu konservieren.
Zitat von energistDaher – auch wenn ich Ihrer grundsätzlichen Bewertung zustimme – werden wir uns dennoch in vielen Bereichen widersprechen. So habe ich (um es an einem Beispiel festmachen zu können) keinerlei Probleme mit einer weitgehenden Überwachung verdächtiger „Gefährder“ im Einzelfall. Gerne mit akustischer, optischer und sonstiger Wohnraumüberwachung. Gegen eine allzueinfache, gar verdachtsunabhängige Überwachung Kontrolle aller Bürger wehre ich mich jedoch vehement. Solange ich keines schweren Verbrechens verdächtig bin (hinreichend verdächtig, um genau zu sein ) hat niemand, keine Privatperson und kein Staat ein Dossier anzulegen, welche Dienste ich im Internet in Anspruch nehme oder mit wem ich telefoniere.
Lieber Energist,
ich denke, wir sind weitgehend einer Meinung. Ich bin ja auch nicht dafür, daß der Staat sich in mein Privatleben einmischt. Nur scheint mir, daß manche - gewiß nicht alle, vielleicht nicht eine Mehrheit der - Liberale(n) sich den Linken hinzugesellen, wenn sie ein grundsätzliches Mißstrauen gegen unseren Staat artikulieren, der ja eben keine DDR ist.
Im Einzelnen muß man differenzieren, wie Sie es ja auch tun. Nehmen wir die Vorratsdatenspeicherung: Sie wurde schon immer von den Providern vorgenommen, schon um bei Reklamationen dem Kunden nachweisen zu können, welche Kosten wie zustandekamen. Die gesetzliche Regelung hat das nur zur Pflicht gemacht und eine Frist vorgeschrieben. Die Pflicht war vermutlich nötig, weil mit der Ausbreitung der Flatrates das ursprüngliche Motiv immer mehr entfiel.
Das BVerfG hat die Vorratsdatenspeicherung ja nun nicht verboten, sondern es hat nur bestimmte Restriktionen gesetzt, mit denen ich durchaus einverstanden bin. Mir wäre aber auch die bisherige Regelung recht gewesen; ich kann da einfach kein großes Problem sehen.
Zitat von energist
Zitat [..] Damals war der autoritäre, von Konservativen beherrschte Staat der natürliche Gegner der Liberalen, die sich insofern oft mit den Sozialisten in einem Boot befanden. Heute ist der Staat der Verbündete von uns Liberalen gegen die Kommunisten und die Islamisten. [...]
Meiner Meinung nach läuft ein zu starker Staat egal welcher Machart immer Gefahr, sich nicht mehr als Instrument seines Souveräns zu verstehen. Da ich Teil dieses Souveräns bin, werde ich auch immer ein wachsames Auge auf diesen meinen Apparat haben. Das heißt ja nicht, daß man die Vorteile dieses unseres wirklich wunderbaren Staates nicht wertschätzte.
[Disclaimer: Bitte alle um Entschuldigung, denen die an unterschiedlicher Stelle immer wieder neu ausbrechende ewige JF-Diskussion inzwischen zu den Ohren herauskommt. Mich ermüdet das ob der offensichtlichen Redundanz inzwischen nur noch, habe mich jetzt auch mehrere Wochen nicht aufraffen können, hier nochmal zu antworten. Muß aber sein.]
Zitat von ZettelSie kennen mich, lieber FAB., vermutlich gut genug, um mir zu glauben, daß ich meine Informationen nicht aus Indymedia beziehe.
Das habe ich weder angenommen noch geschrieben. Ich bezog mich auf diffamierende Formulierungen von "Grauzonen" oder "Scharnierfunktionen" und wie dergleichen immer lautet. Diese Formulierungen allerdings sind durchaus Elemente zielgerichteter linker Sprachnormierung.
Zitat von ZettelIch habe mir den Anzeigenteil der "Jungen Freiheit" sehr genau angeguckt.
Sie bewerten Pressepublikationen nicht nach den redaktionellen Inhalten, sondern nach ihren Anzeigenkunden? Das erscheint mir etwas ... unorthodox. Tun Sie das auch bei anderen Zeitungen, oder nur bei der JF? Falls letzteres, warum? Immerhin, ich habe die letzten Ausgaben der JF hier zu liegen. Wenn das irgendwen interessiert, kann ich gern die in den letzten drei oder vier Ausgaben abgedruckten Anzeigen einmal auflisten. Das wäre kein sonderlich großer Aufwand: die JF hat aufgrund jahrelanger staatlicher Diffamierung so gut wie keine Anzeigenkunden. Unter diesen wenigen konnte ich bislang nichts ausmachen, was den doch schwerwiegenden Vorwurf der "Extremismusnähe" begründen könnte. Wobei es in meinen Augen durchaus etwas perfides hätte, ausgerechnet der JF aus ihren Anzeigenkunden einen Strick drehen zu wollen. Denn diese Zeitung kann es sich wirtschaftlich noch viel weniger als andere leisten, zahlende Anzeigenkunden abzulehnen, und zwar gerade als Folge der staatlichen Verfolgungsmaßnahmen.
Zitat von ZettelSo, wie es auf der Linken eine Grauzone zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten gibt. Ich halte auf beiden Seiten eine strikte Abgrenzung für unbedingt notwendig. Zwischen Konservativen und Rechtsextremen gibt es aus meiner Sicht so wenig eine Gemeinsamkeit, wie es sie einst zwischen Kurt Schumacher und Walter Ulbricht gegeben hat.
Die Notwendigkeit einer solchen Abgrenzung sehe ich durchaus ebenfalls. Die Beschwörung nebulöser "Grauzonen" ist allerdings das genaue Gegenteil einer klaren Grenzziehung. Entweder, jemand (Person, Organisation, Publikation) akzeptiert die Prinzipien einer FDGO, i.e. demokratische Entscheidungsfindung nach freier (!) Debatte, oder eben nicht. Jemanden jenseits dieser Grenzlinie zu verorten, ist dann allerdings eine schwerwiegende Behauptung, die metikulöser Begründung bedarf. Eine solche kann ich hier betreffend die oben konkret angesprochenen (JF, proNRW) nicht ansatzweise erkennen.
Das ständige Geraune von den "Grauzonen" ist m.E. offensichtlicher Teil der gesamtlinken Strategie, nichtlinke Standpunkte und Äußerungen schrittweise unsagbar, schließlich gar undenkbar zu machen. Die vormals bürgerlichen Parteien CDU und FDP haben sich in das Boot des "Antifaschismus" ziehen lassen und bewegen sich nun - halb zog sie ihn, halb sank er hin - seit Jahren langsam, aber kontinuierlich nach links. Dabei räumen sie schrittweise Terrain auf der Rechten, welches dann sogleich von linken Medien zur "Grauzone" erklärt, umgepflügt und mit Salz bestreut wird, auf daß dort nie wieder etwas gedeihen kann. Letztlich zielt diese Strategie darauf ab, die gesamte "rechte" Hälfte der politischen Landschaft der Republik dauerhaft geistig zu sterilisieren. Die sogenannten Bürgerlichen dulden oder unterstützen diesen Prozeß, sei es aus Feigheit, sei es aus eigennützigem Kalkül, etwa aufkommende konservative Konkurrenz im Keim zu ersticken.
ich sehe nicht recht, wogegen Sie sich mit diesem Beitrag wenden wollen: Gegen das, was ich geschrieben habe, oder gegen eine gewisse linke Propaganda, die ich im übrigen ähnlich sehe wie Sie?
Die Grauzone, von der ich geschrieben habe, gibt es nun einmal; und sie löst sich ja nicht dadurch auf, daß auch Linke von ihr sprechen.
Ich habe diese Diskussion jahrelang und nervenaufreibend bei Infotalk und bei Schrippe geführt, lange bevor es ZR und dieses Forum gab. Es hat nichts gebracht, und ich will und werde sie, lieber FAB., jetzt nicht erneut führen. Ich bitte um Ihr Verständnis.
Zitat von Zettelich sehe nicht recht, wogegen Sie sich mit diesem Beitrag wenden wollen:
Gegen die Verwendung des Begriffs "Grauzone". Begründung siehe oben.
Zitat von ZettelDie Grauzone, von der ich geschrieben habe, gibt es nun einmal;
Nein. Ob man drei Kategorien aufmacht für Gute, Böse und "Graue" oder ob man sich die Mühe einer klaren Zweiteilung in Legitime und Inakzeptable macht, ist nirgends vorgegeben. Ich plädiere für letzteres.
Zitat von ZettelIch bitte um Ihr Verständnis.
Natürlich. Auch ich wollte an dieser Stelle eigentlich erst den Rand halten, siehe oben. Allerdings sah ich mich durch das Ausgangszitat selbst in der "Grauzone zum Rechtsextremismus" verortet. In Deutschland bedeutet "rechtsextrem" aber nun einmal Hitlerismus und KZ. In deren Nähe gerückt zu werden, kann einem doch etwas nachgehen. Dafür bitte nun wiederum ich um Verständnis.
Zitat von FAB. Allerdings sah ich mich durch das Ausgangszitat selbst in der "Grauzone zum Rechtsextremismus" verortet.
Auf diesen Gedanken wäre ich, lieber FAB., nie gekommen. Falls ich unbeabsichtigt diesen Eindruck erweckt haben sollte, dann tut mir das leid. Was ich meinte, das habe ich Ihnen ja seinerzeit in einer PM ein wenig zu erläutern versucht.
eins verstehe ich nicht so ganz bei den Herren Liberalen. Der Liberalismus entstand und wuchs durch die Gegnerschaft zum Staat und zu den Kirchen. Sowohl Kirchen wie auch Staat sind ja nicht nur Hierarchien, die versuchen, die Rechte des Individuums einzuschränken, sondern auch Institutionen. Im Falle der Kirchen nennt man sie bürgernahste Institution Gemeinde.
Mit dem Rückzug der Kirchen in die Diaspora wurden die Gemeinden geschwächt. Nun sind Gemeinden, auch religiöse Gemeinden, nie nur religiöse Gemeinden, sondern auch Gemeinschaften der Bürger. Wie es die Bürgerschaften in die deutschen Städten waren, die erst die Landesherren und Stadtherren, die Bischöfe, aus den Städten hinausdrängten und dann doch anderen Landesherren unterlagen.
Eigentlich müßte doch Liberalen klar sein, daß man Staat und Kirchen und Glauben (Islam) nicht durch eine Vielzahl von schreckenserregenden Individuen, im normalen Sprachgebrauch Liberale genannt, zurückgedrängt, sondern durch sich selbst organisierende und selbst verwaltende Institutionen der Bürger, die man ja wieder Bürgerschaft nennen könnte. Mächte wie die genannten drängt man nur mit einem WIR zurück, an dem sich viele Individuen, Bürger, beteiligen.
Nun kann man einwänden, das geht ja gar nicht. Der Staat ist ja so übermächtig. Also ich weiss nicht, aber waren die deutschen Staaten des 19. Jahrhundert, vor allem der preussische Staat nicht mächtiger? Hat diese Staatsmacht die damaligen Liberalen gehindert, sich selbst organisierende und selbst verwaltende Institutionen der Bürger zu gründen? Die gab es ja einmal, bevor sie von Institutionen der Linken verdrängt wurden.
Einer der Liberalen, der sich hier zu Wort meldete, gehört selbst einer Bürgerschaft, einer Gemeinde an. Einer religiösen Gemeinde der altkatholischen Kirche. Ich habe schon öfters Gemeindeleben in lebendigen Gemeinden erlebt. Ist es nicht so, daß das WIR einer solchen Gemeinde jedes Individuum trotz des Zeitaufwandes für die Mitarbeit nicht etwa schwächt, sondern ganz enorm stärkt.
Solange die Liberalen nicht sich selbst organisierende und selbst verwaltende Institutionen der Bürger aufbauen, die den Staat zurückdrängen, wird sich an der Macht des Staates wenig ändern.
Das beginnt mit Bürgerschaften in den Schulen und Wohlbezirken. Wenn man so will, ist ProKöln eine solche Bürgerschaft. Aber warum ist sie und wann ist sie entstanden. Viel zu spät. Die Bürgerschaft muß den öffentlichen Raum in einem Stadtviertel ausfüllen. Existieren nur Individuen, die man zurückdrängen kann oder die sich zurückziehen, werden der Staat, die Religionen und unkonventionellere Zeitgenossen den Freiraum immer ausfüllen.
Die einzige Entwicklung, die man in den letzten Jahren und Jahrzehnten beobachten kann, ist nicht etwa der Rückzug des Staates, sondern der Rückzug der Bürger. In das Private, das Indivuduelle, die biedermeierliche Beschaulichkeit. Es ist der Bürger, der nicht nur dem Staat immer mehr Freiraum öffnet, weil er, so fixiert darauf, ein Individuum zu sein, immer weniger, bei einigen gar nicht mehr in der Lage, ein WIR zu bilden, in dem ein Individuum nicht aufgeht, sondern sich einbringt. (kann man in fast jeder Erwachsenenbildung beobachten)
Das öffnet nicht nur dem Staat und damit jeder anderen interessierten Machtgruppe weitere Freiräume, sondern es schwächt auch die Zusammenarbeit zum wirtschaftlichen Nutzen in Unternehmen und Institutionen, in vielen Teams tagtäglich zu beobachten. Es schwächt auch das private WIR, wie man an den zahlreichen nebeneinander, aber selten miteinanderlebenden Menschen erleben kann.
Bin ich etwa kein Individuum mehr, wnn ich ein oder mehrere WIR stärke? Bin ich nur dann ein Indivuum, wenn ich mich jedem WIR verweigere?
Wenn das der Fall ist, ist man kein Individuum, sondern schlicht und einfach ein schwacher Mensch. Ein schwacher Mensch ist nie ein Individuum
Libero
Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
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